davon ausgehen, daß jede Gefahr ausgeschlossen ist. Konnte mau auch nur für einen einzigen Arbeiter eine Gefahr erblicken, so hätte ja das Ganze unterbleiben müssen. Unverständlich sei die Behauptung, die Gäste hätten zurückgehalten werden müssen, während man doch den Arbeitern den Zutritt gestatten mutz, und vollends unbegreiflich sei die Annahme, die Gäste hätten durch die einseitige Belastung den Einsturz verursacht. Was bedeute die Belastung durch 80 Gäste — 120 Zentner gegenüber den 74000 Zentnern des zu hebenden Gebäudeteils? Brodbeck glaubt, dadurch den aufgestellten Satz, die Baupolizeibehörde sei davon ausgegangen, „was nicht verboten ist, das ist erlaubt", widerlegt zu haben, fügt aber gleich darauf hinzu, daß über das eigentliche Hebungsverfahren keine Vorschriften erlassen werden konnten, da zunächst jede Handhabe in den gesetzlichen Bestimmungen hiefür fehlt und hier lediglich das vom Unternehmer anzumeldende erprobte und auch sonst nirgends beanstandete patentierte Verfahren maßgebend war. Rückgauer habe trotz der Verbotstafeln von seinem Rechte. Leute auszuweisen, weder selbst, noch durch seine Bauführer, noch durch seine Arbeiter Gebrauch gemacht, abgesehen von der Zeit, während der an den Maschinen gearbeitet wurde. Auch habe er sich nicht au die Polizeibehörde um Schutz gewandt, vielmehr nur de» Gemeinderat ein- geladen, der Hebung beizuwohnen. Die Vorarbeiten zur Hebung seien von Stadtbaumeister Lang jeden Tag mehrmals besichtigt worden. Bei der Hebung sei er von Anfang an zugegen gewesen und 3 Bedienstete der Polizei seien zur Aufrechterhaltuug der Ordnung unter den vielen Zuschauern anwesend gewesen. Es sei weder eine Metzelsuppe veranstaltet, noch getanzt worden. Die Besucher der Wirtschaft hätten nicht aus Leichtsinn gehandelt, sie hielten jede Gefahr für ausgeschlossen und wollten die denk- würdige Gelegenheit, mit einem Haus gehoben zu werden, sich nicht entgehen zu lassen. Stadtschultheiß Brodbeck betont schließlich, Rückgauer habe sicherlich weder Leute unglücklich machen wollen, noch au ein solches Zerschellen seiner Zukunft gedacht. Nur durch Zufall sei er dem Tod entronnen und habe sich, was gewiß eine Fügung sei, zweifellos vor dem irdischen Richter zu verantworten, welchem Spruche man nicht vorgreifen sollte.
Das Nagolder Unglück ruft die Erinnerung au die erste mißglückte Hebung Rückgauers hervor. Rückgauer hatte vor einigen Jahren in Lichtental bei Baden die Hebung des gegenüber dem Kloster gelegenen Cafc Waldburg übernommen. Da dies der erste Versuch dieser Art war, erregte er allgemeines Aufsehen, und ein Gelingen des Unternehmens
hätte dem Unternehmer sicher noch manchen Auftrag gebracht. Von fachmännischer Seite wurde jedoch die Möglichkeit eines Gelingens in Hinsicht auf den baulichen Zustand des Anwesens ernstlich bezweifelt. Und auch die Aufsichtsbehörde, das Bezirksamt Baden, hielt es für geboten, ausdrücklich zu bestimmen, daß während der Hebung niemand außer den dabei Tätigen im Hause sein dürfe. Eine sehr kluge Vorsicht, denn die festgesetzte Höhe war noch nicht erreicht, als die Arbeiter bemerkte», daß ein Zusammensturz drohe und sich durch schleunige Flucht retteten. Die Be- fitzeriu des Hauses mußte ihr Vertrauen schwer büßen, zumal sie sämtliches Material in dem zu hebenden Hause gelassen hatte, das bei dem Einsturz mit zugrunde ging. Sie strengte gegen den Architekten Rückgauer einen Prozeß auf Schadenersatz an, der zurzeit noch vor dem Landgericht Stuttgart schweben soll.
