wurde beschlossen, in diesem Jahr den vom Spielleiter Direktor Lorenz dramatisierten 2. Teil von Hauffs „Lichtenstein" auf der Volksbühne in Honau zur Aufführung zu bringen. Die Handlung dieses 2. Teils, die entsprechend der Hauff'schen Dichtung und den historischen Vorgängen einen vom 1. Teil wesentlich verschiedenen Charakter trägt, wird in vollständig neuer Inszenierung und in den dramatisch bewegteren kriegerischen Auftritten sich äußerlich noch wirksamer gestalten und an sich die würdige Fortsetzung und Ergänzung der lieblichen Bilder und Vorgänge des 1. Teils der beiden Vorjahre bilden. Es sind 12 Vorstellungen in Aussicht genommen, die am Pfingstsonntag beginnen und, mit Unterbrechung durch einen spielfreien Sonntag nach je 3 Spielsonntagen, am 6. September ihr Ende erreichen werden.
Schwenningen, 23. Jan. Vorgestern kam ein junger Mann aus Norddeutschland in eine hies. Wirtschaft, trank einen Schnaps und bettelte die Gäste an. Als ihm der Wirt wegen seines aufdringlichen Wesens die Wirtschaft verwies, drohte er, ihm die Fenster einzuschlagen und sein Haus anzuzünden. Den einschreitenden Schutzmann beleidigte er auf das gröblichste und schlug nach ihm. In den Ortsarrest verbracht, demolierte er die Fenster und alles, was er erreichen konnte. Der gefährliche Mensch wurde der zuständigen Behörde überliefert.
Berlin, 23. Jan. (Reichstag.) Zu Beginn der Sitzung verliest Vizepräsident Graf Stol- berg eine Erklärung des Präsidenten Grafen Ballestrem, welche Bezug nimmt auf einen Artikel der „Kreuzzeitung", worin die Geschäftsführung Ballestrems kritisiert wird. Graf Ballestrem erklärt, da er anscheinend das Vertrauen der konservativen Partei nicht mehr besitze, lege er das Amt des Präsidenten nieder. (Allgemeine Bewegung.) Abg. v. Normann erklärt namens der Konservativen, die Partei stehe dem Artikel vollständig fern. Sattler (ntl.): Es entfalle somit der Grund zur Demission. Singer (Soz.) erklärt, Graf Ballestrem habe das Vertrauen seiner Partei verloren. Sodann tritt das Haus in seine Geschäfte ein.
Berlin, 23. Jan. Die Amtsniederlegung des Grafen Ballestrem wird erst von einigen wenigen Abendblättern besprochen. Im allgemeinen ist man der Ansicht, daß der vorgebrachte Grund wenig plausibel sei, meint aber zumeist, daß Graf Ballestrem wieder gewählt werden dürfte. Die „Kreuzzeitung" ist sehr verwundert, daß Graf Ballestrem gerade ihren Artikel zum Ausgangspunkte seiner Demission genommen habe, da selbst Zentrumsblätter schärfere Artikel gebracht hätten. Die Kreuzzeitung will von ihren Aeußerungen nichts zurücknehmen, erklärt aber, daß in der Wiederwahl Ballestrems die beste Lösung der Präsidentenkrisis zu erblicken wäre.
Berlin, 23. Jan. Nach einer Newyorker Depesche des Lokalanzeigers setzten die deutschen Kriegsschiffe das Bombardement gegen das Fort San Carlo fort. Das Feuer hielt den ganzen Tag über an. 12 Venezolaner wurden getötet, 15 ver
wundet. Nach dem „Newyorker Journal" hatten Vineta und Falke das zum Schweigen gebrachte Fort passiert und das venezolanische Kriegsschiff Miranda im See von Maracaibo weggenommen. — Hier ist die Stimmung unter dem Eindruck dieser Nachrichten eine erregte. Regierungskreise sollen der Ansicht sein, daß das Bombardement unter allen Umständen unnötig und unklug gewesen sei. Etwaige Beleidigungen müßten bei der gegenwärtigen Sachlage übersehen werden. Man befürchtet, Castro könne jetzt sein Einverständnis mit einer friedlichen Lösung des Konfliktes zurückziehen und besorgt ernste Verwicklungen.
Berlin, 23. Jan. Eine in London eingegangene römische Meldung besagt, daß zwischen den drei in der Venezuelaangelegenheit beteiligten Mächten ein erneuter Meinungsaustausch über die Blockade stattfände. Alle drei seien vollständig einig, daß die Blockade nicht aufzuheben sei. — Nach einem weiteren Telegramm beschlossen die Mächte, die Aufhebung der Blockade nicht vor dem Stattfinden der Präliminarkonferenz ihrer Vertreter in Washington in Erwägung zu ziehen. Wenn Venezuela sich dann ehrlich gewillt und im Stande zeigt, ihre Ansprüche zu befriedigen, würde natürlich, sobald es thunlich sei, die Aufhebung der Blockade erwogen werden.
