vermischtes.
(Ein Konzert auf einer achtzehn Jahrhunderte alten Flöte.) In der Pariser Akademie wurde vor wenigen Tagen bei einer Sitzung eine Flöte vor- geleat, die auf den Trümmern des alten gallischen Alesta gefunden worden war. Es handelt sich um eine Panflöte, die so gut erhalten ist, daß sie noch benutzt werden kann. Der der Akademie angehörende Musiker Chabrier brachte mehrere Musikstücke auf dem alten Instrument zum Vortrag. Nachdem er eine antike Hymne an Apollo, die vor wenigen Jahren bei den Ausgrabungen zu Delphi gefunden worden war, vorgetragen hatte, spielte er auch einige moderne Stücke aus dem Instrument. Der Ton der Flöte erinnert an das Fagott.
Die 6 jährige Elisabeth geht mit der 5 jährigen Marie spazieren; sie sehen eine braune und eine weiße Kuh. „Warum nur," sagte Marie, „die Kühe so verschieden sind?" — „Weißt Du," erwiderte die weise Elisabeth, „die braune Kuh gibt den Kaffee, die weiße aber die Milch!"
Bei einer Gesellschaft wird einer Dame ein junger Mann als Doktor vorgestellt. Da diese gern erfahren möchte, ob sie es mit einem vr. mec!. oder vr. zur. zu tun habe, stellt sie kurz entschlossen die Frage an ihn: „Was für ein Doktor sind Sie? Machen Sie kurzen oder langen Prozeß?"
Rätsel.
Zerstör' ein optisch' Instrument,
Das oft dich gut berät.
Bis niemand wieder es erkennt Und nichts mehr von ihm steht.
Als zwei der Zeichen im Beginn Und zwei auch nur am Schluß,
Für dich sich gleich ein neuer Sinn Beut im Zusammenfluß:
Doch hüt dich, daß das Wort im Wald Nicht trifft dich ohne Wehr,
Vielleicht entrönnest der Gewalt Du nun und nimmermehr.
Auflösung der Gleichung in Nr. 38.
a Regent, b Tauber, c Auber, d Schleier, e Lee, f Mai, g Ai — x Regenschirm.
Auf der Spur.
Novelle von Dr. L. Lange. Geh. Kriminalrat.
13) - (Nachdruck verboten).
Die beiden Beamten schritten daher dem Walde u; noch ehe sie indessen denselben erreicht hatten, ahen sie eine Dame, in der Waldow nach der von Frau Monika gegebenen Beschreibung sofort Baronesse Eva erkannte, am Arme eines elegant gekleideten Herrn ihnen entgegenkommen, während zu ihrer Rechten ein Mann mit dunklem Vollbart schritt, dessen ebenfalls ihn als einen den vornehmeren Ständen Angehörigen charakterisierende Kleidung schlecht zu dem blauen Kutschermantel paßte, den er üver den Arm geworfen trug. Auch der Umstand, daß er sich lebhaft an der zwischen Baronesse Eva und ihrem Kavalier geführten Diskussion beteiligte, wies darauf hin, daß er nur zeitweise die Rolle eines Kutschers einzunehmen sich veranlaßt sah.
An einer Biegung des mit schattenden Kastanienbäumen bepflanzten Weges trafen sie zusammen. Der Pseudokutscher richtete einen scharfen Blick auf Waldow und in seinen Zügen war eine momentane Bestürzung nicht zu verkennen. Er brach die Konversation sofort ab und ging so rasch als möglich weiter.
Auch Waldow hatte eine momentane Ueberrasch- ung kaum verbergen können. „Das war dieselbe Stimme, die ich in Bornitz den Plan des Verbrechens diskutieren hörte", sagte er hastig zu Stahring. „Ich habe sie sofort wiedererkannt. Wir müssen Jenen folgen."
„Sie wollen jenen Mann verhaften?"
„Nein, dazu reicht das Material, das wir bis jetzt haben, nicht aus. Wir müssen bestimmtere Beweise zu erlangen suchen. Allerdings zweifle ich jetzt, da ich ihn gesehen habe, nicht mehr daran, daß er derselbe ist, der den Baron von Schemen in Kroßdorf besucht hat, und dem wohl auch das Leben des unglücklichen jungen Mannes zum Opfer gefallen ist. Allein, einen Beweis dafür habe ich nicht. Wie Sie hörten, will der angebliche Kutscher in zwei Tagen zurückkehren, um Pferd und Wagen abzuholen. Er scheint demnach die beiden Anderen nur eine Strecke Weges begleiten und sich dann von ihnen trennen zu wollen. In diesem Falle müssen auch wir ge
trennt operieren. Sie folgen dann der Baronesse, um zu ermitteln, wo sie bleibt, ich dem Hauptverdächtigen."
„Wie Sie befehlen!"
