vermischtes.

Umpfropfen der. Obstbäume. Im Obst­bau macht sich gegenwärtig eine Bewegung geltend, die dahin strebt, alle minderwertigen, schlechttragen­den und auch alle mittelmäßigen Obstsorten zu be­seitigen und an ihre Stelle möglichst schnell die edelsten, besten, geeignetsten Sorten zu setzen. Wie der praktische Ratgeber in einer Reihe von Aufsätzen ausführlich erörtert, wird das auch mit ganz alten Bäumen schnell erreicht durch Umpfropfen und zwar wird das einfache Spaltpfropfen ganz besonders empfohlen. In der Schweiz werden jährlich viele Tausende alter Obstbäume umgepfropft, um die Sorten den Anforderungen des Handels besser an­zupassen; auch in der Rheinprovinz ist ein plan­mäßiges Umpfropfen der Obstanlagen im Gange. Es sind Veredler tätig, die zu bestimmten Akkord­sätzen die Arbeit fertig Herstellen. Wer sich für alle diese Sachen interessiert, wolle sich die Umpfropf­nummer mit Bildern, vom praktischen Ratgeber in Frankfurt a. O., senden lassen.

Die Zahl der Pulsschläge ist häufig auch bei ganz gesunden Menschen außerordentlich verschieden. Der weibliche Pulsschlag ist immer, schneller als der männliche und es läßt sich als allgemeines Gesetz aufstellen, daß das Tempo des Pulses von der Ge­burt bis zum Tode allmählich immer langsamer wird. So ist denn auch von einigen berühmten Aerzten versichert worden, daß zweifellos aus der Art des Pulsschlags allein Geschlecht und Alter einer Person berechnet werden könne. Bei eben gebo­renen Kindern hat der Puls 160 Schlüge in der Minute, wenn es Mädchen sind und 150 in der Minute, wenn es Knaben sind. Im Alter von vier oder fünf Jahren werden die Pulsschläge nur noch 110, respektive bei Knaben 100 in der Minute be­tragen. Der durchschnittliche Pulsschlag, den heran­gewachsene junge Mädchen und Jünglinge erreichen, beträgt 95 und 90. Frauen und Männer in reiferem Alter haben durchschnittlich 80 und 75 Pulsschläge in der Minute. Bei älteren Frauen und Männern beträgt dann der Pulsschlag meistens nur 60 und 50. Bei alten Frauen wird die Zahl der Puls­schläge selten, wenn überhaupt jemals, unter fünfzig herabsinken, aber bei alten Männern ist die Ver­minderung der Pulsschläge bis unter fünfzig in der Minute ziemlich häufig. Doch ist auch innerhalb dieser allgemeinen Aufstellungen noch eine starke Verschiedenheit im Tempo des Pulsschlages bei sonst vollkommener Gesundheit möglich. So soll Napo­leons Pulsschlag im besten Mannesalter nur 44 Schläge in der Minute betragen haben. Als ein Rekord in der niedrigsten Zahl der Pulsschläge wird der Fall eines alten ganz gesunden Mannes er­wähnt, der im Alter von 87 Jahren selten mehr als 30 Pulsschläge in der Minute hatte, häufig aber auch nur 37, und mit diesem Minimum von Puls­schlägen noch zwei Jahre lang lebte.

(Wie prüft man Seife?) Um Seife auf ihren Wert hin zu prüfen, schabt man ein genau abge­wogenes Stück der zu prüfenden Ware und läßt es in Wasser, dem man eine handvoll Kochsalz zugesetzt hat, am Feuer langsam warm werden und aufkochen. Dann nimmt man den Topf vom Feuer und läßt die Flüssigkeit sich abkühlen. Die Seifenteile scheiden sich ab, man nimmt sie vom Wasser herunter und läßt sie trocknen. Hierauf wiegt man sie, und was an dem ursprünglichen Gewicht fehlt, ist der Seife an fremden Bestandteilen zugesetzt gewesen.

Ein Schulrat will die Kinder prüfen in Bezug auf Fertigkeit im Zahlenlesen und -schreiben. Er wendet sich an einen Schüler:Nenne eine Zahl!"

74!" ruft der Knabe.Vierundsiebzig", spricht und schreibt der Herr Rat, indem er links anfängt, so daß 47 zustande kommt. Dann blickt er erwart­ungsvoll in die Klasse, hoffend, korrigiert zu werden. Niemand wagt sich zu melden.Nenne du eine Zahl!" wird ein anderer Knabe aufgefordert. 53!"Schön! Dreiundfünfzig I" Dieselbe Schreibweise, derselbe erwartungsvolle Blick, der­selbe Erfolg. Da meldet sich auf einmal ein kleiner Helle" aussehender Junge.Na, du, mein Sohn?"

66, de warn's doch wohl schrieben können!"

Ja, ja, die pommerschen Jungen sind gar nicht so dumm! _

Aufgabe.

