Aus StaSt, Bezirk uns Umgebung.
Wildbad, 15. Mai. Unser Kurvereiu wird in diesen Tagen in dem zu diesem Zweck gemieteten Lokal, König Karlstraße L 178 ein Verkehrsbureau eröffnen, das den Fremden jede gewünschte Auskunft erteilt. Die Sekretärstelle wurde dem bisherigen Redakteur beim „Fr. Schwarzw.-, Hrn. F. Reichen- sperger, übertragen. Das Verkehrsbureau hat neben der erwähnten Auskunftserteilung noch die Aufgabe, durch interessant geschriebene Artikel, die den bedeutenderen Zeitungen des In- und Auslandes zugehen solle«, stets auf unser» Kurort und seine Bedeutung besonders für die leidende Menschheit hin» zuweisen und so durch diese systematische Reklame eine Steigerung der Frequenz Wildbads herbeizu- führen. So dürfte auch die begrüßenswerte Ein- richtung für unsere Badestadt von segensreicher Wirkung sein. — Streng ausgeschlossen ist beim Verkehrs- bureau eine Wohnungsvermittlung oder die besondere Empfehlung eines Hotels oder Geschäfts rc.. Es erhält jeder Fremde auf Wunsch ein gedrucktes Ver- zeichnis der Hotels, Gasthöfe und Privatzimmer. Vermieter, auf dem auch die Anzahl der Zimmer, Preise rc. angegeben sind.
Neuenbürg, 17. Mai. Auf die Gefahren deS eigenhändigen Testaments weisen ungünstige Erfahrungen immer deutlicher hin. Justizrat Dr. Stranz schreibt darüber in der „Deutschen Juristenzeitung-: „Auch hier gilt: billig und schlecht. Bei einer Abteilung des Amtsgerichts I Berlin erwies sich die Mehrzahl der eröffueten Testamente wegen Formmäugel als ungültig; die nicht aus Form- Mängeln ungültigen hatten infolge unverständlicher und zweckwidriger Bestimmungen großenteils keinen klaren Inhalt. Schließlich ist das Erbscheinverfahre», auf Grund eigenhändiger Testamente umständlicher — sollen doch in der Regel die gesetzlichen Erben über die Gültigkeit der Urkunde gehört werden (tz 2360 B. G.-B.) und erheblich kostspieliger. Außer in Notfällen sei daher vor dem eigenhändigen Testament gewarnt.- — Die meisten Menschen stellen sich allerdings die Abfassung eines Testaments leichter vor, als es ist. Schon der geringste Form- fehler — z B. wenn der Name über dem Ort mit der Tagangabe steht — genügt, die Ungültigkeit des Testaments herbeizuführen. Darum ist die Mahnung in der „Deutschen Juristenzeitung- nicht unangebracht.
