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liche Leiche, welche bereits vom Raubzeug ange­fressen und in Verwesung übergegangen waren, aufgefunden. Es handelt sich um ein Liebespaar, nämlich um einen Posamentier und eine 16jährige Arbeiterin. Ein Revolver lag neben den Leichen. Der Mann hinterläßt eine Frau und mehrere Kinder.

GermerSheim, 26. März. Ein entsetzli ches Unglück ereignete sich in dem benachbarten Orte Oberlustadt. Zwei Kinder, ein 4 Jahre alter Knabe namens Lenz und ein 6 Jahre alter namens Kloos wurden von einem eisernen Tor am katholischen Friedhof erschlagen. Die Kinder hatten an dem Tor, das jedenfalls nur sehr lose in den Angeln hing, gespielt; plötzlich schlug das Tor um und tötete die Kleinen,' das jüngere war auf der Stelle tot, das ältere starb nach einigen Minuten.

Mainz, 27. März. Bei einem Zimmer­brand im 4. Stock des Hauses Kapuzinergasse 21 ist ein zwei Jahre altes Kind vollständig verbrannt. Ein wenig Wochen alter Säugling, der in demselben Zimmer war, erlitt durch den Rauch schweren Schaden, doch hofft man ihn am Leben zu erhalten. Zwei andere Kinder blieben unverletzt.

Berlin, 27. März. DerLokalanzeiger" berichtet, daß die Kaiserin, als sie heute Morgen mit dem Prinzen Adalbert und Gefolge einen Spazierritt im Grune- wald unternahm, vom Pferde gestürzt ist und sich eine Verletzung des rechten Armes zu­gezogen habe. Sie wurde nach dem Jagdschloß Grunewald transportiert, wohin ein Arzt aus Berlin mittelst Automobil beordert wurde.

Berlin, 27. März. Prinz Heinrich tritt, wie aus Kiel gemeldet wird, mit dem ersten Geschwader am 2. April eine 4tägige Uebungs- fahrt an und wird in Verbindung damit dem Kaiser auf seiner Fahrt nach Kopenhagen bis zum Sund das Geleit geben.

Berlin, 27. März. Im Gegensatz zu anderen Meldungen wird demBerliner Tageblatt" aus Newyork telegraphiert, daß die Ablehnung der Einladung des Kaisers zu dem Flottenbesuch in Kiel von der amerikani­schen Regierung teils aus politischen, teils aus technischen Gründen erfolgt ist. Es sei im gegen­wärtigen Moment inopportun gewesen, Deutschland eine freundschaftliche Demonstration gewissermaßen als Antwort auf den Besuch des Prinzen Heinrich zu leisten, zumal andere Mächte den Unterlaß eines Flottenbesuches als unfreundliche Kundgebung ari­schen könnten. Die Ablehnung erfolgte in verbind­lichster Form unter Hinweis auf die technischen Motive und unter der Zusage späteren Kommens.

Berlin, 27. März. Reichskanzler Graf Bülow hatte derPost" zufolge vor seiner Abreise nach Italien eine längere Besprechung mit dem Staatssekretär der Marine und des Aeußern und mit dem aus Rußland zurückgekehrten Chef des Reichsmarineamtes wie auch mit den Ministern Freiherr von Hammerstein und von Podbielski.

Berlin, 27. März. Nach Meldungen aus Altona erschoß daselbst der seit zwei Jahren dort ansässige 37jährige Kaufmann Robert Meis

aus Prag gestern Nachmittag seine Frau und dann sich selbst, nachdem er an der Börse sein ganzes bedeutendes Vermögen verspekuliert hatte.

Berlin, 27. März. In einem Potsdamer Hotel fand man heute Vormittag einen 29 Jahre alten Kaufmann Emil Leeser und seine Braut die 21jährige Helene Stolzenberg aus Rixdorf erschossen auf. Es liegt zweifellos Mord und Selbstmord vor. Ueber das Motiv hiezu ist noch nichts bekannt.

H amburg, 26. März. (Die Primus- Katastrophe vor Gericht.) In der heutigen Sitzung bekundeten Kapitän Harms, der Besitzer des Primus und Kapitän Picken pack, daß, soweit das nördliche Fahrwasser frei ist, alle elbaufwärts kommenden Dampfer in dasselbe steuerten. Picken­pack bezeichnete den Kapitän Pe?drs als nüchternen, besonnenen und fähigen Schiffsführer. Von der Verlesung des Protokolls der gestern stattgchabten gerichtlichen Augenscheinnahme wurde Abstand ge­nommen. Sodann wurde das Erkenntnis des Ham­burger Seeamtes verlesen, in welchem dem Führer des Primus, Kapitän Peters, die Hauptschuld zugemessen wird, da er der kaiserlichen Verordnung zuwider im nördlichen Fahrwasser gefahren sei. Als­dann wurden einige Augenzeugen des Unglücksfalles vernommen und die Verhandlung auf Freitag vor­mittag vertagt.