In einer kleinen einklassigen Landschule beträgt das Schulgeld vierteljährlich für jedes Kind unter 10 Jahren 75 Pfg., für jedes Kind über 10 Jahren 1,10 Mk. Die jährliche Einnahme aus dem Schul­geld beträgt 105 Mk. Wie viel Kinder unter 10 Jahren, wie viel Kinder über 10 Jahren sind in der betreffenden Schule?

(Berechtigte Frage.j Vater (zu seiner Tochter und Frau):Wo wäret ihr denn wieder so lange?" Frau:O, wir haben uns nur im Kaffee­kränzchen aufgehalten." Vater:So? Heber wen denn?"

Die Deich schau.

2) - (Nachdruck verboten).

Peter Bolt lächelte wehmütig und sagte, die Hand der Tochter in der seinigen hallend:Die Köpfe der Marschbauern sind von Eisen. Das Sprichwort trifft bei mir nicht zu. Ich stamme von einem Eingewanderten ab, und es rollt noch fremdes Blut in diesen Adern. Wenn die Wege grundlos werden, und die Moorleute schreiten auf ihren Stelzen quer über die Felder weg, um zur Kirche zu gehen, erschrecke ich vor diesen Riesengestalten, die mir in der Morgendämmerung entgegentreten. Und wenn im Herbst die dichten Nebel aus dem Boden aufsteigen, schüttelt mich das Marschfieber. Ich wohne wohl in der Marsch, Trina Bolt, aber ich bin nicht heimisch in ihr, und darum stößt sie mich von sich. Der Deich, der alle schützt und schirmt, ist mein Untergang."

Dann helfe ich Ihm tragen, lieber Vater, und wehre den Feind ab, der Ihm an den Hals will!" sagte das Mädchen entschlossen.Ich weiß, wo man die Hilfe suchen muß, und werde sie finden."

Kennst Du das Wort, das an der Spitze der Deichordnung steht, Kind?

Wer nicht will deichen,

Der muß weichen!"

Ich kann es nicht."

Er soll es können, Vater. Er soll! Ich mache Ihm das. Meine Mutter war eine Kreuz­eggerin, und die Kreuzeggers haben stets durch­gesetzt, was sie durchsetzen wollten. Vertraue Er mir, Vater!"

Ich ehre Deinen Willen, Kind."

Dem Willen soll die Tat folgen!" sagte Trina Bolt zuversichtlich.Ich brauche dem Marx Nagel nur ein Wort zu sagen, Vater. Er ist so gut und brav ..."

Wer?"

Das Mädchen wurde bei dieser Frage blutrot und stockte. Der Vater wiederholte das Wort.

Weshalb sage ich es denn nicht frei heraus? Er muß es ja doch einmal erfahren. Warum wird Er so bleich, Vater, und zittert am ganzen Leibe? Er erschreckt mich!"

Weiter, Trina Bolt! Weiter!" befahl der Alte mit gepreßter Stimme.

Das Mädchen fuhr mit etwas unsicherem Tone fort:Ich meine den Marx Nagel vom Nagels­hofe, der alle Morgen hier vorbeireitet. Wenn ich Sonntags zur Kirche gehe, steht er an der Kirchen­tür und sagt zu mir:Guten Morgen, Jungfer Bolt!" Und wenn ich nach Hause gehe, steht er wieder da und sieht mich an und grüßt so freund­lich, als ein Mensch nur grüßen kann. Und als vor vier Wochen der Tanz in der Landesherberge war, wozu die Dragoner aus Neuhaus aufspielten, haben wir dreimal hintereinander zusammen getanzt. Und jedesmal warf er einen Kassendrittel auf den Musikantentisch, damit sie es recht gut machen sollten. Und als der letzte Tanz aus war, sagte er, daß er mir gut sei und mich heiraten wolle und nun weiß Er alles, Vater."

Du hast Dich mit dem Marx Nagel ver­sprochen?" fragte der Vater mit einem tiefen

Atemzuge.

Ja, Vater, offen und ehrlich. Er hat mich gesrägt, und ich habe ja gesagt, und lügen können wir beide nicht. Der Marx Nagel wird sein

Schwiegersohn, und von dem Sohne kann der Vater schon eine Hilfe annehmen. Wenn der Marx zu seinem Vater geht und ihm offen und ehrlich sagt, wie die Sachen stehen, tut dieser den Beutel weit auf, und Er kann den Deich so fest und stark

machen, daß die Elbe ihn nicht unterkriegt, sie mag daran rütteln, so lange sie will."

Peter Bolt schwieg einige Augenblicke, dann nahm er die Hand der Tochter und sagte:Es ist gut, Kind! Ich danke Dir, daß Du offen gewesen bist und mir alles gesagt hast. Hoffentlich finde ich einen Ausweg, um uns zu retten. Aber auf eine Hilfe von dem Nagelshofe her rechne nicht; das ist vergeblich! Und nun laß mich allein! Es geht mir vielerlei durch den Kopf, was ich in Ruhe überlegen muß. Wenn ich mit mir im reinen bin, sprechen wir weiter. Geh, Trina Bolt, und sieh nach Deinen Mägden! Ich bedarf der Ruhe!"

