solchen wollen die Erwachsenen recht eindringlich die Kinder warnen.

Vorsicht vor dem Genuß unreifen Obstes. Die gegenwärtige Zeit, in der Birnen und Aepfel nur teilweise erst zur völligen Reife gelangt sind, gibt uns, zumal die Kinder nur zu gern unreifes Obst naschen, Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß Kinder strengstens vor dem Genuß solchen Obstes zu warnen sind, da solches die schwersten Krankheits­zustände zu zeitigen vermag. Rohes Obst, so wert­voll es auch als ein erfrischendes und kühlendes Genußmittel ist, erfordert immer einen gesunden und kräftigen Verdauungsapparat, wenn sein Genuß namentlich ein häufiger oder reichlicher, nicht störend auf die Verdauungsorgane einwirken soll. Rohes Obst und natürlich besonders noch nicht völlig reifes Obst erregt in einem noch schwachen und in einem bereits geschwächten Magen zu leicht Süurebildung und Blähung und durch die Belästigung, die der Magen bei reichlichem Genuß von Kern- und Stein­obst durch die Menge völlig unverdaulichen Zellstoffs erfährt, erfolgen nur zu leicht Krampf, Durchfall- und andere Verdauungsstörungen. Die Zeit der beginnenden Reife unseres Obstes ist auch die Zeit der Cholerine, der Ruhr, der Cholera. Daher ist auch gerade jetzt die Vorsicht nötig, alles rohe Obst nicht in Uebermaß zu genießen. Anders verhält es sich mit dein gekochten, zu Kompott hergerichteten Obst. Dieses Obstkompott eignet sich vortrefflich zu Erfrischungen selbst für Kranke und Rekonvaleszenten, da es durchaus leicht verdaulich durch den Koch­prozeß geworden ist.

Einiges über die Ansichtskarten. Nur ziemlich bejahrte Personen werden sich noch der Zeit entsinnen, da es keine Freimarken, geschweige denn Postkarten gab. Es war dies in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Man schickte damals unter Geschäfts- und anderen Freunden die Briefe meistens unfrankiert fort und der Empfänger zahlte außer dem Porto noch 1 Kreuzer 3 Z Bestell­gebühr. Im Jahre 1850 (wenigstens in Süddeutsch­land) kamen dann auf einmal die Marken auf, welche anfangs nur die Zahl der Kreuzer oder Pfennige mit einer sehr einfachen Verzierung, aber keine Wappen oder gar Fürstenporträts enthielten. Auch mußten sie mit der Schere von einander getrennt werden, da die Perforiermaschine noch nicht in Ge­brauch war. Es mögen ein Dutzend oder mehr Jahre hingegangen sein, bis ein österreichischer Post­beamter die Postkarte ersann, eine ungemein praktische Einrichtung, welche, obwohl die Post das Material lieferte und das Porto nur die Hälfte eines Briefes betrug, neben der Erleichterung für das Publikuni den verschiedenen Postverwaltungen bedeutenden pe­kuniären Vorteil brachte. Was nun die Ansichts­karte betrifft, so ist sie bekanntlich noch ziemlich jungen Ursprungs, so daß sie kaum die 25jährige Jubel­feier ihres Bestehens jetzt schon feiern kann. Auch sie war anfangs höchst einfach, meistens eine mit der Feder auf Stein gezeichnete oder gravierte, schwarze Vignette, welche höchstens ein Drittel der Rückseite der Karte einnahm und daher viel Raum zum Schreiben übrig ließ. Bald aber kam die

einstreichen könnte. Wissen Sie, was sie damit ge­meint haben könnte?"

Nein. Was soll da für Geld einzustreichen sein!"

Vielleicht für eine Lebensversicherung!" rief der Kommissar, von einem plötzlichen Gedanken erfaßt."

Eine Lebensversicherung hat Merten gehabt, das heißt, ob er oder sie, das weiß ich nicht genau."

Woher ist Ihnen bekannt, daß Merten eine Lebensversicherung hatte?"

Er wollte einmal von meinem Mann ein größeres Darlehen haben und bot ihm die Police als Unterpfand an."

Ah! Gab Ihr Mann ihm das Darlehen?"

Nein; er sagte, das sei ihm keine Sicherheit, da könnte er weiß wie lang die Prämie bezahlen. Da meinte Merten, seine Frau würde doch nicht mehr lange leben."

Also muß die Police auf sie gelautet haben?"

Ja, das muß sie dann wohl."

Wissen Sie noch, wie hoch die Police war?"

Genau nicht, aber viel Geld war es, so gegen fünfzig- oder sechzigtausend Mark, dächte ich."

Hm, hm! Wie viel Geld wollte denn Merten darauf entlehnen?"

Ich hatte damals mein väterliches Erbteil aus­gezahlt bekommen, zwciunddreißigtaufend Mark, die wollte er gern haben. Er sagte, er könne dann Generalagent werden und uns das Geld mit zehn Prozent verzinsen."

