war Festfahrt nach Ueberlingen auf einem von Sr. Majestät zur Verfügung gestellten Dampfer.

Dürrmenz-Mühlacker, 30. Juli. Die gestern nachmittag in derKanne" stattgehabte Gründungsversammlung des hiesigen neuen Gewerbe- Vereins war sehr gut besucht. Den Vorsitz führte Schultheiß Handle, welcher dem Vorstand des Ver­bands württ. Gewerbevereine, Malermeister Schindler- Göppingen, das Wort erteilte. Derselbe betonte in längerem Vortrag den Wert des Zusammen­schlusses für die Handwerker. Allgemeiner Beifall belohnte den Redner. Auch Fabrikant Alb. Roesler senior trat für Gründung des Vereins ein. Der Satzungsentwurf gelangte dann mit einigen Aender- ungen zur Annahme und schlossen sich sofort etwa 70 Mitglieder definitiv an. An der folgenden Vor­standswahl beteiligten sich 44 Mitglieder. Es wurden gewühlt als Vorstand: Kaufmann Karl Hahl mit 20, als Schriftführer und Kassier: Lehrer Munk mit 43, als Ausschußmitglieder: Buch- druckereibes. Elser, Bauuntern. Bergle, Sattlerm. Dieterich, Flaschnerm. Fegert, Glaserm. Gottl. Wielandt, Zimmerm. Bernecker.

Brackenheim, 1. August. Gestern nacht um 10 Uhr wurde auf der Heuchelberger Höhe ein räuberischer Ueb erfüll auf den Postwagen Güg- lingen-Kleingartach verübt. Zwei vermummte Ge­stalten hielten den Wagen an, warfen dem Postillon Straßenstaub ins Gesicht, zogen ihn vorn Bock her­unter und knebelten ihn. Einer der Räuber nahm dem Postillon die Anhängetasche mit den Schlüsseln zum Wertfach ab. Ein Geldbeutel mit 500 ^ Inhalt, der sich ganz hinten im Laderaum befand und mit Teppichen zugedeckt war, blieb unentdeckt. Inzwischen hatte sich der Ueberfallene aus seiner Lage befreit, sprang auf den Bock und fuhr davon, die Räuber init der Tasche zurücklassend. Daß der Ueberfall wohl vorbereitet und mit den Verhältnissen vertraut war, zeigt der Umstand, daß die Wege­lagerer den Ueberfall gerade auf diesen Postwagen planten, mit dem das Geld zur Auszahlung pro 1. August transportiert wurde. Die Landjügermann- schast des Bezirks wurde sofort telephonisch benach­richtigt. Non den Räubern fehlt noch jede Spur.

Bondorf, 1. Aug. Heute nachmittag 1 Uhr entlud sich ein heftiges Gewitter mit schwerem Hagelschlag über unsere Felder, wodurch ein großer Teil des Hopfen-, Haber-, Gerste- und Dinkel­bestandes vernichtet wurde. Der Schaden ist be­deutend. Der Blitz schlug in zwei einander benach­barte Häuser, jedoch ohne zu zünden.

Oberrieringen, 2. Aug. Gestern abend 8 Uhr 10 Min. wurde hier ein kurzer Erdstoß verspürt; er ging in der Richtung von Norden gegen Süden und dauerte etwa 2 Sekunden. Unmittelbar vorher ging ein starkes Gewitter vorüber.

Leonberg, 1. Aug. In Gebersheim wurde der 76 Jahre alte Bauer und Taglöhner Christian Jüngling beim Futterschneiden mittels Göpelbetriebs vom Schwungrad der Maschine erfaßt und von den Messern derart zerfleischt, daß er in Lebensgefahr schwebt.

