Der von New-Orleans nach San Franziska gehende Südpacificzug überfuhr bei Colton in Kalifornien eine Weiche und entgleiste, wobei 26 Personen ge­tötet und gegen 100 Personen verletzt wurden, zum Teil tötlich. Die meisten Getöteten sind Italiener.

Im Theater des Vorortes von Paris Saint Denis ging es recht bunt zu und fehlte es nicht an unterhaltenden Aufregungen. Unmittelbar vor dem Aufgehen des Vorhanges hatte nämlich ein ungeladener Gast, ein Gerichtsvollzieher, die Kaffe beschlagnahmt, worauf die Schauspieler den Dienst verweigerten. Das empörte das Publikum, das sein Geld zurückhaben wollte und diesen be­rechtigten Wunsch in sehr energischen Rufen und Drohungen bekundete. Schließlich hielten sich die erschienenen Theaterbesucher an dem Material schadlos und schleppten Stühle, Sessel, selbst aus­gehobene Türen und Fenster fort, ohne daß die in aller Eile herbeigeholten Gendarmen sie daran zu hindern vermochten. Der Theatersaal sieht wie ausgeplündert aus; natürlich droht den sämtlichen Mitnehmern der Stühle usw. usw., falls sie er­mittelt werden, eine strafgerichtliche Verfolgung.

Württemberg.

Die württembergischen Staatseisen­bahnen hatten im Monat Februar ds. Js. eine Gesamteinnahme von 4 738000 Mk. Davon kommen auf den Personenverkehr 1351000 Mk. und auf den Güterverkehr 2 890000 Mk. Die Gesamteinnahme des Februar ds. Js. ist nur um 41447 Mk. höher als im gleichen Monat des Vorjahres. In der Zeit vom 1. April 1906 bis letzten Februar 1907 be­trugen die Einnahmen 65 518 000 Mk. gegen 61612 581 Mk. in der gleichen Periode des Vor­jahres. (Mehr 3 905419 Mk.)

Stuttgart, 28. Mürz. Unter dem Vorsitz des Präsidenten v. Mosthaf fand hier gestern im Landes­gewerbemuseum eine Besprechung über die Frage der Einführung von Schiffahrtsabgaben auf dem Rheine statt. An dieser Besprechung, welche übrigens zu Beschlüssen nicht führte, nahmen neben Beamten des Ministeriums des Innern, der Zentralstelle für Handel und Gewerbe, auch die Vorsitzenden und Sekretäre der Handelskammern des Landes teil. Wie verlautet, hat die Regierung den ablehnenden Standpunkt gegenüber den Abgaben verlassen und sucht jetzt die Handelskammern für die Zustimmung zu Abgaben zu gewinnen.

Stuttgart, 30. März. Der langjährige Leiter der chirurgischen Abteilungen des Stuttgarter Katha­rinenhospitals und Ludwigshospitals, Obermedizinal­rat Dr. v. Burckhardt, ist, nachdem er sich vor einigen Wochen einer schweren Darmoperation hatte unterziehen müssen, am Karfreitag, vormittags kurz vor 11 Uhr, gestorben. Geboren zu Cannstatt am 3. Juli 1847, war Burckhardt von 1872 bis 1877 Assistenzarzt an der chirurgischen Klinik in Leipzig und wurde dann als Vorstand der chirurgi­schen Abteilung an das Stuttgarter Ludwigshospital berufen. Im Jahre 1883 wurde er zum gleich­zeitigen Vorstand der chirurgischen Abteilung des Katharinenhospitals ernannt. Während er das elftere Amt vor wenigen Wochen (unmittelbar vor der Operation) niedergelegt hat, hat er das zweite bis zu seinem Tode bekleidet. 30 Jahre in der einen, nahezu 25 Jahre in der anderen Stelle hat somit Stuttgarts erster Chirurg seines verantwortungsvollen Amtes gewaltet, und seine große ärztliche Kunst ist vielen Tausenden zum Segen geworden. Scheinbar noch in der Vollkraft seiner Gesundheit hat der Verstorbene als Vorstand des geschäftsführenden Ausschusses den letzten im September in Stuttgart abgehaltenen Naturforscher-Kongreß eröffnet und insbesondere die geselligen Veranstaltungen desselben geleitet, wobei er in vornehmer Weise namens der Stuttgarter Aerzteschaft die Honneurs machte. Aber schon damals nagte die tückische Kranheit an seinem Lebensnerv und obwohl er sich über die Hoffnungs­losigkeit seines Leidens klar gewesen ist, war er mit ungebeugter Energie in seinem Berufe tätig, bis sein Zustand ihn aufs Krankenlager zwang. An äußeren Ehrungen hat es ihm nicht gefehlt. Er war Ge­neralarzt a In suite des Sanitätskorps; von württ. Orden besaß er die Kommenturkreuze des Ordens der württ. Krone und des Friedrichsordens 2. Kl., den Olgaorden und die Karl-Olga-Medaille. Burck- hardts Tod erinnert lebhaft an denjenigen des Professors v. Bergmann. Vor einem Jahr entdeckte v. Burckhardt an sich selbst, daß er an Darmkrebs litt. Trotzdem operierte er weiter bis zu dem Tage, an dem er selbst operiert werden mußte.