„Wir begeben uns jetzt direkt zum Bahnhof. Sie postieren sich in der Nähe des Billettschalters und suchen möglichst ungesehen zu hören, wohin unsere Herrschaften Billets verlangen. Dieselben Billets, sowohl was das Ziel, als die Wagenklaffe betrifft, nehmen Sie dann auch. Mich treffen Sie draußen aus dem Perron."
Stahring faßte hinter dem Balkon Posto, der, nicht weit von dem Kassenschalter des kleinen Bahnhofsgebäudes entfernt, die Decke der Halle stützte.
Sie hatten die erste Wagenklasse gewählt und da sich im Zuge nur ein einziges Coupee dieser Wagenklasse befand, war es ganz natürlich, daß unmittelbar nach ihnen die beiden Beamten einstiegen. Aber ihr Eintritt in das vor der Ankunft des Zuges in Schlichtingen vollständig unbesetzte Coupee rief bei den drei zuerst Eingestiegenen eine derartige, wenn auch nur momentane Bestürzung hervor, daß Waldow nicht mehr daran zweifeln konnte, daß sein Vorgehen den Verdacht erregt hatte, den unter solchen Umständen zu vermeiden allerdings kaum möglich erschien.
Der Pseudokutscher faßte sich zuerst. Mit düsterer Miene trat er auf Waldow zu. „Mein Herr", frug er in höflichem, aber ernstem Tone, „darf ich Sie wohl um einige Minuten der Unterredung unter vier Augen ersuchen?"
„Mit Vergnügen", antwortete Waldow und folgte, nachdem er Stahring mit einem raschen Blick die bei dem geschulten Beamten kaum nötige Aufforderung hatte zu teil werden lassen, auf seiner Hut zu sein, dem Voranschreitenden aus den an den Coupeetüren entlanglaufenden Korridor des Waggons. Sie fanden ein leeres Coupee zweiter Klasse und traten in dasselbe ohne sich zu setzen.
„Sie sind seit kurzem in auffälliger Weise bemüht, mir zu folgen, mein Herr!" begann jener, Waldow fest in das Auge fassend. „Darf ich fragen, was das zu bedeuten hat?"
„Ich glaube, das Recht zu haben, mich zu bewegen, wie es mir beliebt!" antwortete Waldow kühl. „Ehe ich eine weitere Auskunft erteile, muß ich wissen, mit wem zu sprechen ich die Ehre habe."
Der Fremde zögerte einen Augenblick. „Ich setze voraus, daß ich es mit einem Gentleman zu tun habe, und wenn Sie als solcher mir Diskretion versprechen, bin ich bereit. Ihnen meinen Namen zu nennen."
Waldow überlegte einen Augenblick. Dem Polizeibeamten lag sehr viel daran, den Namen des ihm Gegenüberstehenden und dann wohl auch die Aufklärung dessen, was ihm jetzt noch dunkel erschien, zu erhalten, aber der Krimilin in ihm sträubte sich gegen die Zumutung, ein Versprechen zu geben, das mit seinen Amtspflichten kollidierte.
„Die von Ihnen gewünschte Zusicherung muß ich verweigern", erklärte er. „Nur das kann ich Ihnen sagen, daß nicht müßige Neugier, sondern meine Pflicht mich veranlaßt. Ihnen zu folgen."
„Ihre Pflicht? Das verstehe ich nicht!"
„Ich bin der Kriminalkommissar von Waldow!"
Der Fremde biß die Lippen aufeinander, ohne jedoch dem ihn scharf beobachtenden Auge des Kriminalkommissars eigentliche Angst zu verraten. Er überlegte einige Augenblicke.
„Ich begreife jetzt", sagte er dann, „daß Sie mir das Versprechen, welches ich verlangte, nicht geben mochten noch konnten. Aber Sie können es in eingeschränkter Weise tun. Wollen Sie mir Diskretion Zusagen, soweit diese nicht mit Ihrer Amtspflicht kollidiert?"
„Eine solche Diskretion macht mir mein Amt zur Pflicht", entgegnete Waldow. „Wenn es aber in Ihren Wünschen liegt, so will ich sie Ihnen ausdrücklich versprechen."
„Ich danke Ihnen. Ich bin Ihnen volle Offenheit schuldig, wenn Sie alles gehört haben, werden Sie einsehen, daß wir Leute sind, mit denen die Polizei nichts zu tun hat, und uns dann unsere Reise ungehindert fortsetzen lassen, nicht wahr?"
„Ich kann mich über die von mir zu treffenden Maßregeln erst schlüssig machen, wenn ich die mir zugesagte Aufklärung erhalten haben werde."
„Natürlich. Um mit mir zu beginnen: ich bin Hermann von Steinach!"
„Ach!" Trotz seiner gewohnten Selbstbeherrschung konnte Waldow diesen Ausruf des Staunens nicht unterdrücken. „Der Verschollene?"
„Ganz recht, der Verschollene. Warum ich floh, sollen Sie erfahren. Als Offizier lernte ich ein junges Mädchen kennen, zu dem ich in nähere Be-
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Ziehungen trat. Katharina war das Mündel eines Herrn Würzburger. Er überraschte uns eines Tages. Ich erklärte ihm, daß ich die Absicht habe, Katharina zu meiner Gattin zu machen, da ich sie von ganzem Herzem liebe. Seine Antwort war, daß ich dem Zuchthause verfallen sei."
