abweichen, waren unwesentlicher Natur. Was den bei der Beratung der Bezirksordnung vom «»deren > Hause gefaßten Beschluß betreffend die Revision der DienstverhÄtmsse der Oberamtstierärzte aubelangt, so stimmte man ihm nicht bei, weil, abgesehen von den Schwierigkeiten, welche die gelegentliche Aender- ung eines Spezialgesetzes mache« würde, die Be­seitigung des von der Amtskörperschaft zu leistenden Ergänzuugsgehalts zu dem Gehalt der Oberamts' tierärzte nicht empfohlen werden könnte. Dagegen war man damit einverstanden, daß die Verpflichtung der Amtskörperschaft zur Bezahlung von Gehalts­bezügen der Oberamtsärzte aufhören soll, wie denn ein darauf abzielender Entwurf schon in Vorbe- bereitung ist.

Stuttgart, 5. März. Wie mau erfährt, ist das Justizministerium in einer Eingabe gebeten worden, die Staatsanwaltschaften der Landgerichte zum Einschreiten zu veranlassen wegen der nicht bestimmungsgemäßen Verwendung der Jubiläums­dienstmarken, was sich als ein Amtsvergehen im Sinne des tz 350 darstellt.

Mit Wirkung vom 1. März ds. Js. find im württembergisch-bayrischen Güterverkehr er- leichternde Bestimmungen über die Frachtberechuuug bei Beförderung von Langholz des Spezialtarifs II und von Lang eisen (Schienen, Röhren Konstruk- tiousteilen usw.) auf einem Paar Schemel- oder Kuppelwagen in Kraft getreten.

Stuttgart, 5. März. Am Oberlandesgericht ist durch die Pensionierung des Senatsprästdenten v. Weisser eine wichtige Aenderung vor sich ge- gangen. Au seiner Stelle wurde Oberlandes- gerichtsrat Dr. v. Elsäßer zum Senatspräsidenten des Oberlandesgerichts ernannt.

-r. Auf dem Stuttgarter RathauS ist die Aufbesserungsfrage der Volksschullehrer schon wiederholt verhandelt worden. Der Gemeiuderat hatte einen Anfaugsgehalt von 1650 Mk. und einen End- geholt für die höchsten Altersstufen von 3250 Mk., nebst je 750 Mk. Wohnuugsgeld beschlossen, dabei aber den Mittelschullehrern, die seither 200 Mk. mehr als die Bolksschullehrer hatten, um 300 Mk. aufge­bessert. Das scheint im Bürgerausschuß, dessen Vor- fitzender Lehrer Löhner ist, böfes Blut gemacht zu haben. Der Bürgerausschuß hat deshalb beschlossen, nicht etwa den Mittelschullehrern weniger zu gewähre», als der Gemeinderat beschlossen hatte, sondern den Volksschullehreru um weitere 100 Mk. aufzubesser». Rechtlich kann aber der Bürgerausschuß allein keine Aufbesserung beschließen, und er hat deswegen die ganze Frage an die innere Kommission zurückverwiesen. Der schärfste Gegner einer Erhöhung der Volksschul­lehrergehälter um jährlich 100 Mk ist der Ober­bürgermeister Gauß, der sich in Geldausgabeu für Schule und Schüler sonst nicht genug tun kann, und jetzt Sarauf hinarbeitet, sämtliche Lernmittel den Schülern, auch wenn deren Eltern die Kosten leicht selbst auf sich nehmen könnten, auf städtische Kosten zu schenken.

