allem Anschein »ach nicht auf einen einzige« zu häufen sein, sondern sich auf eine lauge Reihe von Faktoren verteilen, auf einzelne Personen sowohl wie auf amtliche Stellen und nicht zuletzt auch auf die Volksvertretung selber, die niemals über diese Verhältnisse im Landtag zu reden für nötig befunden hatte, obwohl sie allen bekannt waren.
Einige interessante Mitteilungen über die Ur» sache deS Unglücks bekommt der .Stuttgarter Beobachter" von einem Freund in Nagold. Es wurde schon von anderer Seite die Vermutung ausgesprochen, daß die Verwendung eiserner Tragbalken, die Rückgauer früher nicht benutzt hat, ein Fehler war. Auch unser Gewährsmann spricht diese Vermutung aus. Warum Rückgauer eiserne Träger verwendete, hat seine Ursache darin, daß ihm die entsprechenden Hölzer fehlten. Der Geschäftsführer RückgauerS suchte in einem bedeutenden Holzgeschäfte solche zu bekommen, waS augenblicklich nicht möglich war. Der Geschäftsführer benötigte scharfkantige sichten e Balken, 8 Stück, Dimension: 12 Meter 20:25 Zentimeter. Offerierte weißtannene Balken wieS er zurück, wahrscheinlich mit Recht. Nun wurde aber nicht gewartet, bis daS entsprechende Holz vom Walde geholt und zugerichtet war, sondern eS wurden eiserne Träger genommen. Diese Tragbalken find aber höchstens 12 Zentimeter breit; es hätten also müssen mindestens 2 zusammengeschraubt werden, damit die Breite des richtigen HolzeS erreicht worden wäre. DaS geschah nicht, wahrschein, lich deshalb nicht, weil dann die Tragbalken nicht mehr an den Lieferanten zurückgegeben hätten werden können. Wahrscheinlich ist nun, mit verursacht durch das ungleichmäßige Winden, ein solch schmaler Balken umgekippt, und andere sind gefolgt. So trifft also Rückgauer die weitere Schuld, daß er die Borde- rritungen viel zu spät getroffen hat. Besaß er selbst nicht so lange Hölzer, so hätte er sich solche bei Zeiten verschaffen müssen. Also: Rückgauer trifft nicht die nötigen Vorkehrungen; er verwendet daun ei» Material, daS sich nicht eignet für diesen Zweck; er stellt nicht die genügende Zahl geschulter Leute; er betreibt die Ueberwachuug der Arbeit oberflächlich. Der .Beob.' bemerkt dazu, wie gerade in letzterer Beziehung unser Gewährsmann urteilt, wolle» wir lieber nicht aufügen, Komplimente sind rS nicht.
Nagold, 16. April. Zu dem Nagolder Un- glück bringt die in Stuttgart erscheinende Bauzeituug für Württemberg, Baden usw. aus sachverständiger Feder eine» längere» Artikel über die mutmaßlichen Ursachen deS Zusammensturzes, worin u. a. ausge- führt wird, rS werde schwer sein, diese Ursache» noch nachträglich festzustellen; offenbar liege ein unglückliches Zusammentreffen mehrerer technischer Mängel und anderer Umstände vor. U. a. wird auch darauf hingrwiesen, daß Rückgauer für den zum Unterfangen deS zu hebenden Gebäudes erforderlichen Rost zum erstenmal I-Eisen verwendet habe, die aber zu diesem Zweck wegen der geringeren Breite der Kante (12'/, ew) nicht so geeignet seien, als breite, viereckige hölzerne Balken, wie sie bei den früheren Heb- uugeu verwendet wurden.
