zwischen hier und Sersheim auf der Straße unweit der Metterbrücke am Mittwoch abend bewußtlos mit schweren Kopfverletzungen neben seinem Fahr­rade liegend aufgefunden und nach Haus verbracht. Derselbe hat bis jetzt das Bewußtsein nicht wieder erlangt und ist die Ursache des Unfalls noch unauf­geklärt, doch ist anzunehmen, daß er auf dem ab­schüssigen Terrain die Gewalt über das Rad verlor und vondiesem beiseitegeschleudert wurde. sDer Ver­unglückte, Hr. Theod. Geßwein, war längere Zeit techn. Gehilfe bei Hrn. Oberamtsbaumeister Link hier; seine Frau ist Neuenbürgerin (geb. Karcher.st

Heidenheim, 30. Okt. Schullehrer Jetter hier wurde als Kandidat für die Volkspartei ein­stimmig ausgestellt.

Ulm, 30. Okt. Daß in Ulm Hundefleisch ein Leckerbissen ist, ist eine Entdeckung der englischen illustrierten Zeitschrift, The Sketch, die in London erscheint. Das Blatt tischt seinen Lesern die Nach­richt auf, daß in Ulm im ersten Vierteljahr dieses Jahres 1876 Hunde zu Nahrnngszwecken verwendet worden sind. (!)

Stuttgart. lLandesProdukteubörseZ Bericht vom 29. Oklvr. von dem Vorsitzenden Fritz Kreglinger. Aus der abgelaufenen Woche ist zunächst die wirtschaftlich sehr wichtige Tatsache zu melden, daß die Rheinschifsahrt Wesen zu niedrigen Wasserstands teilweise eingestellt werden mußte. Wider Erwarten und zum erstenmal in 30 Jahren ist damit in diesem frühen Zeitpunkt ein Ereignis einge­treten, dessen Nachteile für den ganzen südwestdeutschen Verkehr sich noch nicht überblicken lassen. Als ein erfreu- liches Faktum dagegen ist ein Beschluß der K. Zentralstelle kür Gewerbe und Handel zu betrachten. Derselbe bezweckt die Ablehnung von Rhemschifsahrtsabgaben zu befürworten, weil jede Verteuerung des Verkehrs aus dem Rhein eine Verteuerung von Gegenständen des täglichen Bedarfs für Süddeuischland zur Folge haben würde. Die letzte russische Ernte wird nach den bis jetzt vorliegenden Berichten unter Mittel beurteilt. Hingegen lauten die Aussichten aus die neue argentinische Ernte bis jetzt gut. Die sichtbaren Vor­räte in Nordamerika nahmen letzte Woche kaum 25 "/o von dem zu, was sie voriges Jahr zugenommen haben. Auf den württ. Schrannen waren die Zufuhren nicht unerheblich, die Preise gut und der Absatz war flott. Die Tendenz ist fest. Mehlpreise per 100 Kilogramm inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 30 Mk. - Pfg. bis 3t Ml. Psg., Nr. 1: 28 Mk. 50 Pfg. bis 29 Mk. 50 Psg., Nr. 2: 27 Mk. - Pfg. bis 28 Mk. Pfg., Nr. 3: 25 Mk. 50 Psg. bis 26 Mk. 50 Psg., Nr. 4: 23 Mk. 50 Psg. bis 24 Mk. - Pfg. Suppen­gries 80 Mk. - Pfg. bis 31 Mk. Pfg. Kleie 9 Mk. 50 Pfg. 10 Mk. Pfg.

Seine Majestät der König hat eine Forst­ratsstelle bei der Forstdirektion dem Oberförster Holland in Blaubeuren (vorher in Calmbach) übertragen.

Seine Majestät der König hat dem Bahn­hofverwalter Hermann Renz in Waiblingen (vor­her in Neuenbürg) eine Eisenbahnsekretärstelle bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen auf Ansuchen übertragen.

