schäftete Hütte errichten und wandte sich mit einem entsprechenden Ansuchen an die zuständige Gemeinde Fraxern. Die Gemeinde hat aber das Ansuchen mit der Begründung abgelehnt, daß eine solche Gastwirtschaft Gefahr und Schaden in wirtschaftlicher und sittlicher Beziehung mit sich bringen würde. Die Touristen würden nämlich die nächtliche Ruhe des Dorfes stören, Obst stehlen und allerhand anderen Unfug treiben; von den Hirten und Sennen aber wäre zu befürchten, daß sie täglich in das Wirtshaus gingen, sich betränken und so ihre Pflicht vernachlässigten.
Durch einen Totenkopf verscheucht wurde vor kurzem ein Dieb, der einer Villa in Bad Reichenhall einen nächtlichen Besuch abgestattet hat. Nachdem der Einbrecher das Fenster eingedrückt und sich auf diese Weise Zutritt in das Zimmer verschafft hatte, öffnete er einen Kasten, iu dem er Geld und Wertsachen vermutete; zu seinem nicht geringen Ent- setzen grinste ihm aber ein mächtiger Todenschädel entgegen, dessen Anblick ihn zur schleunigen Flucht veraulaßte.
April-Scherze find auch diesmal in den TageS- zeitungen in großer Zahl veröffentlicht worden. Wir heben einige daraus hervor: Eine drahtlose Telegraphie zwischen Berlin und San Franzisko wurde zum ersten Male erprobt. Ein automatisches Warenhaus soll mit einem Kapital von 100 Millionen Dollars von Amerikanern in Berlin errichtet werden. Im Rhein sind bei Bingen wertvolle Becher und andere Gegenstände aus dem Nibelungenhort ans Tageslicht gebracht. Präsident Rosevelt ist in Hamburg eingetroffen. In allen deutschen Städten sollen auf offener Straße Rasier-Automateu angebracht werden, mit denen mau sich iu einer halben Minute selbst rasieren kann. Ein edler Denker linderte die Finanzuot der Leipziger Stadttheater durch die Spende von einer Million, Der Zirkus Busch in Berlin verkauft ein Dutzend ausraugierter Eisbären. Die gläserne Reklamekugel auf dem Tietzschen Warenhaus io Berlin ist infolge Vollfüllung mit Gas als Luftballon davougeflogen. Der Reichstag hielt Sonntag mittag eine Sitzung ab, damit auch Angehörige der breiten Volkskreise, die in der Woche verhindert find, einmal den Debatten lauschen könnten. Wie Professoren, so sollen künftig auch Abgeordnete zwischen Deutschland und Amerika ausgetauscht werden. Das württ. Zentrum hat beschlossen, auf das Recht der guten Stadt Ellwangen, einen Abgeordneten zu wählen, zu verzichten, wenn die Errichtung eines Kapuziner- klosterS in Korntal genehmigt würde. Der badische Block ist gesprengt. Das Zentrum ist Regierungspartei geworden. Ministerpräsident wurde Prälat Wacker, Kultminister Dr. Schofer, Verfasser des .Waldmichel'. Er beruft den Pfarrer Gaisert von
Schwobalerrl.
Otto Gittinger, der Verfasser der unter dem Titel .So sem'mer LeutI' in vielen Tausenden von Exemplaren innerhalb und auch außerhalb des Schwabrnlauds verbreiteten schwäbischen Gedichte, hat bet Greiner u. Pfeiffer in Stuttgart einen weiteren Baud erscheinen lassen: „Schwobaleut". Auch diese neue Gabe ist in der Mundart des oberen Murg- tals gehalten, die Gittinger so vortrefflich beherrscht, daß mau seine Gedichte auch als Schulbeispiele verwenden kann. Auch hier zeigt er wieder, daß er seine Bauern durch und durch kennt. Mit feinem Humor und in naturwüchsiger Frische schildert er die Stärken und die Schwächen, die er ihnen Zug für Zug verständnisvoll abgelauscht hat. Die meisten der neuen Gedichte find humoristischer Art und gipfeln in einer witzigen Spitze, so daß sie sich auch in hohem Grad zum Vortrag in geselligem Kreise eignen. Hier mögen einige Stichproben folgen:
O n t e r s ch r i f t.
