knapper Not. Bei Dieppe mußte der Ballon landen. Er war im Kanal in ein Unwetter geraten. Cardin hatte, nachdem er den ganzen Ballast ausgeworfen hatte, seine Mundvoräte und seine» Pelz opfern müssen.

Württemberg.

Stuttgart, 5. Juni. Der Pfingstverkehr hat am vergangenen Samstag sehr stark eingesetzt und war auch am Sonntag vormittag noch ei» außer- ordentlich lebhafter, so daß auf dem Hauptbahnhof zeitweilig dichtes Gedränge entstand und viele Züge mit Verspätung eintrafen. Am Sonntag nachmittag ist der Verkehr jedoch infolge deS eintretenden Regen» Wetters stark abgeflaut und am gestrigen Pfingst­montag hielt er sich kaum in der Höhe des Durch» schnittsverkehrs an Sonntagen.

Stuttgart, 31. Mai. Ein großzügiges Kanal» Projekt, das einen bedeutsamen Schritt auf dem Wege zur Lösung der schon seit langer Zeit dringlich ge­wordenen Abwasferfrage darstellt, wird jetzt von der Stadt Stuttgart in Angriff genommen. Es handelt sich dabei um die Fortführung des Nesenbachs, der gegenwärtig noch bei der König»Karlsbrücke in den Berger Mühlkanal mündet, der liuksufrigen Neckar­seite entlang, durch die Wilhelmsvorstadt von Cann» statt, an Münster vorbei, unterhalb dieses Dorfes unter dem Neckar hindurch bis gegen Hofen hin, wo eine große Kläranlage nach biologischem System mit modernen maschinellen Einrichtungen rc. errichtet werden soll. Der Kostenaufwand ist zu 2 271000 Mark ohne Grunderwerbungen veranschlagt. Einem Beschluß des Gemeinderats zufolge sollen die hiefür ausgearbeiteten generellen Pläne der Kreisregierung Ludwigsburg alsbald zur Genehmigung unter» breitet werden.

Die Jahresberichte der württembergischen Gewerbeaufsichtsbeamten für 1905 sind im Druck erschienen. Die Berichte sind Heuer nach den einzelnen Gegenständen der Berichterstattung einheitlich zu» sammengefaßt. Nur der Jahresbericht des Aufsichts- Leamten für die unter der Aufsicht der Bergbehörden stehenden Anlagen ist wie bisher gesondert beigefügt. Ein wichtiger Schritt in der Ausgestaltung der Ge» Werbeinspektion ist in der Zuziehung einer ärztlichen Hilfskraft erfolgt. In den 3 Auffichtsbezirken waren im Berichtsjahr vorhanden 9116 Fabriken (im Vor­jahr 8313), außerdem 3821 Betriebe (4259), für welche der Buudesrat gemäß § 129 der Gewerbe­ordnung besondere Vorschriften erlasse» hat. Die Fabriken beschäftigten 195320 Arbeiter. Von den 12339 Anlagen wurden 9312 gleich 71,9 °/v in 9735 Revisionen revidiert. Außerdem wurden in rein handwerksmäßigen Betriebe» ohne Motor 59 Revi­sionen und zur Aufsicht über den Vollzug des Kinder» schutzgesetzes 558 Revisionen vorgenomme». Das Verhältnis der Gewerbeaufsichtsbeamten zu den Or­ganen der Berufsgenossenschaften war im allgemeinen ei» befriedigendes. Die Gewerbeaufsichtsbeamten lei­steten den Einladungen zur Teilnahme an Versamm» jungen von Arbeitgeber- und Arbeitnehmervereinig­ungen nach Möglichkeit Folge. DaS Verhältnis der Aufstchtsbeamteu zu dem Arbeitgeber war im ganzen befriedigend, ebenso können sich die Inspektoren über das Verhältnis zu den Arbeitern nur befriedigt aus- sprechen. Der Bericht beschäftigt sich sodann mit der Frage der jugendl. Arbeiter betreffend: Zahl der Arbeiter, Arbeitszeit, Sonutagsarbeit, Lohnzahlung, Arbeitsordnungen, Arbeiterausschüsse, Lohubeweg- ungen, Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen, Schutz der Arbeiter vor Gefahren, wirtschaftliche und sittliche Zustände der Arbeiterbevölkerung, Wohlfahrts- einrichtungen u. s. w. Der Berichterstatter bemerkt, daß er den Grundsatz habe, wie den Arbeitern, so auch den Unternehmern gegenüber die auf Grund seiner Wahrnehmung gewonnene Ueberzeugung aus» zusprechen und sich weder von der einen noch von der anderen Seite in einseitige Stellung drängen zu lassen. Solange die Gewerbeinspektoren bestrebt seien, den gegenseitigen Vorurteilen der Unternehmer und Arbeiter bei sich keinen Raum zu geben, vielmehr solche in ihrem Teil zu beseitigen suchen, werden solche Bemühungen von den einsichtsvollen Unternehmern rückhaltlos anerkannt.

