regen, begaben sich täglich nur ein paar Boote voll Leute nach Sarisa. Als ich in die Dörfer kam, waren nur Kinder und Greise zu finden, die mir sagten, die Männer seien zur Arbeit in den Pflanzungen gegangen. Ein kleiner Junge aus Jübar aber gestand mir, die Männer holten Köpfe. Der Resident, dem ich davon Mitteilung machte, setzte den Leuten mit einer starken Patrouille nach und ließ alle ihre etwa 15 Meter langen Kähne zertrümmern; drei Köpfe und, zur Strafe, eine Anzahl Schweine wurde ihnen abgenommen. In Keibuse fand der Resident an die 20 frisch geröstete Menschenköpfe. Auch hier wurden alle Kähne unbrauchbar gemacht. Ein Keibuser spannte seinen Bogen, um auf einen Polizeidiener zu schießen. Dieser kam ihm aber zuvor und schoß ihm eine Kugel durch den Kopf. Warum die Leute auf die Kopfjagd gehen, erzählten mir der Dolmetscher und ein junger Keibuser: ihr Aberglaube erheischt von ihnen, daß sie ihren Kindern die Namen der Geköpften geben. Wenn ihnen ein solches Opfer in die Hände fällt, zerschlagen sie ihm zuerst Anne und Beine; dann fragen sie nach seinem Namen, hat es diesen genannt, so schneiden sie ihm mit einem haarscharfen Stückchen Bambus den Kopf ab, aus welchem die Zunge und das Gehirn entfernt werden, worauf er in den Rauchfang gehängt wird. Das Kind erhält nunmehr den Namen des Geköpften. Der junge Keibuser, der mir erzählt hatte, daß die Leute seines Dorfes auf die Kopfjagd gegangen seien, kam schlecht weg. Diese waren dahinter gekommen, daß er sich mit mir darüber unterhalten hatte. Sein Vater stellte ihn in den Kreis seiner Altersgenossen und schoß ihm einen „Girgira" (Pfeil mit zwei Spitzen) ins Bein. Die eine Spitze brach ab und blieb im Knochen stecken. Er kam danach zu mir, um sich verbinden zu lassen. Ich führte ihn zum Doktor, der die Wunde aufschnitt und die Spitze, die ungefähr einen Dezimeter tief saß, herausnahm. Es ist schwer, solche Wilde zum Christentum zu bekehren," so beschließt der Missionar seinen Brief.
Ein einzigartiger Wolkenkrazer wird z. Zt. an der Ecke Wall-Street und Broadway, am Eingang zum Bankenviertel New-Aorks gebaut. Das Grundstück, auf dem sich der neue Häuserriese erhebt, hat eine Grundfläche von nur 94 ^/s Quadratmeter. Für dieses kleine Fleckchen Erde wurden etwa 3 Millionen Mark gezahlt. Nun wird dort ein Bureaugebäude von 18 Stock errichtet, in dem jede Etage nur einen Bureauraum enthält, der direkt auf den Fahrstuhl hinausgeht. Die Kosten für diesen sonderbaren Bau betragen mehr als eine Viertel Million Mark. Die Mieter werden demnach wohl nicht recht billig für ein derartiges Bureau sein, doch ist die Anfrage nach geeigneten Lokalitäten
auf der anderen Seite, ist die Spur noch eines Fußes, der nicht einem Landmann oder einem der gewöhnlichen Passanten der Straße angehört haben kann! Das ist sonderbar, da doch eine Dame jedenfalls die Baronesse, allein sich im Wagen befunden hat, wie mir der Kutscher in Steinach bestimmt versicherte!"
„Bei der Abfahrt, ja; aber das schließt nicht aus, daß unterwegs jemand herzugekommen sei!"
„Allerdings nicht. Wer kann es gewesen sein?"
„Das werden wir hoffentlich in Schlichtingen erfahren."
