Sunderland als „Phantasie-Spielsachen" konsigniert worden. Da sie lange Zeit nicht abgeholt wurden, soll er eine Kiste geöffnet und die Sendung hiernach Daniel Currie, dem Hauswart des Instituts, übergeben haben. Dieser brachte die Geschichte von dem geheimnisvollen Deutschen vor die Polizei. Man glaubt, daß Currie die Sendung gestohlen hat und behielt ihn in Haft.
Charbin, 8. April. Während eines heftigen Unwetters, das in der vergangenen Nacht herrschte, brach zum drittenmal in dieser Woche in der chinesischen Vorstadt Fudigtan Feuer aus, das den gelamten Geschäftsteil in einer Ausdehnung von zwei Quadratkilometern zerstörte. Tausende von chinesischen Familien sind obdachlos.
Vermischtes.
In Staffelstein bei Koburg starb die Ehefrau des Selterswasserfabrikanten Keller an Blutvergiftung. Sie hatte ihr verstorbenes Kind geküßt und sich dabei mit Leichengift infiziert.
Rosegger über seinen Orden. In der neuesten Folge seiner Tagebuchblätter, die Peter Rosegger im „Heimgarten" veröffentlicht lesen wir: „Da erschien ein Bote aus dem Rathause und ersuchte um Empfangsbestätigung für einen großen Brief und ein kleines Paket, die er feierlich vor mich auf den Tisch legte. Im Briefe wurde mir durch ein Statthaltereidekret angezeigt, daß durch die Ministerien des Aeußern und des Innern an die Statthallerei eine Botschaft eingelangt sei, der Deutsche Kaiser hätte mir den königlich preußischen Kronenorden 2. Klasse verliehen. Im Paket war das Schächtelchen mit dem Orden. — Ein heftiger Schreck. Wenn man auf so was sein Lebtag nie gedacht hat! Waldbauernbubi Mit blauem Seidenband um den Hals zu tragen ein weißes Kreuz, inmitten die goldene Königskrone und der Spruch: „Gott mit uns!" Gestiftet hat den Orden Wilhelm I. am Tage seiner Königskrönung, wie eine zweite Inschrift besagt. — Also wieder eine Probe ob der Waldbaner auch echtfarbig ist. Mein Dank sei, daß ich sie niit Ehren bestehe . . . Was war nun zu tun? Zeitungen berichteten, ich ginge nach Berlin; andere erzählten, ich hätte dem Kaiser gleich einen Brief geschrieben. Das erstere verbot die Kränklichkeit, das letztere würde ich kaum an die große Glocke gehangen haben. Wieder andere Blätter spannen aus dieser Ordensverleihung politische Gedanken. Nein, nichts von Politik! Die Sache hat für mich eine höhere Bedeutung. Ich sage es laut, mir tut es wohl, daß Wilhelm II. in dessen Haupte die Fragen der Welt pulsieren, die königlichen Gedanken wohnen — daß dieser modern altruistische Fürst auch den Idealen eines Volkspoeten seinen freundlichen Gruß zuwinkt. Das dankbare Volk streut Blumen. Der König Orden. Wer sich ziemlich sicher fühlt einerseits vor der Neigung, der Menge zu schmeicheln, anderseits vor der Gefahr ein höfischer Singer zu werden, der kann solche Auszeichnungen mit unbefangener Freude annehmen."
Der Weinkontrolleur. Eine niedliche Ge
schichte ist kürzlich einem Weinkontrolleur passiert. Auf einer Inspektionsreise kam er in ein pfälzisches Weindorf, und die Kunde von dem Eintreffen des Vielgefürchteten durcheilte als Schreckensnachricht den Ort. Besonders ein wackeres Bäuerlein war sehr erschrocken, so sehr, daß es sofort alle seine Fässer auslaufen ließ. Das Geschick wollte es aber, daß Herr Weiser gerade auch dieses Bäuerlein kontrollieren ging. Als er die viele Flüssigkeit sah, fragte er: „Na, was ist denn hier los?" Der Bauer erwiderte: „Ja, Herr Kontrolleur, denken Sie bloß das Unglück, mein ganzer Keller steht voll Grundwasser." Dem Herrn Kontrolleur kam die Sache nicht geheuer vor, er tippte den Finger in die Sauce und sagte in strengem Ton: „Aber das ist ja Wein." Da machte das voreilige Bäuerlein ein dummes Gesicht und erwiderte: „Herr Kontrolleur, wenn ich gewußt hätte, daß Sie das für Wein halten würden, dann hätte ich ihn ganz gewiß nicht laufen lassen." Tableau!
