Äompetenzstreitigkeiten vorliegen, der wird von sachverständiger Seite dahin belehrt, daß das ganze Terrain am rechten Enzufer hinauf noch badisches Eigentum ist, daß es aber daselbst wegen Ueber- schwemmungsgefahr unzweckmäßig erscheine, den Weg fortlausen zu lassen. Es geht deshalb ein von da ab links bergan zum Wasserleitungsweg führender Fußpfad. Nun ist jetzt ein Verbindungsweg zwischen diesem Fußpfad und dem seit einigen Jahren erst bestehenden beträchtlich unterhalb dem gen. Wasser- leitungsweg dahinziehenden Holzabfuhrweg des Forsts Langenbrand im unteren Sackberg über das Grenzgebiet erstellt, durch welchen die Annehmlichkeit geschaffen ist, aus bequemere Weise den Wasserleitungsweg beinahe vorne an der Ausmündung des Größel- tals zu erreichen. Und dies ist sowohl dein Zusammengehen des württemb. Schwarzwaldvereins hier und Pforzheim, wie auch dem freundlichen Entgegenkommen der beteiligten Forstämter Huchenfeld und Langenbrand zu verdanken. Wenn nun auch, vorne am Größeltal angekommen, eine direkte Verbindung über das Größeltal hinweg nach Neuenbürg fehlt, und der Abstieg nach der Größelbrücke und zu dein von da links abzweigenden Weg keineswegs angenehm ist, so ist doch zu hoffen, daß auch dieser alte Wunsch des „Enztälers" seiner Erfüllung entgegengebracht werden wird und zwar anläßlich der längst geplanten Erbauung einer Waldstraße vorn Größeltal her, in welche alsdann auch der obenerwähnte Holzabfuhrweg des Forsts Langenbrand eingeführt werden dürfte. Daß von Neuenbürg über den unteren Größeltalweg oder von der Talstraße über die Größelbrücke kommend ein besserer Aufgang zu dem oben genannten Holzabfuhrweg, der jetzt direkt in den rechtsenzigen, von Anfang an besprochenen Fußweg führt, dringend nötig ist, beweist die tägliche Erfahrung, welche ist, daß alle Fußgänger naturgemäß den fchmalen, aber wegen der Einpflanzung verbotenen und deshalb mit Drahtzäunen teilweile verhängten Pfad auf den der Stadt Pforzheim gehörenden Talwiesen rechts der Enz durchschreiten, wird es doch der unkundige Spaziergänger niemals verstehen können, daß er von Neuenbürg bezw. über die Größelbrücke herkommend, eine Strecke lang bergan krareln und nachher wieder hernntersteigen soll, wenn er in den schönen, breiten, entlang der Enz sich dahinziehenden Fußweg kommen will. Doch ist ja jetzt nun vom Schwarzwaldverein auch für Wegzeichen und Wegweiser gesorgt, die namentlich auf den neu erstellten Weg von und nach dem Größeltal aufmerksam machen. Der Spaziergänger von Pforzheim, der nach Neuenbürg will und dem es ans ein Halbstündchen nicht ankommt, wird, vorne am Wasserleitungsweg bei der Ausmündung des Größeltals angekommen, diesen Weg links weiter gehen, um nach einem viertelstündigen Marsch unterhalb der Größeltalwirtschaft den Engelsbach zu überschreiten und über den unterhalb dem Buchwaldweg dahinziehenden, wunderschönen Größeltalweg nach Neuenbürg zu kommen.