Hirsau, 13. April. Gegen ein hier durchfahrendes Automobil wurde heute Karfreitag nachmittag ein großer Stein geschleudert, wodurch ein Insasse deS Automobils am Kopfe getroffen und schwer verletzt wurde, so daß er sich alsbald in ärztliche Behandlung begeben mußte; auch wurde sofort Anzeige bei der Polizeibehörde erstattet und von dieser die Untersuchung eingeleitet. AIS Täter wurde ei» hiesiger Bürger festgestellt, dem am Morgen deS gestrigen TagS von einem durch den Ort fahrenden Automobil ein Hund überfahren und getötet worden war und der nun glaubte, sich in der geschilderten Weise an den Nutomobilinsassen rächen zu müssen. Hierbei stellte eS sich aber heraus, daß der von dem Steiuwurf Getroffene gar nicht in dem Automobil war, daS den Hund überfahren hatte, sondern daß sich die betreffenden Automobile nur sehr ähnlich waren. DaS Automobil, gegen daS der Angriff eigentlich gerichtet werden sollte, fuhr kurz hinter dem elfteren, dessen Insasse schwer verletzt wurde, drei» und der Täter wollte nun auch gegen das zweite mit Steinwürfen Vorgehen, wurde aber von seiner Frau zurückgehalten.
Pforzheim, 14. April. Mit großer Spannung sah man der Aufführung deS Händelschen .Messias' entgegen, die der ev. Kirchenchor unter Leitung deS unermüdlich tätigen Dirigenten Hru. Albert Epp sich für den Karfreitag zur Aufgabe gestellt hatte. ES war ein hohes Ziel, das jener um die Pflege klassischer Kirchenmusik so hochverdiente Künstler sich gesteckt hatte. Die Stadtkirche war
dicht besetzt. Sämtliche Solisten standen auf der Höhe künstlerisch vollendeter Leistungen.
Pforzheim, 17. April. Die Traumtänzerin Madeleine, welche am Ostersonntag, -Montag und -Dienstag hier aufgetreten ist, ist in der Tat eine hochinteressante Erscheinung. Einleitend berichtete der Hypnotiseur Herr Schmidt-Esto, daß daS Mädchen einfachen Verhältnissen entstamme, und vorher weder Tanz- noch Musik-, noch gar dramatischen Unterricht genossen habe und trotz ihrer Gewandtheit im Traum - zustand sonst kaum zu tanzen verstehe. Hierauf stellte Herr Schmidt-Esto die Tänzerin, eine junge schlanke Dame in griechischem Kostüm, dem Publikum vor und begann mit der Einschläferung. Dabei wurde eine solche Starrheit und Unempfindlichkeit des Mediums erzielt, daß ei« kräftiger Herr aus dem Publikum kaum imstande war, die Arme der Dame aus ihrer Stellung zu bringen und auch ziemlich tiefe Nadelstiche kein Gefühl hervorriefen, während anderseits wieder nach einer entsprechenden Einwirkung des Hypnotiseurs sie schon bei der leisesten Berührung heftig zu zucken begann. Sie stand überhaupt derart unter dessen Willen, daß sie nach seiner Weisung fast ohne jeden Uebergang die verschieoensteu Gefühle und Seelenzustände in vollendeter Plastik wiedergab. Es war frappierend, Glück, Mitleid, Grauen, Haß, Reue, Verzweiflung rc. in solcher Formschönheit dargestellt zu sehe», und eS wäre im höchsten Grad erstaunlich, wenn diese ästhetisch einwandfreien Produktionen wirklich auf einer Eingebung ohne alles Studium beruhten. Ebenso wurden teils von Herrn Schmidt-Esto, teils von Zuschauern rezitierte Gedichte und von Violine und Klavier gespielte Tänze und Lieder in mimischer Darstellung wiedergegeben, der künstlerische Schönheit nicht mangelte. Die anmutige Erscheinung, die Grazie und die Ausdrucksfähigkeit der Bewegungen, die gleichwohl nicht über- trieben waren, haben in hohem Maße gefallen. Ebenso charakteristisch waren die Tänze, welche sie je nach der Art der dazu gespielten Musik, bald schalkhaft und übermütig, bald getragen und gefühlvoll ausführte. Die Tänze wurden graziös und künstlerisch eindrucksvoll vollendet. Es ließe sich Wohl die Frage aufwerfen, ob die Dame nicht im- stände wäre, bei einiger Uebung auch im wachen Zustande die Zuschauer durch ihre lieblich feine Tanzkunst zu erfreuen. Interessant war der Versuch eines hiesigen Tanzlehrers, mit der Traumtänzerin zu tanzen, und ob sie auch nach anderen als den vom Orchester vorgetrageneu Melodien sich in ebenso ausdrucksvollen Tanzbewegungen gibt. Die Wiedererweckung der Traumtänzerin fand in derselber Weise wie das Einschläfern statt. Ein wissenschaftliches Urteil über daS Gebotene kann natürlich nur von fachmännischer Seite erfolgen.