Gemütlich. Ein alter Karlsruher besucht seinen schwerkranken Freund: „Liewer Freund, ich seh. Du wirscht schterwe! Im Fall, daß Du am Freitag solltscht begrawe werde, so nimmscht mirs nit üwel, wenn ich nit zu deiner Leich' komm.' Da bin ich nämlich scho anderswo eingladeü" —
Die kontrollierten Studenten. Um den Fleiß der Studenten zu heben und zu bessern, haben die amerikanischen Universitütsbehörden zu einem Mittel gegriffen, gegen das unsere Musensöhne wohl ganz energisch Front machen würden. Die Professoren haben nämlich beschlossen, die Höhe des „Wechsels" der Studierenden zu kontrollieren und den Eltern anzuempfehlen, den Söhnen nicht so viel Geld zu geben. Namentlich ein Professor der Uale- Universität hat einen eigenen Konnex zwischen dem „Wechsel" der Studenten und ihrem Fleiß herausgefunden. Nach seiner bei 500 Studenten vorgenommenen Kontrolle ergab sich nämlich, daß die reichen Studenten achtzehnmal so viel Tabak rauchen und Spirituosen vertilgen als ihre unbemittelten Kollegen.
New-Iork, 6. April. (Eine heroische Errettung). Von hier wird die Geschichte einer merkwürdigen Operation gemeldet, durch die einer Frau von 35 Jahren das Leben gerettet wurde. Mrs. Peter Anderson litt seit längerer Zeit schwer an Blutleere. Sie mußte in den letzten Tagen des März auf die Poliklinik gebracht werden, wo sie in Bewußtlosigkeit verfiel. Die Aerzte wendeten alle Mittel an, um den Herzschlag zu verstärken, und als alles umsonst war, schlugen sie vor, es mit der Bluttransfusion zu versuchen. Der Gatte der Frau erklärte sich bereit, sich zu opfern. Er wurde chloroformiert uud an die Seite seiner Frau auf den Operationstisch gelegt. Die Aerzte öffneten eine Arterie an seinem linken Arm und pumpten durch ein Rohr etwa zweieinviertel Liter Blut in den Körper der Frau. Sie gab sofort Zeichen der Belebung und gewann von Minute zu Minute an Kraft. Der Gatte war außer sich vor Freude, als er zum Bewußtsein erwachte und mit seiner Frau
reden konnte. Die Aerzte Dorrance und ReishmaM welche die Operation ausführten, sagen, daß «tz Resultat der Transfusion die roten Körperchen in, Blute der Frau von 10 auf 75 Prozent Zunahmen. Sobald der Gatte seine volle Kraft wieder erlang! hat, wird er sich einer zweiten Operation unterzieht,
Was die Bienen anzieht. In dem Bullch der Brüsseler Akademie der Wissenschaften veröW- licht Josefine W6ry eine Abhandlung über experimentelle Versuche hinsichtlich der Anziehung da Bienen durch die Blumen. Die Versuche wurden im Brüsseler Botanischen Garten ausgeführt, tz ergab sich dabei, daß die mit lebhaft gefärbten Organen versehenen Blüten eine größere Anziehungskraft auf die Bienen haben als Blüten derselben Art ohne diese Organe. Der Honig lockt die Bienen nur wenig an. Die von der Verfasserin verwendeten künstlichen Blumen, die mit möglichster Naturtrem hergestellt und geschickt in dem natürlichen Laubwerk angebracht waren, lockten die Bienen kräftig an, ebenso kräftig wie ihnen ähnliche natürliche Blumen, die unversehrt waren, sich aber unter einer Glasplatte oder in einem Glase befanden. Der Duft allein zieht die Bienen nur schwach an, während die lebhafte Färbung und die Form zusammengenommen, aber von den Dustausströmungen gesondert, eine sehr deutliche Anziehung auf die Bienen ausüben.
Ueber ein neues Verfahren der Obstkultur, die „Mulchmethode", wird aus Amerika berichtet Dieses Verfahren besteht darin, daß die Obstgärten mit Gras eingesäet, das Gras aber nicht als He» abgefahren, sondern nach dem jährlich mehrere»,«!» vorgenommenen Schnitt um die Bäume gelegt wirb. Hier bildet es mit der Zeit eine dicke Humusdecke. Die Bäume strotzen vor Gesundheit, die Ernten sind reichlicher und besser als im offenen Boden. Das war das Ergebnis genauer Vergleichskulturen über die ein in Amerika lebender deutscher Gärtner iin praktischen Ratgeber ausführlich berichtet. Er knüpft daran die Mahnung, daß man auch in Deutschland mit der neuen Methode Versuche machen möchte. - Obstbautreibende, die sich für diese neue Sache interessieren, erhalten auf Anfrage den betreffenden Aufsatz vom Geschäftsamt des praktischen Ratgebers in Frankfurt a. O., kostenfrei zugeschickt.
Rätsel.
Ich war in schlimmer Krankheit Bann, Doch endlich Sorge und Gefahr Und Schwäche überwunden war.
Bald neue Kräfte ich gewann.
Ich war nun ganz das Rätselwort.
Ich strich ein Zeichen, und sofort Der Name einer Stadt entstand.
Die allbekannt in Preußenland.
Auflösung der Aufgabe in Nr. 55.
13 Kinder unter, 15 Kinder über 10 Jahren. Richtig gelöst von Friederike Schund, Feldrennach: Wilh. Beruh. Knüller, Frau Geisel, Hosen: Wilh. Fr. Kul, Zimmermann, Friedrich Knüller, Siiger, Neusatz: Kerl Weiß, Maurer, Gottlob Kull II., Gaistal.