Stuttgart, 1. April. Unter großer Beteilig­ung wurde heute vormittag aus dem Pragfriedhof Obermedizinalrat Dr. Hermann von Burckhardt

zur letzten Ruhe bestattet. In dem Trauergefolge befanden sich Herzog Robert, Vertreter des Königs und der Königin, der Herzogin Wera, des Herzogs Ulrich und des Herzogs Wilhelm von Urach, der kommandierende General von Hugo, der Gouverneur von Stuttgart, General von Berger, sowie zahlreiche Sanitätsoffiziere mit Generalarzt Dr. v. Wegelin an der Spitze, Minister von Pischek als Vertreter der Regierung. Der Sarg wurde von 8 Sanitäts­unteroffizieren getragen. Im Sinne des Ent­schlafenen sprach Prälat von Weitbrecht nur ein Gebet. Oberbürgermeister von Gauß legte sodann namens der Stadt Stuttgart einen Lorbeerkranz am Grabe nieder. Mit dem ChoralGott ist getreu" schloß die ernste Feier. Unter den zahl­reichen Kranzspenden befanden sich u. a. solche des Königspaares, sämtlicher Mitglieder des kgl. Hauses, des württ. ärztlichen Landesvereins, des württ. Sanitätsoffizierkorps, der Geschäftsleitung der 78. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte.

Stuttgart, 27. März. Heute abend fand im Festsaal der StuttgarterLiederhalle" die letzte Auf­führung des unter dem Protektorat Ihrer kaiserl. Hoheit der Frau Herzogin Wera von Württemberg stehenden PassionsfestspielesKaiphas und Pilatus" statt. Auch diese Aufführung wurde von dem Publi­kum, das den Saal bis auf den letzten Platz füllte, sehr beifällig ausgenommen. Auch Se. Majestät der König und die Königin, welche der Aufführung bei­wohnten, gaben ihrer lebhaften Befriedigung Ausdruck.

Stuttgart, 28. März. Um die Erinnerung an die glorreichen Tage von 1870/71 wachzuhalten, veranstaltet der KavallerievereinPrinz Weimar" in der Zeit vom 7. bis 14. April in Dinkelackers Saalbau große Kriegsfestspiele. In Form von 40 lebenden Bildern mit verbindendem Text und unter Musikbegleitung sollen die denkwürdigsten Episoden der vaterländischen Geschichte aus den Jahren 1806/07, 1813, 1870/71 und weiterhin bis 1900 vor Augen geführt werden. Den Szenen aus Deutschlands Erniedrigung werden erhebende Bilder von dem Befreiungskriege bis zur Gründung des deutschen Kaiserreichs folgen. Die Darstellung der Bilder erfolgt unter Leitung von Direktor Franz Manhart durch etwa 125 Mitglieder des Kavallerie­vereinsPrinz Weimar". Die ersten Vorstellungen finden am Sonntag, 7. April, nachmittags und abends, statt.