ff Neuenbürg, 5. Aug. Der hiesige evangel. Arbeiterverein hat heute einen schönen Tag erlebt. Gewann er doch durch den Vortrag des Hrn. Pfarrer Schneider-Höfen über „Das Geld" eine Fülle von Anregungen und neuer Gesichtspunkte. In gedrängter, anschaulicher Ausführung gab der Redner zunächst eine Naturalgeschichte des Geldes, zeigte die praktischen Gründe aus, die dieses Tauschmittel überhaupt und gerade die heutige Form desselben nötig gemacht haben. Es folgte eine lebhafte, an Beispielen deutlich gemachte Darlegung der wirtschaftlichen Bedeutung des Geldes. Endlich wurden brennende Fragen der Gegenwart, wie „doppelte Währung", die schwankende Preislage der Lebensmittel und anderes mehr in eingehender Weise besprochen. Möchte doch zur allgemeinen Ueberzeugnng sich durch- arbeiten der kräftige Schlußsatz des Redners: „Das Geld an und für sich ist nichts; es kommt daraus an, in welcher Hand es ist und zu welchem Zweck man es verwendet." Die allgemein dankbar ausgenommenen Ausführungen des Redners waren schön umrahmt durch Darbietungen unsres frischen Singchors. Die Versammlung gab dann weiterhin Anlaß, allerlei Vereinsfragen zu besprechen; zugleich wurde von unsrem Gauvorstand, Gärtner (Zentner von Schwann, nachdrücklich zu der am nächsten Sonntag in Langenbrand stattfindenden Gauversamm- lnng eingeladen, an der unser Sekretär Fischer einen gleichfalls interessanten Vortrag darbieten wird. Wir wünschen der evangel. Arbeitervereinssache, namentlich im Blick auf die nahe Landtagswahl, auch fernerhin Fortschritte in unsrem Bezirk; bildet doch die Arbeiterfrage immer mehr geradezu die Grundfrage der sozialen Weiterentwicklung unsres Volkslebens.
Neuenbürg, 4. August. Während das am gestrigen Freitag nachmittag ausgebrochene Gewitter im Tal lediglich starken Regen und nur für ganz kurze Zeit geringen Schloßenniederschlag brachte, wird von dem nahen hochgelegenen Wald renn ach berichtet, daß daselbst die Schloßen so groß wie Taubeneier gewesen seien. Der Blitz schlug zündend in das Haus des Schuhmachers und Gemeind epflegers Psrommer. Rasch herzugekommenen Nachbarsleuten gelang es, das Feuer im Entstehen zu löschen. Das Gasthaus z. „Ochsen" wurde von einem sogen, kalten Streich betroffen, der u. a. auch die Telephonleitung beschädigte.
X Schwann, 5. Aug. Heute Sonntag vormittag etwa 8^4 Uhr ist in dem Wohn- und Oekonomiegebäude der Frau Christine Fa aß Wtw. ein Brand ausgebrochen, der das Gebäude in kurzer Zeit nahezu vollständig vernichtete. Das Feuer kam im Heuboden aus und breitete sich bei der dort dem Feuer gebotenen Nahrung sehr rasch über das ganze Gebäude aus. Der hiesigen Feuerwehr gelang es, den Brand ans seinen Herd zu beschränken. Die Entstehungsursache ist unbekannt; Brandstiftung wird vermutet.
Pforzheim, 3. August. Eine Neuerung, wie sie noch keine Schützengesellschaft in Deutschland besitzen dürfte, führt die hiesige Schütz enge feilsch aft ein anläßlich ihres Silberschießens am Sonntag und Montag. Sie stellt für Nichtmitglieder zwei Figurenscheiben für Armeegewehre auf und gibt so namentlich ehemaligen Soldaten Gelegenheit, sich wieder einmal in der Handhabung der Waffe zu üben. Gewehre und Munition stellt die Gesellschaft. ^ (Anz.)
Die Gesamteinnahme aus Kilometerheften in den letzten Tagen des Juli, welche vom Publikum aus Ersparnisgründen wegen der Fahrkartensteuer gekauft wurden, übersteigt nach vorläufiger Schätzung weit '/'t Million Mark. lieber die Zahl der in Pforzheim gelösten wurde schon berichtet.
Pforzheim, 4. Ang. Der heutige Schweine- markt war mit 137 Stück Milchschweinen befahren, von denen 110 Stück, das Paar zu 22 —34 Mk. verkauft wurden.
Vermischrcs.