Em Dorf wird heut' beim Waisag'richt Der Bergles-Regel Erbschaft g'schlicht't.
No! d'Sach' goht glatt ond kommt ens Blei,
De andre onterschreiba glci,
Blos d' Regel stellt se widerwärtich:
„I schreib' net onter," sait se, „fertich!"
A G'mcinrot nemmt se ens Gebet,
's hilft nenz! Se sait: „I schreib' halt net!"
Der Schulz fahrt drein mit Blitz ond Donder,
Se bleibt dcrbei: „I schreib' net onter!"
Der G'richtSnotar meint: „Send doch g'scheit!"
„Net om a Küahle!" Hot se g'sait.
Jetz sait der Schulz: „I mein, 'S ischt 'S besitzt',
Mer steckt des Weibsbild en Arrescht."
„O je!" schreit d' Regel, „leant me gaun!
Jar Herr«! i will alles b'staun!
I schreib' mein Nama blos net nan,
Weil i, — weil i net schreiba kan!"
Güudelwangeu zum Professor der Moraltheologie auf die Universität Freiburg.
(Anno 1865.) Das Schneetreiben, das dieser Tage wiederholt eingesetzt hat — überhaupt ist der März der schneereichste Monat des diesjährigen Winters — erinnert einen der älteren Leser der .Franks. Ztg.' an das Jahr 1865. An den drei letzten Märztagen dieses Jahres fiel eine ungeheure Menge Schnee, am 1. April aber schien die Sonne hell über Berg und Tal und es begann eine Reihe von so warmen Tagen, daß man gegen Ende April im Freien baden konnte. Das ganze Frühjahr und der Sommer blieben schön und warm bis in den Herbst hinein, und darum lieferte auch das Jahr 1865 den besten Wein des ganzen Jahrhunderts. — Nehmen wir also den Schnee der letzten Mürztage als gutes Vorzeichen!
DerWertbrief. Kommt da neulich, so schreibt der .Noch. Anz.', eine Bochumer junge Dame auf den Gedanken, ihrem Neffen in einem Ort am Dort- mund—Ems' Kanal eine Freude zu bereiten. Gedacht getan. Einem am Wege stehenden Schokolade-Automaten wurde im freudigen Vorgefühl über die .Dankbarkeit' des Neffen ein Täfelchen Schokolade entnommen, in einen Umschlag getan und die Adresse darauf geschrieben. Um der ganzen Sache einen etwas wertvolleren Anstrich zu geben, stand mit -zier- lichen Schriftzügen am oberen Rande des Umschlags zu lesen: „Wert 100000 Jetzt den Brief mit einer Zwanzigpfennigmarke freigemacht, versiegelt in den Briefkasten. Doch das Unglück schreitet schnell. Nicht etwa, daß die Tafel Schokolade zerbrach, nein, der Postbeamte kam, erblickte den Brief mit der Wert- angabe, und vorsichtig, wie alle Wertbriefe behandelt werden, wurde auch der der junge» Dame .besonders' behandelt. Die Feder des Beamten zeichnete einige Zahlen auf den Umschlag, und dann wurde er befördert. Der Neffe war natürlich ganz erstaunt, eine» so hohen Wertbrief zu erhalten; woher sollte er 100000 „/L bekommen? Uebrigens sollte er 16 „/kl 40 ^ Strafporto tragen. Gibts nicht! Der Brief wandert also wieder zurück nach Bochum. Die Absenderin wurde ausfindig gemacht und ihr augezeigt, daß der von ihr angesandte Brief wieder zurückge- kommen sei. Es ist ja gar kein Wertbrief, meinte die Dame; es ist aber doch einer, erwiderte man ihr. Was nun tun? Die junge Dame geht zum Postamt und erklärt die Sache. Doch es ist nichts zu machen! Der Brief wäre mit 100000 „/kl bewertet und den Inhalt könnte man nicht untersuchen, das Porto müßte bezahlt werden. Die Dame macht schließlich gute Miene zum bösen Spiel und unterschreibt den zur Auslieferung bestimmten Schein. Am Schalter aber, wo sie den Brief gegen Vor- zeigung dieses Scheines in Empfang nehmen will,
A Satz
Der Schualenspekter visetiart,
En etlich' Fächer lauft's wia g'schmiart;
Jetz wia-n-er kommt zur „deutscha Sprach'", Lauft's konicher anander noch.
