268
Athen, 13. April. Zu Ehren der hier anwesenden deutschen Prinzen fand gestern Abend im königlichen Palais ein Galadiner statt, bei welchem der König einen überaus herzlich gehaltenen Trinkspruch in deutscher Sprache auf die Prinzen ausbrachte. Ferner hat der König den Prinzen das Großkreuz des Erlöserordens verliehen. Der Kronprinz Wilhelm hat dem Minister des Aeußern seine Befriedigung über den Aufenthalt in Athen ausgesprochen.
Talsperre«
i« unserem nördlichen Schwarzwaldgeöiet.
Am 3. April wurden in der Kammer der Abgeordneten aus Anlaß der Schwarzwaldwasserversorgung auch die im nördlichen Schwarzwald geplanten Talsperren berührt. Was damit gemeint ist und welchen Zweck diese haben sollen, ist schon voriges Jahr in dem Vereinsorgan des Württembcrgischen Schwarzwaldvereins „Aus dem Schwarzwald" teilweise mitgeteilt worden. Ausgearbeitete Projekte für Talsperren liegen für die Enz und ihre Nebenflüsse vor. Eine hannoverische Gesellschaft hat die Vorarbeiten zu einer Talsperre im Nagoldtal oberhalb Altensteig ausarbeiten lassen. Für das obere Enz- gebiet sind ähnliche Projekte im Werke. Nachdem das statistische Material über die Größe des Niederschlagsgebiets, der Niederschlagsmengen, der Höhen- und Gefällsverhältnisse re. gesammelt, die Täler auf die Anlage von Stauwerken hin geprüft waren, hat Professor Holz in Aachen genaue Berechnungen aufgestellt. Er empfiehlt für die große Enz eine mächtige Stauanlage, 4 Kilometer oberhalb Wildbad, für die kleine Enz eine solche 5 Kilometer oberhalb Calmbach und für die Eyach eine solche von 1700 Meter oberhalb ihrer Einmündung in die Enz. Das gestaute Wasser würde hinter dem Wall eine Tiefe von 30—44 Meter haben; das Eyachbecken wäre das tiefste. Bei der großen Enz dürfte die Straßenanlage etwas hinderlich sein. Es wären also schon nette kleine Gebirgsseen, welche da entständen. Der Zweck dieser Stauanlagen, wie eine solche im vorigen Jahr an der Wupper fertig wurde und wie schon länger eine bei Remscheid im Gebrauch ist, ist ein mehrfacher. Einmal wird das Wasser in regenreicher Zeit zurückgehalten oder aufgespeichert; den Sägewerken und anderen industriellen Anlagen ist dann dadurch in wasserarmer Zeit für längere Zeit ein regelmäßiger Zufluß gesichert; endlich kann der Abfluß der gestauten Wassermassen mit hohem Gefälle auf Turbinen geleitet und diese gewonnene Kraft zur Erzeugung von Elektrizität verwendet werden. Die Fachmänner rechnen aus, daß die 3 letzteren Stauwerke im Stande wären, 3200 Pferdekräfte z» erzeugen. Die Kraftübertragung von Lausten a. N. nach Frankfurt a. M. hat gezeigt, daß Elektrizität auf weite Entfernungen übertragbar ist. Nimmt man Calmbach als Mittelpunkt obiger elektrischen Zentralen an, so beträgt die Luftlinie nach Pforzheim 15 Kilometer, nach Bruchsal 40 Kilometer, nach Stuttgart 45, nach Heilbronn etwa 55 und nach Straßburg 60 Kilometer. Die Verwertung der Elektrizität müßte somit die großen Bausumme» von 8—9 Millionen Mark verzinsen. Die Stauanlagen würden aber auch durch Verminderung der Hochwassergefahr manchen Schaden an Wehranlagen, Aeckern und Wiesen, Häusern, Brücken rw verhindern.
Diese Anlagen würden in der Sekunde 250 Kubikmeter Wasser zurückhalten, je nach dem Wasserstand in den Becken 15 bis 20 Stunden lang. Wenn Enz, Würm, Nagold beim höchsten Hochwasser nach ihrer Vereinigung bei Pforzheim 1350 Sekundenkubikmeter Wasser führen, so ermäßigen diese zurückgehaltenen 250 Sekundenkubikmeter die ganze Wassermasse auf 1100 Sekundenkubikmeter, so daß die Gefahr um 20 Prozent vermindert ist. Die am Flusse liegenden Städte und Dörfer, die Werkbefitzer und das Großkapital hätten also gleich großes Interesse an dem Zustandekommen dieser Anlagen. Es wird freilich noch einige Zeit dauern, bis das Projekt zur Ausführung reif ist, zumal die Schiffbarmachung des Neckars zunächst im Vordergrund ste^__ (Neck. Ztg.)
Standesamt Kakw.
Geborene.
26. März. Anton Konzelmann, Lokomotivführer, 1 Sohn.
27. „ Margarete Agnes Panline Marie. Tochter
des Hermann Stroh, Fabrikanten hier.
1. April. Irene, Tochter des Eduard Conz, Stadt-
schultbeißen hier.
