Zettel lag darin, der 25 Franken zur Deckung der Beerdigungskosten der vier Leichen anwies. In einem in oem Kinderwagen liegenden Kleidungsstück wurde ei» Revolver aufgefunden.

Kempten, 20. März. Wie tief der Glaube au Hexen, Hexenbeschwörungen, Gesundbeten usw. noch im Volke, namentlich in der Landbevölkerung, wurzelt, wurde wieder einmal durch einen Prozeß illustriert, der sich heute vor dem Schöffengericht Kempten abspielte. Der Kaufmann Heinrich Ludwig Oehry, seine Ehefrau Anna und seine 72 jährige Mutter Katharina, die als Kartenschlägerin ein schwunghaftes Gewerbe betreibt, waren angeklagt, in den Jahren 19011905 teils einzeln, teils ge. meiusam durch Beschwörungen und allerlei Hokus­pokus zahlreiche Personen beschwindelt und in ihrem Vermögen geschädigt zu haben. Da Katharina Oehry erkrankt war, wurde nur gegen Ludwig und Anna Oehry verhandelt. Gegen Ludwig Oehry ist Anklage wegen Betrugs in 13, gegen seine Ehefrau io 2 Fällen erhoben. In fast allen Fällen handelte eS sich um .verhextes' Vieh, das der Angeklagte mit allerlei Hokuspokus zu .kurieren" suchte. Er murmelte Beschwörungen, sprach Gebete, gebrauchte Weihwasser, Räucherkerzen und geweihtes Salz usw. Zweimal behandelte der Angeklagte auch die Krank- heiten von Menschen in ähnlicher Weise. Der An- geklagte erklärte, daß er bei seinem Tun und Treiben lediglich den Zweck verfolgte, Krankheiten mit Ge- beten zu heilen. Schon als Kind habe er sich Warzen von den Fingern gebetet. Diese Art der Heilung habe er aus einem alten Buche gelernt, das ihm sein Großvater hinterlassen habe. Auch zwei Kindern, denen der Arzt nicht helfen konnte, habe er Gebrechen durch Gebet geheilt. Das Zeugen- verhör lieferte ein trauriges Bild von der Leicht- gläubigkeit unseres Landvolkes. Selbst bis nach Aicha bei Passau drang der Ruf des frommen ManneS. Bei einem Bauern suchte er krankes Vieh zu heilen und nahm dort Ausräucherungen und Be- schwöruugen vor. Der Angeklagte gab alle Anklage- fälle in der Hauptsache zu, nur bestreitet er, für seine Bemühungen Geld verlangt zu haben, und die Ab­ficht deS Betruges, unter Beteuerung seines Glaubens au die Macht seines Gebetes. Der Amtsanwalt beantragte für Ludwig Oehry eine Gefängnisstrafe von l'/r Jahren, 300 -/-L Geldstrafe und 3 Jahre Ehrverlust, für seine Frau 20 Tage Gefängnis. Der Verteidiger plädiert für Freisprechung. Die Ver- Handlung wurde zwecks Ladung weiterer Zeugen auf dm 23. März vertagt.

Das Meisterwerk eines Schwarzwälder Uhrmachers. Die Zeitschrift .Die Laudindustrie" führt ein interessantes Beispiel, in wie hohem Grade die gewerbliche Geschicklichkeit oft noch auf dem Lande entwickelt ist, eine Kuustuhr an, die von dem Uhr- wacher Karl Friedrich Wößuer in St. Georgen im Schwarzwald während der letzten anderthalb Jahre in feinen Feierabevdstunden ohne maschinelle und sonstige Hilfe konstruiert ist. Diese Uhr, die ein "/i-Werk mit dreifachem Gangschlag ist, bewegt fol- grnde Figuren: Ein Löwe brüllt gegen eine Schlange, die ihn bedroht. Links steht eine etwa 40 Zentimeter

dunkel geworden ist, mit nur 40 Minuten Mittags- Pause, ist für einen Burschen von 12 Jahren ein schreckliches Los.