Slus SlaSt» Bezirk uns Umgevung

* Neuenbürg, 30. Okt. In ungewöhnlichem Maße haben in der letzten Zeit die Zustände in Rußland das Interesse weitester Kreise beschäftigt, und mit Spannung wurden die Berichte über die Entwicklung der russischen revolutionären Strömungen verfolgt. Bekanntlich zum Härtesten uud Schreck­lichsten, was in Rußland geschehen ist, gehören die wiederholten Judenhetzen. Am nächsten Montag, den 5. k. Mts., wird in der hiesigen Stadtkirche Ge­legenheit geboten sein. Näheres über die Millionen armer und zum Teil so grausam verfolgter Juden in Rußland zu hören. Pastor Laub aus Straß­burg, im Dienste der Judenmission tätig, wird einen Vortrag halten über seine diesen Sommer gemachten Missionsreisen unter den Juden in Rußland. Seine Mitteilungen dürften wohl jedermann interessieren.

Neuenbürg, 30. Okt. (Lichtbilder-Vortrag) Am nächsten Sonntag abend wird Hr. Hofphoto­graph Karl Blumenthal im Ankersaale einen Licht- bilder-VortragDer Schwarzwald und sein Leben" halten, wozu Hr. Redakteur Mar Klemm aus Pforzheim den begleitenden Text sprechen wird. Mit der Ausarbeitung dieses VorUags hat sich Hr. Blumenthal ein sehr großes Verdienst erworben. Denn es ist ihm gelungen, wie keinem je zuvor, unsere Gegend in ihrer ganzen vielseitigen Pracht und Schönheit im Bilde zu verherrlichen. Jedem Schwarzwaldfreund geht das Herz auf, wenn er diese künstlerisch vollendeten, überaus fein empfundenen Bilder betrachtet; Hr. Blumenthal ist als ein erster Künstler auf dem Gebiet der Landschaftsphotographie allenthalben anerkannt; mit besonderer Liebe hat er sich aber in die intimen Schönheiten seiner eigensten Heimat versenkt und als Frucht rastloser jahrelanger Tätigkeit kann der jetzt in seiner Art einzig dastehende Schwarzwaldvortrag betrachtet werden. Was früher schon einmal von Hrn. Blumenthal gezeigt wurde, bildete nur den Anfang

und die Grundlage zu dem Vortrag, der sich hieraus entwickelt hat. Der Vorführung wird man mit umso größerem Interesse entgegensetzen dürfen,, als Hr. Blumenthal diesen Sommer über nicht müßig war. Er hat nun auch den südlichen Schwarzwal­in den Bereich seiner Tätigkeit gezogen und bringt eine ganze Anzahl neuer Bilder vom Feldberg und dessen Umgebung. Auch Herrenalb und namentlich Baden-Baden sind neu bearbeitet. Jetzt bildet der Vortrag ein in sich geschlossenes Ganzes, so daß ein hoher Genuß in Aussicht steht. Bei dem all­seitigen Interesse, das der Sache überall entgegen­gebracht wird, sind wir sicher, daß auch die dies­malige Veranstaltung ein volles Haus bringen wird.

(:) Dobel, 29. Oktbr. Gestern hielt der von hier in den nächsten Tagen scheidende Hr. Pfarrer Mayer feine Abschiedspredigt, worin er seine liebe Gemeinde unier anderem hauptsächlich ermahnte, bei dem zu bleiben, was er in den 28 Jahren seiner hiesigen Amtstätigkeit von der Kanzel herab gepredigt have, bei dem Evangelium und bei dem, der es uns gebracht, bei Jesu Christo. Nach dem Vor- mitiagsgoltesdienst verabschiedete er sich im Rathaus­saal von den Mitgliedern des Gesamtkirchengemeinde­rats, wobei ihm ein von den drei Gemeinden des Kirchspiels gewidmetes wertvolles Geschenk überreicht wurde. Um 3 Uhr fand sodann eine Abschiedsfeier im Sonnensaale statt. Schultheiß Allinger er- öffnete die Feier. Nachdem er die Anwesenden begrüßt, feierte er den Scheidenden und dessen werte Familie mit herzlichen Worten. Schultheiß Knüller von Neusatz redete im Namen des Gesamtkirchen­gemeinderats und Schullehrer Jacob-Dobel im Namen der Schule und der Lehrer des Kirchspiels. Weitere Redner waren Schullehrer Klein von Neusatz, der ein selbstverfaßtes Abschiedsgedicht zum Vortrag brachte, sowie Hr. Pfarrverweser Moser. Ungern sehen die drei Gemeinden den hochgeschützten und allverehrten Prediger, Seelsorger und Orts­schulinspektor scheiden, ungern auch scheidet Hr. Pfarrer Mayer und seine werte Familie von seinen Psarrkindern und seinem lieben Dobel. Mögen sich alle die herzlichen Glück- und Segenswünsche, die ihnen zugerufen wurden, erfüllen!