2. „ Gottlieb Christian. Sohn des Jakob Schneider,
Küfern und Küblermeisters hier.
2. „ Regine Fiedrike, Tochter des Wilhelm Fried
rich Frohnmeyer, Erdarbeiters hier.
2. „ Pauline, Tochter des Benjamin Kustercr,
Mevgermeisters hier.
5. „ Albert Karl. Sohn des Georg Albert Jung,
Lokomotivführers hier.
6. „ Max Otto, Sohn des Wilhelm Sommer,
Briefträgers hier.
5. , Martha, Tochter des Johann Lüllich, Haus
dieners hier.
7. „ Willy Eugen, Sohn des Otto Eugen
Marquardt, Fabrikarbeiters hier.
8. „ Paul. Sobn des Jakob Wilhelm Schüttle,
Jacqnardwebers hier.
1V. „ Anna Martha, Tochter deS Eduard Läßle,
Maurers hier.
Getraute.
30. März. Karl Heinrich Schmehl, Oberreallehrer hier
mit Emma Julie Psteiderer von hier.
11. April. Johannes Starzmann, Bäcker hier mit
Katharina Günthner von Sommenhardt. 11. „ Eduard Grözinger, Taglöhner hier mit
Luise Barbara Vetter hier.
11. „ Chriüian Heinrich Benz. Hilfswärtcr hier
mit Maria Magdalene Reichardt von Kuppingen.
Gestorbene.
31. März. Christian Friedrich Hütt, Messerschmied,
Witwer, 80 Jahre alt.
6. April. Johann Leonhard Rüste, Bauer von Alt-
bengstett. 28 Jahre alt.
8. „ Elisabethe Katharine Rentschler, ledig, von
Alzcnberg, 62 Jahre alt.
8. „ Paul Schüttle, Jacquardwebers Kind,
Stunde alt.
VeLkameteil.
Oie bekannten vorellzlicben ciisetetiscven
unä Vs.lsri'll^Llittel:
^vkfIUIL>'8 unH
werden vielkacy nscligealimt uni sollten iesslielb in (len ^potlieken unä Drogerien stets
Äis Zc!>lLN vvn
verlangt werden.
Dieselbe entfernte sich am 4. ds. abends aus der elterlichen Wohnung in Abwesenheit der Eltern unter dem Vorgeben, nach Ulm zu ihrer Großmutter reisen zu wollen. In Ulm ist das Mädchen nicht eingetroffen und dessen Verbleib bisher unbekannt.
Ravensburg, 9. April. Die neuestens hier aufgetauchte Wohnungsfrage beschäftigt bereits weitere Kreise; in einer zu diesem Zweck unberufenen Versammlung wurden mehrfach Klagen über die hiesigen Arbeiterwohnungen, besonders hinsichtlich der gesundheitlichen Verhältnisse und Preisansätze, laut, anderseits wurde betont, daß am hies.
Platze vor Allem größere und bessere Wohnungen vermehrt werden dürften. Die Frage der Gründung eines Bauvereins gelangte heute noch nicht zur definitiven Entscheidung; ein Komite wurde berufen, das zunächst weitere und eingehende Erhebungen über die hiesigen Wohnungsverhältnisse zu veranstalten und das auswärts Erkundigungen über die in anderen Städten bestehenden Bauvereine einzuziehen und die Ergebnisse und Erhebungen dann einer 2. Versammlung vorzulegen hat.
Waldsee, 7. April. Am 3. ds. MtS. nachts 10 Uhr wurde die 56 Jahre alte Joseph«
Thoma, Ehefrau des Bahnwärters Thoma in Unterurbach, welche befugt war, beim Vorübersahren des Nachtzugs ihren Mann im Dienst zu vertreten, von diesem Zug überfahren und getötet. Wie das Unglück sich ereignen konnte, bleibt unaufgeklärt; denn es wurde erst, als sie längere Zeit vom Posten nicht zurückkam, nach ihr gesehen und ihr bis zur Unkenntlichkeit zermalmter Leichnam auf dem Gleis aufgefunden.
Berlin, 9. April. Aus New-Aork wird dem „Lokalanzeiger" über London telegraphiert:
Bei dichtem Nebel collidierte in der New-Iorker Bucht der britische Dampfer Josef Merry Weather mit dem der Hamburg- Amerika-Linie gehörigen Passagierdampfer Alleghany, der mit 34 Passagieren an Bord von Port Limon kam. Der „Alleghany" wurde am Bug getroffen. Seine Ladung verschob sich und er begann sofort zu sinken. Kapitän Haase ließ die Rettungsboote flott machen um die weiblichen Passagiere und die Stewardeffes an Land zu schaffen. Mehrere männliche Passagiere wurden von den Schiffsoffizieren mit Gewalt verhindert, über Bord zu springen. Im letzten Moment erschien ein Schleppdampfer und nahm die Frauen aus den Booten fowie alle übrigen Schiffbrüchigen auf, insgesamt 55 Personen. Die Postsachen konnten nicht mehr gerettet werden. Die Passagiere verloren alle ihre Habe, darunter kostbare Schmucksachen.
