RunSschau.
Dem falschen Hauptmann von Köpenick sind in der Not gute Freunde genug erstanden. Eine sehr vermögende Berliner Dame hat sich an die Verteidigung Voigts gewandt und die Absicht kundgegeben, ihm eine lebenslängliche Rente zu stiften, so daß er den Rest seines Lebens nach Entlassung aus dem Gefängnis gegen Sorgen geschützt verleben kann. Voigt hofft, die vier Jahre Gefängnis bei guter Gesundheit zu überwinden.
Berlin, 3. Dez. Im Zirkus Busch trat heute zum ersten Male wieder der vor einigen Wochen von einem Löwen verwundete Dompteur Peters auf, der einen Arm noch in der Binde trug. Der große Löwe widersetzte sich ihm wieder und schlug nach ihm; auch die andern Tiere wurden aufgeregt, das Publikum schrie: „Aufhören!" und verließ zum Teil den Zirkus. Die Produktion wurde abgebrochen. Der Löwe wurde von außenher mit Schlingen gefesselt. Es ist niemand verletzt worden.
Plauen i. Vogtl., 4. Dez. Wie der „Vogtl. Anz." aus Hof meldet, ertränkte sich dort heute vormittag die 24jährige Schwester des (in Bayreuth zum Tode verurteilten) Doppelmörders Müller aus Scham über die Schande, die der Bruder über die Familie gebracht hat. Ein älterer Bruder Müllers, gleichfalls Lehrer, erlitt, als er von der verzweifelten Tat der Schwester Kenntnis erhielt, einen Schlaganfall. — Wie uns ferner ein Privattelegramm aus München meldet, ist Müller sehr wahrscheinlich auch eines dritten Mordes schuldig, und zwar an der Telephonistin Haas, die im Jahre 1903 in Aschaffenburg ermordet aufgefunden wurde.
Der in London verhaftete Rechtsanwalt Hau, der, wie wir s. Zt. ausführlich berichteten, beschuldigt wird, seine Schwiegermutter die verwitwete Medizinalrat Molitor in Baden-Baden, meuchlings erschossen zu haben, spielt jetzt im Londoner Untersuchungsgefängnis den „wilden Mann". U. a. bestreitet er, verheiratet zu sein und ein Kind zu besitzen, jemals in Baden-Baden gewesen zu sein und überhaupt zu wissen, wo dieser Badeort liegt. Obgleich in die Auslieferung des mutmaßlichen Mörders seitens der englischen Behörden noch nicht gewilligt worden ist, unterliegt es keinem Zweifel, daß Hau den deutschen Gerichten überantwortet wird, da ihn selbst Geisteskrankheit nicht vor der Auslieferung schützt. Inzwischen hat der Londoner Untersuchungsrichter ein nochmaliges Gutachten über die Todesursache der Frau Molitor eingefordert.
vermischtes.
Der Deutsche als Mustergatte. In der englischen Wochenschrift „Answers" finden wir folgende Bemerkung, die den deutschen Ehemann in englischer für ihn sehr günstiger Beleuchtung zeigt: „Frau B. zufolge gibt es keinen Ehemann auf der Welt, der mit dem deutschen Ehemann verglichen werden könne; und da unsere Gewährsmännin eine Engländerin ist, sollte ihre Meinung Gewicht haben. „Dem Deutschen", sagt sie, „geht die eigene Frau über die ganze übrige weibliche Welt. Er behandelt sie mit unwandelbarer Herzlichkeit und Verehrung und bezeugt ihr alle jene kleinen Aufmerksamkeiten, die die Frauen lieben; er macht sie zu seiner Vertrauten und Gefährtin teilt seine Freuden mit Ihr und befragt sie in Geschäftsangelegenheiten. Er hat fast nichts in seinem Leben, das ihr fremd bleibt, und ist gewöhnlich meiner Meinung nach und der von tausenden anderen deutschen Ehefrauen jenes wunderseltene Wesen: der Jdealehemann." — Na also!