Stuttgart, 30. März. Heute nachmittag nach 3 Uhr wurde in dem Hause Pragstraße Nr. 9 die 28 Jahre alte Tochter des Packers Jakob Merkte namens Frida Merkte von dem 27jährigen, im gleichen Hause wohnenden Schreinergehilfen Heinrich Mast durch mehrere Messerstiche in den Hals ge­tötet. Der Ursache des Mordes liegt Eifersucht zu Grunde. Die Leiche des Mädchens wurde in das Leichenhaus des Pragfriedhofs verbracht. Am Samstag nachmittag kam Mast in angetrunkenem Zustand in die Wohnung des Mädchens und stellte es zur Rede. Als das Mädchen eine spöttische Benierkung machte, versetzte ihr Mast mit einem Messer einen Stich in den Hals, der die Schlagader traf und den alsbaldigen Tod des Mädchens zur Folge hatte. Der Täter wurde von einem herbei­gerufenen Schutzmann in der Wohnung festgenommen.

Stuttgart, 28. März. Die Arbeiter der hiesigen Firmen für Eisenkonstruktion und Maschinen­bau, Leins u. Cie., Zaiser, Stahl, Klotz und Eitle sind in eine Lohnbewegung eingetreten.

Stuttgart, 28. März. Die württembergischen Schreinermeister werden sich, dem Beispiele an­derer Gewerbe folgend, auch zu einem Landes­verband zusammenschlreßeu. Die Gründung dieses Verbandes dürfte voraussichtlich im Laufe des Monats Mai hier erfolgen. Die Tätigkeit des Ver­bandes wird namentlich auf dem Gebiete des ge­nossenschaftlichen Einkaufs der Rohmaterialien ein- setzen.

Aus StaSt» Bezirk uns Umgebung

Neuenbürg. Der Landpostbote von Dennach verkehrt nun zu folgenden Zeiten zwischen Dennach und Neuenbürg bezw. Rotenbach:

a) Werktags:

6.30 vorm, ab Dennach an 12.55 mitt.

8.05 1 Rotenbach-Werk 1 ab 11.10 V.

8.55 an^ Neuenbürg 9.45

d) Sonntags:

8.30 vorm, ab u Dennach ^ an 11.05 V.

9.35 an 4 Rotenbach-Werk u ab 10.05

An Festtagen fällt der Dienst aus. Außer­dem wird noch an Werktagen ein zweiter Gang zwischen Rotenbach-Bahnhof und Dennach in der Zeit von 6.15 bis 7.05 abends ausgeführt.