Und ihr Mann gab es ihm doch nicht?"

Ansichtskarte immer mehr empor, man stellte sie farbig her, ließ nach und nach weniger Raum für das Geschriebene übrig und der Inhalt beschränkte sich nicht inehr auf Baumonumente und Landschaften, sondern griff zum Figürlichen, zum Porträt, zur Hi­storie. Das war anfangs der 90er Jahre und wie groß die Nachfrage nach diesen kleinen Kunstprodukten (denn das waren sie größtenteils) war, beweisen die enormen Auflagen, welche die Besteller, ob sie nun Buchhändler oder einfache Gastwirte waren, meistens drucken ließen. Zehntausend war die geringste Ziffer, welche angefertigt wurde, und dabei hatte sich die Auflage nach zwei bis drei Jahren in der Regel vergriffen. Bald bemächtigte sich die Photographie oder, deutlicher gesagt, die Autotypie der neuen Mode, deren Ausdehnung ungeheure Dimensionen annahm. Bei geringen Ausflügen von wenigen Kilo­metern sowohl, wie bei Reifen in entfernte Weltteile wurden Ansichtskarten an Eltern und Geschwister, Vettern und Basen, intime Freunde und ziemlich entfernte Bekannte in Menge geschickt. Vor einigen Jahren brachte dieStraßburger Post" die damals verblüffende Nachricht, daß eine junge Dame bereits 10 000 durchaus verschiedenartige Ansichtskartenge­sammelt" habe. Gesammelt? Das ist eine Frage; man könnte wahrscheinlich richtiger sagenihren Albums einverleibt." Hat man nämlich eine aus­gebreitete Bekanntschaft und ist artig genug, die empfangenen Karten stets zu beantworten, so häuft sich deren Zahl in staunenswerter Weise an. Im Sommer 1899 brachte Schreiber dieser Zeilen einige Tage bei einem Freuud in einer badischen Stadt zu, dessen 17jähriges Töchterchen bereits 7000 Ansichts­karten in mehreren großen Albums beherbergte. Seitdem hat sich deren Zahl ohne Zweifel verdoppelt. Ich selbst kann mich keines fehr ausgedehnten Be­kanntenkreises rühmen, was aber nicht hindert, daß ich nebst meinen Töchtern mindestens durchschnittlich einen derartigen illustrierten Denkzettel täglich be­komme. Vor ein paar Monaten sah ich ein, daß zur Unterbringung der etwa seit einem Jahr einge­laufenen Karten ein neues Album nötig war. Ich kaufte eines mit 800 leeren Plätzen und als die hübschen Freundschaftszeichen eingereiht waren, zeigten sich nur noch wenige leere Seiten, so daß zur An- fchaffung eines neuen Sammelbuches noch vor Ende dieses Jahres einige Märklein auszugeben sein werden. Wer könnte es jedoch leugnen, daß der Empfang einer Ansichtskarte Freude erregt und daß das Durch­blättern eines oder mehrerer Albums einen eigen­artigen Genuß bereitet? Welch eine Fülle reizender Eindrücke und Erinnerungen tauchen dabei in unseren Herzen auf, ganz abgesehen von dem Kunstwert mancher dieser niedlichen Erzeugnisse! Ist auch weitaus der größere Teil der Ansichtskarten mit Hilfe der Photographie hergestellt, so kann man schon diesen Mafchinenprodukten das Verdienst nicht ab­streiten, wenn Gegenstand, Stimmung und Beleucht­ung mit Geschmack und Verständnis gemalt sind. Eine Menge derartiger landschaftlicher Kärtchen werden seit einigen Jahren farbig hergestellt, teils durch Kolorierung, teils durch vollständigen Farben­druck, wodurch sie mitunter, besonders bei figürlichen

Nein, der ist mehr für das Sichere."

Sehr vernünftig. Nun aber noch eins: Haben Sie auch heute früh kein auffallendes Geräusch ge­hört? Keinen Zank zwischen Merten und seiner Frau?"

Nein. Ich traf Merten auf der Treppe, ge­rade als ich nach der Markthalle ging und da sah er wohl ein bischen rot im Gesichte aus, wie immer, wenn er mit seiner Frau einen Streit gehabt hatte, aber er sprach ganz ruhig, als wir ein Stück zu­sammen gingen."

Wann war das?"

Gegen neun Uhr. Mein Mann war schon eine halbe Stunde fort; ich hatte noch das Kaffeegeschirr ausgewaschen und die Stuben aufgeräumt und die Betten gemacht."

Wann geht Ihr Mann fort?"

Bald nach acht Uhr."

Und wann Herr Merten?"

Meistens um dieselbe Zeit, manchmal aber auch später."

Heute war es also bedeutend später?"

Ja!"

Ausgefallen ist Ihnen an Herrn Alerten nichts?"

