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vorzüglich geschulte Sänger vereinigt waren. Dem Sängerbund fällt bei dem Begrüßungskonzert zum Wettstreitfeste der schwierigere und größere Teil der Aufgabe zu. Er wird außer anderen Chören den ganzenFrithjof" von Max Bruch unter Mit­wirkung hervorragender Solisten und deS auf 130 Musiker verstärkten Opernhaus-Orchesters zur Auf­führung bringen. Der Sängerbund zählt 800 Sänger. Mit den 900 Sängern der Frankfurter Sängervereinigung sind es 1700 Sänger, die bei dem Begrüßungskonzert auf dem Riesenpodium der Festhalle Aufstellung nehmen werden.

Frankfurt a. M., 4. April. Der 42 Jahre alte Architekt Richard Tschampel sprang gestern Abend in selbstmörderischer Absicht in den Main. Gleichzeitig nahm er das 10jährige Kind seiner Schwester, namens Kurt Günther und das einjährige Kind seiner Braut mit ins Wasser. Alle drei ertranken. Die Leichen wurden heute morgen geländet. Tschampel hat die Tat in einem Anfalle von Geistesstörung begangen.

Berlin, 4. April. Nach einer Meldung des Berliner Tageblattes aus Kopenhagen ist die Abreise des Kaisers auf morgen abend 9 Uhr verschoben worden. Während der gestrigen Soiree beim Kronprinzenpaare wurde neben anderen Spitzen der Kopenhagener Kommunalver­waltung auch der neu gewählte sozialdemokratische Bürgermeister Zeusen dem Kaiser vom Kronprinzen vorgestellt. Der Kaiser sprach mit ihm einige Augen­blicke über die Architektur des Rathauses in Kopen­hagen. Wie der Lokal-Anzeiger berichtet, schenkte der Kaiser dem Könige von Dänemark u. A. gol­dene Epauletten mit dem Namenszuge des Königs für seine Ulanenuniform. Gestern und heute morgen sandte der Kaiser prachtvolle Blumen-Bouquette an sämtliche Damen der Königsfamilie. Dem deut­schen Gesandten in Kopenhagen schenkte der Kaiser sein Portrait mit kostbarem Rahmen und eigen­händiger Unterschrift.

Berlin, 4. April. Reichskanzler Graf- low hat, wie dem Berliner Tageblatt aus Rom telegraphiert wird, gestern Pompeji besucht und da­selbst Ausgrabungen beigewohnt, wobei unter an­deren eine Broncevase aufgefunden wurde.

Berlin. Die Verurteilung des Blumen­mediums Anna Rothe hat doch manche Spiritisten stutzig gemacht. In einer Spiritistenoersammlung, die am Mittwoch Abend in der Ahrensschen Brau­erei in Moabit tagte, nahm nur noch Dr. Egbert Müller Partei für das Medium. Er glaubt immer noch an die Echtheit mehrerer Apporte, ob­gleich er zugibt, daß die Rotheschrecklich viel ge­schwindelt" habe. Der Referent des Abends, oanä. weä. Edwin Bab, kam dagegen zur rückhaltlosen Verurteilung der Rothe und führte aus, daß der Prozeß gezeigt habe, wie in Berlin himmelschrei­ender Aberglaube herrsche. Das sei nicht zu ver­wundern, da selbst Hosprediger a. D. Stöcker zu den Anhängern der Rothe gehört habe. Auch Professor Sellin sei nicht ernst zu nehmen. Die Theorie Dr. Egbert Müllers, die besonders für die Rothe zugeschnitten sei, könne nicht aufrecht er­

halten werden. In der Debatte suchte dieser seine Spiritistentheorie zu verteidigen, fand aber bei den Anwesenden keinen Beifall. Er teilte auf eine An­frage mit, daß die Rothe nach Verbüßung ihrer Strafe von einem ihrer Anhänger reichlich werde unterstützt werden.

Berlin, 4. April. Einem Hamburger Telegramm zufolge ist die 24jährige Prostituierte Anna Schmidt in Altona in ihrer Wohnung von einem Hamburger Schlächtergesellen durch Ab­schneiden des Halses ermordet worden. Man vermutet, daß der verhaftete Mörder in den letzten Monaten auch die anderen bisher ungesühnten Frauenmorde in Hamburg und Altona verübt hat.

Berlin, 4. April. Der Plan der Stadt Berlin zur Durchführung des weitausgreifenden Bau-Projektes eine Anleihe von 228 Millionen Mark aufzunehmen, hat vorläufig die Genehmigung der Regierung nicht gefunden. Es wurden von der Stadt Erklärungen über verschiedene Punkte des Anleihcplanes und der Finanzlage der Stadt verlangt.