Neuenbürg, 16. Mai. In den Blättern deS Württ. Schwarzwald-VereinS „Aus dem Schwarzwald- widmet deren Schriftleiter dem verstorbenen Oberförster Nördlinger folgenden Nachruf: „Kurz vor Abschluß der Mainummer traf die Trauernachricht ein, daß der verdienstvolle Vorstand deS Bezirksvereins Pfalzgrafenweiler, Oberförster Nörd- livger, der wegen seines sonnigen Humors allgemein beliebt war, am 25. April an einer Herzlähmung verschieden sei. Wer hätte geglaubt, daß dieses fröhliche Gemüt von den dunklen Fittigeu einer seelischen Erkrankung umdüstert werden könne. Und doch mußte der schwer geprüfte Mann schon vor mehreren Monaten in einer Heilanstalt Besserung suchen, wo nun der Tod den erst 45 jährigen von schweren Leiden erlöst hat. Mit der Witwe und ihren Töchterchen trauern um den Dahingeschiedenen ein großer Kreis von Freunden und Bekannten, darunter besonders die Mitglieder deS Bezirksvereins Pfalzgrafenweiler, die ihrem allbeliebten Vorstand so manche frohe Stunde der Unterhaltung und Belehrung verdankten. Ihnen schließe» sich an die vielen Besucher unserer Vereinsfeste, die immer ihre Freude hatten au dem sprudelnden Witz und der glücklichen Frohnatur deS Oberförsters von Pfalz- grafeuweiler. Wir werden „unfern Nördlinger- schmerzlich vermissen; denn seiner ganz besonderen Gabe, Leben und Bewegung in eine Versammlung zu bringe», verdanken wir den fröhlichen Verlauf so mancher unserer Feste. Der Schriftleiter, der in Oberförster Nördlinger einen fleißigen Mitarbeiter verliert, fühlt sich verpflichtet, NamenS des Württ. SchwarzwaldvereinS der Trauer um den so früh Dahingeschiedenen auch an dieser Stelle Ausdruck zu geben.-
Die Liste der in den Vereinigten Staaten ver- storbenen Württemberger enthält u. a.: Luise Schweizer, geb. Großhans, aus Wildbad, 50 Jahre in New-Aork. Joh. Luz aus Rotensol, 84 Jahre in CotumbuS.
Calw, 18. Mai. Auf dem hiesigen Bahnhof wird in absehbarer Zeit die Bahnsteigsperre ein- geführt werden. Die Vorbereitungen werden bereits getroffen und sind die Arbeiten hiezu ausgeschrieben worden. Die Ausführung der Eisenkonstruktionen wurde hiesigen Schlossermeifteru, welche sich um die
Arbeiten beworben hatten, mit 15°/» Abgebot übertragen; von auswärts waren 17°/» Abgebot ein- gereicht worden.
Calw, 18. Mai. Am nächsten Sonntag hält der „Schwäbische StenographenverbandGabelsberger- seiue jährliche Hauptversammlung hier ab. In der öffentlichen Versammlung um 11 Uhr im Georgenäum wird Reallehrer Heindl über „Die wichtigsten Mo- mente ans der Geschichte der Kurzschrift" sprechen. Neben geschäftlichen Verhandlungen ist noch ein Wettschreiben vorgesehen und weiterhin gesellige Ver- einigung der Teilnehmer.
Pforzheim. Ein 16 jährigeS Bürschchen voll- führte hier einen schlechten Gaunerstreich. Es gelang ihm einen Check seines Arbeitsherrn über 2900 so täuschend zu fälschen, daß der Bankier den Betrag ohne weiteres auszahlte. Mit dem Geld ging der saubere Bursche durch und veranlaßte noch zwei Freunde, mit ihm zu gehen. Bis jetzt hat man nur einen dieses Trios erwischt. Die Kriminalschutzmannschaft ist aber den beiden andern auf den Fersen, so daß sie Wohl kaum ihrem Schicksal entgehen werden.
Den Empfängern von Ansichtspostkarte» aus Italien werden diese Karten sehr oft mit Srafporto ausgehändigt, trotzdem sie richtig frankiert sind. Von zuständiger Seite wird unS nun mitgeteilt, daß die betr. Karten seitens der italienischen Postverwaltung als ungenügend frankierter Brief taxiert werden, weil diese Verwaltung bei Ansichtspostkarten schriftliche Mitteilungen entweder nur auf der Vorder- oder nur auf der Rückseite — nicht gleichzeitig auf beiden Seiten — zuläßt. Wegen Abstellung dieses MißstandeS sind Verhandlungen im Gange. Es sollen einstweilen derartige Postkarten nicht mehr mit Nachtaxe belegt werden, zu Unrecht erhobenes Porto wird fortan vom Postamt zurückerstattet.
DLiMlschres.
AuS Bayern, 17. Mai. Im mittleren und südlichen Schwaben treten die Maikäfer in unheimlichen Mengen auf. In vielen Orten sind die Bäume ganz kahl gefressen.
