besonders auszusprechen." Kultusminister v. Studt fügt noch hinzu, der Kaiser habe der Hoffnung Aus­druck gegeben, daß das Werk auf den deutschen Männergesang und auf den Volksgesang überhaupt weitreichenden und vorbildlichen Einfluß ausüben werde, und daß es gelingen möge, der Pflege des Gesangs und seinem veredelnden Einfluß im Volks­leben wieder einen breiteren Raum zu gewähren. Zur Erreichung dieses Zieles milzuwirken, sei in­sonderheit auch die Schule berufen.

Stuttgart, 12. März. In der General­versammlung des sozialdemokratischen Vereins Stuttgart verbreitete sich der Vorsitzende, Abge­ordnete Heymann, im Jahresbericht u. a. auch über den Ausfall der letzten Reichstagswahlen, indem er ausführte, daß die Schuld an dem Wahlausfall nicht in einem Organisationsfehler zu suchen sei, sondern in einer gewissen Entwicklung der politischen Verhältnisse und der Parteiverhältnisse; die Gegner hätten angefangen, von den Sozialdemokraten zu lernen, daß kein Erfolg aus dem Aermel geschüttelt werden kann, sondern nur die Frucht jahrelanger organisatorischer Tätigkeit ist. Eine solche anti­sozialdemokratische Kampforganisation habe sich dies­mal imReichsverband" gezeigt; es werde die Auf­gabe der Partei sein, diesem Verband besondere Aufmerksamkeit zu schenken, denn er habe seine Wirksamkeit gerade in den Kreisen des städtischen und ländlichen kleinen Bürgertums entfaltet, die er der Sozialdemokratie zum Teil mit vergifteten Waffen abspenstig gemacht habe. Es hätte nun aber keinen Wert, über dieerschreckten Philister" oder dieMitläufer" zu spotten; es sei vielmehr eine ernste Aufgabe, diese wirtschaftlich zu der Sozialdemokratie gehörigen Schichten zurückzuerobern. Dazu gehöre auch u. a., daß sich das sozialdemo­kratische Parteileben nicht in den abstoßenden Formen abspiele, die es zuweilen annahm und wo­durch der Nimbus der Partei Schaden erlitten hätte. Die Zeit seit 1903 sei in der Partei nicht gerade nutzbringend verwendet worden. Die mehrjährige Diskussion über den politischen Massenstreik wäre weder von politischem noch agitatorischem Wert gewesen.

Stuttgart, 9. März. Der allgemeine Ge­sundheitszustand ist gegenwärtig hier wie in vielen andern Plätzen des Landes ein unbefriedigender; besonders häufig tritt die Influenza auf, die zum Teil ganze Familien in Mitleidenschaft gezogen hat. Die Aerzte sind mehr in Anspruch genommen als je. In der größten Mehrzahl der Fälle nimmt die In­fluenza, die besonders eine starke Mattigkeit der Gliedmaßen und Erkrankungen der Hals- und Genick­partien zur Folge hat, einen gutartigen Verlauf. Das anhaltend ungünstige Wetter leistet der Krank­heit naturgemäß starken Vorschub.

Stuttgart, 9. März. (Passionsfestspiel.) Nach Karten für Kaiphas und Pilatus ist die Nachfrage sehr rege, es empfiehlt sich besonders für auswärtige Besucher, sich mit einer Vorausbestellung für einen der Spielabende (15., 18., 20., 22., 24. März) an die Hofbuchhandlung Fr. Stahl zu wenden. Die Preise der Plätze gehen von 3 bis zu 50 I.

Tübingen, 11. März. In den letzten Tagen weilte Prinz Dilock von Siam hier, um nach Ab­wesenheit eines Semesters seinen Doktorgrad in der Staatswissenschaft hier zu erwerben. Der Wunsch, an der hiesigen Universität diesen wissenschaftlichen Grad zu erreichen, ist dem strebsamen Prinzen summa cum lauäe (mit allem Lobe) gelungen.