Arnbach, 29. Okt. Nach einer Schreckensnacht stehen wir wieder vor einem rauchenden Trümmer­haufen; hat schon das jüngste Brandunglück überall Aufregung gebracht, so ist heute, all den vielen Be­suchern von der Ämtsstadt und Umgebung unver­kennbar, auf allen Gesichtern Angst und Kummer zu lesen; eine allgemeine Unruhe, eine bange Sorge bemächtigt sich der braven Einwohnerschaft bei der Ungewißheit, ob der böse Brandstifter eine weitere Freveltat ersinne. Fleißige Hände helfen zusammen, um den Abraum auf Lastwagen fortzuführen, die Ortsgasse dem Verkehr frei zu machen. Auch dies­mal griff das Feuer mit solch rasender Schnelligkeit um sich, daß die Bewohner des Bauer'schen Hauses teilweise im Hemd flüchten mußten. 3 Schweine verbrannten, mit Mühe konnte das Vieh gerettet werden. Der Eber des Wilh. Bachteler, dessen Haus in höchster Gefahr stand, riß aus und rannte bis nach Dennach, wo er andern morgens einge­fangen werden konnte. Wenn auch dank dem ener­gischen Eingreifen und Zusammenhelfen die haupt­sächlichsten Akten vom Rathaus geborgen werden konnten, so konnte doch eine Anzahl Güterbücher, welche im Dachraume des Rathauses aufbewahrt waren, nicht mehr gerettet werden. Der Verdacht der Täterschaft lenkt sich mehr und mehr von dem vielgenannten Handwerksburfchen ab. Der Umstand, daß beide Brände in sehr enggebauten Ortsteilen und im oberen Teil der Scheunen entstanden, gibt der Vermutung Raum, daß wir den Brandstifter am Ende auch in unserer Mitte haben könnten.

Folgende Strophen mögen der" bangen Stimm- una Ausdruck geben:

Die Feuersbrunste in Arnbach.

Zur stillen mitternächt'gen Stunde Macht des Dorfes Wächter die Runde,

Da entdeckt er kanns möglich sein?

In der Scheune Giebel Rauch und Feuerschein, Und mit dem grausigen Rufe:Es brennt!"

Er durch die nächtlichen Gassen rennt.

Und lebendig wirds allüberall Und der gellenden Glocke lauter Schall Gibt weit in der stillen Runde Von dem furchtbaren Brande Kunde.

Hoch lodern die Flammen schauerlich anzusehn. Drei wohlgefüllte Scheunen in Rauch aufgehn.

Und das Feuer greift weiter und macht ohn Erbarmen Zu Obdachlosen die weinenden Bewohner, die armen. Und ein Funkenregen mit dämonischer Pracht Fliegt weit gegen die friedlichen Sterne der Nacht

Und besät des Dorfes Gassen und Giebel Als wollte er noch mehren das schreckliche Uebel. Doch als der Tag graut und die Sterne erbleichen Müssen die Flammen menschlicher Kraft weichen. Aber in wenigen bangen Stunden Sind Stätten des Fleißes vom Erdboden verschwunden. Und der Mensch, sonst stolz und selbstbewußt Schlägt mitfühlend an die eigene Brust:

Wie schnell ist in wenigen Stunden der Nacht Der Mensch um Heim und Herd gebracht!"

Wieder wird's Sonntag ein willkommener Gast, Wo der Bürgersmann hält gerne gemütliche Rast; Uns erfüllt mit trüben Gedanken sein Kommen,

Uns ist Herz und Gemüt so beklommen.

Wohl mancher verschweigt, eh' zur Ruh' er sich legt, Was sein Innerstes so beunruhigt, bewegt.

Da plötzlich wieder ein Flüchten, Schreien und Jagen, Wie im Traum seh'n - wir die Flamme aus der

Scheune schlagen.

