gründung 8, 9, 11, 12 und 13 FL und jetzt noch mehr. Dabei hat neuerdings die Internationale Bohrgesellschaft ihre Kohlenfelder für 35 Millionen Mark an mehrere rheinisch-westfälische Großindustrielle, hinter denen das Kohlensyndikat steht, abgestoßen. Diese Felder sollen nun still liegen bleiben. Ein Kohlengebiet von 35 Millionen Mark Wert soll der Ausschließung vorenthalten werden!
Die internationale Bohrgesellschaft aber wird in diesem Jahr 500 Prozent Dividende verteilen, nachdem im vorigen Jahr nur 100 Prozent ausgeschüttet werden konnten. Einerseits also Zurückhaltung der Kohlenfelder, andererseits Kohlenverteuerung und dazu noch die Tatsache, durch die vor einiger Zeit veranstaltete Enquete bestätigt, daß z. B. Koks im Ausland zu 8 FL verkauft wurde, wogegen wir im Inland 17.50 FL bezahlen mußten. Bei den hier geschilderten Verhältnissen sind alle Teile des Volkes interessiert. Jeder Familienvater braucht 20—30 Zentner Kohlen, um für sich und die Seinen die Wohnräume im kommenden Winter warm zu haben. Handwerk, Gewerbe und Industrie bedürfen ihrer als Betriebsmittel, ohne die sie ihre Tätigkeit einstellen können und damit die darin beschäftigten Arbeiter brotlos machen. Der Staat mit seinen Eisenbahnen und was dazu gehört, Gemeinden mit der Heizung der Bureau- und Schulräume usw. sind alle abhängig von der Kohle. Das weiß das Kohlensyndikat ganz genau und sagt uns — was die Kohlen kosten. „Es sind die Aktionäre und Gewerke eben auch nur Menschen, die nicht einsehen können, wie man ihnen zumuten soll, im Interesse der Gesamtheit Maß zu halten und nicht zu nehmen, was zu bekommen ist," schreibt Generalsekretär Bueck im -Oktober 1900. Wenn die Preissteigerung nun fortgesetzt werden soll, wird ihr trotzdem von einer Seite Halt geboten werden müssen. Das kann, da die Abnehmer in ihren großen Massen und verschiedenen Schichten nicht organisiert werden können, nur der Staat, hier also der preußische Staat tun. Daß er es tut, liegt in seinem eigensten Interesse, denn er ist doch einer der größten Abnehmer (Eisenbahn) und es wird auch ihm möglich sein, die eigenen Unternehmungen rentabel zu machen, wenn die Kohlenpreise immer höher werden, ohne daß er sein Veto einlegt.
Wüi-ttLinvei-g.
Der am Mittwoch im Rathaussaal zu Geislingen abgehaltenen 54. Sitzung des Beirats der Verkehrs an st alten wohnte auch der Staatsminister der auswärtigen Angelegenheiten, v. Weizsäcker, an, der in einer längeren Ansprache u. a. auch die Personentarisreform und die Verhandlungen über die Betriebsmittelgemeinschast berührte. Er gab dem Wunsch Ausdruck, daß die Personentarisreform dem Lande Gutes bringen möge. Was die Einführung des Zweipfennigtarifs anlange, so freue es ihn, mitteilen zu können, daß sich dieselbe infolge der außerordentlichen Anstrengungen der beteiligten Beamten nach einem kürzlich eingegangenen Bericht der Generaldirektion auf 1. Oktober d. Js., wie im Landtag in Aussicht gestellt wurde, werde ermöglichen lasten, lieber die Betriebsmittelgemeinschaft äußerte sich der Minister sehr zurückhaltend: er meinte, die schwebenden Verhandlungen könnten durch lange retrospektive Betrachtungen nur gestört werden: auch durch Zeitungsartikel, denen die Verwaltung gänzlich fernstehe, dürfe eine so wichtige Sache nicht berührt werden. Er gehe auf die in den letzten Tagen in der Oeffentlichkeit erörterten Dinge nicht näher ein, doch erwähne er zur Orientierung des Beirats, daß die Akten und die Beamten der Eisenbahnverwaltung nichts wissen von einem bayerischen Vorschlag der Teilung des Personenverkehrs nach dem Süden. In Sachen der Betriebsmittelgemeinschast liegen, wie der Beirat wisse, den deutschen Eisenbahnverwaltungen neue bayerische Vorschläge vor, die auf einer wesentlich anderen Grundlage beruhen, als die württenibergischen Vorschläge. Das weitere müsse abgewartet werden. Die württ. Verwaltung werde ihrerseits zu gegebener Zeit in loyalster bundesfreundlicher Weise, wie bisher, an diesem Werke Mitarbeiten. Die von der Generaldirektion für den Winterdienst vorgeschlagenen Fahrplanünderungen wurden nicht beanstandet. Anschließend daran, wurde dann dem Beirat unter Vorlage von Zeichnungen Mitteilung über die versuchsweise Einführung einiger Kühlwagen für die Milchbesördernng gemacht. Das von der Eiien- bahnverwaltung beabsichtigte Vorgehen fand allgemeine Billigung.