Altensteig, 10. April. Die Stadtgemeinde gibt zur Linderung der Not in Nagold 500 ^
Calw, 11. April. Der heutige Viehmarkt zeigte sich beeinflußt durch das schöne Wetter und die überall begonnenen Feldgeschäfte. Zufuhr 136 Stück, die Preise hielten den seitherigen Stand. Höchster Erlös für 1 Paar Ochsen 980 für eine schöne Kuh samt Kalb 484 ^ Auf dem Schweinemarkt lösten Milchschweine 24—58 -/-L und Läufer 60—120 -/E Per Paar. Preise zurückgehend.
Leiste Nachrichten u. Telegramme
Berlin, 11. April. Das Militärwochenblatt bringt u. a. folgende Ernennungen: Frhr. von Röder, kgl. württ. Oberst und Kommandeur des kurmärkischen Dragoner-Regiments Nr. 14, wurde mit der Führung der 33. Kavalleriebrigade beauf- tragt; von Windheim, Oberst und Chef des Generalstabes des 13. (kgl. württ.) Armeekorps, unter Enthebung von dem Kommando nach Württemberg mit der Führung der 5. Kaoalleriebrigade; derselbe trägt als Oberst in dieser Stellung die Uniform des Generalstabs der Armee. Prinz Ernst von Sachsen.Weimar, kgl. württ. Oberst alasuitc des Dragonerregiments „Königin Olga' (1. württ. Nr. 25), kommandiert nach Preußen, bisher Kommandeur des genannten Regiments, wurde mit der Führung der 21. Kavalleriebrigade beauftragt. Herzog von Urach, Graf von Württemberg, kgl. württ. Oberst und Kommandeur des thüringischen Ulanenregiments Nr. 6, ist von dieser Stellung behufs Verwendung als Kommandeur des Dragoner- regiments „Königin Olga" (1. württ. Nr. 25) ent- hoben worden.
Berlin, 11. April. Eine Generalaussperrung aller im Metallarbeiterverband organisierten Schlosser wurde heute früh vorgenommen. — In der Lohnbewegung der Maler hat das Gewerbegericht heute eine Einigung zustande gebracht.
Berlin, 11. April. Der Staatssekretär des Innern, Graf Posadowsky, wird sich nach dem „Lokalauz' voraussichtlich zur Eröffnung der Aus- stellung nach Mailand begeben. Die deutsche Ab- teilung wird mit Sicherheit zu Beginn der Aus- stellung vollendet sein. — Der Besuch des Kaisers in Madrid ist, wie die „Voss. Ztg." meldet, auf den Oktober verschoben worden.
Berlin, 11. April. Das „Berliner Tagebl.' schreibt: Hiesige politische Kreise erörterten sehr lebhaft die Tatsache, daß in der Liste der Beamten des auswärtigen Amtes, die zum Abschluß der Marokko-Konferenz Auszeichnungen erhielten, der Name des deutschen Botschafters in Paris fehlt. Es wird bereits als feststehend angenommen, daß die Tage des Fürsten Radolin in Paris gezählt sind.
Paris, 11. April. Regnault, der zweite französische Delegierte auf der Marokko-Konferenz, ist gestern abend in Paris eingetroffen und hat dem Minister des Aeußeren eine vom Herzog von Almo- dovar Unterzeichnete Abschrift der Generalakte der Konferenz übergeben.
Lodz, 11. April. Die Sozialdemokraten habe» die Wahlen der Arbeiter zur Duma verhindert. Alle Fabriken haben heute nachmittag den Betrieb eingestellt. Es ist zu blutigen Zusammenstößen gekommen. Der Straßenbahubetrieb ist eingestellt. Die Polizei hat eine Geheimdruckerei entdeckt und Dokumente beschlagnahmt. 40 Personen sind verhaftet und nach Warschau gebracht worden. — Ja dem Städtchen Blomie haben die Katholiken die von Sektierern besetzten Kirche zurückerobert.
Schuhzeug aus Kalb- und Rindleder wird am beste» mit „Genlners-Wichse" in roten Dosen behandelt. Dieses hervorragend gute Fabrikat gibt mit wenigen Bürstenstrichen den prachtvollsten Glanz, ist sehr sparsam im Verbrauch, denn es soll die Wichse vor dem Austragen sehr stark mit Wasser verdünnt werden. Man achte beim Einkauf nicht nur aus den Namen: „Gentner's Wichse", sondern auch auf die Schutzmarke Kaminfeger. Die Gentner's Wichse in roten Dosen ist in fast allen Spezerei- und Materialwaren-Geschästen zu haben.
müssen — um noch Aufnahme zu finden — längstens vormittags 8 Uhr aufgegeben werden.
