mögen und die Unterstützungstätigkeit der den Landes­verbänden augehörenden einzelnen Vereine anzustellen. Wie die Kyffhäuser-Korrespondenz milteilt, beträgt daS Vermögen der Vereine deS rund 83 000 aktive Mitglieder zählenden Württembergischen Krieger- bundes rund 1,64 Millionen Mark. Die einzelnen Vereine zahlten im Jahre 1905 an Unterstützungen 83543 -Hl; an Sterbegeldern und Begräbniskosten 95251 ^ Sie gaben also für Wohlfahrtspflege 178794 aus, das sind mehr als 2 ^ auf de» Kopf.

Ludwigsburg, 24. März. Beim Dragoner- Regiment 25 fanden heute Besichtigungen in ver­schiedene» Dienstzweigen, beim Feldartillerieregiment 29 Besichtigung auf Kandaren, beim Ulanenregiment 20 Reitbefichtigung, statt. Der letzteren wohnte auch der König mit dem kommandierenden General bei.

Oberpräzeptor Dr. Kimmich in Rottenburg hat eine ihm von der Peruanischen Regierung an- gebotenr Stelle als Gymnasialdirektor angenommen. Der Jahresgehalt beträgt bei völlig freier Station und freier Hin- und Rückfahrt erster Klasse 12000 Mark. Die Annahme dieser Stellung, erfolgt zunächst auf die Dauer von fünf Jahre». Es haben noch mehrere deutsche Lehrer zur Leitung bezw. Organi- fierung höherer Lehranstalten in Peru Stellung an­genommen.

Ulm, 21. März. (Strafkammer.) Die Ml- helmine geb. Roll, geschiedene Herrmann, eine Hoch- staplerin, die schon in München einer Kommerzien- rätin 6000 ^ abgeschwindelt und verschiedene Ladenmädchen um ihre Ersparnisse gebracht hatte, verstand es, dem Portier des hiesigen Bahnhof. Hotels, wo sie sich einmietete, nach und nach sein ganzes Vermögen im Betrag von 4000 -/A abzu- jageu, unter dem Vorgeben, sie sei nur momentan in Geldverlegenheit und habe eine reiche Erbtante und einen noch reicheren Bräutigam. Auch einem Militärmusiker nahm die Schwindlerin 900 ab. Die Strafkammer verurteilte sie zu 2 Jahren Zucht- Haus. Eine Zulage wird noch Nachfolgen, da die Angeklagte auch in Stuttgart ähnliche Schwindeleien verübt hat.

Vom Ulmer Tiergarten. Wie man hört, hat der Gedanke, in der Friedrichsau einen Tier­garten einzurichten, im Bürgerausschuß nicht das erhoffte Entgegenkommen gefunden. Das Unternehmen wird deshalb nur in kleinem Maßstab zur Ausführung gelangen und die Verhandlungen, welche die Stadt­verwaltung mit Hrn. Rill in Stuttgart angeknüpft hatte, sollen abgebrochen worden sein.

Kus StaSt» Bezirk uns Umgebung»

Am 23. März ist von der Evangelischen Ober- schulbehörde eine Schulstelle in Reutlingen dem Schullehrer Kraft in Gräfenhausen übertragen Worden.

Neuenbürg, 23. März. Vom 1. April an tritt bei sämtlichen Postaustalten des Landes zunächst ver­suchsweise eine weitere Einschränkung des Zu- stellungsdien st es an Sonn- und Feiertagen in Wirksamkeit. Wie seither schon die Postaufträge, so werden künftig auch die Briefsendungen mit Nach- »ahme nicht mehr vorgezeigt, Postanweisungen und Geldbriefe werden nur noch ay Ortsfremde und solche Personen beliefert, welche Werktags schwer anzu­treffen sind. Vom Weihnachts-, Oster- und Pfingst. verkehr, sowie von den durch Eilboten zu bestellenden Paketen abgesehen, findet eine Bestellung von Paketen nicht mehr statt. Dagegen können von den Adressaten Pakete, besonders solche mit Lebensmitteln usw., während der Schalterdienstzeit in Neuenbürg von 89 und 1112 Uhr vormittags bei der Post- anstalt abgeholt werden.