Ond wia-n-er voll fragt noch de Sätz,
No brommt der Lehrer leis: „O letz!"
„Sagt einen Satz! Kein Antwort. Wia!" „Ja no! Herr Lehrer, sroga Sia!"
„Gut! richt't euch! jeder an sein Platz,
Sagt, was gehört zu einem Satz?"
Kein Antwort. „Wia, iar wisset'S doch!
No net scheniart! Raus mit der Sprach'!" „Was g'hört zu einem Satz? Wia, schwätzet, Suscht kriagt lner nachher keins a Bretzel!" Kein Antwort! Trutz am Liad ond Leid Hot keins, was zom a Satz g'hört, g'sait.
Der Schualenspekter denkt: „Ei! ei!
Was schreib' i do ens Zeugnis nein!"
Jetz, wia-n-er d' Feder schaun eintonkt,
Schreit eins: „Zom Satz g'hört einen Ponkt!"
Der Säger.
Der Säger Hot sein baisa Tag,
Sein Sägerei Hot gar kein Schlag,
's ischt Sommer ond der Bach so klein.
No komma-n-au no Fremde rein Ong'srogr, ond sroga-n-an: „Warum Dreht sich das Rad so langsam um?"
„Worom des Rad so langsam goht?
Weil 's Bächle net g'nuag Wasser Hot!" „Warum ist denn der Bach so klein?" „Worom! do schlag' der Guguk drein!
Euch Fremde z' liab, für euern Tisch Wird jetzt der Bach vollpflanzt mit Fisch.
So weit mer g'sieht a Wasser lausa,
Nenz wia Forella, ganze Hausa!
Ond Denger dronter wie mei Arm!
Kommt no der Sommer ond 's wird warm, No sauft des Ziefer, 'S ischt a Graus!
Ond sauft mer schier mei Bächle aus!
Ond kommt net ball a scsta Rega,
No steck' i ond kan nemme säga."
B e t t s l ä s ch.
Der Psarr kommt zom a-n-alte Man,
Der leit schaun gottserbärmlich dran.
Sein Kammer kalt, sein Bett ischt kalt,
Wia schnattret do der Man. der alt'.
I Drom riast der Psarr der Söhne naus:
harrt ihrer eine neue Ueberraschuug. Es wären nochmals 16 40 ^ für Rückporto zu zahlen,
meinte der Beamte, also im ganzen etwa 33 Die junge Dame kam aus dem Schrecken gar nicht heraus. Einmal wollte sie das Porto tragen, aber dann ... .Wie es weiter gekommen ist, wissen wir nicht, aber wahr soll diese überaus lustige Geschichte mit dem schmerzhaften metallischen Nachklang sein.' So erklärt wenigstens das genannte Blatt.
Grotzmütterchens Gedanken über die Konfirmation.
Wie ein leuchtender Stern steht mir meine Kon- firmation vor Augen. Die tiefreligiösen Grundsätze, die während des Unterrichts unser trefflicher Religionslehrer uns eiuprägte, sind mir unvergeßlich geblieben, und die Rückwirkung jener Zeit ist mir eine Stütze gewesen in jeder Lebenslage. Die herrlichen christlichen Lehren waren ebenso anschaulich als ergreifend. Sie haben mich wie ein leitender Faden durch Freude, Kummer und Leid bis zu einem friedvollen Alter geführt. Trotzdem wir mit Aus- wendiglernen wenig geplagt wurden, ist das, was ich gelernt habe, doch haften geblieben, heute noch weiß ich eine große Zahl Gesangbuchlieder. Heils- lehren und Glaubenssätze zur Verwunderung meiner Kinder und Enkel auswendig herzusagen.
