Der Auschaffuugswert der vom Norddeutschen Lloyd im vorigen Jahre verbrauchten Proviantartikel beträgt über 18 Millionen Mark, eine Summe, welche auch den Laien die wichtige nationalwirt­schaftliche Bedeutung einer großen Reederei er­kennen läßt.

Der Gesamtverbrauch an Kohlen auf den Dampfern des Norddeutschen Lloyd beziffert sich im Jahre 1905 auf 1450000 Tonnen im Werte von ca. 23 Millionen Mark.

Ueber die Betriebskosten von Automobilen macht E. Neuberg in einem im .Verein zur Be­förderung des Gewerbfleißes' gehaltenen Vortrage nähere Angaben, die wir nach dem .Prometheus' (Verlag von Rudolf Mückeuberger in Berlin ^V. 10) wiedergeben. Danach stellen sich die jährlichen Be­triebs- und Unterhaltungskosten für ein 9Pferdiges Automobil zum Preise von 6000 -/A, das tagtäglich, auch Sonntags, stark benutzt wird, wie folgt: Abschreibung 2400 ^

Benzin und Oel 960

Pneumatics (I Satz) 600 .

Chauffeur 1200 ,

Reparaturen 300 ,

Garage 300 ,

Versicherung 150 ,

Zusammen jährlich 5910 ^

Für ein größeres, 2428pferd. Automobil mit einem Anschaffungswert von 16000 ^ würden die jährlichen Kosten betragen:

Abschreibung 4800 ^

Benzin und Oel 2000 , Pneumatics 800 ,

Chauffeur 1200 .

Reparaturen 500 ,

Garage 300 ,

Versicherung 150 .

Zusammen jährlich 9750 ^

Der Betrieb von Lastautomobilen stellt sich wesentlich billiger als der Pferdebetrieb. Für ein Pferdegespann wird die maximale Tagesleistung (achtstündige Arbeitszeit) zu 20 km Weg mit Last angenommen, unter der Voraussetzung, daß das gleiche Gespann den leeren Wagen auf der gleichen «kecke znrückzuführen hat. Ein Lastautomobil kann aber in 4'/« Stunden 43 km mit belastetem Wagen zurücklegen, während für den Rückweg mit leerem Wagen 3'/, Stunden zu rechnen sind. Wenn also bei 300 Arbeitstagen im Jahre das Automobil 20 Tage lang zur Reparatur und Reinigung außer Dienst gestellt werden muß, so leistet es in 280 Tagen etwa die gleiche Arbeit wie zwei Pferdegespanne in 300 Tagen. Bei reichlicher Abschreibung stellen sich die Betriebskosten für 1 Tonnen-Kilometer wie folgt: Bei einer Nutzlast von Automobilbetrieb Pferdebetricb 1,5 ToNUM 0,33 r/A 0,50 c/A

3,0 . 0,20 . 0,26 .

4.0 . 0,16 . 0.20 .

Dabei ist zu berücksichtigen, daß in den meisten Fällen die Pferde einer ständigen Aufsicht bedürfen, so daß der Fuhrmann zum Auf- und Abladen weniger herangezogeu werden kann als der Automobilführer, der wahrend deS Stillstandes der Maschine für diese Arbeiten frei ist. Bei Schnee und Eis nimmt zu­dem die Zugkraft der Pferde in wert höherem Maße ab, als die eines Automobils. Eine englische Speditionsfirma, die früher sieben Pferde und zwei Wagen im Betrieb hatte und dafür jährlich 11000 Mark an Betriebskosten verausgabte, verminderte diese Betriebskosten um 3000 ^ im Jahre dadurch, daß sie ein Fünftonneu-Dampfautomobil, welches daS Gleiche leistete, einstellte. Dabei wurden auf das Automobil 15 Prozent Amortisation und fünf Prozent Verzinsung abgeschrieben, während die Ab­schreibung auf daS Perdematerial nur 10 Proz. betrug.

vermischtes.