Ludwigsburg. Das Warenhaus Stern hier ist am Dienstag abend vollständig nieder, gebrannt; es stehen nur noch die Umfassungs­mauern. Das Warenhaus wurde erst vor 2 Jahren von Privatier Weibert in Stuttgart erbaut. Kurz nach 8 Uhr, die eisernen Gitter an der Ladentüre waren schon geschlossen, brach in dem nördlichen großen Schaufenster Feuer aus, das von den noch anwesenden Angestellten trotz vieler Bemühungen nicht mehr gelöscht werden konnte. Eine der großen Scheiben sprang und von frischem Luftzug erfüllt, faßte das ganze Warenlager im Parterre im Augen- blick Feuer. Die Flammen schlugen sofort in die großen Schaufenster des 1. Stocks über, die durch die starke Hitze sprangen. Das Personal öffnete noch die Wasserleitungen, um des Feuers Herr zu werden, ein Fräulein verletzte sich dabei durch Einschlagen der Scheibe zwecks Anschrauben des Schlauchs am Finger, doch mußte alsbald alles dem gefährlichen Element entfliehen; die Fräulein zum Teil unter Zurücklassung ihrer Garderobe. Die in den oberen Stockwerken Wohnenden, darunter Musikdirigent Bauer und seine Frau, flüchteten, teilweise nur not­dürftig bekleidet. Der eine der Geschäftsinhaber, der im Hause wohnt, konnte gerade noch sein Kind retten. Trotzdem das ganze Haus nur aus Stein und Eisen erbaut war, entwickelten die großen Warenvorräte in dem großen Gebäude eine so starke Hitze, daß die Fenster der gegenüberliegenden 18 in entfernten Ge­bäude sprangen und diese selbst ernstlich gefährdet waren. Die Feuerwehr hatte eine schwierige Aufgabe zu erfüllen, da es vor allem galt, die Nachbarhäuser zu schützen. Dann aber mußten die großen eisernen Träger, die teilweise ins Glühen kamen, bespritzt

werden, um den Zusammensturz des Gebäudes zu verhüte«. Bei der großen Hitze, die ein Betreten der breite« Straße in der Nähe deS Brandplatzes ganz unmöglich machte, erforderte dieS große An- streügungen. Zum Glück hielten die Träger stand, wenn sie auch im Innern des Hauses stark verbogen wurden. Langsam aber ständig sprangen die Flammen von Stock zu Stock über, bis das ganze Gebäude ausgebrannt war.

Aaleu, 8. März. Der Geschäftsreisende der Firma Lachenmaier, Stuttgart, Julius Krämer, begrüßte gestern früh 11 Uhr einen Geschäftsköllegen auf dem Spritzenhausplatz. In demselben Moment ereilte ihn ein Schlaganfall und er war sofort tot. Vorläufig wurde er ins hiesige Leichenhaus überführt.

Reutlingen, 8 März In den Abendstunden treibt sich hier ein junger Mensch herum, der es hauptsächlich auf Frauenpersonen abgesehen hat und dieselben mit einem Rasiermesser bedroht, bezw. verletzt. Einer Bäckersfrau hat er in der unteren Wilhelm­straße eine starke Schnittwunde beigebracht; eine Telephonistin, die er in der Katharinenstraße aufiel, entkam unverletzt.

Kirchheim u. T., 6. März. Von jeher wurde die Holzauktion in den städtischen Waldungen au Ort und Stelle, d. h. von Nummer zu Nummer, vorgenommen. Dies soll jetzt anders werden, nach­dem sich bei der seitherigen Behandlungsweise Miß- stände ergeben haben. Der Verkauf des wertvollen Stamm- und Nutzholzes die Stadt hat noch große Eichenbestäude soll wie beim Staat in einem hiesigen Wirtschaftssaal, den der Gemeiuderat von Fall zu Fall bezeichnet, stattfinden. Man er­hofft dadurch eine Steigerung des Erlöses.

Sindelfiugen, 6. März. Letzten Freitag fand sich eine Anzahl von Mitgliedern des Evang. Bundes zu einem Familienabend im Gasthof zum Hirsch ein. Stadlpfarrer Hetterich (früher in Otter,- Hausen) hielt dabei einen Vortrag über .eine beson­dere Zeitt des konfessionellen Friedens in Württem­berg" mit Rückblick auf die erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts.