Tübingen, 4. Juni. Die Anmeldungen zum Kriegerbundestag haben 12000 überschritten. Die Ouartierkommisfion ist bemüht, für die Masse von Kameraden Unterkunft zu schaffen. Seine Majestät wird nach Beben Hausen kommen und dem Vorbei­marsch anwohnen.

18. Bundestag des Württ. Kriegerbundes in Tübingen vom 9. bis 11. Juni 1906. Das Landeskriegerfest steht nunmehr hart vor der Türe. Tübingen hat seinen alten Reiz als Anziehungspunkt auch auf die Krieger nicht verfehlt. Es haben ihr

sicheres Erscheinen zugesagt: vom Neckarkreis 164 Vereine mit 3242, vom Schwarzwaldkreis 335 Vereine mit 9911, vom Jagstkreis 40 Vereine mit 285, vom Donaukreis 77 Vereine mit 1023 Mit» gliedern. Insgesamt erscheinen also 616 Vereine mit weit über 13300 Mitgliedern. Nimmt man die Tübinger Krieger noch hinzu, so werden sich im Huldigungszug vor dem König 345 Fahnen, ver» schiedene Musikkorps und 15000 Krieger bewegen. Für Extrazüge ist Vorsorge getroffen. Macht der Himmel an Trinitatis ein freundliches Gesicht, so steht ein glänzender Verlauf des schönen Festes bevor.

Heilbronn, 30. Mai. Bei zahlreicher Be­teiligung fand heute im großen Rathaussaale unter dem Vorsitz des Oberkammerherrn Frhrn. v. Neu­rath die 46. Wanderversammluug der württ. Landwirte statt, welcher auch Staatsrat Frhr. von Ow, die Präsidenten v. Buhl und v. Nestle, weitere hohe Beamte, sowie mehrere Landtagsabgeordnete anwohnten. Aus dem Kabinett des Königs war ein Glückwunschschreiben eingegangen, das mir einem Huldigungstelegramm erwidert wurde. Die geschäft­lichen Verhandlungen wurden eingeleitet mit einem Vortrag v Frhrn. Pcrglas-Cannstatt, der sich mit dem dauernden Steigen der landwirtschaftlichen Un- fallverficherungsbeiträge und den Mitteln zur Be­seitigung dieser Erscheinung beseitigte. Als Mittel zur Abhilfe empfahj der Redner die Einführung der Nachuntersuchungen, die Beiziehung der Staatsforst- verwaltung zur landwirtschaftlichen Unfallversicherung, die Herabminderung des Reservefonds, die Bekämpf, ung der Rentenjagd und des Simulantentums, Ein­führung von Unfallverhütungsvorschriften und als hauptsächlichstes und wichtigstes Mittel die Ausscheid­ung der kleinen Unfälle mit Entschädigungen bis zu 25°/o. Nachdem Oberregierungsrat Stamer-Reut- lingen erwähnt, daß man bei der Unfallberufsgenossen­schaft des Schwarzwaldkreises mit den durch fremde Aerzte ausgesührten Revisionen bezw. Nachkontrollen einen ganz erheblichen Rückgang der Entschädigungen in vielen Fällen erzielt habe, stimmte die Versamm­lung einer Erklärung zu, daß eine Abänderung des Reichsgesetzes dahin anzustreben sei, daß künftighin Renten unter 25°/» nicht mehr ausbezahlt werden; eventuell soll an die Stelle derselben eine einmalige Abfindung treten. Ueber die Erlassung von Unfall- Verhütungsvorschriften sprach Landesökonomierat Landerer-Kirchberg, indem er solche Vorschriften, die bereits bei den meisten deutschen Berufsgenossen­schaften eingeführt sind, auch für Württemberg be­fürwortete und zur Erlassung und Durchführung derselben die Einsetzung einer achtgliederigen Kom- Mission empfahl, was auch schließlich angenommen wurde. Prof. Dr. Zwick von der Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart verbreitete sich hierauf über die neueren Methoden zur Bekämpfung der Rinder­tuberkulose und ihre Bedeutung für die hygienische Milcherzeugung. Als letzter Redner sprach Prof. Morgen-Hohenheim über die neueren stickstoffhaltigen Düngemittel. Die nächste Wandcrversammlung wird mit Rücksicht auf die im Jahr 1908 in Cannstatt stattfindende große landwirtschaftliche Ausstellung schon im kommenden Jahr abgehalten und zwar in Reutlingen.