„Ich hoffe es auch, um so mehr, als der Wagen mit dem stark beschädigten Rad leer weiter gefahren ist. Die Pferde wurden vom Kutscher geführt; seine Spur ist es, die sich hier links ausprägt."
„Woraus schließen Sie das?"
„Erstens pflegt man Pferde gewöhnlich mit der rechten Hand zu führen, da diese kräftiger ist, und zweitens spricht dafür die geringe Entfernung zwischen seiner Spur und derjenigen der Pferde. Wahrscheinlich sind es junge und zu wenig benützte Tiere, denn die Unregelmäßigkeit in den Abständen zwischen den einzelnen Husspuren beweist, daß der kleine Unfall sie recht unruhig gemacht hat."
„Das könnte auch bei älteren Pferden der Fall gewesen sein."
„Kaum in solchem Maße; man muß da berücksichtigen, eine wie große Wegstrecke sie schon zurückgelegt hatten. Wahrscheinlich hat das lebhafte Temperament der erschreckten Pferde, Kutscher und Passa- iere zum Verlassen des ohnehin beschädigten Wagens ewogen.
„Sie mögen Recht haben. Dieser Umstand ist für uns sehr günstig."
„Er bringt uns den Gesuchten nicht unbedeutend näher."
in dieser Gegend von Seiten der Börsenagenten, Makler und Bankiers eine ungeheuer große, so daß die Unternehmer wohl auf ihre Rechnung kommen werden.
(Das Lächeln und Lachen des Kindes.) Der alte römische Naturforscher Plinius meint, vor dem 40. Tage lache kein Kind. Am häufigsten wird das erste Lächeln mißverstanden. Jede nur irgend als Lächeln deutbare Oeffnung der Mundspalle pflegt man beim jüngsten Kinde gern als ein wahres Lächeln zu bezeichnen. Nun ist die Zahl der mit einem Lustgefühl verbundenen Empfindungen in den ersten Lebenstagen eine sehr geringe, und klare Vorstellungen kann das Neugeborene noch nicht haben. Auch das spätere an einen Zustand der Befriedigung gebundene Lächeln der Kinder ist nicht so unüberlegt, wie das durch Erziehung und konventionelle Begrüßungsordnung zu leerer Formalität herabgesunkene bei vielen Erwachsenen. Ein Kind lächelte sein Spiegelbild erst in der 27. Woche an, ein anderes in der 10. Woche. Vom Lächeln zum Lachen ist nur ein Schritt. Das Lachen wurde zu Ende des ersten Halbjahres von raschen Hebungen und Senkungen der Arme als Zeichen höchsten Vergnügens begleitet. Viel kommt auf die Umgebung und das Verhalten der Angehörigen an. Kitzelt man ein schreiendes Kind in der Achselhöhle, so lacht es nicht, was bekanntlich beim Affen der Fall ist. Ebenso weiß man, daß das Lachen des Menschen erheiternd auf intelligente Hunde wirkt, welche ihre Mundwinkel weit zurückziehen und mit lebhaftem Augenglanz in die Luft springen.
Etwas über die Pferde-Peitsche. In dem Flugblatt Nr. 268 des „Berliner Tierschutzvereins", betitelt „Ein Wort über Tierquälerei" befindet sich die folgende beachtenswerte Bemerkung über die Pferde-Peitsche. „In der Hand eines ruhigen Mannes ist die Peitsche nicht zu verwerfen, aber von 100 Fuhrleuten machen 90 einen falschen Gebrauch davon. Zunächst schlagen sie mit der Peitsche ihre Tiere, ohne zu beachten, wohin sie schlagen. Dann aber wird zu viel mit der Peitsche gespielt. Die ganze Zeit über knallt und knattert die Peitsche über den Tieren. Wären es Menschen, sie würden nervös werden; nun, bei den Tieren ist es nicht anders, sie werden scheu, unruhig und . . . . dumm. Während ein selten geschlagenes Pferd alle Kraft anwendet, um einem Hiebe zu entgehen, wird ein stets durch die Peitsche belästigtes Tier immer weniger auf einen Hieb achten und immer gleichgültiger werden. Ein Gutspüchter hat sowohl seinen Söhnen als seinen Knechten den Gebrauch der Peitsche vollständig verboten, dagegen dürfen sie eine schwanke Gerte mitnehmen. Der Pächter weiß, daß die Gerte von selbst fast nicht gebraucht
„Sie haben jedenfalls den Vormittagszug benützen wollen. Da wir noch eine Stunde mindestens von Schlichtingen entfernt sind, wie ich nicht nur aus der Karte, sondern auch von meiner ersten Fahrt nach Schlichtingen weiß, so steht zu hoffen, daß sie jenen Zug nicht mehr erreicht haben."