Bodel s hausen , 30. Juli. Das ca. 8 Jahre alte Mädchen des Fabrikarbeiters Jakob Maier wollte in einem Nachbarhause in einen noch brennen­den Schnellkocher Spiritus nachfüllen. Die Flasche explodierte und im Nu stand das bedauernswerte Kind in Hellen Flammen und trug schwere Brand­wunden an den Händen, im Gesicht und dem Ober­körper davon Trotz sofort herbeigerufener ärztlicher Hilfe war eine Rettung des Kindes nicht mehr möglich und es erlag dasselbe am Sonntag vor­mittag seinen furchtbaren Leiden. Die Frau des Nachbarhauses, welche auf die Hilferufe des Kindes herbeigeeilt war, trug ebenfalls Brandwunden an den Händen davon.

Böffingen, 30. Juli. (Glück und Segen im Kuhstall.) Der Bauer A. von hier bekam in fünf Jahren von ein und derselben Kuh 1l Kälber. Heuer und voriges Jahr brachte sie je Drillinge, in den 3 vorhergehenden Jahren zweimal Zwillinge und dazwischen einmal ein Kalb. Die Mutter blieb gesund und die kleinen Dinger sind jedesmal gut geraten, bis der bekannte Mann sie zur Schlacht­bank abholte.

DasSeeblatt" schreibt: Aus allen Teilen der Seegegend kommt die betrübende Nachricht, daß die Blattfallkrankheit der Reben dieses Jahr mit noch nie dagewefener Heftigkeit auftritt. Bis vor kurzer Zeit war der Stand der Reben so günstig, daß man einen guten Herbit erwartete. Die meisten Rebbesitzer haben drei- bis viermal, sogar fünfmal die Reben mit .Kupferkalklösung gespritzt und doch ist nun in kurzer Zeit ein großer Teil des zu er­wartenden Herbstes vernichtet worden.