Meran, 27. März. Expräsident Krüger verläßt Meran im nächsten Monat, um sich nach Paris zu begeben. Sein Gesundheitszustand ist befriedigend. Der Präsident gedenkt im September nach Meran zurückzukehren.

Nermischles.

Das Bombenattentat in Genf. Am 22. Dezember explodierte am Eingänge der protestantischen Kathedrale St. Peter in Genf eine Dynamitbombe, die einen nicht geringen Schaden anrichtete. Es wurde das große hohe Portal zer­sprengt und mehrere Fenster zertrümmert. Unter den zahlreichen verhafteten Anarchisten befand sich auch der Täter, der Italiener Machetto. Die Untersuchung betreffs des Attentats nahm volle drei Monate in Anspruch und wurde erst dieser Tage beendet. Sämtliche von dem Untersuchungs­richter verhörten Anarchisten beteuerten, daß sie Machetto nicht kennen. Ferner ergab die Untersuchung, daß Machetto zahlreiche Diebstähle verübt und daß er in verschiedenen Gegenden der Schweiz Dynamit verborgen gehalten hat. Der Staatsanwalt der Schweizer Eidgenossenschaft be­antragte schließlich die Ausstellung eines ärztlichen Gutachtens über den Angeklagten. In diesem er­klären nun die drei zugezogenen Aerzte Machetto sei irrsinnig.

Einbruch. In Mailand wurde in der Villa der Frau Gavino, der Witwe eines Ge­nueser Bankiers, morgens die Türe des Geld- schranks erbrochen aufgefunden, und es fehlten 3Millionen Lire italienischer Renten­titel, während weitere 75,000 Lire, die gleichfalls in dem Geldschrank lagen, unberührt blieben. Als der Tat dringend verdächtig wurde sofort der Ver­walter der Villa Namens Bellavita ver­haftet, der sich beim Verhör in Widersprüche

verwickelte. Ein merkwürdiger Zufall will es, daß ein Advokat Mascardi, dem zur selben Zeit 125,000 Lire in San Francesco d'Albaro geraubt wurden, ein Vetter der Bestohlenen ist.

Heiteres. Ein weiser Vater. (Beim Abschied.) . . . Mein Sohn, wenn Du weißt, was Du willst, und nur das willst, was Du kannst, und kannst, was Du willst, und weißt, daß Du kannst, was Du willstdann wirst Du ein ganzer Mann!

Standesamt Kak«.

Geborene.

21. März. Oskar Emil, Sohn des Fr. Pfrommer jr., Bäckermeisters hier.

21. . Paulinc Barbara, Tochter des Matth. Kling,

Bauers auf dem Calmerhof.

25. Julie Hildegard, Tochter des Leonhard

Fischer, Eisenbahnsekretärs hier.

Gestorbene.

22. März. Elisabeths Katharine, geb. Pfrommer, gewe­

sene Ehefrau des Georg Heinrich Hammer, Metzgers hier, 74 Jahre alt.

25. Elisabeths Katharine, geb. Weil, Witwe des

Paul Riecker, Werkmstrs. hier, 78 I. alt. 25. « Robert Graf, Sohn des Robert Otto Graf,

Fabrikarbeiters hier, 5 Monate alt.

25. Sofie Johanna Tochter des Jakob Friedrich

Wolpoldt, Eisenbahntaglöhners hier, Jahr alt.

Eingesandt.

Sur Konfirmation.

Jugendfürsorge ist in unserer Zeit eine viel­verhandelte Frage. Das ist dankbar zu begrüßen. Schon die einfachste Ueberlegung muß uns dazu treiben, das Haus von unten auf zu bauen. Die Erkenntnis bricht mehr und mehr durch, daß die Versäumnisse am Heranwachsenden Geschlecht sich besonders bitter rächen und Familienglück, Ge­meindeleben und Volkswohlfahrt am sichersten unter­graben. Aber noch muß in diesem Stücke viel geschehen, damit es besser werde. Alle Vereine und Anstalten, die sich die Bewahrung, Veredelung und Fortbildung der Jugend zur Aufgabe machen, können nur halbe Arbeit tun, so lange der älteste Verein zur Jugendfürsorge, die Familie, seine Erzieherpflicht nicht regelmäßiger, nicht gewissen­hafter und treuer erfüllt.

Der Konfirmationstag soll ein Familienfest sein, aber nicht in dem Sinne, daß der 14jährige junge Christ als Mittelpunkt lärmender Festlichkeit angesehen wird, die den Ernst der feierlichen Kon­firmationshandlung nur zu schnell verwischt, sondern so, daß Vater und Mutter in Rückblick, Aufblick und Ausblick das wahrhafte Glück ihres Kindes betend aufs Herz nehmen. Die beiden Tage der Einsegnung und der Zulassung zum heiligen Abend­mahl stellen an alle Eltern die ernsten Fragen: Was habt ihr aus eurem Kinde gemacht, hat Schule und Kirche in euch verständnisvolle Bundes­genossen bei der Erziehung gehabt oder mußten sie mit geheimem oder offenem Widerstand kämpfen? Jede Konfirmation eines Kindes sei den Eltern eine Mahnung, treuer und gewissenhafter ihre Pflich­ten an den Kindern zu erfüllen, die unter ihrer Obhut verbleiben. 8.