Neuenbürg. (Der Hafer als Wetterprophet.) Die Empfindlichkeit des wilden Hafers (aveua katua) gegen Feuchtigkeit ermöglicht seine Verwendung zu einem natürlichen Feuchtigkeitsmesser. Wenn man den mit langen Haaren versehenen Samen des wilden Hafers aus einen stark angefeuchteten Löschpapierblock legt, so gerät er in Zuckungen, als ob er vom Veitstanz befallen wäre. Offenbar kommt ihm seine Beweglichkeit auf feuchter Unterlage bei der Aussaat zu gute — er wühlt sich selbst in die Erde hinein. Wenn man ihn nun auf Papier legt, das leicht Wasser zieht, so kann man beobachten, daß der Samen sich bewegt, sobald die umgebende Luft einen erheblichen Feuchtigkeitsgehalt ausweist. Aus diese Weise kann der Samen zum Wetterpropheten werden. Ein Versuch kann von jedem Landbewohner leicht angestellt werden, da es sich um den einfachen, wild wachsenden Hafer handelt.
Amtliche Anzeigen. Einer rheinischen Zeitung wurde vor kurzem von dem zuständigen Bezirkskommando das Ersuchen unterbreitet, eine große Bekanntmachung von etwa 200 Zeilen Umfang kostenfrei zum Abdruck zu bringen. Es handelte sich um die Veröffentlichung der neuen Feststellungen der Versorgungsgebührnisse für Militär-, Marine- und Schutztruppeninvaliden. Die betr. Zeitung unterbreitete darauf dem Bezirkskommando Berechnung der üblichen Anzeigengebühren und ersuchte um Bestellung der Anzeige gegen Bezahlung. Eine Antwort erfolgte zwar daraus vom Bezirkskommando nicht, doch prangen seit einigen Tagen an den öffentlichen Anschlagesäulen Plakate, durch welche die fragliche Bekanntmachung der Oeffentlichkeit zur Kenntnis gebracht wird. Aus diese Weise werden die betr. Stellen doch wenigstens daran gewöhnt, für ihre Bekanntmachungen etwas auszugeben, und es kamen die Einnahmen, wenn auch nicht den Zeitungen, so doch den Druckereien zugute. (Ztgsvlg.)
Giftige Spinnen. Die Wissenschaft und namentlich die Untersuchungen Professor Koberts in Rostock haben zweifellos festgestellt, daß es auch unter unseren einheimischen Spinnen zahlreiche beißende und giftige Arten gibt. Beim Beißen erzeugen sie einen brennenden Schmerz, woran sich Schüttelfrost und allgemeines Unwohlsein anschließen kann. Auch die Kreuzspinne ist bissig und giftig; das Gift derselben, ein lösliches Eiweiß, wirkt bei Einspritzung ins Blut der Katzen schon in der
kleinsten Menge tödlich. Dabei ist aber die Vorstellung unhaltbar, als ob das Gift der Kreuzspinne das Produkt einer Giftdrüse wäre, es ist vielmehr die^ ganze Spinne giftig und es findet sich meist das Gift in allen Organen, denn Auszüge einer lebenden oder getrockneten Spinne sind bei Einspritzungen gefährlich. Man tut demnach gut, die Kinder vor den Kreuzspinnen zu warnen. Unter den ausländischen Spinnen sind die Taranteln, die Walzen- nnd Vogelspinnen bissig und ihr Biß kann dem Menschen gefährlich werden.
Aus der Schule. Aus einem Schüleraufsatz über den „roten Fingerhut" wird dem „Schw. Merk." folgende klassische Stelle mitgeteilt: „Der rote Fingerhut hält sich bei uns hauptsächlich im Schwarzwald aus. Auf der Alb ist der rote Fingerhut meistens Gelb. Wenn mann in isst, so ist er ser Giftig und muß sterben. Aber das Vieh ist nich so dumm auf der Weide und schnubpert nuhr an im herum. Aber der Doktor verschreibt einem manich- mal ein Fingerhut, das das Herz stillstehen soll, wenn es so arg tut. Und der Doktor und der Abedeger machen aus dem Gift ein Artznei und mann denkt dann an das Sprüchlein: „Ein Türlein sei es noch so klein. Es kann dem Menschen nützlich sein."