Äus StaSt, Bezirk uns Umgevung,

G Neuenbürg, 1. Aug. Am letzten Sonntag fand vom schönsten Wetter begünstigt in derSonne" in Dobel eine sehr gut besuchte Bezirkskrieger­versammlung statt. Nach der Begrüßung der Kameraden gedachte Bezirksobmann Loos zunächst des im Dienste der Kriegersache unerwartet rasch verstorbenen stellvertr. Bezirksobmanns Bleyer, zu dessen ehrendem Angedenken die Kameraden sich von ihren Sitzen erhoben. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete der Bericht des Bezirks­obmanns über den Bundestag in Tübingen, wobei der bekannte Fahnenerlaß des K. Konsistoriums zu längeren Erörterungen führte. In Betreff der Veteranensammlung wurden unter Anknüpfung an den beim Bundestag gehaltenen grundlegenden Vor­trag des Hrn. Bundesprüsidialmitglieds Keller in Stuttgart Winke gegeben und zu ersprießlicher Tätig­keit aufgesordert. Dieser Punkt, der auch auf der Tagesordnung der Versammlung stand, gab Anlaß zu eingehender Aussprache. Dabei mag für die Oeffentlichkeit von Interesse sein, daß beabsichtigt ist, nach badischem Vorgang die ersammelten Gelder nebst Zinsen nach und nach aufzubrauchen und es sollen daraus nicht nur unterstützungsbedürftige Kriegsteilnehmer von 1870/71 und früher, deren Zahl mit dem zunehmenden Alter immer größer wird, sondern auch bedürftige Angehörige der Schutz­truppe mit Gaben bedacht werden. Kamerad Bürkle- Ottenhausen bedauerte, daß unsere Sedanfeier ent­gegen der Gewohnheit bei anderen Völkern, ihre Nationalfeste bis in die fernesten Zeiten zu feiern, in ängstlicher Rücksichtnahme auf die Empfindlichkeit des Gegners immer mehr in Abgang komme, und daß dadurch unserem Volke ein gut Stück Begeister­ung für die großen Taten unserer alten Krieger verloren gehe. Daß dieser Verlust aber das nati­onale Empfinden schwäche und insbesondere bei der jüngeren Generation das Verständnis und die Be­geisterung für das Liebeswerk der Veteranensamm­lung auf ein Mindestmaß beschränke, stehe fest. Redner richtete einen warmen Appell an die Ver­sammlung und an die in Betracht kommenden Be­hörden rc., den Sedanstag als Nationalfest dem Volke zu erhalten und in Kirche und Schule, wie auch in den Vereinen immerfort auf die großen Ereignisse von 1870 und 1871 hinzuweisen, in Ab­sicht auf die Veteranensammlung die heurige Feier aber in jeder Gemeinde durch Veranstaltung von Kinderfesten mit Vortrügen zu einer vollwürdigen zu gestalten und so das begonnene Liebeswerk zu för­dern. Die Ausführungen des Redners erweckten bei der Versammlung lebhaften Beifall. Von nicht minderen: Interesse waren die Mitteilungen des Ka­meraden Weßinger-Birkenseld über die dortselbst mit sehr befriedigendem Ergebnis ausgeführte Samm­lung. Die Versammlung war sich klar darüber, daß in der Sache noch manches geschehen müsse, wolle der Bezirk nicht hinter anderen Bezirken zu­rückstehen, man hielt aber auch dafür, daß die Art der Sammlung (Kollekte, Konzert, Sedanfeier Mw.) und die Wahl des geeigneten Zeitpunkts in den ein­zelnen Orten der Initiative der maßgebenden Per­sönlichkeiten zu überlassen sei. Bemerkt mag werden, daß sich die Sammlung auf das ganze laufende Jahr erstrecken soll. Die darauffolgende Ersatz­wahl für den verstorbenen Kameraden Bleyer hatte das Ergebnis, daß Kamerad Oberamtssparkassier Holzapfel in Neuenbürg mit großer Mehrheit zum stellvertretenden Bezirksobmann gewählt wurde. Nach kurzen Dankesworteü des Gewühlten wurde als Ort der nächsten Bezirksversammlung Birken­feld gewählt. Für den übernächsten Zusammentritt wurde Schömberg vorgemerkt. Nach der Besprech­ung einiger weiterer Gegenstände schloß der Vor­sitzende mit Worten des Dankes an die Kameraden die anregend und in echt kameradschaftlicher Weise verlaufene Versammlung. Kamerad Kn ö ller-Neusatz gab hierauf dem Dank der Versammlung gegen den Vorsitzenden in einem begeistert aufgenommenen Hoch auf denselben Ausdruck. Die Mittagstafel, an wel­cher der Vorsitzende des Bundesprotektors, Seiner Majestät des Königs, gedacht hatte, machte dem Gastgeber, Hrn. Kramer, alle Ehre.

Calw, 31. Juli. Bei der heute unter Vorsitz von Oberamtmann Regierungsrat Völter gehaltenen Amtsversammlung wurde ein Amtsschaden von 60 000 beschlossen (Einnahmen 19 336 - E, Aus­gaben 79 363 -//H Der Bezirk wurde in 3 Kataster­geometerbezirke eingeteilt und neben den bisherigen 2 Geometern ein dritter hinzugewählt. Tie Amts­körperschaft erklärte sich bereit, um die Beschaffenheit der Straßen zu heben, sich an den Kosten der Be- walzung der Vizinal- und besonders der Ortsetter-

> straßen durch Uebernahme der Kosten der Miete der Straßenwalze zu beteiligen. Für die Veteranen­sammlungKönig Wilhelm Trost" wurden 200 bewilligt.

Nagold, 29. Juli. Der Verband württ. Ge­werbevereine hat aus Gaben seiner einzelnen Vereine über 1000 M für die beim Einsturz des Hirsch verunglückten Handwerker bezw. für deren Hinter­bliebene gespendet. Vom hiesigen Bürgerverein ist eine Eingabe an das Hilfskomitee gemacht worden des Inhalts, es möge mit Ueberweisung eines Teils der gesammelten Gelder an die Bedürftigen rascher vorgegangen werden.