Neuenbürg. Auf Veranlassung des hiesigen Gewerbevereins hielt Hr. Reallehrer Dambach aus Stuttgart am Montag den 25. März im Bären­saal einen Vortrag über das ThemaUnsere Kolo­nien". Ausgehend von der Geschichte ihrer Erwerb­ung besprach der Redner eingehend die Verhältnisse der einzelnen Kolonien, vor allem die Beschaffenheit und Gliederung des betr. Landes (Ebenen, Gebirgen, Hochflächen), die Bodenbeschaffenheit, die klimatischen und die Trinkwasserverhältnisse, die Erzeugnisse, die Eingeborenenstämme u. s. f. Er betonte, wie dringend nötig es sei, zunächst und vor allem einmal in jeder Kolonie gute Verkehrswege (Straßen und Bahnen) in genügender Anzahl herzustellen. Damit ist ja schon ein schöner Anfang gemacht was die Straßen betrifft, besonders in Togo, das mit Kamerun und einigen unserer Inseln im ostasiatisch-australischen Archipel zu unseren aussichtsreichsten Schutzgebieten zählt dank einer tropischen Fruchtbarkeit ohnegleichen. Es wurde besonders auch darauf hingewiesen, daß unsere Schutzgebiete als fast durchweg in den Tropen gelegen, ebendeshalb auch die bekannten Tropen­krankheiten (Malaria, Dysenterie re.) aufweisen, daß es aber auch in allen klimatisch gute, zur Besiedlung durch Europäer geeignete Lagen gibt. Gerade dank der ungeheuren tropischen Fruchtbarkeit hat der Plantagenbau (Baumwolle, Kakao, Kaffee, Tabak, Palmen, Gummi) vortreffliche Aussichten. Nur wird in einigen Gebieten die Lösung der Arbeiterfrage erhebliche Schwierigkeiten machen; in anderen (so besonders an der Küste von Deutsch-Südwestafrika) dürfen die freilich u. a. sehr erheblichen Kosten für Stau-, Sammel- und ähnliche Anlagen zur Be­schaffung guter Trinkwasser nicht gescheut werden. Daß wir in unseren Kolonien auch Gebiete von hervorragendem landschaftlichen Reiz haben, so be­sonders in Kamerun (Wasserfälle ec.), auch in Ost­afrika, dann in Neuguinea (Finisterregebirge) und auf Samoa; daß ferner Tsintau an der Kiautschou- bucht zu einem gerne und viel besuchten Badeort sich entwickelt hat, das jetzt sogar ein deutsches Real­gymnasium aufzuweisen hat, das alles erweckt das lebhafteste Interesse. Der Vortrag wurde illustriert durch etwa 80 wohlgelungene Bilder, die Hr. Berg, der Leiter eines Kurses für Elektrotechniker in Stuttgart tadellos vorsührte. Unsere Kolonien wer­den uns wohl noch manche Sorge machen und ins­besondere noch viele Ausgaben verursachen; aber wir und noch mehr unsere Kinder und Enkel werden auch noch sehr viel Freude und bedeutenden Vorteil von ihnen haben. Und wenn, wie der Vortragende schätzte, unter normalen Entwicklungsverhältnissen der kleine und mittlere Mann bei uns jährlich zum Budget unserer Kolonien einen Steuerbeitrag von 1iff- -//7. zu entrichten hat, so soll uns das gewiß nicht zu viel sein. Der Vortragende beherrschte das Thema mit hervorragender Sachkenntnis und Frische, so daß die zahlreich versammelten Herren und Damen dem über Iff-stündigen Vortrag mit Interesse folgten. Den Dank für das Dargebotene brachte der Vereins­vorstand, Hr. Gollmer, gebührend zum Ausdruck. Die Anwesenden stimmten freudig bei.

** Neuenbürg, 30. März. Auf Veranlassung des landw. Vereins hat Hr. Weinbauinspektor Mär len-Weinsberg am Gründonnerstag im Gast­haus zumRößle" in Gräfenhausen einen äußerst lehrreichen Vortrag gehalten über die im Jahr 1906 hervorgetretenen Rebkrankheiten und ihre Bekämpf­ung. Einleitend erörterte Redner die Ursachen der Krankheiten und verbreitete sich alsdann im beson­deren über die Bekämpfung der Peronospora (Blatt­fallkrankheit) und des Oidiums (wahrer Mehltau). Als wirksamstes Mittel zur Bekämpfung der Peronospora empfahl Redner das Bespritzen mit Kupserkalkbrühe, mit dem frühzeitig, wenn möglich vor der Heuernte, also ausgangs Mai und anfangs Juni zu beginnen und je nach Bedürfnis 2 bis 3mal zu wiederholen sei. Für die Bekämpf­ung des Mehltaus komme das Schwefeln in Betracht und es empfehle sich, dem Schwefel etwas Holzasche beizumengen, um ein Zusammenballen des Schwefels zu verhindern. Der Redner erntete warmen Beifall für feine zeitgemäßen und gemein­verständlichen Ausfühmngen.

Neuenbürg, 2. April. So schöne Osterfeier­tage haben wir schon lange nicht mehr gehabt, dies konnte man diesmal von den vielen Spaziergängern, die das prächtige Wetter profitierten, wie aus einem Munde hören. Das herrlichste Wetter gestern und heute, wolkenloser Himmel, lachender Sonnenschein, kurz, ein Wetter wie auf Bestellung geschaffen, um Ausflüge zu unternehmen. Mit einem Male ist der Lenz eingezogen. Die kühnsten Hoffnungen, daß auf den langen Winter endlich Frühlingstage kommen