Slus StaSI» Bezirk uns Umgebung,

* Dennach, 9. März. Vergangene Nacht 11 Uhr brach in dem Isis stockigen Wohn- und Oekonomie- gebäude des Bauern und Viehhändlers Georg Friedrich Bodamer hier Feuer aus, wodurch dieses Gebäude bis auf wenige Reste zerstört wurde. Infolge des überaus heftigen Sturmes, welcher während der ganzen Nacht herrschte, mußte die Feuer­wehr ihre volle Kraft einsetzen, eine Ausdehnung des Feuers auf die benachbarten Wohnungen, ins­besondere auf das schwer gefährdete Gebäude des Goldschmieds Philipp Hörter, zu verhindern. Der Gebäudeschaden beträgt etwa 5000 Der Schaden an Inventar wird auf die gleiche Summe geschätzt. Bodamer besuchte gestern den Viehmarkt in Neu­weiler, um dort Vieh aufzukaufen, und fand bei seiner Rückkehr in der Nacht zu seinem Schrecken nur noch Trümmer seiner Behausung an. Die Ursache des Brandes ist noch nicht bekannt geworden. Ein Beamter des Kgl Oberamts hat Untersuchung vor­genommen. Alle Anerkennung verdienen die Leist- ungen der Feuerwehr, welcher man es zu verdanken hat, daß die Gemeinde von weiterem Schaden ver­schont blieb.

Wildbad, 5 März. Die satzungsmäßige, jäh» liche Generalversammlung der Vereinsbank Wild­bad hat gestern nachmittag im Gasthof zum »Graf Eberhard" stattgefunden. Der Einladung hatten ca. 100 Mitglieder Folge geleistet. Nachdem der Bank- Vorstand Hr. Kaufmann Treiber die Versammlung eröffnet und begrüßt hatte, erstattete Hr. Stadlschult­heiß Baetzner den Rechenschaftsbericht für das Rechnungsjahr 1905, dessen Ergebnis als ein gutes zn bezeichnen sei. In einem Umblick auf die allge­meine Geschäftslage führte er aus, daß das wirt­schaftliche Leben des letzten Jahres im großen Ganzen in gesunden Bahnen verlief. Gegenüber den Ver­hältnissen des Jahres 1904 war eine weitere Er­starkung des Geschäftslebens zu konstatieren und die Merkmale der Depression der Vorjahre traten immer mehr in den Hintergrund. Waren auch dunkle Ge­witterwolken am politischen Himmel durch den russisch-japanischen Feldzug und die russische Revo­lution ausgestiegen, so trat dadurch eine nennenswerte Störung der Geschäfte nicht ein, im Gegenteil hatte der Krieg auf mehrere heimische Industriezweige einen günstigen Einfluß Ueber die Verhältnisse im Ge- schäftsbezirk der Vereinsbank ist nicht viel zu bemerken. Zu bedauern ist, daß unsere Holz- und Sägewerk- industrie immer noch nicht zu befriedigenden Verhält- nissen gelangen konnte. Den allzu hohen Rohmaterial-

einkanfspreisen stehen immer noch keine entsprechenden Absatzpreise gegenüber. DaS Prinzip, das unserem Bankinstitut zu Grunde liegt, dir Selbsthilfe, kann auch hier allein Wandel und Besserung schaffen. Die Sägewerk müsse« eben, wie es jetzt die meisten Industriezweige tun, Syndikate bilden, durch die sie auf Produktion, Einkaufs- und Verkaufspreise ein- wirkeu können. Unsere Badesaison 1905 ist als eine gute zu bezeichnen. Die Zahl der Kurgäste mit 14690 und die Zahl der abgegebenen Bäder wurde, seit Wildbad besteht, noch nie erreicht. Infolge dieser erfreulichen Tatsachen und die im Laufe dieses Win- ters sowohl vom Staat als durch die Stadtgemeinde eingeleiteten Fortschritte (Schwimmbad. Erweiterung der Kuranlagen, Ausbau der Wasserkraft der Säg­mühle, Verdichtung deS Bergbahnprojekts usw.) scheint sich auch der Unternehmungsgeist der Geschäftsleute wieder mehr zu regen durch verschiedene Neubauten und größere Umbauten, was im Jahr 1905 nicht der Fall war. Die Bilanz war gedruckt in die Hände sämtlicher Anwesenden gegeben. Entsprechend dem erzielte» Reingewinn von 24983 91 wurde