Pforzheim, 17. April. ZirkuS Angelo trifft Mittwoch von Stuttgart kommend hier ein und gibt seine Eröffnungsvorstellung am selben Tage, abends 8 Uhr auf dem Turnplatz. Der ZirkuS ist einer der größten und besten deutschen Zelt-ZirkuS und spielte zuletzt in Stuttgart. Ein vorzügliches Pferde- material zeichnet den Zirkus auS. Das Artistenpersonal ist erstklassig und zahlreiche ClowuS werden dafür Sorge tragen, daß auf humoristischem Gebiet nichts mangelt.
Pforzheim, 15. April. DaS erste heurige Gewitter zog am SamStag abend über unsere Fluren, denselben daS ersehnte Naß spendend, leider auch noch teilweise am gestrigen Sonntag. In Mannheim, an der Bergstraße bis gegen Stuttgart war dasselbe mehr oder weniger heftig, zwischen Maulbronn und Mühlacker soll der Blitz in die Telephonleitung eingeschlagen und dieselbe vorübergehend unterbrochen haben.
Neuenbürg. Es dürfte die Eltern derjenigen Kinder, welche an den beiden diesjährigen Ostertagen geboren find, und später auch die Kinder selbst interessieren, zu erfahren, daß sie erst 1979, also bei Zurücklegung deS 73. Lebensjahres, das Zusammen- fallen ihres Geburtstages mit dem Ostersonntag oder Ostermontag wieder erleben können, weil dann erst der Ostersonntag wieder auf den 15. April, wie gegenwärtig, fällt. Von den am Karfreitag, 13. April, zur Welt gekommenen Kindern gilt natürlich dasselbe; auch sie müssen bis zum Jahre 1979 warten, ehe sie wieder das Datum ihrer Geburt mit dem Karfreitag Zusammentreffen sehen. Zuweilen dauert die Wartezeit auf eine solche Wiederholung allerdings noch viel länger; ja, es kommt vor, daß das Warten selbst bei den Erdenbürgern ganz ver- gebens ist. So z. B. kam mit der Bitte, ihm doch zu sagen, wann er endlich einmal wieder seinen Ge- burtStag am Pfingstsonntag feiern könne. Er gab an, am Pfingstsonntag, den 12. Juni 1859 daS Licht der Welt erblickt und seit seiner Kindheit vergeblich
von Jahr zu Jahr darauf gelauert zu haben, ob sein Wiegenfest wieder auf einen Pfingstsonntag falle. Man konnte dem Herrn nur sagen, daß er alle Hoffnung in dieser Hinsicht begraben müsse, weil das ganze 20. Jahrhundert in keinem einzigen Jahre den 12. Juni als Pfingstsonntag erscheinen lassen würde.
Neuenbürg, 14. April. Ueberall wird man sich jetzt auf dem Lande mit dem Abkeimen der Kartoffeln, welche gepflanzt werden sollen, beschäftigen. Es wird aber hierbei vielfach die Gefahr Übersehen, die mit dieser Tätigkeit verbunden ist. Die Keime der Kartoffeln enthalten nämlich Nachtschattengift, weshalb Personen, welche offene Wunden an den Händen haben, sich nicht mit dem Abkeimen von Kartoffeln beschäftigen sollen, da sehr leicht Blutvergiftung eintreten kann.
Neuenbürg, 18. April. Dem heutigen Vierteljahrs-Schweinemarkt wurden 120 Stück Läufer- und 56 Stück Milchschweine zugeführt. Die Preise bewegten sich für Läufer zwischen 70 und 116 für Milchschweine zwischen 36 und 50 Der Handel zeigte sich ziemlich flau.