William Rockefeller, ein Bruder des Petroleumkönigs, ließ während seines Aufenthalts, in Berlin seine Frau, seine Tochter und sich selbst zweimal von dem Hofmaler des Kaisers malen, wofür er für jedes Gemälde ein Honorar von 54,000 Mark zahlte. Die Rechnungen wurden von dem Generalkonsul der Vereinigten Staaten in Berlin bestätigt, die Schätzer der Newyorker Zollbehörden entschieden aber, daß der Wert der Bilder zu niedrig angesetzt sei und mindestens 80,000 ^ für jedes betrage. Herr Rockefeller war gezwungen, von diesem Betrage den 20prozentigen Einfuhrzoll, also 64,000 Mark, zu zahlen.
Ein Justizirrtum. Ein badischer Landpfarrer, dem die humoristische Ader nicht fehlt, schreibt der „Straßburger Post": In den letzten Jahren sind mehrere Justizirrtümer aufgedeckt worden, welche die Oeffentlichkeit stark erregten, so daß man wohl auch einmal von einem privaten Justizirrtum berichten darf, welcher tragische Folgen hatte, und zwar in Baden. Aus dem Lande herrschen bekannt
lich öfter sehr beschränkte Wohnungsverhältnisse, weshalb nicht selten zwei Kinder zusammen in ein Bett zusammengelegt werden müssen; ferner geht man auf dem Lande früh zu Bett, schon um Licht zu sparen. Natürlich können die Kinder dann nicht immer sofort schlafen; sie hänseln und necken sich gegenseitig, und es gibt mancherlei Störung des Hausfriedens. So war es auch im Hause eines Landwirts, wo zwei halbwüchsige, übermütige Knaben nebeneinander in einem Bette schlafen sollten. Der ernste Vater hat wiederholt zur Ruhe gemahnt, ohne Erfolg; also schreitet er zur Tat und versohlt dem Vordersten gründlich den dazu geeigneten Körperteil. Das stiftet für kurze Zeit Ruhe. Bald aber ist neuer Streit im Gange, und diesmal erscheint der Vater schon etwas schneller, um die Prozedur — am selben Uebeltüter — in vermehrter und verbesserter Auflage zu wiederholen. Nachdem der Delinquent sich wieder einigermaßen erholt hatte, sagte er zu seinem Nebenmann: „So, jetzt habe ich zweimal Hiebe bekommen. Jetzt lieg ich hintenhin." Sprach's und tat's und nach fünf Minuten ging's von neuem los. Jetzt stürzt der Vater wutentbrannt ins dunkle Zimmer und spricht: „So, jetzt hat der Vorderste zweimal bekommen, jetzt muß der Hinterste auch einmal haben." Daß die diesmalige Exekution gründlich war, wird man mir glauben. Aber ein Justizirrtum war's doch.