Bei den Versuchen, die Ladung des sinkenden Schiffs zu bergen, stieß ein Segelboot mit hundert Arbeitern gegen das Wrack und schlug um. Vier Arbeiter sind dabei ertrunken.
Paris, 13. April. Der Luftschiffer Lebaudy unternahm am Sonnabend zwei neue Versuche mit seinem lenkbaren Luftschiff. Er legte eine Gefamtstrecke von 19 km in einer Höhe von 200 m zurück. Beim zweiten Versuch kehrte das Luftschiff auf den Ausgangsplatz zurück. Die Versuche sind glänzend und ohne Störung der Apparate verlaufen. Lebaudy beabsichtigt demnächst eine neue Fahrt zu unternehmen und dabei Paris von einer zur anderen Seite zu durchqueren.
„Jawohl Herr Leutnant!" und mit Windeseile rannte der Bursche davon.
„Zu zwei Gliedern antreten!" erschallte der rauhe Bariton des Leutnants von Weißkirch und wiederum ein Rennen, Trampeln und Jagen — aber nach nur wenigen Sekunden stand die Kompagnie in zwei allerdings noch etwas unregelmäßigen Linien angetreten.
„Stillgestanden! Nicht Euch!"
Ein Scharren mit den Füßen, ein kurzes Wogen — dann alles ruhig.
„Augen gerade — aus!" Und der Leutnant, noch blaß vor Entsetzen, raffte sich zusammen, legte die Hand an die Mütze und meldete, daß die Kompagnie angetreten sei. Inzwischen hatten die Unteroffiziere, dir im letzten Augenblick noch um den Hauptmann gewesen waren, einen Tournister herbeigeholt, den um denselben gerollten Mantel aufgerollt und den Hauptmann darauf gebettet. Er war bewußtlos. Das Blut sickerte aus einem kleinen Loche auf der linken Brustseite seines Ueberrockes. Der Feldwebel kniete neben ihm und suchte mit einem weißen Taschentuch das Blut zu stillen. Der Oberleutnant erhob sich jetzt. Er war geisterblaß, in seinem hageren Antlitz zuckte jede Muskel vor innerer Erregung, sein langer Schnurrbart zitterte. Er trat in die Mitte vor die Front der Kompagnie, schwer stützte er die Hände auf den Griff seines Säbels.
„Leute!" Hub er jetzt an, „ein scheußliches Verbrechen ist verübt, der Herr Hauptmann ist von einem scharfen Schuß getroffen, er blutet, er ist schwer verwundet. Der Blitz ist anderswo eingeschlagen, aber nicht hier in das Exerzierhaus!" Seine scharfe Stimme klang jetzt ganz schrill und kreischend, der Hals war ihm wie ausgedorrt, verbrannt und er mußte sich räuspern, ehe er fortfuhr:
„Unteroffizier vom Dienst!"
„Hier!" Und Unteroffizier Thum sprang mit großen Schritten vor.
„Nehmen Sie zwei Monn vom rechten Flügel und stellen Sie sich an die Türe auf. Niemand wird bis auf weiteres ohne Befehl Herausgelaffen noch hinein, außer den Herren Offizieren und Aerzten." Jetzt hatte er seine Ruhe völlig wiedergefunden und er traf mit leidlicher Kaltblütigkeit seine Anordnungen. Nachdem er „Rührt Euch" kommmandiert hatte, sandle er überallhin Leute mit Meldungen: An den Regimentskommandeur, den Bataillonskommandeur, das Auditoriat, das Präsidium des Kriegsgerichts und den Staatsanwalt. Dann nahm er den Leutnant bei Seite.
„Herr Leutnant, der Hauptmann schlägt die Augen auf! rief jetzt der Feldwebel und beide Offiziere eilten hinzu. Es war ein schrecklicher Anblick, der sie erwartet. Das sonst so schöne Antlitz des Hauptmanns war schmerzverzerrt und bereits von der fahlen Bläffe des Todes. Die Augen rollten angstvoll umher, die Lippen bewegte« sich krampfhaft, aber konnten kein Wort mehr Hervorbringen. Der Oberleutnant neigte sein Ohr über den Mund des sterbenden Vorgesetzten:
„Sprechen Sie, Herr Hauptmann, sprechen Sie!" Aber so angestrengt er auch lauschte, er hörte nichts. Da ging ein Zucken durch den Körper, die Augäpfel klappten nach ob, das Weiße war gelb.
„Es ist alle!" sagte der Oberleutnant leise zu den anderen Beiden und mit zitternder Hand drückte er seinem Vorgesetzten die Augen zu. Dann zog er sein Taschentuch hervor, fuhr sich damit über die eigenen Augen, deren Blick in diesem Augenblick seltsam getrübt war. „Lieber Weißkirch," wandte er sich dann an seinen jüngeren Kameraden, „ich würde es Ihnen ja gern ersparen, aber eS geht nicht anders: Ich muß Sie bitten, zu Frau v. Keller zu gehen und ihr das Entsetzliche schonend mitzuteilen."
(Fortsetzung folgt.)