Pforzheim, 1. Aug. Am hiesigen Bahnhof wurden wegen der Fahrkartensteuer gestern noch gelöst: 125 Hefte 2. Klasse zu 1000 Kilometer, 319 Hefte 3. Klasse zu 1000 Kilometer und 614 Hefte 3. Klasse zu 500 Kilometer; auch auf den Bahnhöfen der anderen Städte war der Ankauf von Kilometerheften ein enormer.

Leist« Nachrichten u. Telegramm-

Berlin, 2. Aug. Die Zusammenkunft des Kaisers und des Königs von England auf Schloß Friedrichshof dürfte, wie derLokalanzeiger" hört, am 16. August stattfindeu.

Berlin, 2. Aug. Wie dasBerl. Tageblatt" hört, steht ein neuer Besuch des Kaisers beim Reichskanzler etwa um die Mitte dieses Monats bevor, den man wohl nicht mit Unrecht mit der Begegnung des Kaisers mit König Eduard und auch mit den Vorgängen in der Kolonialverwalt­ung in Zusammenhang bringen wird.

Berlin, 2. Aug. Zum Besuch des Kaisers auf der Kruppschen Villa Hügel in Essen ver­lautet, derTägl. Rundsch." zufolge, daß bereits umfangreiche Schutzmaßregeln getroffen werden. Auf den Hütten wird kein ausländischer Arbeiter mehr angenommen.

Berlin, 2. August. In der Untersuchung gegen den Major Fischer werden, nach einer hies. Korrespondenz, sobald die Untersuchung zu einem gewissen vorläufigen Abschluß gelangt ist, die Akten der Staatsanwaltschaft übergeben, damit diese aus ihnen entnehmen kann, inwiefern für sie Veranlassung vorliegt, gegen Hrn. v. Tippelskirch wegen aktiver Bestechung strafrechtlich vorzugehen. DerTägl. Rundsch." wird berichtet, daß auch gegen den Ge­heimrat v. König, den Personalreferenten der Kolonialabteilung, das Disziplinarverfahren ein­geleitet worden ist.

Berlin, 2. August. Aus Aachen meldet das Berl. Tagebl.": Die hiesige Handelskammer sprach sich, um die Monopolisierung des Mehlhandels zu hemmen, für die vom Deutschen Müllerbund vor- geschlageue Umsatzsteuer für Großbetriebe in der Müllerei aus.

Petersburg, 2. Aug. Gestern abend sind in Kronstadt Unruhen ausgebrochen.

Warschau, 2. Aug. General Markgrafskiji, der Gehilfe des hiesigen Generalgouverneurs, ist in der Sommerfrische Otwak bei Warschau ermordet worden.

B est ellrr« g er»

auf den

Enztcrl'er"

für die Monate August u. September

werden von allen Postanstalten und Postboten, von der Expedition und von unseren Austrägerinnen entgegengenommen.

Was sioll man bei der Hitze trinke«?

In Norddeutschland, wo die Enthaltsamkeits­bewegung in wenigen Jahren in überraschender Weise volkstümlich geworden ist, wird neuerdings von den Bauhandwerkern, Abstinenten und Nichtabstinenten in den sogenannten Baubuden auf ebenso einfache wie billige Weise ein außerordentlich schmack­haftes Getränk hergestellt, welches besonders in heißer Sommerzeit zur Stillung des Durstes höchst empfehlenswert ist. Die Herstellung desselben ist folgende: Man tut drei Eßlöffel gewöhnliche Hafer­grütze, eine halbe, in Scheiben geschnittene Zitrone und einen Teelöffel Zucker in ein Gefäß, gibt einen Liter kaltes Wasser darauf, läßt die Mischung etwas ziehen und gießt nach Bedarf dann in das Trink­gefäß. Der kühlende, vortrefflich schmeckende und dabei nahrhafte Trank eignet sich für Kranke und Gesunde in ausgezeichneter Weise. Dr. meä. B.

IHM" Hiezu zweites Blatt. "Mkl