RcdakL»<m Ed verlsK ss« L« tn Rrsrn-Lrg,

Die Tochter ging, nicht ohne sich nochmals nach dem Vater umzusehen. Sie konnte ihn nicht ver­stehen. Ein trüber Gedanke bemächtigte sich ihrer; aber nicht auf lange. Ihr fröhlicher, gesunder Sinn verscheuchte ihn, ehe er sich festnisten konnte. Es war wieder Sonnenschein überall.

Peter Bolt blieb lange in der weiten Dönse allein.Auf eine Hilfe vom Nagelshofe hier rechne nicht!" sagte er, und er hatte ein Recht dazu, es zu sagen. Es war ein dunkles Blatt aus ver­gangenen Tagen, woraus es geschrieben stand.

* i

Und dieses ist das Blatt. Unwei" von dem Kirchhofe, mitten im Dorfe, stand ein Baum, der seiner Seltenheit wegen in der ganzen Hadeler Marsch berühmt war, denn vom Freiburgischen an bis nach Altenbruch herunter war kein zweiter zu finden. Nach allen Seiten hin breitete er seine Zweige aus, und im Frühjahr, wenn die Birnen- und Aepfelbäume Blüten ansetzten, sah er aus, als sei er von oben bis unten mit Hellen, weißen Lichtern besteckt: ein Weihnachtsbaum unter dem blauen Frühlingshimmel.

Und dieser Baum beschattete ein einfaches Haus, das gehörte dem Krüger Jakob Kreuzegger, der hier eine Schankwirtschaft hielt. Das Haus stand gut in Nahrung, absonderlich an Sonntagen. Die entfernter wohnenden Marschbauern, die oft von weither zum Gottesdienste gefahren kamen, stellten Pferde und Wagen in der Schenke ein. So war es von alters her üblich gewesen, und was der Marschbauer sich einmal angewöhnte, davon läßt er nicht, bevor Deiche und Dämme brechisn. Aber zu dieser Zeit kamen die jungen Männer-auch an den Wochentagen, mehr als ihnen dienlich, nicht sowohl des stärkenden Trunkes, als um der schönen Schenkin willen; denn des Krügers Tochtet, Elsbeth Kreuzegger, war das schönste Mädchen weit und breit. Sie hatte der Liebhaber gar viele und durste nur die Hand ausstrecken, so hing an jedem Finger ein Freier.

Es waren nicht blos die Söhne der sogenannten kleinen Leute, die sich um die schöne Elsbeth be­warben. Auch die jungen Herrenleute machten sich viel mit ihr zu schaffen und ließen sich keine Mühe verdrießen, die Gunst des schönen Mädchens zu er­werben; allein die Elsbeth war klug und hielt alle in einer angemessenen Entfernung.

Nur ihrer zwei waren in der Gemeinde, die ließen nicht ab mit ihren Bewerbungen. Das waren die jungen Hofbesitzer Carsten Nagel und Peter Bolt. Der elftere war der bei weitem reichste und angesehenste. Sein Hof war der größte, sein Boden der schwerste, und sechs Pferde vor dem Pfluge waren nötig, die Furchen tief und breit aus­einanderzulegen. Dabei war der junge Bauer fest und hart wie Eisen. Was er wollte, das tat er, es mochte biegen oder brechen. Der Peter Bolt war freundlich und stiller. Er ließ auch andere gelten, und wenn ihm ein gutes Wort gesagt wurde, hörte er darauf und richtete sich danach, wenn es irgend möglich war. Er war von dem Großvater her ein halber Fremder und galt den alten erb­gesessenen Bauern mit ihren Wappenschildern und Schriftzeichen nicht für vollbürtig.

Diese beiden warben eifrig um die Gunst der schönen Elsbeth. Sie bewachten sich mit eifer­süchtigen Blicken, und kaum war der eine auf dem Wege zur Schenke, als auch der andere von der entgegengesetzten Seite herkam.

Da trat eines Morgens der Carsten Nagel an den Peter Bolt heran und sagte:Wir spielen beide ein Spiel, das nur einer von uns gewinnen kann. Ich lasse nicht ab, und wenn ich darüber zugrunde gehen soll."

Ich auch nicht."

Du kannst es nicht so lange aushalten als ich," fuhr Carsten Nagel fort.Du bist, wie der Pastor in der Kinderlehre sagte, ein Stück Wachs. Wenn man mit dem Finger darauf drückt, bleibt eine Ver­tiefung zurück. Du kannst nachgeben, ich nicht; darum lasse mir die Vorhand."

Davon sprich nicht! Ich tue es nie und nimmer!" entgegnete Peter Bolt.

Der Zurückgewiesene biß sich auf die Lippen, und die Stirnader schwoll ihm an. Aber er be- wang den aufsteigenden Zorn und sagte, indem er einen Nebenbuhler vertraulich unterfaßte und einige Schritte mit ihm ging:Ich weiß, wie es mit Dir steht, Peter Bolt. Du bist mit Deinem Kram nicht im klaren. Kann sein, daß es nicht Deine Schuld ist; aber es ist doch einmal so, und ich bin bereit. Dir eine helfende Hand zu leihen!"

(Fortsetzung folgt.)