NV" Größere Anzeige« tags vorher
Kmtlich« Bekanntmachungen und privat-klnzeigen.
Bekanntmachung des Medizinalkollegiums, Tierärztliche Abteilung, betreffend die Abhaltung eines Unterrichtskurfes für Fleifchbefchaner.
Am 19. ds. Mts. beginnt in Ravensburg ein Unterrichtskurs für Fleischbcschauer, zu welchem noch einige Teilnehmer zugelassen werden können. Der Meldetermin wird daher bis zum 14. ds. Mts. verlängert; die Anmeldungen sind an den Unterrichtsleiter: Stadttierarzt Diener in Ravensburg zu richten.
Im übrigen wird auf die Bekanntmachung vom 13. Jan. ds. Js. (Staatsanzeiger Nr. 14) verwiesen.
Stuttgart, den 5. April 1906. Nestle.
Wildbad.
Im Konkurse
über das Vermögen des Gottlieb Riexinger, Schneiders und Inhabers eines Weiß- und Wollwarengeschäfts hier, find bei der bevorstehenden Schlußverteilung zu berücksichtigen:
a) bevorrechtigte Konkursforderungen: 1372 ^ 27
b) nichtbevorrechtigte Konkursforderungen: 8200 -/A 07
Der verfügbare Massebestaud beträgt: 6289 -/L 35 ^
kovon die Kosten noch abgehen.
Den 10. April 1906.
Konkursverwalter:
Bezirksnotar Oberdörfer.
Herrenal b.
Straße» Sperre.
Wegen Reparatur der Gaisbachbrücke beim Hause des August Hädiuger ist die Gaistalstraße vom Dienstag den 17. ds. Mts. ab für den Fuhrwerksoerkehr auf 10 Tage
gesperrt.
Den 10. April 1906.
Stadtfchnltheitzeuamt.
Grüb.
Handwerkskammertvahlen.
Nachdem letztmals im Jahre 1903 Wahlen zu den Hand- Werkskammern stattgefunden haben, hat im laufenden Jahr die Hälfte der Gewählten auszuscheiden und sind nunmehr die Neuwahlen zum Ersatz der ausscheidenden Mitglieder der Handwerkskammern und der ausscheideuden Ersatzmänner einzuleiten.
Es bestehen in Württemberg vier Handwerkskammern mit dem Sitz in Stuttgart, Ulm, Heilbronn und Reutlingen. Den Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen bilden die Oberamtsbezirke Balingen, Calw, Freudenstadt, Herrenberg, Horb, Nagold, Neuenbürg, Nürtingen, Oberndorf, Reutlingen, Rottenburg, Rottweil. Spaichingen, Sulz, Tübingen, Tuttlingen und Urach.
An die in ß 103u Abs. 3 der Gewerbeordnung und tz 1 der Wahlordnung für die Handwerkskammern bezeichnen« gewerblichen Vereinigungen, welche im Oberamtsbezirk ihren Sitz haben, ergeht hiemit die Aufforderung, sich spätestens bis F. Mai Vs. Js. unter Führung des Nachweises der gesetzlichen Voraussetzungen der Wahlberechtigung und unter Nachweis der der Vereinigung angehörenden Handwerker zur Beteiligung an der Wahl für die Handwerkskammer beim Oberamt anzumelden.
Nach dem 5. Mai ds. Zs. erfolgende Anmeldungen wer- den nicht berücksichtigt werden. Einer besonderen Anmeldung bedarf es bei denjenigen Vereinigungen nicht, welche schon bei der letzten Wahl als wahlberechtigt anerkannt worden sind (Gewerbevereine in Neuenbürg und Wildbad.
Neuenbürg, den 10. April 1906. K. Oberamt.
Hornung.
Die G emeindebehörden und AenttbuchWreh
werden auf den Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 13. März ds. Js., Amtsblatt Seite 84, betr. die periodischen Mitteilungen an den Steuerbuchführer über Veränderungen des Eigentums an Grundstücken, insbesondere Abs. 3 desselben noch besonders hingewieseu.
Neuenbürg, den 30. März 1906. K. Oberamt.
Hornung.
Neuenbürg.
Hausverklmf.
Das früher Bizer'sche HauS, enthaltend Ladenräume, zwei- zimmrige Wohnungen im ersten und zweiten Stock, große Dachkammern, gewölbten Keller, ist äußerst vorteilhaft zu kaufen.
Man wende sich au die Exped. ds. Bl., welche nähere Auskunft erteilt.
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