Nein, nicht das mindeste. Sie denken doch nicht etwa, daß er selber seine Frau totgeschlagen haben könnte?"

Nein, nein, daran ist ja nicht zu denken!"

Ganz gewiß nicht, Merten und jemanden tot­schlagen! Der kann kaum eine Fliege umbringen!"

Redaktion, Druck und Verlag »s« L. Meeh tn Rrsrniürg,

Darstellungen, das Aussehen der feinsten und kunst­vollsten Aquarelle erlangen. Nachbildungen alter Meisterwerke, besonders aus der Galerie des Louvre, geschehen meistens und zwar mit Recht in Schwarz, während »euere Gemälde, wie Millets vielbesprochener und übertrieben gepriesenerAngelus", so wie auch seineGlaneuses" häufiger in den Farben des Originals reproduziert werden. Fast könnte man behaupten, daß die Ansichtskarten-Jndustrie manche in Vergessenheit geratene Kunstzweiqe von neuem ins Leben gerufen hat. Wie selten sah man mehr in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts eine landschaftliche oder figürliche Radierung? Die bildliche Postkarte hat diese zierlichste und originellste Art des Kupferstichs wieder zu großer Blüte und Verbreitung gebracht. Bei letzteren kommen natür­lich die großen westlichen Schlachtfelder mit ihren zahlreichen Denkmälern, besonders in den Tagen vom 15.18. August dazu. Um diese Zeit ist der Fremdenbesuch stets enorm und in Gravelütte felbst, wie in dem einzeln gelegenen Gehöft St. Hubert werden oft an einem Tage für mehr als 100 ^ Kartenansichten der gleichwohl mitunter nicht sehr kunstreichen Denkmäler verkauft. Es ließe sich sonst noch sehr viel über die Ansichtskarten, auch über mit ihnen verbundene Mißbräuche sagen. So viel steht aber fest, daß das Sammeln dieser charmanten Er­innerungszeichen unendlich schöner und poetischer ist, als das Zusammenraffen aller möglichen alten und neuen Postwertzeichen. Wahrhaftig, wer jetzt noch derMarkomanie" Arbeit, Zeit, Geld und zwar mitunter viel Geld opfert, anstatt sich ein wenig um hübsche Ansichtskarten umzutun, ist aufrichtig zu be­dauern; denn was ist eine gebrauchte Briefmarke? Meistens nicht einmal un soll rion, sondern ein wertloses Nichts.

jSo kommt's noch.)Denken Sie!nur, mein Mann bekommt Emanzipationsgelüste ! ' Erst hat er sich das Rauchen angewöhnt, und jetzt soll ich ihn schon mit in die Kneipe nehmen!"

Logogriph

Mitl" schlingt's durch deutsches Land Sein gewundenes Silberband.

Mits" hat's in vergangner Zeit Sein Volk von hartem Loos befreit. Mitr" ruft's oft vielhundertfach Die frohe Lust des Lachens wach.

Doch manche Dichtung, ernst und tief. Das Wort mitn" in's Leben rief: Und geh'n zwei Zeichen noch voraus. So stillt's die Not in manchem Haus.

Auflösung des Wechsel-Rätsels in Nr. 129.

Mosel Morea.

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für den Monat September werden von allen Postanstalten und Postboten, von der Expedition und von unseren Austrägerinnen entgegengenommen.

Wissen Sie vielleicht, bei welcher Gesellschaft Frau Merten versichert war?"

Nein. Er hat es damals gesagt, aber ich weiß es nicht mehr. Vielleicht weiß es mein Mann noch."

Es ist wohl nicht von Wichtigkeit. Ich will jetzt weilergehen. Ich danke Ihnen bestens, Frau Meinecke."

O bitte, Herr Kommissar! Es war mir eine große Ehre!"

Aber über das, was wir zusammen gesprochen haben, darf kein Wort verlauten, auch Ihren besten Freundinnen gegenüber nicht!"

Ich will stumm sein, wie das Grab!"

Sehr viel Vertrauen in die Verschwiegenheit der Frau Meinecke hatte Weien gerade nicht, ob­wohl seine zum Schluß abgegebene Versicherung, daß sie große Unannehmlichkeiten haben könne, wenn sie nicht reinen Mund halte, ihren Eindruck auf sie nicht zu verfehlen schien. Er nahm nun, der Vor­sicht halber in der Wohnung des Hauswirtes, ein Verhör mit der inzwischen eingetroffenen Auf­wärterin vor, das jedoch so ziemlich resultatlos blieb. Zu der Zeit, in welcher sie ihren Obliegen­heiten nachzukommen pflegte, war Merten fast nie zu Hause gewesen. Der Schutzmann berichtete, daß Merten nur wenige gleichgültige Worte mit ihr ge­wechselt und meistens dumpf' brütend vor seinem Schreibtisch gesessen habe.

(Fortsetzung folgt.)