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ziehen, bringen wir zur öffentlichen Kenntnis, daß wir im Laufe des kommenden Frühjahrs in Stuttgart wieder eine Ausstellung von Lchrlings- arbeiten nach den Bestimmungen über die Landesausstellungen von Lehrlingsarbeiten veranstalten werden.
Anmeldungen zur Beteiligung an der Ausstellung wollen spätestens bis 25. März d. I. bei uns eingereicht werden. Formulare für die Anmeldungen können von unserem Sekretariat bezogen werden.
Wir weisen darauf hin, daß in erster Linie nur Arbeiten ausgestellt werden sollen, wie solche in dem Aufgabenverzeichnis aufgeführt sind, welches den Bestimmungen über die Landesausstellungen von Lehrlingsarbeiten angchängt ist. Das Aufgabenverzeichnis kann bei jeder gewerblichen Vereinigung des Landes eingesehen werden.
Bemerkt wird, daß die Anmeldungen zur Teilnahme an der Ausstellung doppelt auszufertigen sind und daß eine Ausfertigung alsbald an uns einzusenden, die andere aber erst mit der Ausstellungsarbeit einzuretchen ist.
Der Zeitpunkt der Ausstellung wird im Gewerbeblatt später bekannt gegeben werden.
Die gewerblichen Vereinigungen des Landes ersuchen wir, ihre Mitglieder auf die Abhaltung dieser Ausstellung aufmerksam zu machen und zu lebhafter Beteiligung anzuregen.
Stuttgart, 11. Februar 1Z03.
K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel.
G aup p.
Anmerkung: Die Bestimmungen über die Landesausstellungen und das Aufgabenverzeichnis können auch beim jeweiligen Oberamt eingcsehen werden.
Tagesneuigkeiten.
ch Calw. Tie Innere Mission gehört neben der Aeußeren Mission zu den schönsten und erfolgreichsten Liebeswerken der evangelischen Christenheit. Sie arbeitet an denen, welche dem kirchlichen Leben schon entfremdet sind oder in Gefahr stehen, sich von demselben abzuwenden. Es ist gewiß für jeden von Interesse, sich über das Wesen, die Geschichte und über die verschiedenen Zweige der Inneren Mission zu orientieren. Dazu mag der Vortrag, den Pfarrer Wurm, Sekretär der evang. Gesellschaft in Stuttgart, am Sonntag Abend im Vereinshaus halten wird (s. d. Anzeige), in besonderer Weise dienen, da der Redner seit einer Reihe von Jahren am Werk der Inneren Mission mitarbeitet.
Calw, 6. März. Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, ist seitens der Staelin'schen Liquidationsverwaltung die Vornahme einer weiteren Abschlagszahlung an die Gläubiger, welche programmgemäß auf 1. d. M. erfolgen soll, vorbereitet und wird die Uebermittlung der für die Gläubiger diesmal vorgesehenen Beträge voraussichtlich in den nächsten Tagen erfolgen.
z?. Stammheim, 5. März. Gestern Morgen um 9 Uhr ereignete sich in dem L. Wöllhaff'schen Steinbruch ein erschütternder Unglücksfall. Der bei Wöllhaff bedienstete Fr. Schumacher von hier war mit einigen Steinbrechern damit beschäftigt, Steine auf den Wagen des Fuhrmanns Kömpf von Althengstett zu laden. Hiebei wurde Schumacher von einem abstürzenden Stein getroffen und tötlich verletzt. Er konnte von der Unglücksstelle aus zwar noch einige Schritte gehen, mußte aber dann auf einem Wagen in das Haus seines Dienstherrn überführt werden, wo er nach etwa einer halben Stunde starb. Fuhrmann Kömpf wurde im Gesicht durch ein seitwärts geschleudertes Lattenstück nicht unerheblich verwundet. Die Mitarbeiter sowohl als den Arbeitgeber soll keine Schuld treffen, da keine Fahrlässigkeit vorliegt. Schumacher war verheiratet und hinterläßt eine Witwe mit zwei unmündigen Kindern.
Böblingen, 3. März. Gestern Abend 9 Uhr brach auf bis jetzt unaufgeklärte Weise in der l'/sstockigen Scheuer des Rößleswirts Jakob Metzger in Schönaich (große Gasse) Feuer aus. Die Scheuer brannte gänzlich ab. Bei dem herrschenden Stürm waren auch die Nachbargebäude durch Flugfeuer stark bedroht. Die Gefahr wurde noch erhöht durch den Mangel an Wasser auf der Brandstätte, ein Umstand, der die zu Hilfe gerufene Feuerwehr von Böblingen kaum in Tätigkeit treten ließ.