„Wann geht der nächste?"
„Der nächste ist der Kurierzug, der um 2 Uhr ungefähr durchpassiert, aber nicht in Schlichtingen hält. Sie können erst den nachmittags um 6 Uhr 42 Minuten abgehenden Zug benützen, falls sie nicht über Beerwalde fahren wollen. Daß sie dies tun, ist sehr unwahrscheinlich; wollten sie in östlicher Richtung reisen, so würden sie wohl nach Bernsdorf gefahren sein, das noch etwas näher an Bornitz liegt, als Schlichtingen."
„Wenn sie erst um ein Viertel vor sieben Uhr abfahren können, so haben wir noch eine halbe Stunde Zeit, uns mit ihnen zu unterhalten."
„Diese wollen wir gut ausnützen I"
Sie schrillten noch rascher vorwärts, als dies vorher geschehen war, und es schlug vom Turm der Dorfkirche in Schlichtingen gerade sechs Uhr, als sie daselbst eintrafen. Von einer Equipage war vor dem Dorfwirtshaus allerdings nichts zu sehen, im Stall jedoch entdeckte Stahring, der sich sofort nach demselben begab, zwei prächtige, etwa fünfjährige Rappen. Der Wagen mochte zur notdürftigen Reparatur zum Stellmacher des Dorfes geschickt worden sein.
Daß die Gesuchten sich nicht in der von Tabaksrauch und einem Gemisch von anderen Dünsten erfüllten, schlecht gelüfteten Wirtsstube aufhielten, befremdete die Beamten nicht. Sie fühlten sich um so sicherer, als Stahrings rasch umhersprühender Blick in der Nebenstube zu, welchem von dem Wirtszimmer eine im oberen Teil mit Glasscheiben versehene Tür führte, einen großen Koffer und mehrere Reisetaschen, sämtlich von hochelegantem Aussehen ent-
Redaktion, Druck und Verla- »«« L. Meeh tu Resrn-Lr-,
wird und daß er wenigstens nicht Gefahr läuft, wertvolle Tiere durch Peitschenspielerei halb oder ganz erblinden zu lassen. Also: Wer sich heute oder morgen eine neue Peitsche kauft, möge sie doch auch recht vernünftig gebrauchen!