Gegen die Portoerhöhung hat sich ganz energisch die Handwerkskammer Reutlingen ausgesprochen. Sie sagt in einer Eingabe an die
Regierung u. a.: „Die Handwerkskammer Reutlingen erblickt in der geplanten Erhöhung des Postportos für den Orts- und Nachbarortsverkehr, soweit Postkarten und Briefe (nicht auch Druck>achen) in Betracht kommen, eine Schädigung des Handwerks, insofern diese Maßregel die erhoffte Mehreinnahme der Postverwaltung vorzugsweise denjenigen geiverblichen Kreisen zur Last legen würde, die sich bezüglich des Absatzes ihrer Erzeugnisse auf den lokalen Markt beschränken müssen. Da der größte Teil dieser Gewerbetreibenden aber dem Handwerk angehört, bittet die Handwerkskammer um Belastung des bisherigen Tarifs für Postkarten und Briefe im Orts- und Nachbarortsverkehr. - - Würde deshalb die für das Gebiet der Reichspost beschlossene Porto- erhöhung auch in Württemberg eingeführt werden, so müßte dies der geiverbliche Mittelstand als eine ihn besonders schwer schädigende Maßregel empfinden. Nicht nur würde ihm an den neuen Lasten ein im Verhältnis zu seiner Leistungsfähigkeit viel zu großer Teil zugemessen, es würde auch die in gesundem Zuge befindliche Benützung neuzeitlicher zu rationellem Wirtschastsgebaren führender Verkehrsmittel zum Stillstand kommen, eine Wirkung, die zweifellos nicht im Interesse der Staatsverwaltung gelegen ist. Während es außerdem den Großbetrieben der Großstadt bereits gelungen zu sein scheint, durch Einrichtung privater Beförderungsmittel eine Mehrausgabe für Ortsporto zu umgehen, ist ein solcher Weg den kleineren und mittleren Gewerbetreibenden dauernd verschlossen. Und wiederum scheint es uns im Hinblick auf den großen zum billigen Ortstarif zugänglichen Jnteressenkreis der Großstadt kein ungerechtfertigtes Verlangen zu sein, wenn die kleinen und mittleren Orte des Landes, wie wir sie in unserem Kammerbezirk zu vertreten haben, mäßige Taren für die Nachbarorte, die ihr Absatzgebiet bilden, fordern."
Tübingen, 2. Aug. Während hier sonst die Studenten erst in den ersten Tagen des August in die Sommerferien gehen, sind diesmal die weitaus meisten, besonders die Nord- und Mitteldeutschen, schon in den letzten Tagen, vor dem 1. August abgereist, um nochmals „steuerfrei" die Heimat zu erreichen. Die hiesigen Dozenten konnten gestern diese Wirkung der Fahrkartensteuer an der Leere ihrer Hörsäle konstatieren.
Aus StaSt. Bezirk uns Umgedung. Fahrkartensteuer.
t. Steuerpflichtig sind Fahrkarten (zusammengestellte Fahrscheinhefte, Buchkarten, Kilometerhefte, Landes-, Monats- und Zeitkarten), wenn deren tarifmäßiger Fahrpreis den Betrag von 60 Z übersteigt, auch zum halben Preis ausgegebene Fahrkarten (Gesellschafts- und Kinderkarten), wenn der ganze Fahrpreis 60 F betragen würde.
2. Befreit von der Steuer sind Fahrkarten, deren tarifmäßiger Fahrpreis weniger als 60 Z betrügt: Freikarten, Frei-Fahrscheine, Militär-, Schüler- mch Arbeiterkarten, ferner Schnellzugszuschlagskarten, sowie Fahrkarten der 3. Wagenklasse, soweit eine 4. Klasse nicht geführt wird und der Fahrpreis höchstens 2 F für den Kilometer beträgt.
3. Bei Karten über deutsche und anßerdeutsche Strecken ist nur der Fahrpreisbetrag für die deutsche Strecke stempelpflichtig.
4. Die bisherigen Fahrpreise werden durch die neue Steuer durchschnittlich erhöht für die 3. Klasse um 3 Prozent, 2. Klasse um 6 Prozent, 1. Klasse um 12 Prozent.
5. Es werden vom 1. August 1906 erhoben:
:m Fahrpreise von
in der III.
II.
I. Kl.
0,60 FL bis
2
FL
5
10
20 F
2
5
„
10
20
40 „
5
10
„
20
40
80 „
io I I
20
„
40
80
160 „
20 „
30
„
60
120
240 „
30 „ „
40
90
180
260 „
40 „ „
50
„
140
270
540 „
50 „
200
400
800 „
6. Die vierte Wagenklasse mit dem Preis von 2 Z für den Kilometer kommt in Württemberg am 1. Oktober ds. Js. zur Einführung, Sie ist von der Fahrkartensteuer vollständig befreit.
