Augsburg konstatiert, wo ein Zeuge 2 50

Gebühren forderte für Zeitversäumnis als Streik- Postensteher. Das Gericht bewilligte ihm dann wenigstens 10 für die Stunde.

Vom Rhein, 9. Juni. (Holzwochenbericht.) Die Sägewerke deS Rheins und des Schwarzwaldes find im allgemeinen in letzter Zeit ziemlich gut be­schäftigt gewesen. Täglich laufen Anfragen auf geschnittene Tannen- und Fichtcnkanthölzer bei den süddeutschen Werken vom Rheine aus ein, und ständig werden auch Aufträge erteilt. Aufträge mit länger« Lieferfristen holten sich meist die Schwarz- Wälder Sägen, während bei Vergebung eiliger Auf­träge die rheinischen berücksichtigt wurden, die auch höhere Preise verlangten, als erftcre. Der Markt in süddeutschen Brettern liegt anhaltend fest, wozu in erster Linie das knappe Angebot in den breiten Sorten und die darnach auflretende rege Nachfrage beitrug. Der Absatz ist recht befriedigend. Ent- sprechend den sehr hohen Einkaufspreisen sind auch die Verkaufspreise der Großhändler teuer. Die Verladungen ab den oberrheinischen Plätze» Karls- ruhe und Mannheim sind gut im Gang; bei reich- lichem Angebot von Leeraum kann die Ware jeweils rasch zur Verladung nach dem Mittel- und Nieder» rhein kommen. Eichenhölzer in Blochware fanden bisher gute Beachtung und hohe Bewertung. Da- durch, daß die amerikanischen und galizischen Her- künfte hoch im Preis einstehen, sind auch die Spessarter Eichen im Einkäufe teuer. Bei letzten Abschlüssen wurden für Süddeutsche Eichenblöcher 130175 ^ für das Festmeter frei Mittelrhein bezahlt. Am Hobelwareumarkt war der Vermehr ziemlich umfassend, weil die Kleinhändler zur Er- gänzung ihrer Läger nicht nur Neubestellungen vor- »ahmen, sondern auch bei den Werken abrieten. Die ausländischen, die amerikanischen und nordischen Märkte waren weiter sehr fest. Bei verhältnismäßig kleinem Angebot wurden allgemein sehr hohe Preise gefordert. Heute wird 2425 mm starkes Pitsch- Pine, gehobelt, bester Ware, 6" und 6', nicht unter 2,60 ^ das Quadratmeter ab Oberrhein angeboren. Der oberrheinische Rundholzmarkt zeigte wieder matte Haltung, die auch in den Preisen Ausdruck fand. Die Zufuhren während der letzten acht Tage waren zwar nicht reichlich, da die Flößerei wiederum durch das Hochwasser gestört war, allein auch der Absatz gestaltete sich nicht befriedigend. Dies trifft haupt­sächlich beim Mannheimer Markt zu. Die Säge­werke des Mittel-, des Niederrheins und Westfalens hatten anhaltend Bedarf, sie kauften indes größere Posten nur dann, wenn ihnen günstige Angebote gemacht wurden. Das alte Holz wurde von dem Preisrückgang am meisten betroffen. Die größten Mengen Rundholz sind auf dem Maine angelangt, und es konnte sich daher auch an den Märkten von Mainz, Kastel und Schierstein der regste Verkehr entwickeln. Dort haben die Preise trotz des unter­brochenen Absatzes nachgeben müssen. Am Mann- heimer Floßholzmarkte betrug die Zufuhr in letzter Woche 1400 Stämme, meistens Meßholz. Ein großer Teil der augekommenen Ware war bereits Eigentum der rheinischen Sägewerke. Außer dem Verkauf

jeden Beteiligten. Aber dann wollen wir uns die Gruft wenigstens von außen ansehen."

Sie gingen zu derselben, einem in Sandstein auf­geführten, kapellenähnlichen Gebäude. Durch die vergitterte Oeffnuug fiel das Licht der Nachmittags- soune, den kleinen Raum ein wenig erhellend. Nach- dem Rühlemanns Augen sich ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er zwei Särge in der Gruft, de» einen mit verwelkten, den anderen mit noch ziemlich frischen Kränzen bedeckt.

.Wer ruht in dem Sarge links?" srug er.

.Die Frau Kommerzienrätin. Sie ist schon vor zehn Jahren gestorben. Damals ließ der Herr Kommerzienrat oie Gruft errichten."

.Die Kränze hat man, nachdem man den Sarg rechts wieder geschloffen hatte, auf den Sarg gelegt?"

.Ja. Herr Heuberg hat es so ungeordnet."

.Warum?"

.Es kamen, nachdem es in der Stadt bekannt geworden war, daß die Leiche entfernt worden sei, viele Neugierige und guckten in die Gruft hinein. Da der Kirchhof am Tage nicht verschlossen werden darf, wollte Herr Heuberg, daß man möglichst wenig Anlaß zu Gerede haben sollte, und ließ alles wieder Herstellen, wie es gewesen war."