(Das Zuwidersein häufig genossener Speisen) ist ein wichtiger Fingerzeig der Natur. Der menschliche Organismus fordert die Abwechslung der Nahrungsmittel, und es rächt sich sehr, wenn dieser Forderung nicht Folge geleistet wird. Die Zunge oder richtiger gesagt unser Geschmackssinn ist daher eine Art Regulator. Am deutlichsten merken wir die regulierende Tätigkeit des Geschmacksinns bei einem der wichtigsten Bestandteile der Speisen, bei dem Salze. Eine Speise, die zu wenig Salz enthält, schmeckt nicht, und wir fügen Salz hinzu; im umgekehrten Falle, von stark gesalzenen Speisen sind wir wohl imstande, eine kleine Menge zu genießen, allein bald sträubt sich unser Geschmack dagegen, und ungezwungenerweise hören wir auf zu essen. Wenn viele Leute glauben, der Sinn des Geschmacks sei nur dazu da, ihnen genußreiche Augenblicke zu verschaffen, so irren sie hierin vollständig, denn der Geschmackssinn ist deshalb da, um die verschiedenen Nahrungsmittel zu untersuchen, ob sie dem Körper zuträglich sind oder nicht. Es ist daher von großer Wichtigkeit, den Geschmack rein zu halten. Durch den häufigen Genuß stark gewürzter, namentlich gepfefferter Speisen werden die Geschmacksnerven abgestumpft, und die Unterscheidung der Speisen wird bedeutend erschwert. In ähnlicher Weise wirkt das Rauchen starker und vieler Zigarren. Am besten können wir die Empfindlichkeit und Richtigkeit des Geschmacks bei kleinen Kindern beobachten. Das Kind weist jede Speise, welche im Salzgehalt, Gewürz u. s. w. nicht zu seinem Organismus paßt, zurück.
jErtappt.j Frau (zu dem heimkehrenden Gatten): „Jetzt ist's drei Uhr, und um zehn Uhr bist du weggegangen, weil du rasch einen Brief in denjKasten werfen wolltest!" — Mann (in die Tasche greifend): „Ach ja, der Brief — da muß ich rasch noch mal hinunter!"
(Schlechtes Gewissen.) Gast: „Diesen Pudding haben Gnädige wohl selbst zubereitet?" — Hausfrau: „Warum — schmeckt er Ihnen nicht?"
(Der schönste Moment.! „Wo hat es Ihrer Tante auf der Reise am besten gefallen?" — „In Aegypten, am Fuße einer Pyramide, als der Reiseführer erklärte, daß viele lausend Jahre aus uns herabsehen. Da hättest Du sehen sollen, wie sich ihr altes Gesicht aufhellte und sie sich wieder jung fühlte."
deckte, und auf einer der Handtasche ein Metallschild mit eingraviertem, die Freiherrnkrone aufweisendem Wappen.
Eine Frage an die alte Frau, die Muttter des Wirtes, die, wie bei Waldows erster Anwesenheit so auch heute während der Abwesenheit ihres Sohnes bei den Feldarbeiten die Bedienung der Gäste übernommen hatte, genügte, um sie in Kenntnis davon zu setzen, daß die Fremden erst einige Stunden in dem Zimmer der Wirtin, da keine Fremdenzimmer vorhanden waren, geruht und sich dann, nach dem spät servierten Essen, auf einen Spaziergang begaben, jedoch zurückgelassen hätten, daß sie eine Viertelstunde vor Ankunft des Nachmittagszuges wieder zurück sein würden und die Wirtin jemand bereit halten möge, um ihnen ihr Gepäck zur Bahn zu schaffen. Pferd und Wagen sollten zwei Tage stehen bleiben, bis der Kutscher zurückkomme, um beides abzuholen. Letzterer war, wie sie ganz richtig vermutet hatten, zum Stellmacher des Dorfes zur Reparatur eines stark beschädigten Rades und zum Nachsehen, ob der Schaden sich auf dieses beschränkt habe, gegeben worden. Wohin die Fremden gegangen waren, wußte die Wirtin leider nicht. „Vielleicht auf den Eichberg", meinte sie, „da oben steht eine Kapelle, von der aus man einen sehr- hübschen Blick über unsere Gegend und auf das Gebirge hat."
Es war nun zwar gerade nicht wahrscheinlich, daß Baronesse Eva nach den Strapazen des Weges sich noch eine Bergbesteigung zugemutet haben sollte, da indessen der Wald, der den unteren Teil des Berges bedeckte, sich ziemlich dicht an das Dorf heranzog, so war es wohl möglich, daß die Gesuchten sich in ihm nach einem angenehmeren Ruheplätzchen umgesehen hatten, als die von unzähligen Fliegen durchfummte Stube der Wirtin es ihnen bot.
— (Schluß folgt.) —