Eßlingen, 2. Juni. Zur Erhaltung der Ge­burtsstätte des Volkslieder - Komponisten Fr. Silcher in Schnait im Remstal veranstalten die dem Schwäb. Sängerbund angehörenden hiesigen Gesangvereine am Freitag den 8. Juni im Kugel'schen Saal ein Volkslieder. Konzert, bei dem durch 9 Massenchöre (ausschließlich Silcherlieder) unter Leitung von Real- lehrer Bäuchlen und durch Einzelvorträge der Vereine einerseits die Erinnerung an Silcher aufgefrischt und andererseits genanntem Zweck gedient werden soll.

Der Ulmer Gewerbeverein beschloß, jedem seiner Mitglieder, das seine Anwesenheit in der Nürnberger Landesausstellung nachweist, einen Bei- trag von 6- -/L' aus der Vereinskasse zu gewähren. Es soll auch dahin gewirkt werden, daß die würt­tembergischen Staatsbahnen durch Fahrpreisermäßig, ungen den Besuch der für das gesamte Handwerk wichtigen Ausstellung erpichter».

Ulm, 4. Juni. Die Donau ist im Laufe der letzten Nacht nahezu um einen Meter gestiegen und hatte bis heute mittag einen Pegelftand von 2,50 Meter erreicht.

Böblingen, 30. Mai. In Schönaich er- eignete sich gestern abend ein bedauerliches Unglück. In dem Hof des Gasthauses z. Löwen hatten Auto­mobilfahrer der Daimler Motorwagenfabrik Unter- türkheim ihr festgebremstes Fahrzeug untergebracht. So lange die Herren in der Wirtschaft waren, machten sich einige Kinder an demselben zu schaffen. Un­glücklicherweise wurden dabei die Hebel gezogen und die Bremse gelöst, so daß der Wagen die kleine An­

höhe des Hofs heraufrollte und das Isis jährige Kind des Chr. Lutz überfuhr. Obwohl ärztliche Hilfe sofort zur Stelle war, erlag das Kind doch seinen Verletzungen.

Oberndorf, 30. Mai. Der Büchsenmacher Schräder in Göttingen erfand, wie dasBerl Tagbl." meldet, eine neue Gewehrpatrone von bedeutend stärkerer Durchschlagskraft als die des jetzigen Militär­gewehres. Der Kriegsminister ordnete Versuche damit an. (Daß unser 8-Geschoß noch nicht den Gipfel der Vollkommenheit darstelll, ist bekannt. Im übrigen wird mau nähere Nachrichten abwarten müssen).

Bus Stadt. Bezirk und Umgebung,

Die Schulstelle in Gräfenhausen ist dem Schullehrer Rühle in Oberniebelsbach über­tragen worden.