Heilung der Blinddarmentzündung durch Serumbehandlung. Seitdem die Blinddarmentzündung immer häufiger bald nach Ausbruch der Krankheit der chirurgischen Behandlung überwiesen wird, sind viele Fälle dieser mörderischen Krankheit zur Genesung gelangt. Manchmal genügt zum Heilerfolg die Entleerung des Eiters, in anderen Füllen ist die Entfernung des kranken Wurmfortsatzes notwendig. Leider verlausen aber zahlreiche Erkrankungen so rasch und schwer, es stellt sich so früh Blutvergiftung und Herzschwäche ein, daß auch heute noch viele kranke Kinder diesem Würgeengel zum Opfer fallen; denn sie werden oft zu spät zur Operation gebracht, daß diese nichts mehr nützt oder der Chirurg ein Eingreifen überhaupt ablehnt. Bei diesen verzweifelten und bereits aufgegebeizen Fällen hat nun neuerdings Dr. Schwerin in Höchst recht bemerkenswerte Heilerfolge mit der Anwendung des Antistreptococcen-Serums erzielt. Er wendete dasselbe bei 14 Fällen an und alle Kinder wurden gerettet. Sie kamen zumteil mit den schwersten Erscheinungen der Herzschwäche und des Verfalles zur Behandlung, 6 davon wiesen bereits die Zeichen der Blutvergiftung auf. Die Anwendung des Serums geschah in der Weise, daß nach Eröffnung der Bauchhöhle und Entleerung des Eiters, sowie Entfernung des Wurmfortsatzes in den geeigneten Fällen das Serum direkt in die Bauchhöhle eingegossen wurde. Darauf war sofort eine Besserung der Herztätigkeit, Abnahme der Pulszahl und Hebung des Allgemeinbefindens wahrzunehmeu. Wurde der Puls wieder schlechter, so wurde das Serum dann in die Haut eingespritzt. Das Serum schwächt oder vernichtet die Giftigkeit der Streptococcen, deren schon erzeugte Stoffwechselprodukte auf andere Weise aus dem Körper entfernt werden müssen, wozu die Darmwaschung sehr geeignet ist. Die günstige Wirkung des Serums trat besonders in zwei Fällen zu Tage, wo die Kinder in derart elendem Zustande eingeliefert wurden, daß man die Operationen an ihnen gar nicht mehr wagen konnte. Sie wurden durch das Serum aber in ihrem Allgemeinbefinden derart gehoben, daß sie nach kurzer Zeit der Operation unterzogen werden konnten, die auch glücklich bei ihnen verlief.
Ein wertvoller Becher. Eine Million Franken hat Herr Mailfait in Brüssel dem Bürgermeister von Beere für den im dortigen Rathaus aufbewahrten Becher Maximilians von Burgund geboten. Das Angebot wurde zurückgewiesen. Vor einigen Jahren hatte der Gemeinderat ein ähnliches glänzendes Anerbieten angenommen. Der damalige Bürgermeister Dr. jur. Snyder, hatte jedoch den König zu bestimmen gewußt, den Gemeinderatsbe- schlüß aufzuheben.
(Der Gruß im Eisenbahnabteil.) Soll man die Mitreisenden grüßen, wenn man in den Eisenbahnwagen tritt. Diesem Thema weiht der namhafte französische Kritiker Faguet einen Artikel in der „Revus HobäomgZairo". Die einen sagen: „Gewiß, man soll grüßen. Dies ist ein unverbindlicher Akt der Höflichkeit." Andere entgegnen: „Man soll nicht grüßen, denn die Mitreisenden empfinden den Gruß des Eintretenden als einen Versuch, die gewisse nicht jedermann angenehme Vertraulichkeit anzubahnen, die so häufig zwischen Mitreisenden entsteht." Andere Meinungen lauten: „Man soll
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höflich^und kalt grüßen und sich nicht weiter um die Anwesenden bekümmern. Diese sollen aus gleiche Weise den Gruß erwidern und auch im übrigen ein gleiches tun. Sind Frauen im Abteil, dann soll man auf alle Fälle grüßen." Manche meinen, man soll grüßen, wenn man das Abteil verläßt, nicht aber, wenn man eintritt. Denn wenn man eintritt, kommt man unter Fremde, wenn man weggeht, kennt man einen mehr oder minder bekannten Kreis von Menschen. Faguet selbst meint: „Man soll grüßen, denn man hat keinen Grund, den fremden Leuten von vornherein die gewöhnliche menschliche Achtung zu versagen. Aber der Gruß soll nicht anders lauten als: „Guten Tag", und im Ton soll die Versicherung des Grüßenden liegen, daß er keinerlei Absichten auf das Vertrauen der Mitreisenden hege, daß er selbst keineswegs wünsche, vertraulich zu werden, und daß er nur die einmal unausweichliche Gegenwart der Mitreisenden bis zu seinem Reiseziel, in Anspruch nehmen wolle, nicht länger." Daraus folgt auch die Notwendigkeit, daß man Personen, mit denen man gereist ist, ohne eine persönliche Beziehung anzuknüpfen, bei einer spräteren Begegnung nicht zu grüßen habe.