Warum könnrn's sie nicht mehr? Selten nur finde ich bei meinen erwachsenen Kindern eine An- deutung des im Konfirmationsunterrichtc Erlernten und Erlebten, fast noch seltener reden die Jungen davon. Wenn ich meiner Verwunderung darüber Ausdruck gebe, so erhalte ich die Antwort: .Groß- mutter, wir leben iu einer andern Zeit.' In einer .aufgeklärteren' und .leichtlebigeren', ja — ob eS aber auch eine bessere ist?
Als dankbare und schöne Einfassungs- Pflanze für den Hausgarten wird im praktischen Ratgeber die gefüllte ^rabi8 empfohlen und abgebildet. Diese Pflanze läßt sich sehr leicht vermehren, wächst auch in geringem Boden außerordentlich üppig, und wenn sie sich im April mit der Fülle ihrer Weißen Blüten bedeckt, sieht der Garten Prächtig aus. — Die betreffende Nummer wird von dem Geschäftsamt des Praktischen Ratgebers im Obst- und Garten- bau in Frankfurt a. Oder gern kostenfrei übersandt, wenn unsere Leser durch Postkarte darum nachsuchen.
Wechselrätsel.
Flügel und Schnabel hats. Sein Name besteht auS
sechs Lettern.
Aendert man Kopf ihm und Fuß, wird es zur Welt-
stadt sogleich.
Auflösung des Wechselrätsels in Nr. 51.
Bande, Barde, Baude.
„Habt Ihr denn kei' Bettfläsch im Haus?
Der Mann verfriert ja in seim Bett!"
„A Bettfläsch?! nein! seit braucht's au net!
Er soll en d' Stub' an Ofa sitza, ,
No wird er ball anheba schwitza!
Jawohl! er schwitz!! i garanttar'!"
„Ach!" sait der Psarr, „was schwätzet Jar!
Zu dem ischt doch der Mann viel z' krank,
Der stirbt Euch aus der Ofabank.
A Bettfläsch' kriegt er, wie ich sag'.
Ich komm' bald wieder! Guten Tag!"
Ond richtich, bis er wieder kommt,
Der Man em Bett vor Wärme brommt.
„Herr Pfarrer!" sait er. „i kan lacha,
Heut' morga Hot mei Söhne bacha Ond Hot mer glei — i muaß se loba —
Zween heiße Laib ens Bett rein g'schoba,
Ein rechts! ein lenks! Ah, descht a Sega!
A Bettfläsch ischt a Dreck dergega!"
Schicksal.
Em Frühjahr ischt em Blättle g'standa,
Jetz sei de richtich Zeit vorhanda,
Daß jeder henter d' Obschtbäum gang Ond d' Raupaneschter ronterfang'.
Der FriederS-Jakob macht se dran,
Sein Bruader Michel sait: „Haan!
Descht wieder so a neue G'schicht!"
Ond wia-n-an au der Jakob bricht't,
Er bleibt halt standhaft uf seim Glaub«,
Ond seine Aepfel fressa d' Raupa.
Uf 's Jakobs Bäum hangt's voll und schwer Ond 's Michels steun hautlotterleer.
Do stoht er ond sait: „Des send Sacha,
Descht Schicksal, was kan i do macha?" —
An andersmol verkend't der Büttel,
Für'n Rotlauf HLb mer jetz a Mittel,
Mer soll die Säuble ewpfa laun,
Der Michel sait: „O leant me gaun!"
Ond Hot a ganze Woch' lang z'schempsa;
Der Jakob lot de seine cmpfa,
Drom grota s'em au druf ond drein,
Am Michel gean de seine Hein.
Do stoht er ond sait: „Des send Sacha,
Descht Schicksal, was kan i do macha?"
Jetzt Hot der Jakob zua-n»am g'sait:
„Horch, Michele, da tuascht eim leid,
I sag' der's ofsa, g'rad wia's ischt:
> Descht 's Schicksal, daß d' a Rindviech bischt!"
Redaktion, vrruk »nd Verlag von L. Meeh in Neuenbürg.