„Wenig fehlte, so hätte ich ihn niedergeschlagen. Aber er gab mir den Beweis dafür, oder vielmehr das, was ich damals für einen Beweis nahm — den Taufschein Katharinas, aus welchem hervorging, daß sie das sechszehnte Jahr noch nicht überschritten hatte. Ihre körperliche, wie ihre geistige Entwickelung war eine derartige, daß ich sie mindestens für eine achtzehnjährige halten mußte."
„Dann sind Sie nicht strabar!" rief Waldow.
„Ich weiß es — jetzt! Als er mir damals das Strafgesetzbuch zeigte — er war Jurist — las ich nur die verdonnernde Bestimmung — alles tanzte vor meinen Augen — ich sank wie vernichtet auf einen Sessel."
Er beobachtete mich genau. „Ich will Ihnen den Weg zur Rettung bieten," sagte er.
Ich sprang empor und starrte ihn mit großen Augen an.
„Die Bestrafung erfolgt bei einem Alter von 14 bis 16 Jahren nur auf Antrag des Vaters oder Vormundes," sagte er.
„Und Sie werden diesen Antrag nicht stellen?"
„Ich werde es nicht tun, wenn Sie mir eine Gegengefälligkeit erweisen!"
'„Welche?"
„Sie haben eine Schwester, welche ich flüchtig kennen zu lernen Gelegenheit hatte, und welche einen tiefen Eindruck auf mich gemacht hat. Ich bin nicht so verblendet zu glauben, daß die Baronesse von Steinach mir ihre Hand reichen werde, wenn ich ihr nicht etwas bieten kann, das den Unterschied der Jahre und der sozialen Stellung — an Geld fehlt es mir nicht — auszugleichen imstande ist — die Ehre ihres Bruders, ihres Namens!"
„Wie werde ich mich so weit herabwürdigen, meine Schwester in eine solche Ehe zu bringen, sie zu veranlassen, mir ihr Lebensglück zu opfern!"
„Phrasen! Wer sagt Ihnen, daß sie es an meiner Seite nicht findet. Aber wenn Sie es vorziehen, in das Zuchthaus zu spazieren — meinetwegen! dann geht heute noch der Strafantrag ab!"
Ich kann die Seelenmarter, in der ich mich befand, nicht schildern. „Lassen Sie mich rasch über jene dunkelste Stunde meines Lebens hinweggehen. Es kam zwischen uns eine Art Kompromiß dahin zustande, daß er mir Schonung versprach, wenn ich in einem Briefe an meinen Vater, den er dann selbst überbringen wollte, mein Verbrechen, wie er es nannte, eingestehe. Ich schrieb diesen Brief, kam in dringendster Weise um meinen Abschied ein, erhielt ihn rasch und — verschwand. Ich ging nach Brasilien."
„Ich weiß, daß ich nicht korrekt gehandelt habe, daß ich energischen Widerstand hätte leisten sollen, aber — ich war nicht imstande dazu!"
„Ich begreife es!"
„Das Weitere läßt sich kurz schildern. Würzburg erzwang die Einwilligung meines Vaters und meiner Schwester, letztere allerdings nur mit der Einschränkung, daß sie allerdings vor der Welt ihn als ihren Gatten gelten lassen, ihm jedoch nie die Rechte eines solchen einräumen werde. Er begnügte sich damit. „Das Weitere wird schon kommen," meinte er lachend, — er hat sich geirrt.
Vor kurzem erst erfuhr ich von einem deutschen Landsmanne in Buenos Aires, einem um die Ecke gegangenen Juristen, wie Würzburger mich getäuscht hatte. Ich nahm Urlaub von Katharina, meiner Gattin, und fuhr hierher. Ich zwang Würzburger, meiner Schwester zu entsagen. Üm den Skandal einer Scheidung zu verhüten, mußte sie anscheinend sterben, aber nur, um als Gattin ihres dort im anderen Koupee befindlichen Jugendgeliebten, des Barons v. Schemen, wieder aufzuleben."
„Aber das ist Bigamie!"
„Die aber, die sich in Brasilien zu verehelichen gedenken, höchstens die Gerichte in Brasilien beschäftigen könnte, — daß dies nicht geschieht, dafür ist gesorgt. Sehen Sie nun, daß Sie es nicht mit Verbrechern zu tun haben?"
Waldow konnte diese Frage nur bejahen. Er war klug genug, sich an der nächsten Station zu verabschieden und mit Stahring zurückzukehren, um mir das Resultat seiner Nachforschungen zu nennen.
„Es ist gut, daß Sie nur auf Urlaub waren," sagte ich kurz, als er seinen Bericht geendet.
Er verstand mich und ging, wurde übrigens mit wachsender Erfahrung einer unserer besten Beamten.
— Ende. —