(Um die Reinheit des Erdöls zu erproben,) gießt man etwas Petroleum in eine Untertasse, stellt es einige Zeit in einen erwärmten Raum und sucht es dann mittelst eines angezündeten Papierstreifens zu entzünden, ohne diesen in das Petroleum zu tauchen. Je schwieriger dies gelingt, desto reiner ist das Brennöl. Die Leuchtkraft des gewöhnlichen Petroleums wird durch Zusatz von Kochsalz und einem Stückchen Kampfer erhöht. Jedes Petroleum büßt aber von seiner Leuchtkraft ein, wenn es nicht dunkel und kühl aufbewahrt wird, da es nachgewiesen ist, daß Licht, besonders Sonnenlichteinwirkung seine Leuchtkraft beeinträchtigt.
(Er weiß sich zu helfen.) Frau: „Wie kannst du nur einen Ausverkauf wegen Todesfall" verkündigen, die Tante ist doch schon ein halbes Jahr begraben ? — Mann: „Schreiben wir doch einfach darüber /Verspätet"!"
(Kindliche Schlußfolgerung.) Der kleine Otto: „Nicht wahr, Papa, die Pilze wachsen immer an feuchten Stellen!" — Papa: „Ja, mein Kind!" — Der kleine Otto: „Gelt, Papa, darum sehen sie auch alle wie Regenschirme aus?"
sJn der französischen Stunde.) „Wie heißt „ich", Fräulein Emilie?" — ,,„3e!"" — „Gut! Wie heißt „du", Fräulein Antonie? — „„1u!"" — „Gut! Wie heißt „er", Fräulein Meta?" — Fräulein Meta?" — Fräulein Meta (zerstreut): „Eduard!"
Viersilbige Charade.
Einen Orden nennen dir Meine Silben 1 bis 4.
Suche 1 bis 3 als Namen In des großen Lessings Dramen.
2 bis 3 in blut'gem Kriege G
Hat sein Heer geführt zum Siege.
Wenn man gibt der 4 am Schluß Noch den rechten Laut als Fuß,
Hat es in der Vorzeit Tagen Einst ein Diadem getragen.
Z statt o, und auf der Jagd Wird ihm der Garaus gemacht.
Seinen Pelz und auch das Leben Muß es dann dem Jäger geben.
Geographisches Zahlenrätsel.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 deutsche Stadt. 21112 3 Stadt in Rußland.
3 5 6 1 3 7 8 Stadt in Bayern.
4 512 3 2 5 europäisches Königreich.
5 3 810 Nebenfluß des Rhein.
6 3 2 510 5 Stadt in der Schweiz.
7 810 2 1 13 4 212 Stadt in Frankreich.
810 6 610 5 Großherzogtum.
910 610 2 deutscher Fluß.
1011 610 5 3 7 8 Stadt in Thüringen.
11 2 3 5 Land in Asien.
12 510 610 5 Stad t in P osen.
Auflösung des Logogriphs in Nr. 189.
Kiste — Küste.
Bei den immer höher steigenden Lebensmittelpreisen greift die praktische Hausfrau doppelt gern zu be. währten Küchen. Artikeln, die ihr Geld, Zeit und Arbeit sparen helfen. In der Tat ist sie imstande, z. B, mit Maggi's Würze stets eine gute, gesunde Kost aus den Tisck zu bringen, oder mit Maggi's Suppen-Wiirseln in kürzester Zeit vorzügliche, nahrhafte Suppen herzustellen, ohne erst teures Suppenfleisch der Brühe wegen auszukochen. Die Preise dieser Erzeugnisse sind immer die gleich wohlfeilen, wie von jeher.