Ich war aber jung und hatte meine Träume und etwas in ihnen sagte mir immer, daß es nicht auf die Dauer so bleiben würde, könnte und sollte daß ich eines Tages zu einer besseren Stellung kommen würde. Außerdem fühlte ich mich nicht mehr als ein bloßer Knabe, sondern völlig als kleiner Mann und dies machte mich glücklich. Ein Wechsel trat bald ein, denn ein freundlicher alter Schotte, der mehrere unserer Verwandten kannte und Spule» ver- fertigte, nahm mich in seine Fabrik, bevor ich 13 wurde. Eine zeitlang war es hier indessen noch schlimmer als in der Baumwollfabrik, da ich im Keller einen Kessel zu Heizen und die kleine Dampfmaschine in Gang zu halten hatte. Das Heizen des Kessels war mir ganz recht, denn glücklicherweise wurden nicht Kohlen, sondern Holzabfälle gefeuert und ich befaßte mich immer gern mit Holz. Die Verantwortung, daS Wasser und die Maschine beim Rechten zu halten und die Gefahr, daß ein Fehler von mir die ganze Fabrik in die Luft fliegen lassen könnte, bedeuteten aber eine zu große Anspannung für mich und oft erwachte ich, wie ich die ganze Nacht hindurch im Bette saß und de» Dampfdruckmesser ablas. Nie aber sagte ich daheim, daß ich einen harten Kampf zu bestehen hatte. Nein, nein! Alles mußte ihnen freundlich erscheinen.

Es war dieS ein Ehrenpunkt, denn jedes Mit­glied der Familie arbeitete hart, mein kleinerer Bruder

roße Engelfigur, die einen Anker und das Brust- ild des Großherzogpaares mit badischem Wappen trägt; am Anker befindet sich eine große Schlange, die den Löwen in Aufregung bringt. Rechts steht ebenfalls eine Engelfigur, in der linken Hand eine Glocke haltend, während die rechte Hand mit einem Hammer alle fünf Minuten auf die Glocke schlägt. Der Ritter St. Georg und der Lindwurm befinden sich oben auf dem Werk; beim Stundenschlag erhebt sich der Lindwurm und der Ritter St. Georg erlegt ihn. Die Platinen sind zierlich durchbrochen und bilden unten eine Lyra mit Rosette; in der Mittel- höhe befindet sich das Zifferblatt, das auch einen Minutenzeiger hat. Ueber dem Ganzen erhebt sich noch das eiserne Kreuz mit Doppeladler. Die Uhr ruht unter einer mächtigen Glasglocke auf einem kunstvoll gekehlten, matt Polierten Oval-Sockel aus Nußbaumholz.

Schlagfertig. In einer Provinzstadt am Rhein ereignete sich während eines Diners ein Inter- mezzo, das in der Gesellschaft noch lange besprochen wurde. Man hatte die Tischordnung so getroffen, daß ein Pärchen nebeneinandersaß, von dem man diesmal aber bestimmt erwartete, es werde sich .aus- sprechen" und «einig" werden. Man schien sich ge­täuscht zu haben, denn die junge Dame behandelte den eleganten und beliebten Leutnant äußerst schnip- pisch. Da wurde ihr der Hecht gereicht, bei dem die rheinische Sitte verlangt, daß man beim Nehmen der Hechtleber ein Berschen mache, aber ohne ein Plagiat zu verüben. Die Dame ist nicht verlegen und sagt laut und deutlich, indem sie ihren Tischherrn anschaut: Die Leber ist vom Hecht und nicht von einem Schwein wer um mich freien will, muß mehr als Leutnant sein!" Ein beklemmendes Schweigen entstand. Aber es war noch nicht aller Tage Abend gekommen. Dem Leutnant wird der Hecht gereicht und er sagt: «Die Leber ist von einem Hecht und nicht von einem Pfau, ein flotter, schueid'ger Leutnant nimmt keine Gans zur Frau!" Ein Händeklatschen und Bravorufen belohnte den schlagfertigen Offizier.