Hoheutwielfestspiele. Wen Heuer die Sommer­reise nach Süddruschland oder der Schweiz führt, versäume nicht, das zu Füßen des Hohentwiel liegende freundliche Städtchen Singen, unweit Konstanz, zu besuchen. Es wird hier nämlich an jedem Sonntag dieses Sommers von etwa 500 Damen und Herren aus allen Kreisen ein unserem Kaiser gewidmetes Schauspiel von Rudolf Lorenz .Unter der Reichssturmfahne' aufgeführt. In Wort, Gesang und Bild sollen Sage und Geschichte des ehrwürdigen Hohentwiel dargestellt werden. Ein von Professor Bauder-Stuttgart in mittelalterlichem Burgenstil eigens hierzu erbautes Schauspielhaus bietet Raum für 2400 Sitzplätze. Diese echt vater­ländischen Volksspiele stehen unter dem Protektorat

des Fürsten zu Fürstenberg, in dessen Begleitung unser Kaiser am 6. Mai das Schauspielhaus be­sichtigte und seiner hohen Befriedigung Ausdruck verlieh. Singen hat zahlreiche gute Gasthöfe und eine blühende Industrie, an deren Spitze die Maggi- Werke mit einem Areal von 223800 gm stehen. Als bedeutender Eisenbahnknotenpunkt ist Singen von allen Richtungen bequem zu erreichen.

Darmstadt, 29. Mai. Ein schweres Verbrechen wurde gestern abend in der hiesigen Strafanstalt für jugendliche Verbrecher von zwei jungen Straf­gefangenen, die Freiheitsstrafen von drei und sechs Jahren zu verbüßen hatten, begangen. Sie schlugen den 51 Jahre alten verheirateten Oberaufseher Platz mit einem Handbeil, das sie sich gelegentlich einer Hausarbeit zu verschaffen wußten, in dem Augen­blick nieder, als er die Zellen revidierte. Der schwer­verletzte Aufseher ist infolge der Schädelverletzung auf der rechten Seite gelähmt, aber doch vernehm­ungsfähig. Ueber den näheren Hergang berichtet die .Frkf. Ztg.': Als der Oberaufseher die Zelle» revidiere» wollte, rief ihn der noch nicht 18 Jahre alte Strafgefangene Gotta mit der Bemerkung in die Zelle, am Fenster sei etwas in Unordnung. Der Oberaufseher betrat die Zelle, um nachzusehen. Da­rauf zog der Gefangene ein verborgen gehaltenes Beil hervor und versetzte dem Oberaufseher von hinten einen Beilhieb über den Kopf. Gotta nahm dem Schwerverletzten den Schlüsselbund ab und schloß die Zelle hinter sich zu. Er öffnete dann drei der nächsten Zellen, mit deren Insassen er Ver­abredung getroffen hatte. Alle vier eilten nun in einen der ziemlich versteckt liegenden Höfe. Durch das Geräusch aufmerksam gemacht, alarmierte der Militärposten die übrigen Aufseher und es gelang nach heftiger Gegenwehr, die Ausbrecher festzunehmen und in die Zellen zurückzuschaffen. Das Beil hatte Gotta aus der Wohnung des Oberaufsehers, wo er öfters Reinigungsdienste verrichtete, entwendet. Der Ueberfall scheint von langer Hand her geplant ge­wesen zu sein. Der schwerverletzte Oberaufseher wurde sofort ins Hospital verbracht, wo an ihm eine Schädeltrepanation vorgenommen wurde. Die Aerzte hoffen den Schwerverletzten am Leben zu er­halten. Die jugendlichen Verbrecher find alle noch nicht 18 Jahre alt.

In Heisgendorf bei Dirschau find vier Kinder im Alter von 2 bis 7 Jahren in einer Sandgrube von einer zusammenftürzendeu Wand verschüttet wor­den. Zwei Mädchen und ei» Knabe wurden tot und ein Knabe noch lebend zu Tage gefördert.