Neuenbürg, 24. März. Dem ,C. Wochenbl." wird folgende Notiz überVornehme Bettler" eingesandt: Gegenwärtig besucht eine Haufiererin mit gewandtem Auftreten und sehr guter Kleidung hiesige Häuser, um ihre Waren zu verkaufen. Sie weist hiebei ein Zeugnis einer Gemeindebehörde auf, daß sie an einer Krankheit leide, die ihr verbiete, einen bestimmten Beruf zu ergreifen oder die ge­wöhnlichen Hausarbeiten zu verrichten. Dagegen kann eine solche Person den Detailhandel mit all de» Unbilden einer schlechten Witterung ganz gut auf sich nehmen. Die Waren, welche die Haufiererin mit sich führt, werden um das Doppelte bis Dreifache des Wertes angeboren; will man darauf dann nicht eingehen, so fühlt sich die Person sehr beleidigt, weist auf große Abnahme in den besten Häusern der Stadt hin und wird zuletzt in frechster Weise auf­dringlich. Um die Person los zu werden, kauft man

ihr schließlich etwas ab, dabei hat sie dann einen Nutzen, wie ihn ansässige Geschäftsleute nicht nehmen können und sie macht ein Geschäft, das den Umfang der Verkäufe anderer Reisenden weit übersteigt. Zweck dieser Zeilen ist, vor diesen vornehmen Bettlern zu warnen und ihnen einfach dir Türe zu weisen, wenn sie sich aufdringlich zeigen. Das Haufiergewerbe blüht in letzter Zeit namentlich auch im Neuenbürger Bezirk, da werden von einer gewissen Sorte dieser Leute die ansässigen alten soliden Geschäfte durch allerhand unlautere Redensarten und Kniffe verlästert, als ob sie alle ihre Waren zu teuer verkaufen wür­den, während doch auf der Hand liegt, daß der Hausierer" heutzutage niemals billigerarbeiten" kann, wenn es nicht auf Kosten der Solidität und Reellilät der Ware geht. Man kaufe bei vertrauens­würdigen, ansässigen Geschäften. Mitleid, das man den meist heuchlerischen, oft auch unter demDeck­mantel der Frömmigkeit" operierenden aufdringlichen Schwätzern eotgegenbringt, ist oft übe! angebracht.

X Loffenau, 23 März. Letzten Mittwoch erfolgte die Amtseinsetzung unseres neuen mit starker Stimmenmehrheit gewählten Ortsvorstehers, Schultheiß Köhler. Auf dem Rathaus hatten sich hiezu die bürgerlichen Kollegien, der Ortsgeist­liche und eine große Anzahl von Bürgern versammelt. Amtmann Gaiser, welcher die Verpflichtung und Beeidigung vornahm, führte in einer Ansprache n. a. aus, wie es eine Ehre sei, von dem Vertrauen der Wähler an die Spitze eines Gemeinwesens gestellt zu werden. Nicht geringer sei aber auch die Verant­wortung, welche sich verknüpfe mit der Uebernahme der vielseitigen und weitverzweigten Aufgaben, welche einem Ortsvorsteher anvertraut seien. Dieses Amt erfordere gerade in gegenwärtiger Zeit, da die In­teressen und Anschauungen so weit auseinander gehen, charakterfeste ganze Männer, welche sich nicht leiten lassen durch Rücksichten auf einzelne Strömungen, sondern deren Streben unentwegt gerichtet sei einzig und allein auf das Wohl der Gemeinde. Im An- schluß an die Amtseinsetzung fand im Gasthaus zum Adler" ein Festessen statt unter zahlreicher Beteilig­ung der Einwohnerschaft. Hier brachte zunächst Amtmann Gaiser ein lebhaft aufgenommenes Hoch auf unfern König und Landesvater ans. Pfarrer Lutz brachte die Hoffnung zum Ausdruck, daß nun wieder Friede in die Gemeinde zurückkehren werde, und toastete auf Schultheiß Köhler. Lehrer Langen- bucher legte diesem die Fürsorge für Schule und Lehrer ans Herz. Nachdem noch Oberförster Schäffer seine Befriedigung über den Ausgang der Wahl und den Wunsch geäußert hatte, daß der Wechsel in der Person des Orts Vorstehers der Gemeinde zum Segen gereichen möge, dankte Schultheiß Köhler für die ihm gewordene Ehrung und versicherte, das in ihn gesetzte Vertrauen rechtfertigen zu wollen. Möge sich an diese harmonisch verlaufene Feier eine Zeit gedeihlicher Entwicklung unserer Gemeinde knüpfen. Dann wird auch denjenigen, welchen die Wahl nicht nach Wunsch ausgefallen ist, Genugtuung zu Teil werden.