Eßlingen, 11. März. Der Neckar ist im Laufe des Vormittags derart rasch gestiegen, daß bei Altbach das ganze WiesentalKey" unter Wasser steht und der Verkehr zwischen Altbach und Denkendorf abgeschnitten ist. Auch die Körsch ist über die Ufer getreten. Das Hochwasser stieg auch während des heutigen Nachmittags fortgesetzt, so daß gegen Abend weitere Verkehrsstörungen ein­traten und die Verbindung bei Altbach mit Deizisau an beiden Brücken unterbrochen war.

Zuffenhausen, 12. März. Einem Kaufmann von Stuttgart ist in einer hiesigen Wirtschaft sein Ueberzieher, in welchem er 2 Hundertmarkscheine aufbewahrt hatte, abhanden gekommen. In vorlie­gendem Fall handelt es sich zweifellos um einen Diebstahl und nicht um eine Verwechslung, da kein Ueberzieher in der Wirtschaft zurückgeblieben ist. Fahndung ist eingeleitet.

Oberndorf, 11. März. Ein Unfall, der ernste Folgen hätte nach sich ziehen können, drohte am Samstag abend dem 8 Uhr 26 Minuten abends hier eintreffenden Personenzug. Zwischen Eutingen und Horb sperrte eine von de: steilen Böschung heruntergefallene Felsmasse das Geleise. Der Loko­motivführer bemerkte das Hindernis und konnte den

Zug noch rechtzeitig anhalten, worauf das Hindernis beseitigt wurde.

Neu enstein, O.-A. Oehringen, 9. März. Das fürstlich Hohenlohe'sche Schloß Neuenstein soll wieder hergestellt werden. Es befindet sich seit der Mitte des 18. Jahrhunderts in betrübendem baulichem Zustande. Seit Jahresfrist ist der be­kannte Architekt Bodo Ebhardt-Berlin mit eingehender Untersuchung und Freilegung beschäftigt. Es sind dabei, namentlich nach Entfernung der notdürftig für Hospitalzwecke eingebauten Fachwerkwände, die alten Zusammenhänge der Räume wieder klargestellt. Von dem reichen architektonischen und bildhauerischen Schmuck aus dem 16. Jahrhundert sind viele Reste bei der Sicherung der Fundamente im Vurggraben und anderen Orten gefunden worden, im Pflaster des Pferdestalles zum Beispiel eine fast 2 Nieter große, köstlich modellierte Sandsteinplatte mit einem Hohenlohe'schen Allianzwappen des 16. Jahrhunderts von hohem künstlerischem Reiz. Wie in früheren Zeiten mit solchen Resten umgesprungen wurde, ist daraus ersichtlich, daß die Pferdekrippen dieses Stalles aus SandsteinsÜulen hergestellt waren, die an anderer Stelle abgebrochen, rücksichtslos zerhauen und ausgehöhlt wurden. Die Arbeiten werden voraussichtlich eine ganze Reihe von Jahren in An­spruch nehmen.

Stuttgart. lLandetzproduktenbSrse.l (Berichi vom II. März.) In der abgelausenen Woche herrscht winterliches Wetter, welches von neuem den Befürchtungen über Snatenschäden Nahrung gab. Auf den ausländischen Handelsplätzen war nach einigen Schwankungen die Stimm­ung etwas fester. Auch die heimischen, sowie die bayrischen Getreidemärkte, welche in dieser Periode kleinere Zufuhren verzeichnen, melden erhöhte Preise. Infolge des Hoch­wassers düifte abermals eine Störung der Schi fahrt zu erwarten sein, und ein weiteres Verkehrshindernis bildet der ganz außergewöhnliche Wagenmangel auf der Station Mannheim. Die Tendenz auf heutiger Börse war durchweg fester und die Umsätze belangreicher. Nur Mehl verharrt auf den bisherigen Preisen, wohl infolge der schleppenden Abnahme seitens der Käufer. Mehlpreise per 100 KZ inkl.Sack: Mehl Nr. 0-. 30 Mk. Pfg. bis 31 Mk.