Berlin, 4. April. Nach einer New-Aorker Depesche des Lokal-Anzeigers teilte der englische Botschafter Herbert namens der Alliierten dem ameri­kanischen Gesandten Bowen mit, daß falls das Schiedsgericht die Berechtigung der Vorzugsforde­rung der Blokademächte verneine, es die Frage ent­scheiden solle, ob Venezuela die Blokadekosten zu zahlen habe.

Berlin, 4. April. Nach einer Madrider Depesche des Lokal-Anzeigers rotteten sich die Stu­denten gestern abend vor der Universität zusammen und verlangten, daß die Flagge auf Halbmast ge­hißt werde. Der Gouverneur gab hierzu die Er­laubnis, wurde aber ausgepfiffen. Als er in der Universität eintraf, zertrümmerte ein Steinhagel alle Fensterscheiben des Gebäudes. Die Studenten hef­teten an den Haupteingang einen Aufruf, worin sie Rache für das Blutbad in Salamanca verlangten und zogen sodann Pereatrufe ausstoßend nach dem Innern der Stadt, wo es zu zahlreichen Zusammen­stößen mit der Polizei kam. Auf beiden Seiten gab es Verwundete. Ein schrecklicher Tumult spielte sich vor dem Palais des Ministerpräsidenten Silvela ab, der sich durch einen Hinterhalt retten mußte. Unter Pereatrufen auf Gendarmerie und Regierung wurde mit Steinen nach ihm geworfen. Eine Infanterie- Abteilung mit scharf geladenen Gewehren bewacht jetzt das Palais des Ministerpräsidenten. Wie das Berliner Tageblatt berichtet, wurde ein Polizist während der Unruhen durch Steinwürfe getötet. Auch in Barcelona und Valencia herrscht die größte Erregung.

Kopenhagen, 4. April. Gestern Abend nach Eintritt der Dunkelheit boten die Schiffe des kaiserlichen Geschwaders einen prächtigen Anblick. Linien von elektrischen Glühlichtlampen zogen sich an allen 3 Schiffen entlang. Besonderen Eindruck machte der Namenszug König Christians mit der Krone. Ein zahlreiches Publikum besichtigte das schöne Schauspiel von der Rhede aus. Heute Vormittag empfing Kaiser Wilhelm aus Anlaß

seiner Ernennung zum Admiral der dänischen Flotte eine aus Vertretern aller Dienstgrade bestehende Abordnung der dänischen Marine unter Führung des Vizeadmirals Uldall. Um 10'/- Uhr fuhr der Kaiser in Begleitung des Kronprinzen von Däne­mark, des Prinzen Waldemar und des Prinzen Albert von Glücksburg nach RoeSkilde und legte dort am Grabe der Königin Luise einen prächtigen Kranz nieder. Im Verein der deutschen Reichs­angehörigen fand gestern Abend aus Anlaß der Anwesenheit des Kaisers eine Festlichkeit statt, zu der auch die deutschen Offiziere geladen waren.

Vermischtes.

Die älteste Zeitung der Welt ist, wie die Revue Universelle schreibt, eine Art offizielles Blatt in China, der Chin-Pan, der schon mehr als 1000 Jahre existiert. Das Blatt hat eine groß­artige Entwicklung durchgemacht. Bis zum Jahre 1301 unserer Zeitrechnung erschien cs nur monatlich und beschränkte sich darauf, die bemerkenswertesten Ereignisse am Hofe zu Peking zu registrieren. Dann kam es wöchentlich heraus und im Jahre 1830 wurde es ein Tagblatt. Jetzt erscheint es täglich in drei Ausgaben, die erste am Morgen ist auf gelbem Papier, die zweite zu Mittag auf weißem und die dritte am Abend auf graues Papier gedruckt.

Eine Rabenmutter. Ueber eine brutale Kindermißhandlung hatte inMainz das Schöffen­gericht zu verhandeln. Die 27jährige zweite Frau des Schlossers Goch in Kostheim hatte ihr 8jährigeS Stieftöchterchen so furchtbar mit einem eisernen Schmhacken fortgesetzt mißhandelt, daß der ganze Körper des Kindes mit Verletzungen und Narben vollständig bedeckt war. Der Kopf, das Gesicht und sogar die innere Mundhöhle wiesen Verletzungen auf. Das bedauernswerte Kind, das als Zeuge auftrat, sah jamervoll aus, mit ge­krümmtem Rücken und scheu nach derMutter" sehend, trat es vor den Richtertisch. Als es ge­fragt wurde, wer ihm die schweren Verletzungen beigebracht habe, sagte es leise:Meine Mutter!" Die Kleine wurde von allen Zeugen als ein braves, gehorsames Mädchen geschildert. Das Gericht er­kannte auf drei Neonate Gefängnis. Im Urteilsspruch wurde betont, daß eine derartige brutale Mißhandlung eines Kindes selten vorkomme und nicht hart genug bestraft werden könne.