(Der .Zauberdoktor' in Südafrika.) Eine wahre Landplage, und zwar die schlimmste von den vielen, unter denen Südafrika zu leiden hat, find die »Zau- berdoktoren", die es besonders bei den Koffern in außerordentlicher Zahl gibt. Von Fupajioa, dem ge­waltigen .Regenmacher', der nach seiner Meinung die Jahreszeiten beherrscht, bis herunter zu dem kleinen Ortszaubercr, der .Hexenmeister" ausräuchert und Nachbarn vergiftet, find sie, wie ein englischer Kenner des Landes schreibt, alle gleich schädlich. Wenn in einem Kafferndorf Unruhen ausbrechen, fällt stets die Schuld auf den Zauberdoktor; wenn er sie vielleicht auch nicht geplant hat, so war er doch sicher in den späteren Stadien dabei beteiligt. Wenn jemand ge­heimnisvoll an einem tödlichen Pflanzengifte stirbt, so hat sicher der Zauberdoktor die Dosis geliefert. Wenn ein Händler boykottiert, verbrannt und sein Vieh durch Speerwürfe getötet wird, so hat der Zauberdoktor dies veranlaßt. Wenn ein Bergwerk keine Arbeitskräfte mehr bekommt, wenn die Leute ohne jeden Grund fortlaufe», so lasttet sein Fluch auf dem Orte. Wenn sich ein Stamm gegen die Weißen empört, so hat der Zauberdoktor die Leidenschaft des Volkes geschürt und das Zeichen zum ersten Blutvergießen gegeben. Der Einfluß dieser Leute ist unbeschränkt, denn Zauberei beherrscht das ganze Leben des Koffern, von der Wiege bis zum Grabe. Bei der Geburt wirft der Ortszauberer die Knochen, um zu sehen, ob der Neu­geborene i« günstigen Augenblick zur Welt gekommen ist. Die Wahl einer Frau, die Reise, die Jagd, die Saatzeit, der Verkauf des Viehs und der Töchter, die Freundschaft und die Rache, alles wird durch den Willen der Geister bestimmt, wie ihn der Zauberdoktor verkündet, und selbst nach dem Tode bedarf der Ver­schiedene noch der Dienste seines früheren Ratgebers. Die Zauberei bildet eben das Hauptinteresse für den Eingeborenen. Sie liefert ihm eine nie versiegende Quelle der Unterhaltung, sie unterbricht die Lange­weile in dem täglichen Einerlei des Kraals. Wenn man unter den Koffern lebt, ihre Sprache lernt, sie bei ihrer Tätigkeit und beim Biertriuken beobachtet, so weit das für einen Weißen möglich ist, so findet mau zwar keine Assegai werfenden Helden, keinen pa­triotischen Unabhängigkeitsdrang; wohl aber sieht man