Sindelfingen, 4. März. Der heutige Viehmarkt war nicht gut befahren, es zeigten sich namentlich für Großvieh wenig Abnehmer. Dagegen war der Schweinemarkt bei sehr starker Zufuhr, besonders in Milchschweinen lebhaft. Die Preise waren gegen den letzten Markt gedrückte, bei Milchschweinen von 25—28 und bei Läuferschweinen von 45—100 pr. Paar. Wegen mangelnden Absatzes wurden von den Züchtern viele Milchschweine wieder nach Hause genommen.
Tübingen. Seit Dezember v. I. sind die automatischen Abortkaffen des hiesigen Bahnhofs öfters erbrochen und bestohlen worden. Am 1. d. M. abends gelang eS, den Täter in der Person eines taubstummen Buchbinderlehrlings aus Derendingen bei der Tat zu betreten und festzunehmen.
Eningen u. Ach, 4. März. Gestern abend fand in dem durch die Firma W. Rall schön dekorierten Saale zum Dreikönig die Schlußfeier eines vom Schwäb. Frauenverein veranstalteten Wanderkochkurses statt. Das schmackhaft zubereitete Essen, sowie die nachfolgende mündliche Prüfung und die Einsicht in die Hefte der Schülerinnen gaben Zeugnis von dem Fleiß und der Sorgfalt, mit welcher die Leiterin des Kurses, Frl. Schmidt, ihre Aufgabe erfüllt hatte. Der erzielte Erfolg gab Veranlassung, daß sich an diesen ersten sofort ein zweiter Doppelkurs anreihen wird.
Nachdruck r-rbot-n.
Wer wcrr es?
Militärischer Original-Kriminalroman von Egbert v. Elster.
(Fortsetzung.)
„Kannst Du es vielleicht uns sagen, Murgenthaler", fragte der Hauptmann scharf.
„Zu B'fähl He' Haup'mann!" sagte dieser, „I Hab' gehatt Geld in mei' Hosentaschen, wo i wollt nei tun in mer' Brustbeitele, Hab' nit aufkriegen kennen affez vite mei' Knöpf' — und da ist der Knopf abg'rifsen!"
„So Du Schafskopf — und warum hast Du überhaupt Geld in der Hosentasche?"
„Ich Hab' ein Schnaps getrunken für drei Pfennig — Hab' ich wieder gekriegt zwei auf ein Fünfer — Hab ich ganz vergessen und in die Hosetasch' g'steckt!"
„So Du Esel — und um zwei Pfennige kommst Du unsauber und abgerissen zum Dienst? Na warte, Bürschlein — ich werde Dir das beibringen! — Unteroffizier vom Dienst!" rief er darauf mit Stentorstimme, daß es laut über alle die seiner Vatersorge anvertrauten Häupter schallte.
„Hier!" antwortete eS laut und scharf dicht vor ihm.s
„Ah — Schumann — Sie haben heute auch noch den Dienst — nun, um so besser! Heute Mittag — genau eine Stunde nach dem Einrücken führen Sie mir den Mann in feldmarschmäßigem Anzuge vor — und ich möchte Ihnen raten, daß dann auch alles an ihm in Ornung ist!"
„Zu Befehl, Herr Hauptmann!"
Damit war der Zwischenfall erledigt, und da man damit schon genügend Zeit vertrödelt hatte, so wurde der Rest der Anzugsbesichtigung ziemlich überS
Kirchheim u. T., 4. Febr. Gefährliche Gesellen. Infolge von Streithändeln versetzte ein durchreisender Handwerksbursche gestern Nacht im Gasthaus zur Traube 4 anwesenden Gästen Messerstiche, wodurch dieselben teils schwer, teils leichter verletzt wurden. Bei Eintreffen der Schutzmannschaft hatte sich der Täter geflüchtet, wurde aber im Obergeschoß unter einer Bettstelle entdeckt und verhaftet. — Ein weiterer, als arbeitsscheu und gemeingefährlich bekannter Bursche aus Reutlingen, der in einer anderen Wirtschaft einen Gast mit einem Schlagring traktierte, wurde ebenfalls verhaftet.