sodann die Austeilung von 6 Prozent Dividende (wie in den Vorjahren) beschlossen, woneben 4550 ^ der Spezialreserve und 13868 ^ dem Reservefond überwiesen wurden. Dem Auffichtsrat wurde De- charge erteilt. Die satzungsmäßig ausscheidenden Aufsichtsratsmitglieder HH. Karl Maier und Fritz Kuch wurden wiedergewählt. Der vom Kassier, Hru. Ulmer zur Verlesung gebrachte Bericht über eine im November 1905 durch die Verbandsleitung vorge- »ommene Revision wurde bei dessen sehr günstigem Ergebnis mit Befriedigung zur Kenntnis genommen. Zufolge der bei dieser Revision gemachten Anregung wurde vom 1. Juli 1906 ab für Bareinlagen von über 5000 ein Zinssatz von 3^/»°/« fest- gesetzt. Dem Kurverein wurden 400 Jahres­beitrag bewilligt. Nachdem noch Hr. Jean BÜcker der Vereinsleitung den Dank der Mitglieder ausge­sprochen hatte, wurde die allseits befriedigende Ver­sammlung durch den Vorsitzenden geschlossen.

Wildbad, 9. März. Der Besitzer der Billa Margarete", Hr. Badportier Bolz, (neben dem Genesungsheim) hat dies Haus an Hrn. Schrempp, seinen in Paris lebenden Tochtermaun, um die Summe von 25000 -/E verkauft.

Bern eck, 8. März. Die 22 jährige Tochter des Holzhauers Philipp Böhm hier wurde vorgestern früh tot aus dem hiesigen Weiher gezogen. Die­selbe scheint diesen unglücklichen Schritt vorgestern früh 2 Uhr ausgeführt zu haben, da Nachbarn um diese Zeit Stöhnen vom Weiher her gehört haben wollen.

** Pforzheim, 7. März. Im hiesigen Kinder­krankenhaus wurde an einem jungen Mann namens Schönthaler aus Ottenhausen, der mit gefähr­lichen Brandwunden eingeliefert wurde, die Heilung mit Verpflanzung von gesunder Haut auf die Brand- stellen versucht. Der Bruder des Verletzten, Friedrich Schönthaler und dessen Freund, Friedrich Schaber, ließen dazu Haut von ihrem Körper entnehmen. Das nicht ungefährliche Experiment gelang glänzend. Alle 3 junge Leute befinden sich jetzt auf dem Weg der Genesung. Die beiden erst 16jährigen jungen Leute verdienen wegen ihrer Opferbereitschaft alle Anerkennung.

Letzte Nachrichten u. Telegramme»

Algeciras, 8. März. In hiesigen diplomati­schen Kreisen herrscht eine gewisse Bestürzung über die Niederlage des Kabinetts Rouvier. Es wird bedauert, daß man es in Paris in dem gegen­wärtigen, für die Konferenz so kritischen Augenblick zu einer Krisis kommen ließ. Allgemein herrscht die Annahme vor, daß das neue Kabinett in bezug auf die Konferenz die gleiche Politik wie das bisherige einhalten werde, jedoch befürchten die Franzosen, daß Deutschland jetzt eine noch schroffere Haltung an- nehmeu werde.

Algeciras, 8. März. Es verlautet, daß in der heutigen Sitzung der Konferenz die Bankfrage dis auf die Festsetzung der Zahl der franzö­sischen Anteile geregelt worden sei. In der Polizeifrage legte der österreichisch-ungarische Vertreter Vermittlungsvorschläge vor, nach welchen in vier Häfen französische und in drei spanische Instrukteure angesteltt werden sollten, während in Casablanca ein mit der Justruktionsbefugnis über die ganze Organisation ausgerüsteter Offizier einer neu­tralen Macht (Holland oder Schweiz) Präsidieren solle. Beschlüsse wuroen nicht gefaßt. Die nächste Sitzung findet am Samstag statt.

LW- Hiezu zweites Blatt. -MI