Ei freilich, meine Kleins hat doch heute Abend frei. Wollen Sie viel­leicht mit?"

Ja' na," gab Schumann ein wenig verlegen zur Antwort,ich möchte schon aber ?"

Ach so wegen die Damens," lachte Thum,na, dos wäre doch nicht schlimm, es sind doch genug Mädchen im Städtchen. Uebrigens vielleicht geht die kleine Louise von unserem Alten mit. Wissen Sie, des Lagorge seine Ver­flossene. Sie, das wäre was für Sie. Sie kennen sie doch wohl wenigstens vom Ansehen, wenn sie der Lagorge ja auch immer sorgfältigst von uns andern fern gehalten hat, wie sie noch verlobt waren. Aber nun ist er ja fort und sie hat doch der Sache ein Ende gemacht. Wenn ich heute Abend meine Cäcilie abhole, so werde ich sie bitten, sie soll erst mal nach Louise hinaufgehen und sie fragen, ob sie nicht mit will."

Na und wenn sie nicht will was dann? Dann komme ich und setze mich Ihnen (Thum) auf den Hals, wenn Sie mit Ihrer Herzallerliebsten an einem Tische sitzen."

Erstlich würde uns das weiter nicht stören, und zweitens ist es ja nicht nötig, wenn Sie nicht wollen. Sehen Sie, Schumann, daß wir beide, Cäcilie und ich, allein sitzen, so brauchen Sie ja nicht, wenn Sie eben nicht wollen, zu uns zu kommen. Es sitzen ja so viele Unteroffiziere ohne weiblichen Anhang an den verschiedensten Tischen und unter denen werden Sie doch Bekannte finden."

Längere Zeit als sonst verwandte an diesem Sonntage nach dem Esten der Unteroffizier Schumann auf seine Toilette. Er ließ sogar einen Barbier, der bei der Kompagnie diente, rufen, und dieser mußte ihm einen kunstgerechten Scheitel ziehen unter Aufwendung von recht viel Pomade und ihm den Schnurrbart aus- ziehen und aufsetzen. Und sein Putzer konnte ihm den Extraanzug nicht rein genug,

die Stiefel nicht blank genug abliefern. Die Handschuhe waren von blendender Weise und der rote Besatz des Rockes leuchtete, wie frisch aufgegangene Mohn­blumen. Der Putzer hatte ihn genau revidieren und das geringste, kaum wahr­nehmbare Fleckchen mit Brotkrume abreiben müssen. Auch sein Geld zählte er

sorgfältig und entdeckte zu seiner Freude, daß es weit mehr war, als er erwartet

hatte. Er war in der letzten Zeit solide gewesen. Den ganzen Sonntag nach­mittag brachte er nun auf seiner Stube zu und zwar in einem sehr unbe­

haglichen Zustande. Er wagte kaum, sich beim Sitzen anzulehnen, noch beim Lesen die Hände auf den Tisch zu bringen; aus Furcht, den Rock wieder zu beschmutzen. Unv diesen ausziehen ? Nein, das ging auch nicht, denn er fürchtete ihn zu drücken, wenn er ihn in den Schrank hing. Ließ er ihn aber draußen, so hätte er staubig werden können.

Mit einer Urlaubskarte bis Mitternacht ausgerüstet, verließ er punkt halb acht Uhr die Kaserne. Unterwegs begegnete ihm der Inhaber eines Friseur­geschäfts, bei dem er sich zuweilen rasieren ließ. Dieser stand im Begriff, nach Hause zu gehen und Schumann fragte ihn, ob er ihm wohlhintenrum" ein Fläschchen Parfüm verkaufen wolle. Aber der Friseur lehnte es mit Hinsicht auf die vielen herumwimmelnden Polizisten mit lebhaftem Bedauern ab. Aergerlich setzte er seinen Weg fort und langte bald vor dem Eingang des Gartens an. Dort hatte sich eine Blumenfee mit einem Korbe aufgepflanzt, und Schumann kaufte ihr drei herrliche, aber in dieser Jahreszeit sehr billige Rosen ab. Dann trat er in den Konzertgarten ein, und das Erste was er hier tat, war, daß er einen Zehner in den Automaten warf und daraus ein kleines Fläschchen mit Parfüm hervorzog. Damit benetzte er sich das Taschentuch, den Rock und die Handschuhe. Dann aber hielt er Umschau im Garten.

(Fortsetzung folgt.)