7. Die weitere Tarifreform, welche u. a. die Abschaffung der Rückfahrkarten bringen wird, kommt frühestens am 1. Mai 1907.
Neuenbürg, 4. Aug. Der August läßt sich bis jetzt als „Bratmonat" gut an. Nachdem schon die letzten Tage des Juli eine ganz respektable Hitze brachten, steigerte sich die Temperatur am Mittwoch und Donnerstag den 1. und 2. August zu einer geradezu tropischen. Am Donnerstag (2. Aug.) wird wohl der heißeste Tag des heurigen Jahrgangs ge
wesen sein: zeigte doch der Wärmemesser nachmittags zuweilen 26—27 Grad k. im Schatten. Gestern abend und heute nacht gingen kräftige Gewitterregen nieder, die angenehme Erfrischung brachten. Augenblicklich (8Uhr vorm.) zeigt das Thermometer 17 Grad U.
Der August soll sich nach Otto Falbs Voraussage als ziemlich wetterwendisch erweisen. Zahlreiche Niederschläge und Gewitter seien für diesen Monat zu gewärtigen, auch soll es stellenweise kühl und windig werden. Um die Mitte des August stehen heiße Tage mit Gewittern in Aussicht. Den 4. August bezeichnet Falb als einen kritischen Termin höherer Ordnung, den 20. als einen solchen von mittlerer Stärke. Der 100jährige Kalender prophe- zeiht für das erste Drittel des Monats Regen, am 10. und 11. soll es schön, von da ab bis zum 15. aber wieder regnerisch werden. In der Zeit vom 16.—25. August dürfte man auf schöne Tage rechnen können, dann aber sollen Niederschläge ein- treten, die bis zum 30. anhalten.
Altensteig, 2. Aug. Einen unüberlegten Kauf schloß ein Waldbauer von F. am letzten Markt hier ab. Er stand im Handel mit einem Pserdebesitzer, der 2 Fohlen feilbot. Für die jungen Tiere verlangte der Besitzer 520 -F; dem Liebhaber war der Preis zu hoch, und nach langem Hin- und Herreden erbot sich der erstere, die Tiere dem Gewicht nach zu kaufen und zwar das Pfund zu 1 -/k Der Händler ging fosort darauf ein. Schlau meinte der Bauer, es sei nicht ausgemacht worden, wo die Tiere gewogen werden sollen und verlangte, daß das Gewicht erst an seinem 2 Stunden von hier entfernten Wohnort festzustellen sei. Auch damit war der Verkäufer einverstanden. Der Marsch nach F. ging los. Aber wenn auch die Tiere etwas an ihrem Gewicht verloren haben mochten durch den weiten Transport, so ergab doch die Feststellung des ersteren 600 Pfund. Es half dem Bauern alles Sträuben nichts: er mußte statt 520 auf dem Markt zu Hause 600 Fl zahlen für seine Fohlen und hatte zum Schaden noch den Spott.
Neuenbürg, 4. Aug. Dem heutigen Schweine-, markt zugeführte 60 Stück Milchschweine wurden zu 20—30 M per Paar verkauft.
vermischtes.
Ju Ob er lahnstein verbrannte eine Mutter, die ihr brennendes Kind retten wollte. Auch das Kind ist tot. Das Unglück geschah durch das Umstürzen eines Petroleumkochers.
(Ein wildgewordener Bienenschwarm.) In Sen- berg bei Eger hat ein durch die Wegnahme des Honigs wütend gewordener Bienenschwarm des dortigen Oberlehrers ein vorbeikommendes Bauern- gesährt überfallen, beide Pferde getötet und auch den Bauern Herrenmüller furchtbar zugerichtet.
(Die Druckkraft des menschlichen Unterkiefers) beim Kauen ist erstaunlich. Während der normale kräftige Mann eine Druckkraft von 120 Kilogramm besitzt, erreicht die gesunde Frau eine Kraft von 90 Kilogramm, wogegen sich die Muskulatur des Knaben meist nur bis 50—60 Kilogramm sich erhebt. Das Zusammenbeißen der Zähne geschieht —- je nach dem Erregungsgrad — mit einem Kraftaufwands von 20—80 Kilogramm. Dadurch kommt es zuweilen vor, daß nicht sehr starke Zähne unter diesem Drucke zerbrechen. Im übrigen können selbst sehr kräftige Zähne selten mehr als 100 Kilogramm Druck ohne Schaden ertragen. Ein hartes Beefsteak verlangt einen Unterkieferdruck von etwa 65 Kilogramm, während ein normal gebratenes nur eines Drucks von 25 Kilogramm bedarf.
Bilderrätsel.
Auflösung der Aufgabe in Nr. 119.
Halbe.