Te scheu, 18. Mai. Während eines Leichenbegängnisses in Teschen wurden gestern nachmittag 13 Personen durch Blitzschlag getötet und 20 teilweise schwer verwundet.
(Warum die Haare weiß werden), dies hat der unermüdliche Metchuikoff zum Thema eines Studiums gemacht; in einer Mitteilung au die Akademie de Mödicine sagte er, daß man zwar allgemein das Weißwerden der Haare als eine Kundgebung des Alters ansehe, daß man aber über die wahren Ursachen der Erscheinung bisher sehr verschiedener Meinung war. Manche behaupteten, mit zunehmendem Alter trockne das Haar, lasse sich von der Luft durchdringen und entfärben; diese Hypothese ist irrig, da die Luft in das Innere der Kapillarröhrchen eiudringt und da nur die Peripherie entfärbt. Andere meinten, daß chemische Agentien, geheime, von der Kopfhaut produzierte Säuren, das Pigment zerstörten. Der deusche Chemiker Spiegler hat bereits bewiesen, daß zur Entfernung der Haarfarbe mindestens so starke Säuren wie Schwefelsäure nötig wären. Nach Metchuikoff ist das Weiß- werden der Haare das Resultat eines Lebensphänomens; in unseren Haaren gibt eS lebende Elemente, eine Art tätiger Zellen, welche daS Pigment absorbieren und zerstören; ein Teil wird nach außen ab- gestoßen, ein anderer zur Wurzel zurückgetrieben. Dies beweist die mikroskopische Untersuchung des HaareS, das weiß zu werden beginnt und das nach der Wurzel zu seine Farbe behält. Metchuikoff nennt die lebenden Elemente, Pigmeutzerstörer „Chromo- Phagen-, um daS Weißwerden der Haare zu verhindern, müßte man Chromophagen töten. Metchuikoff glaubt, daß man dies erreiche» kann, wenn mau die Haare einer Temperatur von 60 Grad aussctzt; die Damen, welche ihre Haare brennen, sollen bereits die Erfahrung gemacht haben, daß ihre Haare nicht weiß werden. In England und jetzt auch in Paris führen die Friseure tatsächlich das Haarverbrennen an Stelle des HaarschneidenS ein. Auch die Winterpelze gewisser Tiere, wie der Hasen, hat der Gelehrte studiert und dieselben Chromophagen als die Urheber des Farben- Wechsels erkannt.
(Soll man nach dem Essen ruhen?) Die einen sagen ja, die anderen nein. Jene berufen sich auf daS Beispiel der Tiere, die nach erfolgter Sättigung alle Viere von sich strecken, diese meinen dagegen, daß der Schlaf die Verdauung beeinträchtigt, dadurch weiterhin den Appetit stört und die Neigung zum Schlagfluß befördert. Die letztere Anschauung muß jedenfalls schon recht alt sein, wie das lateinische Sprichwort lehrt" kost eoenrrm 8tabi8 8eu M88U8 miiie nieabis, zu Deutsch: Nach dem Esse» sollst
Redaktion, Druck und Verlag »sn L. Merh in Resen-Lrg-
du stehen oder tausend Schritte gehen. Auch steht daS Sprichwort im „Götz von Berlichingen- jeden- falls an der rechten Stelle, wenn es vom Dr. Olarius dem dicken Abt von Fulda als Ratschlag geboten wird, wozu Liebctraut bemerkt: „Wahrhaftig, das Sitzen ist Ihnen nicht gesund, Sie kriegen noch einen Schlagfluß,- worauf der Abt sich dann auch wirklich „aufhebt-, wie Goethe bedeutungsvoll vor- schreibt. Schließlich aber kann nur die Wissenschaft- liche Untersuchung einwandfrei feststellen, wer von den beiden Parteien recht hat. Dr. Schule aus Freiburg hat auf chemischem Wege einen sicheren Schluß herbeizuführen versucht. Zwei Personen mit ganz gesundem Magen wurde der Mageninhalt einige Stunden nach der Mahlzeit wieder entnommen, nachdem eine geschlafen, die andere nur eine geringfügige Ruhe genossen hatte. Die Prüfung des Magen- inhalts veranlaßt Dr. Schule zu der Angabe, daß der Schlaf nach der Mahlzeit immer die Wirkung hat, die Beweglichkeit des Magens abzuschwächeu und gleichzeitig die Entwicklung von Magensäure zu steigern. Die einfache Ruhe in wagrechler Lage ohne Schlaf vermehrt dagegen die Tätigkeit deS Magens ohne Zunahme der Magensäure. Daraus würde man schließen, daß es vorteilhaft ist, sich nach dem Mahl auszustrecken, daß es aber nicht nötig ist, wirklich zu schlafen. Der Schlaf wird insbesondere von Personen zu vermeiden sein, die einen erweiterten Magen besitzen oder schon mit einem Ueberschuß von Magensäure zu schaffen haben.