Winnenden, 4. März. Der heutige Viehmarkt war nur mittelmäßig befahren: 87 Ochsen, 130 Stiere, 189 Kühe, 98 Stück Schmalvieh, zus. 504 Stück. Handel und Verkauf ging anfangs flau, dann aber bei etwas zurückgehenden Preisen lebhafter. Die Preise bewegten sich für Ochsen per Paar zwischen 760—1000 (1 Paar im
lebend Gewicht von 27 Ztr. 892 ^.), für Stiere 520—700 ^., für Kühe per Stück von 180—400«A. und für Schmalvieh von 90—280 An Schweinen betrug die Zufuhr 290 Stück Milchschweine (Preis von 9—21 pr. Stück und 55 Läufer (Preis von 35—50 ^M).
Ulm, 3. März. Die Landjägermannschaft lieferte vorgestern einen Transport Zigeuner hier ein. Tie Truppe hatte 5 Wagen und 7 Pferde bei sich und bestand aus 35 Köpfen. Da sie ohne jeglichen Ausweis war, wurden die acht Männer in Haft genommen. Die Frauen und Kinder kampieren in den Wagen bei der Armenbeschäftigungs- anstalt Niederländerhof, von der sie verköstigt werden. Die Pferde find beim Ehingertor in einem zur Festung gehörenden gedeckten Raume untergebracht. Der Anführer der Truppe ist bei Jungingen seinen Transporteuren durchgegangen.
München, 5. März. Heute begann vor dem hiesigen Schwurgericht der Prozeß gegen die Vorsteherin des Maximilianfrauenstifts, Elise v. Heusler, wegen Körperverletzung. Die Anklage nimmt an, daß Frl. v. Heusler am 20. IM v. I. nachmittags dem an dem Stift bediensteten 26jährigen Dienstmädchen Wilhelmine Wagner aus Feuchtwangen 15°/»ige Salzsäure in den Kaffe gemischt habe, um dadurch zu erreichen, daß die Wagner erkranke und dann den Dienst verlassen müsse.
Berlin, 4. März. Die Budget-Kommission des Reichstages setzte heute die Beratung, des Militäretats bei der gestern abgebrochenen Debatte über den Titel betreffend Ausführung. von Ersatz- und Verstärkungsbautön in Ulm fort. Nach längerer Debatte wurde die gestern mitgeteilte Resolution Gröber (Ztr.) mit 17 Stim-
Knie gebrochen. Punkt 6 Uhr marschierte die Kompagnie aus dem Kasernentor in den sonnigen Morgen hinein.
Und sie hatte heute mal wieder nichts zu lachen, die „Vierte". Je höher die Sonne stieg, desto sengender wurden auch ihre Strahlen, aber desto beschwerlicher wurde auch der Dienst. Gegen einen markierten Feind ging die Kompagnie an, der sich auf einem Berge festgesetzt hatte — und es wurden Umgshungsmärsche gemacht und ein „Sprung" über Sturzäcker und Steingeröll folgte dem andern. Zuletzt wurde der Berg in stürmendem Anlauf genommen, während welcher der Kompagniechef die drei Leutnants und die Unteroffiziere zur „Kritik" vers ammelte und die Leute frühstücken konnten. Hatte man aber gehofft, man werde nach dem Kommando „An die Gewehre" nach Hause gehen können, so hatte man die Rechnung ohne den Herrn Hauptmann gemacht. Es wurde noch einmal angetreten und exerziert, daß den Leuten der Schweiß nur so in Strömen herunterfloß — eine ganze Stunde lang — der „Alte" hatte eben schlechte Laune.
Bestaubt und hundemüde kehrten die verdrossenen Soldaten in die Kaserne zurück. Noch einmal defilierten sie an ihrem Hauptmann im Parademarsch vorüber und — gleich darauf hörte man im Reviere der „Vierten" die schimpfende und wetternde Stimme des Unteroffiziers Schumann, der den „Murchedaler Antun" zu möglichster Eile antrieb.
Hauptmann von Keller war von seiner Gemahlin, einer schlanken, blonden Schönheit von vierundzwanzig Jahren, mit einem opulenten Fühstück empfangen worden und sie hatte ihm auch bald die Falten von der Stirn vertrieben. Deshalb war seine schlechte Laune rasch verflogen und er hatte sowohl den schmutzigen „Murchedaler Antun" als auch den lockern Zeisig, den Unteroffizier Schumann, fast ganz vergessen.
„Du", sagte nun die Gattin, „übermorgen hat Louise Geburtstag. Sie ist ein wahres Juwel von einer Kammerjungfer, und ich möchte sie gern mit etwas recht sehr erfreuen. Nur weiß ich nicht recht, womit — und sie sagt nichts. Was