.Das ist begreiflich. Irgend welche Spuren, daß der Sarg geöffnet worden, hat man nicht vor- gesunden?"

.Doch. An einer der Schrauben, mit denen man ihn geschlossen hatte, war ein Stück vom Kopf ab- gesprungen. Aber der Paul Lienhart, der Werkmeister

einer kleinen Partie Rundholz an den Oberrhein wurden Abschlüsse am Mannheimer Markt nicht bekannt. Die heutigen Forderungen für das Fest­meter frei Mannheimer Hafen betragen für neue Ware: für Kleinholz 23 für Mittelholz 25 für Meßholz 27 ^ und für Holländerholz 29 bis 50 höher. Die Bestände am Markte in

Mannheim sind gegenwärtig ohne größere Bedeutung, indes erwartet man i» nächster Zeit die Ankunft größerer Menge». So wie heute die Verhältnisse am Markte liegen, besteht vorerst keine Aussicht, daß die Rundholzpreise sich befestigen werden. Eher wird man mit einer weiteren Abschwächung rechnen dürfen, wenn das Angebot größer, das Verkaufs­geschäft ab-r nicht belebter wird.

Württemberg.

Beben hause», 14. Juni. Seine Majestät der König begab sich morgens nach Stuttgart und nahm daselbst im Saal des Geheimen Rats in Gegenwart sämtlicher Staatsminister die Beeidigung des Staatsministers des Kriegswesens vor. Außer­dem hatte der König je eine Besprechung mit dem Präsidenten des Staatsministeriums und dem Staats- minister der auswä.ligen Angelegenheiten.

Stuttgart, 15. Juli. Die Kammer der Abgeordneten hat heute nachmittag die abweichen- den Beschlüsse der Kammer der Standesherrn zum Landtagswahlgesetz beraten und bei Artikel 25 in längerer Debatte zu einem Beschluß des anderen Hauses Stellung genommen, den Parteileitungen die Vornahme der Stimmenhäufung nicht erst auf den Stimmzetteln, sondern schon auf den vorher einzu- reichendcn Wahlvorschlägen zu gestatten, so daß mit diesen die hernach gedruckt herzustellenden Simm­zettel völlig übereinstimmen. Gegen die Stimmen- Häufung (Kumulierung) auf dem Wahlvorschlag machte der Minister des Innern, Dr. v. Pischek, vor allem prinzipielle Bedenken geltend, nämlich, daß die Freiheit des Wählers dadurch zu sehr be­einträchtigt würde, ganz abgesehen davon, daß ein Bedürfnis für eine Stimmen gäufung auf dem Wahl­vorschlag nicht bestehe und daß hieraus auch erheb­liche Praktische Schwierigkeiten erwachsen könnten. Diesen Bedenken trat der Ästg. Haußmann-Balingcn bei; er stellte den Antrag, daß man auf dem früheren Beschluß des Abgeordnetenhauses be­harren soll. Dieser Antrag wurde auch mit 43 gegen 30 Stimmen angenommen. (Prälat von Herrmann hat sich der Stimme enthalten.) Die Kumulierung w'rd also erst auf dem Stimmzettel, nicht schon auf dem Wahlvorschlag vorgenommen werden dürfen.

Stuttgart, 13. Juni. Aus Anlaß des Militär- etats für 1906 sind für Württemberg eine Reihe von Aenderungen in Aussicht genommen. Danach tritt u. a. bei dem Etat an Offizieren ein pensionierter Stabsoffizier als dritter Stabsoffizier für das Be- zirkskommando Stuttgart hinzu. Außer den be- stehenden Kursen findet bei der Jufanterieschießschule künftig jährlich ein 35 tägiger Lehrkursus für Ober­leutnants und Leutnants der Kavallerie statt, an dem vom württ. Armeekorps jeweils 2 Oberleutnants

bei Heuberg ist und den Sarg mit getragen hat, meinte, das sei schon gewesen, als sie ihn aufge- uommen hätten."

.So! Weitere Spuren haben sich nicht vorge­funden ?"

.Nein!"

Rühlemann begab sich zu Joseph Heuberg zurück und ersuchte ihn um den Schlüssel zur Gruft. Der junge Mann erklärte sich sofort bereit, ihn zu be­gleiten und gemeinsam kehrten sie nach dem Fried- Hof zurück.

Der Kommissar machte sich daran, mit Hilfe von Wachszündhölzcheu den Jnuenraum der Gruft genau zu untersuchen. Zunächst schien seine Mühe ohne Erfolg bleiben zu wollen. Dann entdeckte er an einer der Schrauben des von ihm geöffneten Sarges ein kleines Stückchen grober Leinwand.

Was halten Sie davon?" frug er seinen Begleiter.

Es wird Wohl ein Stück des Bahrtuches sein, das dort hängen geblieben ist!" meinte dieser, dem in dem engen Raum etwas unbehaglich geworden zu sein schien, wohl wegen der dumpfigen Luft, die dort herrschte.

War das Bahrtuch nicht weiß?"

Ich glaube wohl natürlich wird es weiß gewesen sein!"