Ueber Generäle auf Freiersfüßen wird eine lustige Geschichte aus Petersburg berichtet. In der Nowoje Wremja" erschien folgende Anzeige: .Eine entzückende Brünette von leidenschaftlichem Tempera­ment wünscht die Bekanntschaft eines Generals zu machen, den sie bei ihren Spaziergängen häufig auf dem Liteini und der großen Morskaja trifft. Ich werde am 1. März um 3 Uhr nachmittags auf der Gemäldeausstellung in der großen Morskaja sein und einen Hut mit gelben Rosen tragen." Am nächsten Tage schienen alle Besucher der Ausstellung ganz außergewöhnlich zerstreut und nicht der Bilder Wege», sondern zn gegenseitig scharfer Betrachtung hingekomme» zu sein. Namentlich fiel dem unbe- fangenrn Besucher die ganz enorm hohe Anzahl von Generälen in der Ausstellung auf; ganz absonderlich aber war das Gebaren der Generäle, die unermüdlich durch die Ausstellungsräume wandelten und etwas zu suchen schienen. Einige entwickelten dabei sogar jugendliche Lebhaftigkeit, indem sie wiederholt die Treppe zur oberen Galerie hinauf und wieder herunter eilten. Aber die guten Generäle waren

natürlich ausgenommen, der noch ein Kind war, und wir erzählten uns einander nur die angenehmen Dinge. Uebrigens Pflegt ein Mann nicht zu weinen und die Flinte ins Korn zu werfen eher würde er sterben.

Einen Dienstboten gab es in unserer Familie nicht, und ein paar Dollar wöchentlich wurden noch von meiner Mutter verdient, indem sie nach der Ver- richtung ihres Tageswerks Schuhe band! Auch der Vater hatte in der Fabrik hart zu arbeiten. Konnte ich mich da beklagen?

Mein gütiger Arbeitgeber, John Hay Friede seiner Asche befreite mich bald von der uuver- hältnismäßigen Anstrengung, denn er brauchte jemand, der ihm die Rechnungen ausschreibcn und die Bücher führen sollte und da er fand, daß ich eine deutliche Schulbubenhandschrift hatte und rechnen konnte, machte er mich zu seinem, einzigen Kommis. Noch aber hatte ich oben in der Fabrik hart zu arbeiten, denn die Schreiberei nahm nur wenig Zeit in Anspruch.

Es ist bekannt, wie über die Armut als ein großes Uebel gejammert wird und man scheint anzunehmen, daß die Menschen glücklicher und nützlicher sein und mehr vom Leben haben würden, wenn sie nur eine Menge Geld hätten und reich wären.

In der Regel findet sich in der bescheidenen Hütte des Armen eine höhere Befriedigung, ein edleres Leben und eine größere Lebensfreude, als in dem Palast des Reichen. Ich bedauere immer die Söhne und Töchter der reichen Leute, denen Diener auf-

auf einen Scherz hineingefallen. Die entzückende Brünette fehlte auf der Ausstellung, und die Rekognoszierungen der Generäle verliefen ebenso resultatlos wie im letzten Kriege, und so verließen sie das Schlachtfeld, ohne den Feind gesehen zn haben.