Calw, 20. März. In der heutigen Sitzung der Handelskammer wurde die Rechnung des Jahres 1905 abgenommen und der Voranschlag für 1906 mit 210 ^ Einnahmen und 2310 Ausgaben, mithin einer Umlage von 2100 ^ (bei einem Ge- Werbesteuerkapital von 2444897 »/L, 0,9 »/ki auf 1000 ^ Gewerbesteusrkapital) festgestellt. Weiter- hin beschäftigte sich die Kammer mit Uebergriffen der Fischereiberechtigten gegen die Interessen und Rechte der Werkbefitzer im oberen Nagoldtal, insbesondere dem eigenmächtigen und unbefugten Oeffnen und Schließen der Wasserstuben. Diese Uebergriffe, welche zudem nur zu unwirtschaftlicher Ausfischung des Fisch­wassers führen, haben zur Folge, einerseits Störungen des Werkbetriebs und Beschädigungen der Werke, andererseits in Verbindung mit den lästigen Werk- konzessionsbedingungm über das Ziehen der Leer- lauffallen namentlich Sonntags ein fast voll­ständiges Trockenliegen deS Flußbetts, welches bis herunter nach Calw den sonntäglichen Betrieb der zahlreichen Badeanstalten nahezu lahm legt und außer­dem in ästhetischer Beziehung Auge und Gsruchfinn aufs empfindlichste verletzt. Die Kammer beschloß gegen diese Schädigungen der industriellen und ge- werblichen Anlagen, gegenüber deren allgemeinem volkswirtschaftlichem Wert die Fischerei im oberen Nagoldtal kaum eine Berücksichtigung, geschweige denn eine Bevorzugung beanspruchen kann, bei dem Kgl. Ministerium des Innern vorstellig zu werden. Den letzten Gegenstand der Tagesordnung bildet eine Eingabe von Sägwerksbesitzern aus dem Oberamt Freudenstadt, betr. die staatlichen Holzverkäufe. Die Eingabe wird einer sachverständigen Bearbeitung unterzogen. (C. W.)