Neuenbürg, 5. Juni.Die Blume verblüht, die Frucht muß treiben". Ganz so weit sind wir zwar noch nicht, wenn der Kalender auch Juni zeigt. Aber mit der hold erblühenden Jungfräulich­keit der Natur ist es doch vorbei. Bald steht das Land, in hohen Zeiten und durch den Glanz des Juni geht's wie Sensendengeln vom Eisen der Schnitter. Im Juni läßt die heiße Sonne der Leidenschaft den fruchtbaren Keim mählich sich entfalten und zur köstlichen Reife kommen . . . Wie gern möchte man noch recht viel Schönes vom Juni sagen, wie gern besonders ihn dafür Preisen, daß er uns Pfingsten gebracht! Aber kann man es, wenn mau soeben des triefenden Schirmdachs und des Ueberziehers sich entledigt hat und mit nassen Füßen am Schreibtisch sitzt! Wie soll man, wenn's draußen kältet und aus allen Himmelsschleußen sich ergießt, dieses Fest selbst Preisen. Denn .Pfingsten, das liebliche Fest", es hat diesmal den vielen geplanten Ausflügen einen bösen Strich durch die Rechnung gemacht, so daß alle die Gasthäuser, die sich zum würdigen Empfang der Pfingstfahrer vorbereitet hatten, nicht aus ihre Rechnung kommen konnten. Sicherlich ist dies auch der Fall bei unseren Eisenbahnbeamten, die in ihrer Dienstbereitschaft auf einen ganz anderen Verkehr sich gefaßt gemacht hatten, wenn es auch freilich verwunderlich gewesen wäre, daß sich der Witterungs- charakter, der sich nun einmal schon die ganze Maien­zeit her und auch zu Anfang des Brachmonds Juni durch Gewitter und Regenschauer hervortat, nun für die Pfingfttage gerade eine Ausnahme machen werde. Bald ist es nun aber Zeit, daß wenigstens ein wär­meres Weiter seinen Einzug halte, denn eine kon- staute Temperatur von nicht einmal 10 Grad L ist für diese Jahreszeit unter dem Strich, auch stimmt dies ganz und gar nicht mit dem Kalendervermerk überein, der da vom Juni sagt:Für das Wetter bezeichnend ist die große Sommerhitze, besonders die nach der Mitte des Monats beginnenden sogen. Hundstage". (Diese haben ihren Namen allerdings nicht etwa daher, baß die Hunde durch die Hitze leicht sollen werden, sondern sie sind nach dem großen Hundsstern" (Sirius") so genannt. Die eigentliche Zeit der Hundstage ist vom 23. Juli bis 23. August.) Hoffen wir, daß zurHeuernte", die jeden Tag beginnen kann, nun sich trockenes Wetter und Sonnenschein rasch einstellen möge, der Wunsch weiter Kreise ist es im besonderen auch, daß zu unserem Gauliederfest und dem Kinderfest am nächsten Sonntag und Montag einGut Wetter" beschieden sein möge.

Neuenbürg, 4. Juni.Erholungsorte im württ. Schwarzwald" ist der Titel einer kleinen aber inhaltsreichen Schrift, die der allzeit rührige Württ. Schwarzwaldverein herausgegeben hat. Jedem Ort ist eine kleine Beschreibung gewidmet, worin seine Lage und Umgebung kurz angegeben wird; dann folgen die allgemeinen, den Kurgästen will­kommenen Einrichtungen. Den Schluß bildet je ein Verzeichnis der Gasthöfe und Pensionen mit Preis für Zimmer, Betten und volle Pension für Er­wachsene und Kinder. Man ist überrascht, welche mannigfache Gelegenheit zur Kur und Erholung schon allein im württ. Schwarzwald geboten wird. Vom Oberamt Neuenbürg werden einschließlich der Stadt Neuenbürg nicht weniger als 15 Orte aufgeführt, nämlich in alphab. Ordnung: Birkeufeld, Calmbach, Dobel mit Eyachmühle, Engelsbrand, Enzklösterle, Grunbach, Herreualb, Höfen, Langenbrand, Loffenau, Neuenbürg, Salmbach, Schömberg, Waldrennach, Wildbad. Wir vermissen darunter den alten, gern besuchten Luftkurort Schwann, sowie die Waldorte Schwarzenberg (erwähnt ist in dem Büchlein Schwarzenberg OA. Freudenstadt) und Oberlengen­hardt, welche besonders wegen ihrer Höhenlage, um­geben von schönen Waldungen, doch auch hätten auf- geführt werden müssen. Im übrigen dürfte das Büchlein ein guter Ratgeber sein. Wenn es noch