.Dieser Fetzen Leinwand aber ist gelbgrau und von gröberem Gewebe, als man es zu Bahrtüchern zu verwenden Pflegt!"

oder Leutnants teilnehmen. Die etatsmäßigen Zahlmeisteraspiranten erhalten die Dienstbezeichnung Unterzahlmeister'. Der Rücktritt derselben in den Praktischen Truppendienst ist ausgeschlossen. Die Unteroffizieretats der Truppen werden vom 1. Okt. 1906 ab erhöht. Bei den größeren Garnison- lazaretten werden Sanitätsfeldwedel angestellt, deren Obliegenheiten denjenigen eines Truppenfeldwebels entsprechen. Weiter sind im Etat Mittel zur Ver- besseruog der Unterkunft der Unteroffiziere vorgesehen.

Der diesjährige Verbandstag der Württemb. Gewerbevereine wird am 26. August in Rottenburg abgehalten.

Huzeubach OA. Freudenstadt, 14. Juni. In wunderbarer Weise behütet wurde das 2^/s jährige Kind einer hiesigen Holzhauersfamilie. Es war am Dienstag mittag mit einem älteren Knaben in den nahen Tannenwald gegangen und lief, eine zeitlang allein gelassen, auf gut Glück weiter. Als es gegen Abend nicht nach Hause kam, begaben sich die An- gehörigen des Kindes und verschiedene Holzhauer auf die Streife. Fast die ganze Nacht wurde nach dem vermißten Kind gesucht, doch ohne Erfolg. Am Morgen wurden die Nachforschungen von den Dorf- bewohnern und Schülern der Oberklasse fortgesetzt; endlich fand man das Kind unweit vom Huzenbacher See auf dem Hahnberg etwa eine Stunde entfernt. Das Kind war munter und guter Dinge. Auf die Frage, wo es denn die Nacht über geschlafen habe, antwortete es lachend:An einem Stein bei Mutter und bei einem Rehlein". Die Freude der Eltern über ihr wiedergefundenes Kind kann man sich denke». Es hatte in der ziemlich kalten Nacht keinerlei Schaden genommen.

Slus Stadl. Be zirk u nd Umgebung,

ff Neuenbürg, 14. Juni. Gestern fand im lieblichen Calmbach die erste Hauptkonferenz dieses Jahres für den Schulbezirk Höfen statt. Die Lehrer des Bezirks, sowie viele Ortsschulinspektoren hatten sich unter dem Vorsitz des Hrn. Bezirksschul­inspektors Schneider im dortigen schönen Schulhaus versammelt, um in gemeinsamer Aussprache über theo­retisch oder praktisch wichtige Fragen ihres Berufslebens sich zu erfrischen und zu fröhlicher Weiterarbeit an­geregt zu werden. Zuerst gab Hr. Schullehrer Klöpfer-Birkenfeld eine Lehrprobe über Hiob. Die nachfolgende Besprechung ließ erkennen, wie nachhaltig die meisterhafte Vorführung des in seiner ethischen Tiefe wie in der Schönheit seiner dichterischen Form unerreicht großartigen, dramatischen Stoffs auf Herz und Gewissen gewirkt hatte, so recht ein Zeugnis davon, wie gerade das oft so gering gewertete alte Tepoment eine unerschöpfliche Fundgrube für bleibende Gemütswerte und Praktisch verwendbare Lebensmotive ist. Die sich hieran anschließende Besprechung der letztjährigen Konserenzaussätze gab dem Vorsitzenden willkommenen Anlaß zu einer Reihe formell oder materiell wichtigen Anleitungen für die im Lehrer­beruf unerläßliche wissenschaftliche und Praktische Weiterbildung. Der dritte Hauptgegenstand der Tagesordnung war das an der Hand von 7 Leit­sätzen vorge.ragene lichtvolle Referat über die wich-

Vielleicht hat man die Schrauben damit ab­gerieben!"

Oder der Dieb hat das Stück Leinwand, von dem dieser Fetzen stammt, vielleicht einen Sack, zum Transport des Toden benützt."

Auch das ist möglich!"

Sogar wahrscheinlich!"

Rühlemann setzte seine Untersuchung fort. Weder am Sarge »och in demselben fand sich sonst etwas Verdächtiges. Aber als er den Boden ableuchtete, fiel sein Blick auf einen Meißel. Er hob denselben in dre Höhe.

Was ist das?" srug Joseph Heuberg mit leb­haftem Interesse.

Ein Meißel, der wohl beim Oeffneu oder beim Schließen des Sarges benützt worden ist."

Vielleicht von dem LeichendiebI"

Es ist möglich! Jedenfalls wird sich leicht fest­stellen lassen, ob einer der Leute, die bei dem Schließen des Sarges beschäftigt waren, den Meißel hier vergessen hatten!"

Wollen Sie ihn mir einen Augenblick erlauben?"

Gern!"

(Fortsetzung folgt.)

sDoPpelsinnig.j Er: nach der Trauung:Ich kann's gar nicht glauben, mir ist es wie ein Traum I Wir sollen uns nun für immer einander gehören?" Sie:Beruhige Dich nur! Ich werde Dir's schon noch glauben machen!"