Veilchen. Die ersten Veilchen blühen jetzt im Garten. Sie gehören zu jenen Frühlingskindern, die wir mit besonderer Freude begrüßen. Auf unseren Spaziergängen in des Lenzes Reich lassen wir uns keine Mühe verdrieße», nach dem bescheidenen Blau- Veilchen im Verborgenen zu suchen, bis wir es ge­funden haben. Wer in früheren Jahrhunderten der Finder des ersten duftenden Veilchens war, der steckte es auf einen Stab und trug es zurück in sein Heimats­dorf und wurde von groß und klein umtanzt und umjubelt. Namentlich in österreichischen Ländern entstand auf diese Weise ein Veilchenfest, das sich schon im 13. Jahrhundert zu einem wahren Früh­lingsfest entwickelt hatte. Ueber die Entstehung des Veilchens erzählt eine Sage folgendes: Adam begab sich, nachdem er das Paradies hatte verlassen müssen, auf die Insel Ceylon, wo er sich am Fuße eines Berges, des nach ihm genannten Adamspiks, nieder- ließ. Lauge Jahre hatte er hier geweilt und un­zählige Reuetränen wegen der Uebertretung des göttlichen Gebotes geweint. Endlich erschien ihm der Engel Gabriel, der ihm Sündenvergebung brachte. Adam brach nun in Freudentränen aus, die sich beim Niederfallen in Veilchen verwandelten. Auch heute noch erfreut sich das Veilchen allgemeiner Beliebtheit wegen seines herrlichen Geruches, seines bescheidene« Auftretens und seiner schön geformten Blüte. Selbst Fürsten haben dem bescheidenen Veilchen ihre Gunst zugewendet. Von König Friedrich Wilhelm III. wird erzählt, daß er oft das Bildnis seiner edlen Luise mit Veilchen bekränzen ließ Kaiser Wilhelm I. hatte sich das Veilchen neben der Kornblume zur Lieblings­blume erkoren, und als sein schwerkranker Sohn, unser Fritz", unter dem milden südlichen Himmel Genesung suchte, da vermittelten ihm zahlreiche Veilcheu- spenden tausende von Grüßen und Wünschen anS seiner nordischen Heimat.

sAus der guten alten Zeit in der Schweiz.; Oberst (zum Hauptmann, einem Metzgermeister): «Weißt, Hauptma', Dei' Mannschaft is de aller- miserablichft vom ganze Regiment; wenn Du nit so gute Würscht mache tätst, hätt' i Di scho lang abgesetzt!'

(Köchinnenklage, j «Geplagte Wesen sind wir! Sind wir hübsch, so mag uns die Frau nicht; find wir häßlich, so mag uns der Herr nicht. Kochen wir schlecht, so werden wir entlassen; kochen wir mit .Maggi", also gut, so bleibt für uns nichts zu essen übrig!"

Abstrichrätsel.

Wien, Enz. Weib, Jda, Assel, Bett. Hund, Solist, Eis, Nichte, Od, Ast, Esel, Bei.

Von jedem der vorstehenden Wörter ist ein Buch- stabe au beliebiger Stelle abzustreichen, doch so, daß die stehenbleibendcn Buchstaben im Zusammenhang gelesen, einen bekannten Sinnspruch ergeben.

warten und die später Erzieherinnen haben, tröste mich aber dabei mit dem Gedanken, daß sie nicht wissen, was sie entbehren. (Forts, folgt.)

Das Lüften der Wohnungen. Ein nicht un­wesentlicher Faktor der Gesunderhaltung ist die regel­mäßige Lufterneuerung in den Wohnungen. Leider wird in dieser Beziehung viel gesündigt. Hauptsächlich ist es die .Zuglüftung", welcher viele Hausfrauen mit Mißtrauen begegnen, und doch bietet gerade diese Art der Lufterneuerung die beste Gewähr für eine schnelle und wirksame Verbesserung der Zimmerluft. Die Zuglüftung wirkt erfrischend und belebend durch Temperaturerniedrigung; es wird durch die Lüftung durch Fenster und Türen eine lebhafte Lustbewcgung fühlbar zum Bewußtsein der Raum- iusassen gebracht. Bei dieser Art der Lüftung bleibt die Fußbodentemperatur verhältnismäßig dieselbe, während sie bei einseitiger Fenster- oder Türöffnung zuerst allein finkt. Die Dauer der Zuglüftung soll je nach der Außentemperatur, der Windstärke usw. etwa drei bis vier Minuten betragen. Ein längeres Durchstreichenlasfen des Luftzuges trägt nicht mehr wesentlich zur Verbesserung der Zimmerluft bei, sondern wirkt im Gegenteil durch eine zu starke Aus- lüftung des Raumes eher schädigend.

(Fatale Zurechtweisung j Junges Herrchen (im Zuge): «Ich will mir eine Zigarre anstecken; es geniert Sie doch nicht?" Aeltere Dame: «Nein; aber ich denke, Du genierst Dich!"

Sebaktia«, vruck und Verlag von L. Meeh in Neuenbürg.