(Ist bei Pferden die Peitsche nötig?) Wer da glaubt, daß bei Pferden, wo mau sie zur Arbeit braucht, die Peitsche ganz unentbehrlich sei, der möge nach Norwegen reisen. Dort leisten die sehr guten und fast mit menschlicher Klugheit begabten Pferde die schwersten, anstrengendsten Fuhren — ohne Peitsche, Dort werde» die Haustiere allgemein als Freunde und nicht als Sklaven angesehen und behandelt. Böswilligkeit der Pferde ist infolgedessen völlig unbekannt. Sobald die Füllen die genügende Kraft haben, folgen sie der Mutter zur Arbeit, sei cs auf das Feld oder auf die Landstraße, und gewöhnen sich so allmählich an das Geschirr. In Norwegen gehorchen Pferde der Stimme des Führenden fast mehr, als der leitenden Hand. Aufsatzzügel kennt mau nicht, und die Peitsche wird, wenn man sie überhaupt führt, wenig oder gar nicht gebraucht. Mit großer Sorgfalt verhütet man Ueberladung der Wagen, besonders wenn junge Pferde angespannt sind. Die Pferde find wohlgenährt und bleiben bis zu dem hohen Alter von 24 bis 30 Jahren zur Arbeit fähig. Norwegische Pferde und Kühe sind so zahm, daß sie Liebkosungen Vorübergehender willig gestatten, ohne von ihrem Ruhelager aufzustehen.
(Eigenartige Annoucen.s Suche eine Frau zum Ausbessern für 50 Pfennige. — Junge Kauarienhähne nebst Bettstelle zu verkaufen. — Viktoria- Chaise wird zu kaufen gesucht von einer Dame, die man auf- und zuklappen kann.
Buchstabenrätsel.
1. Im Norden wirst du stets mich finden,
Dem Westen blieb ich imnier fern.
2. Dem Briten tat ich mich verbinden,
Jedoch vor Deutschland floh mein Stern.
3. Dem Gatten bin ich treu Begleiter,
Weich' ich auch vor der Gattin aus.
4. Die Sprosse bin ich einer Leiter,
Doch keine Spur weist mich zum Haus.
5. Gern' teil mein Los ich mit dem Bauer,
Dem Städter steh' ich nimmer nah.
6. Ich nehme teil an jeder Trauer,
Der Frohsinn aber nie mich sah.
7. Zur Nachtzeit da beginnt mein Leben,
Der laute Tag er kennt mich nicht.
8. llud führt mich auch zum Mord mein Streben, Kein Zug verrät mich im Gesicht, —
Hast du die Lettern alle nun gefunden,
So nenn' sie mir, zu einem Wort verbunden.
Auflösung des Rätsels in Nr. 76. Garibaldi — Gar(i)bald(i).
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