** Feldrennach, 17. April. Der heutige Viehmarkt war ungünstig beeinflußt durch die Frühjahrssaat und die Feiertage der israelitischen Händler. Zufuhr: 54 Kühe und Kalbinnen, 15 Ochsen und Stiere, 44 Rinder, 10 Kälber, zusammen 123 Stück. Preise hielten sich auf gleicher Höhe bei lebhaftem Handel.
Neubulach, 16. April. Der heutige Viehmarkt war wieder gut befahren und zwar mit 87 Stück Kühen, 28 Stück Stieren und 66 Stück Jungvieh. Der Handel war etwas flau wegen der jüdischen Festtage. An Schweinen wurden zugrführt 80 Stück Milchfchweine und 70 Stück Läufer. Die Preise bewegten sich für Milchschweine zwischen 38 bis 56 für Läufer 60—100 ^
Pforzheim, 14. April. Der heutige Schweinemarkt war mit 65 Milchschweinen befahren. Die ganze Zufuhr wurde in kurzer Zeit verkauft, und wurden für das Paar 38—48 ^ bezahlt.
vLiMrschres.
München, 13. April. Eine schwere Strafe für den weiblichen Erbfehler der Neugier erhielt nach einem Strafkammerbericht der .Münch. N. N.' die frühere Posigehilsin Franziska Wunderer, die einen ihr zur Beförderung übergebenen Brief öffnete und las. Der Brief war von ihrer Cousine an deren Schwester gerichtet. Die Neugierige wollte erfahren, ob etwa von ihr in dem Brief die Rede sei. Wegen Vergehens im Amte mußte die wunderfitzige Wunderer zu der gesetzlich zulässigen Mindeststrafe von drei Monaten Gefängnis verurteilt werden.
Altenburg, 9. April. Der Landgutsbesitzer Wiedemaun in Pähnitz befand sich mit seiner Tochter, die heute konfirmiert werden sollte, auf dem Felde. Als das Wetter so arg auftrat, stellten sie die Arbeit ein. Während nun der Vater daS Pferd vom Pflug an de» Wagen spannte, fuhr ein Blitz nieder, der den Mann auf einige Zeit blendete und daS Pferd unruhig werden ließ. AIS sich der Bauer von dem Schreck erholt hatte und sich nach der Tochter umschaute, lag diese entseelt neben dem Wagen auf dem Felde. Der Blitz war in die Düngergabel, die daS Mädchen auf der Schulter trug, gefahren und halte das Kind getötet. Mit der entseelten Tochter kehrte der schwergeprüfte Vater ins Gut zurück. Ein zweiter Blitzschlag hatte den Knecht Matthes beim Gutsbesitzer Kipping in Wyhra nebst seinen zwei Pferden getötet. Der Knecht ackerte, kam aber trotz des heftigen Wetters nicht ins Dorf. Da schickte der Gutsbesitzer zwei andere Knechte hinaus, um ihn holen zu lasse». Aber sie fanden den Knecht neben den beiden Pferden auf dem Felde liegen. AlleS war tot. Wiederbelebungsversuche erwiesen sich als vergeblich.
Plauen i. V., 14. April. In dem böhmischen Grenzort Silberbach kam gestern, wie der „Vogtl. Anz." meldet, bei dem Brande eines Wohnhauses die Schwiegertochter des Hausbesitzers mit 2 kleinen Kindern in den Flammen um.
Scherzrätsel.
Ich saß bei einem Glase Wein,
Da fiel ein kleines Tier hinein,
In WaS für Wein,
Das sagt das Tier allein.
Auflösung des Wechselrätsels in Nr. 59.
Babel — Bibel.
Äiripiirpll müssen — um noch Aufnahme zu finden — längstens vormittags 8 Uhr aufgegeben werden.
UP- Größere Anzeigen tags vorher.
»r»«ktio«, vrmk «n» Verlag »an L. M»»h i« Aearnbürz.