Pforzheim, 21. März. Der 3. Abend der von Hrn. Rechtsanwalt Dr. Franz Keatt gehaltenen rechtsgeschichtlichen Vorträge war der Entwicklung des deutschen Rechts und einem Ueberblick über das System der jetzt geltenden Rechte gewidmet. Der weitaus größte Teil des Vortrags befaßte sich mit dem öffentlichen Recht in deutschen Landen, dessen Darlegung dem Redner auch mehrfach Gelegenheit bot, der kulturgeschichtlichen Entwicklung zu gedenken. Ausführlich erörterte Redner die alte Stammes­ordnung, die Rechtsanschauung und Rechtsprechung, ihre Fortbildung von Tacitus Zeiten bis zur Gründung des Frankenreichs, unter dem eine neue Rechtsordnung sich bildete. Redner schilderte dann die in den ein­zelnen Reichsteilen sich entwickelnden Landesrechte, die im Sachsenspiegel, Schwabenspiegel, Spiegel deutscher Leute zusammengesetzt sind, kam dann auf das Eindringen des römischen Rechts zu sprechen, das durch das Studium in Bologna und die Rechts- fakultälen der im 14. Jahrhundert entstehenden deuijchen Universitäten gefördert wird. Die all- mälige Lockerung der Macht des Reichs ist der Aus- gestaltung des Rechts nicht günstig. Das im 15. Jahrhundert errichtete Reichskammergericht erstickt fast im Formelkram, dort anhängige Prozesse erleben nie ihr Ende. Das alte römische Kaisertum deutscher Nation erlischt 1806 und mit ihm erreicht auch das Reichskammergericht in Wetzlar sein Ende. Die im Bundestag vereinigten Länder ordnen ihre Rechts- Verfassung selber, bis mit dem einigen deutschen Reich nach 1870 wieder eine gemeinsame Regelung der Rechtsangelegenheiten in Angriff genommen wird. Mit dem Jahr 1901 trat das bürgerliche Gesetzbuch iu Kraft, wodurch bei uns in Baden der 1809 ein­geführte Code civil Napoleons I. ersetzt wurde. Auf das Zivilrecht und seine verschiedenen Teile ging Redner der vorgerückten Zeit wegen nur kurz ein. Nur beim Familien- und Eherecht verweilte er noch einige Zeit. Dann wandte er sich noch dem Straf­recht zu, dessen Wandlungen bis auf unsere Zeit in großen Züge» gezeigt wurde. Daran knüpfte er noch wenige Worte über den Strafprozeß, um dann seinen Vortrag mit den Worten eines juristischen Schriftstellers zu beendigen, der meinte, die Gesetze möchten noch so schlecht sein, es sei nicht so schädlich, als wenn die Richter nichts verständen.

Pforzheim, 23. März. In die Saalräumlich, keilen des Museums hatte am Donnerstag abend der Bezirksverem des Württ. Schwarzwaldvereins seine Mitgliedschaft zu einigen genußreichen Stunden eingeladen. Dem geschäftlichen Teil des Abends, geleitet vom Vorsitzenden Kaufmann Albert Schober, ist zu entnehmen, daß der Verein gegenwärtig 750 Mitglieder in hiesiger Stadt zählt, welche jährlich ca. 2200 an Beiträgen entrichten, die im Inte­resse unserer Stadt, im Interesse des Fremden­verkehrs und im Interesse des Schwarzwaldes über­haupt verwendet werden. Die Beteiligung bei den allmonatlich stattsindeuden Wanderungen ist fort­während im Steigen begriffen. Wegmarkierungen hat der Verein verschiedentlich ausgeführt, in letzter Zeit besonders im Liebenecker Gebiet und so eine Verbindung mit der schwäbischen Residenz geschaffen. In den Voranschlag für 1906 wurden mehrere 100 Mark für Wegbauten, Markierungen, Beiträge au den Verein Liebenzell zur Herstellung eines schattigen Fußweges vom Monbachtal nach Liebenzell und eines Verbindungsweges zwischen Würmtal und Hohen- Warth ausgenommen. Außerdem wurden die Kosten für einen demnächst stattfindenden Lichtbildervortrag bewilligt. Zum Vorsitzenden wurde einstimmig Hr. Albert Schober wieder gewählt, der das Amt be­reits seit 1897 inne hat. Dem Verein ist es ge- lungen, die Herren Hofphotograph Blumenthal und Redakteur Klemm zur Wiederholung ihres so Prächtigen LichtbildervortragsDer Schwarzwald und sein Leben" für Donnerstag den 29. ds. Mts. zu gewinnen.

Pforzheim, 24.März. (Schweinemarkt.) Zufuhr 69 Stück Milchschweine. Verkauft 50 Stück Milch­schweine. Preis 3648 Mark per Paar.

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Plauen (Boigtland), 24. März. Infolge plötzlich ausgebrochenen Wahnsinns erschoß ein hier wohnhafter Ziegelträger seine Frau, verletzte seine Schwiegermutter tödlich, warf sein einjähriges Kind zum Fenster hinaus und bedrohte seine Tochter, so daß sie zum Fenster hinaussprang und sich schwer verletzte. Sodann steckte er die Wohnung in Brand. Auch gegen die Feuerwehr, die dem Wütenden mit Wasserstrahlen begegnete, feuerte er mehrere Revolver- schüffe ab und verwundete mehrere Personen. Schließlich verletzte er sich selbst schwer durch einen Schuß.