Wieder fällt zum Opfer dem rasenden Brand Was einst die Väter gebaut mit fleißiger Hand,

Bis endlich die Männer in mutigem Ringen Das furchtbare Clement bekämpfen und niederzwingen. Wer nennt den Schurken, der den Frieden uns

entrissen?

Nicht die Menschen, nur Gott kann es wissen.

Und sollt' er sich der irdischen Strafe entziehen. Dem himmlischen Richter kann er nicht entfliehen.

Calw, 28. Oktbr. In einer sehr zahlreich be­suchten Vertrauensmännerversammlung des Bundes der Landwirte im Gasthaus z. Rößle wurde ein­stimmig beschlossen Hrn. Gutspächter G. Fahrion auf Hof Dicke als Kandidaten für die kommende Landtagswahl aufzustellen. Hr. Fahrion hat die Kandidatur angenommen.

Calw, 30. Okt. Auf dem Güterbahnhof über­raschte der Nachtwächter zwei Diebe und trat den­selben mit dem Seitengewehr entgegen, da sie einen Hund auf den unerschrockenen Beamten hetzten und nach ihm schossen. Die Diebe entkamen hiedurch in der Dunkelheit. Am letzten Sonntag ver­schwand der Buchhalter des hiesigen Güterbeförderers, nachdem er sich Eingriffe in die Kasse des Geschäfts­inhabers mit etwa 2000 N7, hatte zu Schulden kommen lassen. Man vermutet, daß der junge Mann eine kurz zuvor erhaltene Summe mit 700 Mark gleichfalls mit sich genommen hat.

Stamm heim, OA. Calw, 30. Oktober. Die hiesigen bürgerlichen Kollegien haben ihre Bereit­willigkeit zur Beteiligung an dem Unternehmen zur Gewinnung elektrischer Kraft für den Betrieb in Landwirtschaft und Gewerbe im Bezirk Calw er­klärt. Die Anlage, deren Ausführung gesichert scheint, wird im Nagoldtal in der Nähe der Ruine Waldeck erstellt werden.

Pforzheim, 29. Okt. Zur Feier ihres zehn­jährigen Bestehens hielt gestern nachmittag von 2 Uhr ab die Freiwillige Sanitätskolonne ihre Schlußübung auf dem Wiessngelände unterhalb der Bürkle'schen Sägmühle im Würmtal ab. Es war angenommen, daß beim Uebergang über die Würm es dort zu einem kurzen Gefecht gekommen war und deshalb rechts und links Verwundete sich befinden, welche die Sanitätskolonne aufzusuchen und zunächst in ein größeres Zelt auf der Wiese und von da nach einem Notlazaret in der Stadt zu verbringen hätte. Um ffs2 Uhr rückte die Kolonne vom alten Theaterplatz, wo ihr Requisitenschopf sich befindet, nach dem Platz ab, wobei sie ihre sämtlichen Trans­portmaterialien mitführte. Inzwischen war von einem zum andern Würmufer durch die Pionier­abteilung der Kolonne eine Notbrücke geschlagen und eine Art von Seilbahn zum Transport vom linken zum rechten Ufer eingerichtet worden. Aus dem steilen bewaldeten Bergabhang wurden mit dieser Seilbahn etwa 16 Verwundete über die Würm be­fördert, über die Notbrücke wurden andere, die noch gehen konnten, herübergeleitet; auch vom rechten Ufergelände und dem anstoßenden Wald wurden Verwundete herbeigetragen, die an Ort und Stelle kunstgerecht verbunden waren. Jeder Verwundete, es waren zumeist Knaben, denen es Vergnügen machte, verbunden zu werden, trug einen Zettel, auf dem die Art der Verwundung, die er haben solle, verzeichnet war. So wurden sie nach dem Zelt ge­bracht, das in ziemlich primitiver Weise, aber ganz zweckentsprechend aufgestellt war. Mittlerweile knatterte es ganz lustig vom Schützenhaus her, so daß an der kriegsmäßigen Illusion auch nichts fehlte. Im Zelt hielt Hr. Medizinalrat Dr. Marold mit seiner Anerkennung der geleisteten Arbeit nicht zurück. Bald war auch die Kritik, die damit verbunden war, vorüber, die Transportmittel wurden wieder aufge-