„Ja, Er bekommt mehr! Aber nicht von ordentlichen, rechtschaffenen Händlern, sondern von den falschen, betrügerischen!" sagte Matthias Heinsohn bestimmt. „Höre Er, Carsten Nagel! Es fängt an, in Marschlanden unsicher zu werden. Nicht daß dort Räuber und Diebe hauseten. Gegen diese gibt es Schloß und Riegel und allenfalls Fäuste und Dreschflegel. Ich meine die Diebe im Halbwagen, die die Taschen voll Gold haben und bereit sind, es in die Hände derjenigen zu legen, die sich darum bewerben. Sie kaufen die Ernten nicht blos auf dem Halm, sie kaufen für mehrere Jahre ein bestimmtes Quantum im voraus, und wenn . . ."
„Spreche Er sich nicht außer Atem!" sagte Carsten Nagel, dem Eifernden das Wort abschneidend. „Er ist verdrießlich, daß Er hier im Orte die Herrschaft nicht mehr allein haben soll, und daß einer in dieselbe Spur lenkt, die Er für sich allein gepachtet hatte. Habe ich Ihm zehn Jahre lang meinen Weizen zu wohlfeil verkauft, ist das kein Grund, es auch noch im elften zu tun. Ein Geschäft ist hier für Ihn nicht zu machen, und zu einem Diskurs über seine Konkurrenten oder wie Er sie sonst nennt, habe ich weder Zeit noch Lust!"
„Er weiset mir den Weg!" sagte Matthias Heinsohn ausfahrend. „Nicht nötig, Herr; weiß ihn von selbst zu finden. Mein gutes Wort hat Er verschmäht; ich bedauere die Zeit, die ich damit verlor, es zu sprechen. Mich sieht Er nicht wieder. Auf einen Hof, wo Johannes Hansen und seinesgleichen verkehren, setze ich keinen Fuß mehr. Nehme
Er sich in acht, Carsten Nagel! Er sieht zu viel in die Luft. Beuge Er fein den Kopf, damit Er die Schlinge gewahrt, die man Ihm vor die Füße legt!"
Nicht lange, nachdem Herr Matthias Heinsohn gegangen war, hielt vor dem Hecktor ein Wagen, dem ein hagerer Mann in sorgfältiger Kleidung entstieg.
„Er ist es, Johannes Hansen!" begrüßte ihn der Bauer, der im Hofe beschäftigt war, in barschem Tone. „Schon wieder von Freiburg zurück? Er hat sich nicht viel Zeit zum Ausruhen genommen!"
„Das darf man auch nicht, wenn man seine Kunden redlich bedienen will. Ich mache es mir zum festen Grundsatz ..."
„Wischi! Waschi!" Ich will von seinen Grundsätzen nichts wissen, sondern von den Geschäften, die Er für mich abmachte. Wie weit ist Er damit?"
„Alles ist in Ordnung!" sagte Johannes Hansen schnell. „Die verlangte Summe steht jeden Augenblick zu Diensten, und ein Drittel habe ich in vollwichtigen Dukaten mitgebracht. Der Advokat hat eine Schrift aufgesetzt . . ."
„Nur keine Hypotheken!" rief der Bauer laut. „Keine Verpfändung von Grund und Boden. Ein Bauernhof muß frei sein, sonst hört er auf, ein Herrengut zu heißen. Was auf meinem Acker wächst, verkaufe ich, wenn es einer haben will, auf zehn Jahre voraus, aber der Acker selbst bleibt mein ungeteiltes Eigentum!"
„Nicht mehr als billig!" sagte der Unterhändler.
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das Geld in Empfang zu nehmen?"
„Komme er mit in das Haus! Wir wollen es kurz machen. Wenn ich das eine Mal mit Ihm zufrieden bin, hat Er meine Kundschaft für immer!"
Beide gingen durch die breite Hoftür in das Haus. Schon nach einer halben Stunde erschien Johannes Hansen wieder, bestieg seinen Wagen und fuhr mit einem vergnügten Gesichte davon.
Carsten Nagel gab ihm nicht das Geleite. Ert zählte das empfangene Geld zum zweiten Male! durch, musterte den baren Vorrat, den er in der Truhe hatte, und verschloß diese sorgsam.
„Nun ist er mein! Ich halte ihn mit beiden Händen und will ihn nicht wieder loslassen, bis er den letzten Atemzug tut. An Schimpf und Schande soll er sterben und vor Scham vergehen, wenn jung und alt mit Fingern aus ihn zeigt. Endlich kommt der Tag, der mir vergelten soll, was ich ertragen mußte. Endlich wird die Rechnung geschlossen und die Schuld beigetrieben. Sieh Dich vor, Peter Bolt! Ich werde nicht zu kurz kommen!"
— (Fortsetzung folgt.) —
^Gegenseitigkeit.) Vorsitzender: „Wir wollen es diesmal bei einer Geldstrafe bewenden lassen, weil Sie bisher unbestraft sind und einen guten Eindruck auf das Gericht gemacht haben." — Angeklagte (verschämt): „Ach, die Herren gefallen mir ja auch ganz guU"