Letzte Nachrichten u. Telegramm«
Potsdam, 5. Aug. Das Kaiserpaar besuchte gestern abend die kronprinzlichen Herrschaften im Marmorpalais. Heute morgen, als dem Todestag der Kaiserin Friedrich, legten die Majestäten im Mausoleum bei der Friedenskirche einen Kranz nieder. Später empfing der Kaiser den Professor Lessing zur Vorlage von Stoffen aus dem Reliquienschrein Karls des Großen.
Potsdam, 6 . August. Der Kaiser ist heute abend 11 Uhr von Wildpark aus nach Münster abgereist; 20 Minuten vorher hatte die Kaiserin die Reise nach Kassel angetreten. — Die Taufe des Sohnes des Kronprinzenpaares ist aus den 28. ds. in Aussicht genommen.
Wolfhagen, 5. August. In der gestrigen Reichstagsstichwahl im Wahlkreis Rinteln— Wolfhagen—Hofgeismar wurde Herzog (deutschsozial) mit rund 9100 Stimmen gewählt. Vetterlein (Soz.) erhielt rund 4500 Stimmen.
Berlin, 5. August. Aus Kartagena wird gemeldet: Bei der Insel Hormigas, unweit Kap Palos sank der italienische Dampfer „Lirio", der etwa 800 Auswanderer an Bord hatte. Man schätzt, daß etwa 300 Personen ertranken. Die Schuld an dem Unglück wird dem Kapitän des Dampfers beigemesfen, der Selbstmord beging.
Berlin, 6 . Aug. Der „Lok.-Anz." meldet aus Moskau: In Kronstadt sind 3 00 Rädelsführer des letzten Aufstands vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt und bereits hingerichtet worden; unter ihnen sind viele Zivilpersonen, auch das ehemalige Dumamitglied Michailiezenko.
Petersburg, L. Aug. Die gerichtliche Untersuchung der Vorgänge in Sveaborg hat ergeben, daß die Initiative zu dem Aufstand von russischen Revolutionären ausgegangen ist und daß sich dann die „rote Garde" an der Organisation beteiligt hat. Die Zahl der streikenden Arbeiter beträgt 4000.
Petersburg, 5. Aug. (9 U? Uhr.) So weit bis jetzt bekannt, ist der heutige Tag ruhig verlaufen. Nur nachmittags gab der Marsch der XVIII. Flottenequipage nach dem Quai, von dem sie nach Kronstadt eingeschifft wurde, Anlaß zu einem lärmenden Volksauflaus. Die Matrosen, die größtenteils betrunken waren, wurden von der Menge mit lauten Kundgebungen begrüßt. Kavallerie hielt die Ordnung aufrecht. Die Zeitungsmeldung, daß vorgestern 8 Schutzleute von ausständigen Arbeitern erschlagen wurden, bewahrheitet sich. Der Generalstreik kann als mißglückt angesehen werden. Einige Straßenbahnlinien nahmen den Dienst wieder auf. Der Dienst der Eisenbahn ist normal.
Kiew, 5. Aug. Die Polizei entdeckte gestern in der Wohnung des früheren Unterleutnants Konowalow 7 Bomben, die mit Sprengstoff gefüllt waren, sowie mit Bemerkungen versehene Pläne von Petersburg und Kiew. Konowalow und eine Frau, die sich bei ihm aufhielt und Sabuntzowa heißt, wurden verhaftet. Konowalow war früher Offizier der 42. Schützenkompagnie und wurde, als es bekannt wurde, daß er unter den Soldaten revolutionäre Propaganda betrieb, aus der Armee entlassen und in Haft genommen, aber nach einigen Monaten wieder auf freien Fuß gefetzt.