Redaktion, Druck und Verla- von L. Meeh in Neuenbürgs

viele interessante Dinge, hört man manche seltsame Erzählung, manch schauerliches Geheimnis, wenn man nachts am Feuer fitzt und diesen tiefen gutturalen Stimmen lauscht. Schreckliche Geschichten von ruhe- lose» Geistern, unbeerdigten Verstorbenen, die nicht bei ihren Vätern schlafen, sondern ständig auf deu Bergabhäugeu wandern, von der Hyäne, dem wider­spenstigen Pferde des wilden Geistes, von der Eule, dem Löwen und der Schlange, den Söhne» des bösen Geistes, von dem Adler, von dem Boten des Bersche denen, hört man da zahllose Geschichten erzählen. Dann wird von den.Hexenmeistern" gesprochen, die von den Zauberdoktoren ausgeräuchert und durch Gift, Assegai oder durch einen schweren Knotenstock beseitigt worden find. Allmählich gewöhnt man sich an diese .Enthüllungen', die den Zuhörer zunächst erschrecken. Man erkennt dann, daß die Zauberei einen Teil des Lebens der Kaffern aüsmacht, daß keine Gesetzgebung sie zurückhalten kann; denn eine Verfolgung ist nutz- los, weil man kein Beweismaterial erlangen wird. Das Bild, das man sich von den Kaffern-Kraals gemacht hat, die Federn, Schilde, Assegais und die großen, stämmigen Figuren, all das verschwindet, und statt dessen sieht man ein Dutzend verkommene Männer, die in schmierige Decken gewickelt um ein rauchiges Feuer hocken, unter einem großen wilden Feigenbaum mit zitternden Händen schnupfen und Pläne zur Ber- giftnng ihrer Nachbarn schmieden. Und den Mittel- Punkt bildet ein Mann, der noch verkommener ist als die übrigen, ein verschlagener alter Schurke mit einer Schnur mit Amuletten und kleinen Bockshörner» um den Hals, der .Zauberdoktor' deS Dorfes. . .

(Verschuappt.) Dame: .Die Jagd ist doch etwas Rohes, so ein armes Tier uiederzuschießen, ich brächte das nicht fertig!' Sonntagsjäger: .Mir ist's bis letzt gerade so gegangen.'

(Schreckmittel.) Fremder: .Warum haben Sie denn jahraus, jahrein de» Zettel .Hier wird ein Ge- selle gesucht' an Ihrer Türe kleben?' Schuster: .Damit ich nicht von so vielen Handwerksburscheu belästigt werde!

Logogriph.

Mit a kann's vielbedeutend sein.

Im allgemeinen teilt es ein.

Ich lied's im deutschen Vaterland,

Und leite es im Sportverband.

Mit n ist's ein vierfüßig Wesen,

Von dem gewiß du schon gelesen.

Auflösung der dreisilbigen Charade in Nr. 86. Haideschacht. (Oper.)

Der Strom.

Es rauschen gewaltsam die Wellen Vorbei durch die dunkle Nacht,

Der strömende Regen läßt schwellen Sie an zu bedrohlicher Macht.

Es strecket der Stromgott, der wilde Die triefenden Finger hinaus,

Es bebet das Blumengefilde,

Es zittert daS sichere Haus.

Wenn friedlich sich abwärts schlingen Die Wasser im lieblichen Fluß,

Und murmelnd herauf uns singen Feuchtfröhlich erquickenden Gruß,

Wenn er sich in strahlender Helle In sonnigem Kleid präsentiert,

Dann tummelt sich froh die Forelle,1 Dann jauchzen wir Menschen gerührt.

Doch so wenn zum Strome geschwollen Die trübe, gelbliche Flut In schäumendem, wütendem Grollen Wildbrausend uns ängstigen tut,

So ist uns der kecke Geselle

Ein unverschämt polternder Schwab,

Dem jedermann gern auf der Stelle Vergönnte ein trockenes Grab.

Verschiedene Wege sind offen Dem strebsamen Menschenkind.

Entscheide dich! Welcher läßt hoffen,

Daß er sein Ziel auch gewinnt?

Gleichst du, dem Flüßchen, das munier Ziehet die glitzernde Bahn?

Stürzest du knurrend hinunter Trotzig weisend den Zahn?

Meide die wütende Masse,

Die nur viel Lärmen verführt,

Wenn sie mit grimmigem Hasse Alles bekritelnd anstiert!

Toben gar wild die Geschütze,

Ballt sich zur Faust auch die Hand,

Bald wird sich legen die Hitze,

Uebrig bleibt wertloser Sand.

Merke! Mit wildem Gebrülle Wird nichts gutes erreicht.

Sieger bleibt, wer in der Stille Dem friedlichen Flüßchen gleicht.

Und wenn wild das Getriebe Tobend dein Herze durchkreist,

Denk a» den Krastgeist der Liebe,

Den dir das Pfingstfest weist. Sv. N.