Der

MmrWstl. Lmstmkkem ssalw

empfiehlt seinen Mitgliedern ab Lager:

Knochenmehl» Superphosphat» Thomasmehl ISo, Kaimt» Lhilisalpeter» Futterknochenmehl, Malzkeime, Vieh- und Koch sah,

sowie

Notklee» Sastaröklee» Luzerne, Gras­samen» Lein- u. Hanfsamen u. Wicken.

Fr. Gärtner,

Vorstand.

sieren Sie, wo Sie wollen, meinetwegen sogar mit meiner Köchin, aber nicht mit dem Stubenmädchen meiner Frau. Das ist nämlich ein anständiges Mädchen. Sie kam als halbes Kind zu uns, und wir tragen die moralische Verantwortung für sie. Wir möchten sie später gut versorgt wißen. Sie war verlobt und sollte sich bald verheiraten und nun, da sie der Sache ein Ende gemacht hat, sollen Sie nicht meinen, daß sie zum Spielzeug Ihrer Mußestunden gerade gut genug ist. Und leider sind Sie schon sehr weit mit ihr gekommen, wie ich gestern Abend zu meinem großen Verdruß gesehen habe."

Da konnte der Unteroffizier den Mund nicht mehr halten. Diese Auffas­sung seiner reinen und hehren Liebe zu dem von ihr vergötterten Mädchen ver­wundete ihn bis ins Innerste. Deshalb vergaß er auch alles und beging die militärische Ungeheuerlichkeit, zu reden, ohne daß er gefragt wurde.

Verzeihen der Herr Hauptmann," sagte er mit bebender Stimme und lodernden Blicken,ich hatte mich Fräulein Lemoine genähert, um mein schlechtes Französisch zu verbessern. Dann aber habe ich eingesehen, daß ich nicht mehr ohne sie leben kann. Deshalb habe ich ihr gesagt, wie es mit mir steht und werde sie heiraten, sobald eS geht."

Mensch!" wetterte nun aber der Hauptmann los, dem es ganz neu war, daß ihm ein Untergebener in die Rede fiel,Sie sind wahrhaftig ganz des Teufels. Wie der dümmste Rekrut, der gestern von seinem Dorfe hierhergekommen ist, tun Sie den Mund auf, wenn Sie nicht gefragt sind und wie Sie mich ansehen! In Ihren Blicken liegt offene Auflehnung und Widersetzlichkeit. Herr, ich könnte Sie vor das Kriegsgericht stellen, aber ich will Sie nicht ganz ruinieren und

diktiere Ihnen hiermit nur drei Tage Arrest. Haben Sie heute Nachmittag besonderen Dienst?"

Zu Befehl, Herr Hauptmann! Ich soll heute Nachmittag um zwei Uhr beim Verpacken der Patronenvorräte zugegen sein, da ich nach dem Manöver nach Abgang des Sergeanten Meinke die Geschäfte des Schießunteroffiziers über­nehmen soll."

Na daraus wird natürlich nichts, ich werde mir noch überlegen, wen ich dazu bestimme. Indessen können Sie immerhin bis zum Eintritt der Rekruten die Funktionen provisorisch übernehmen. Dann aber werden Sie wieder feste Rekruten ausbilden. Heute mag es nun bei Ihrem Dienste sein Bewenden haben, aber morgen Mittag um ein Uhr, wenn die Kompagnie auf Wache zieht, werden Sie Ihren Arrest antreten. Sagen Sie dem Feldwebel, daß er Sie nicht auf Wache kommandiert. Und dann mit Ihrer Heirat? Sie sind verrückt! Sie wissen doch, daß Sie als Unteroffizier den

-nicht bekommen. Bis zum Sergeanten haben Sie noch vier Jahre

wenn Sie es überhaupt so weit bringen. Ich kann Ihnen versichern, Herr, ich habe die Lust verloren, mich noch ferner mit Ihnen herumzuärgern! Suchen Sie sich einen andern Schatz, denn Fräulein Lemoine ist auch zu Schade für Sie. Wenn ich noch einmal bemerke, daß Sie dieser meiner bündigen Willensäußerung nicht Folge leisten, so können Sie was erleben. Scheren Sie sich weg!"

(Fortsetzung folgt.)