Psg.. Nr. I : 28 Mk. 50 Pfg. bis 29 Mk. 50 P, ., Nr. 2: 27 Mk. - Psg. bis 28 Mk. - Pfg., Nr. 3-. 25 >' t. 50 Pig. bis 26 Mk. 50 Pfg., Nr. 4t 23 Mk. 50 Pfg. ins 24 Mk. 50 Pfg. Suppengries 30 Mk. - Psg. bis 31 Mk.

Psg. Kleie 9 Mk. 50 Psg. bis 10 Mk. Psg. (ohne Sack).

Kus StaSI» Bezirkt uns Umgebung,

8- Neuenbürg, 11. März. Heute fand im Rathaussaal hier unter Leitung des Oberamtsbaum- warts Vinc. Weiß von Ottenhausen in Anwesenheit des Oberamtmanns eine Versammlung der Ge­meindebaumwärter des Bezirks statt. In der­selben kamen u. a. zur Besprechung die Erfahrungen, welche sich aus der letztjährigen Jubiläumsobstaus­stellung in Stuttgart für den Obstzüchter ergeben haben (Beschränkung der Sortenzahl, bessere Sor­tierung und Verpackung für den Verkauf), die Frage der Anlegung von Schulgärten und der Bildung eines Bezirksobstbauvereins. Sodann wurden von dem Oberamtsbaumwart in eingehender Weise die Maßnahmen und Vorkehrungen zur Erörterung ge­bracht, welche der Obst- und Baumzüchter zu treffen hat in Bezug auf die Beschaffung der Edelreiser, die Veredelung, den Baumsatz, den Baumschnitt, die Düngung und die Bekämpfung der Schädlinge des Obstbaus. In der Besprechung dieser Maßnahmen kamen die gegenseitigen Erfahrungen der Teilnehmer zum Austausch. Bedauerlich ist, daß die Versamm­lung nicht zahlreicher besucht war. Im hiesigen Bezirk, wo der Obstbau zum Teil eine so bedeutende wirtschaftliche Rolle spielt, hätte ein größeres Inte­resse erwartet werden dürfen.

Höfen. (Einges.) Bei der am letzten Sonntag im Gasthaus zumHirsch" stattgefundenen Haupt­versammlung des Turnvereins wurde beschlossen, das Gauturnfest, verbunden mit-Fahnenweihe, am 14. Juli ds. Js. abzuhalten.

Handelskammer Calw. Tages - Ordnung für die Sitzung am Montag, den 18. März 1907, nachmittags 2ffs Uhr: 1. Wahl der Beisitzer zum Durchgang des Handelsregisters. 2. Postchek-Ver- fahren. 3. Ruhepausen der Gastwirts-Gehilfen. 4. Errichtung einer Handelshochschule in Württem­berg. 5. Die Pflichten des Gläubigerausschusses im Konkursverfahren. 6. Verkehr mit Schießwaffen. 7. Eingabe des pharmazeutischen Landesvereins, betr. den Verkehr mit Arzneimitteln.

Pforzheim, 11. März. Der 24jährige, ledige Holzhauer Schröck suchte im hiesigen Krankenhause um Aufnahme nach. Wie er angibt, ist er in der Nacht zum Sonntag in der Nähe des Kupferhammers überfallen und schwer mißhandelt worden. Dabei sei ihm der Revolver, den er bei sich führte und das Geld aus der Tasche geraubt worden.

Eingesandt.

Herrenalb. Hr. Kapellmeister Hönicke, unser mehrjähriger beliebter Dirigent der hiesigen Kur­kapelle, welchen wir als ausgezeichneten Musiker und als Mensch von ehrlichem geraden Charakter kennen gelernt haben, ist am 15. Oktober vor. Js. in der Residenz des Fürstentums Reuß (ältere Linie) als fürstlicher und städtischer Kapellmeister des phil­harmonischen Orchesters in Greiz (der sächsischen Schweiz) mit außerordentlich günstigen Bedingungen angestellt worden. Bei dem Prüfungskonzert wurde ihm von 86 Bewerbern der Vorzug gegeben. Daß er eine Fülle von Arbeit im Dienste der Musik in seinem neuen Wirkungskreis gefunden hat, beweist eine ausführliche Beurteilung im Generalanzeiger für das Fürstentum vom 6. ds., in welchen gesagt wird:

Auch dnS dritte Symvhonie-Konzert bot Len Musik­freunden wiederum einen vollen Kunstgenuß. Erfreulicher­weise war der Besuch ein guter. Hr. Kapellmeister Hönicke, der unermüdlich vorwärts strebende Leiter der Kapelle, hatte sür den gestrigen Abend ein hochinteressantes Programm Mammengestellt, auf dessen Durchführung anscheinend recht viel Mühe verwendet worden war. Der Orchesterapparat funktionierte ausgezeichnet gut. Das Zusammenspiel des aus 45 Musikern verstärkten Tonkörpers war wiederum ein einheitliches. Hr. Hönicke brachte Werke zu Gehör, die wir hier in Konzerien noch nicht gehört haben und deren Durch­führung eine unendlich schwierige Aufgabe bedeutet. Es ist daher zu verstehen, wenn die Verdienste des Hrn. Hönicke um die Hebung des Orchesters auf eine erste künstler­ische Stufe gewürdigt wurden durch Ueberreichung eines riesigen Lorbeerkranzes. Er mar wohlverdient rc. rc.

Der Kurort Herrenalb hat in der Person des Hrn. Kapellmeisters Post einen ausgezeichneten Dirigenten als Nachfolger gefunden, aber es wäre undankbar, wenn die Verdienste des Hrn. Hönicke um den Kurort in Vergessenheit geraten würden. Wir freuen uns aufrichtig, daß Hr. Hönicke eine so geachtete Stellung sich errungen hat.

Letzte Nachncyten u.

Berlin, 12. März. Der Deutsche Land­wirt schaftsrat erklärte sich einstimmig für Ver­werfung der Branntweinsteuernovelle.

Berlin, 12. März. Die Einigungsverhand­lungen vor dem Gewerbegericht wegen der Holz­arbeiteraussperrung sind gescheitert. Die Ar­beitgeber erklärten, in eine Verkürzung der Arbeits­zeit nicht einwilligen zu können. Landtagsabgeordneter Kloß-Stuttgart erwiderte, daß ohne Bewilligung dieser Forderungen weitere Verhandlungen zweck­los seien.

Konstanz, 12. März. In der vergangenen Nacht wurden hier zwischen 11 und 12 Uhr drei Erdstöße verspürt.

Toulon, 12. Mürz. An Bord des Panzer­schiffesJena" ereignete sich eine Pulver­explosion. Das Hinterteil des Schiffes flog in die Luft. Die ganze Bemannung war an Bord. Ein Teil der Mannschaften ist gerettet; man spricht aber von 200 bis 300 Toten. Die Explosionen dauern fort. Auf weite Entfern­ungen hin sind alle Fensterscheiben zertrümmert.

Toulon, 12. März. Das Panzerschiff Jena befand sich behufs einer Maschinenprüfung im Bassin des Arsenals. Das Unglück ereignete sich dadurch, daß ein Torpedo explodierte; dieses brachte wiederum die Pulvervorräte des Schiffes zur Explosion. Das Schiff führte die Flagge des Konteradmirals Manceron und war befehligt von Kapitän Adigare. Die Explosionen folgen sich in Abständen von je '/t Stunde, In allen am Bassin gelegenen Werkstätten sind die Fensterscheiben zer­trümmert. Die elektrischen Leitungsdrähte glühen auf und schmelzen. Bei jeder Explosion werden Trümmer über 500 Meter weit geschleudert. Ein Stück Granate, das etwa 10 wiegt, flog in einer Entfernung von 400 Meter pon der Jena nieder. Im Marinearsenal herrscht grenzenlose Verwirrung. Man weiß, daß die Pulverkammern des Schiffes gefüllt waren, und die fortwährenden Explosionen lassen darauf schließen, daß alle vom Feuer ergriffen sind. Ueber die Zahl der Opfer ist nichts bekannt, doch vermutet man, daß sie sehr beträchtlich ist. Matrosen nähern sich mit Gefahr ihres Lebens dem Schiff; sie sehen, wie jeden Augen­blick menschliche Körperteile in die Luft geschleudert werden.

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