Der Streit mit Venezuela. Die Aktion gegen das Fort San Carlos bei Mara- caibo, die zuerst das deutsche Kanonenboot Panther versuchte, und die am 21. Jan. vom Panther und den beiden anderen deutschen Kriegsschiffen Gazelle und Vineta wieder ausgenommen wurde, hatte offenbar den Zweck, die Blo- kade auch an diesem Teil der venezolanischen Küste wirksam zu machen und dem Präsidenten Castro den Bezug von Lebensmitteln über die kolumbische Grenze zu unterbinden. Der Erfolg scheint diesmal nicht ausgeblieben zu sein, und das Fort, das den Zugang zur Bai von Maracaibo sperrte, ist wohl unschädlich gemacht. Ueber den Hergang wird man genauere Berichte abwarten müssen. Bisher ist blos bekannt, daß die 3 deutschen Kriegsschiffe am 21. Jan. vormittags anfingen, das Fort zu beschießen und daß von diesem das Feuer lebhaft erwidert wurde. Nachmittags versuchte ein Ruderboot aus Maracaibo sich dem Fort zu nähern, es kam bis auf 3 Meilen Entfernung heran und berichtete dann, daß die Kanonen des Forts jede Minute einen Schuß abgaben. Das Fort konnte vor Rauchwolken nicht gesehen werden, aber es war klar, daß die venezolanischen Artilleristen mit großer Geschwindigkeit schossen. Um 1 Uhr nachmittags erfolgte eine Explosion, cmgenscheinlich in dem Fort. Dichter Rauch stieg auf und bedeckte zum Teil die Wälle. Das Städtchen San Carlos soll dabei in Brand geschossen worden sein, die Einwohner hatten sich aber vorher gerettet. Die Aktion der deutschen Kriegsschiffe beweist, daß der deutsche Kommandant sich nichts um das Geschrei der „Jingopresse" gekümmert hat, die schon beim bloßen Erscheinen europ. Kriegsschiffe in amerikanischen Gewässern sich nervös gebärdet und darin eine „Herausforderung" und „Reizung" des Volks der Ver. Staaten erblickt. Blockade ist Blockade, und wenn man einmal zu Zwangsmaßregeln genötigt ist, so
dürfen diese nicht zu einer Spielerei, einer Posse werden. Das Fort von Puerto Cabello ist bekanntlich von den Deutschen und Engländern gemeinschaftlich beschossen und erstürmt worden. Bei Maracaibo haben die Deutschen allein die Aktion übernommen. Das Geschrei der „Jingopresse" wird jetzt von Neuem angehen, und leider ist vorauszu- schen, daß auch die demokratische Presse in Deutschland wie immer sekundieren und in das Horn des feindseligen Auslands blasen wird. Schw. M.
Paris, 23. Jan. Aus Maracaibo wird berichtet, daß die Behörden einen Aufruf an die Bevölkerung erlassen haben und alle Wehrpflichtigen zum aktiven Dienst einberufen sind, um die deutsche Invasion zurückzuschlagen. Wie es heißt, ist das Fort San Carlo vollständig zerstört und die Ortschaft selbst größtenteils abgebrannt. Das Bombardement dauert noch fort. Die Tragweite der venezolanischen Geschütze hat sich als unzureichend erwiesen. Der Kommandant des Forts San Carlo, Bello, hat sich sehr tapfer gezeigt. Die Zahl der Toten und Verwundeten ist sehr groß. — In letzter Stunde wird gemeldet, daß der Panther durch die Passage in den Hafen eingedrungen sei. Die übrigen Kreuzer konnten jedoch nicht folgen, weil ihr Tiefgang zu groß ist.
Standesamt Kakm.
Geborene.
18. Jan. Maiie Luise, Tochter des Georg Reutlinger, Dienstknechts hier-
18. „ Paul Alfred, Sohn des Karl Friedrich Burger,
Eisenbahnschaffners hier.
Getraute.
17. Jan. Christian Karl Pfalzgraf, Sergeant hier mit Sofie Friedrike Lutz von hier.
19. „ Johannes Lukas Marquardt. Bäckermeister
in Ludwigshafen und Marie Karoline Schneider von hier.
Gestorbene.
19. Jan. Margarete Wörner, ledig, 83 Jahre alt.
19. „ Paul Alfred Burger, Sohn des Eisenbahn
schaffners hier, 1 Tag alt.
Gott-sdt-nstr
am 3. Sonntag «ach Kpiphanien, 25. Januar. Vom Turm: 347. Predigtlied: 316, O Jesu, Jesu, Gottes Sohn rc. 9'/- Uhr: Vormitt.-Predigt, Herr Dekan RooS. 1 Uhr: Christenlehre mit den Töchtern. 5 Uhr: Predigt im Vereinshaus, Herr Stadtpfarrer Schmid.
Donnerstag, 29. Januar.
8 Uhr abends - Bibelstunde im Vereinshaus, Herr Stadtpfarrer Schmid.
Aekkametett.
, sar. sk-ckasr« »
MenrlotirL-'^LL
llsutsdilLnä» geS»»to» Spoolaliooolittl
I^li-rieerrtr. 43, Lcks Ko»n« F'aLi-rt
Polizei erhalten und infolge seiner Geschicklichkeit sich zu einem der tüchtigsten Detektivs Christianias aufgeschwungen hatte.
„Nun, auf was fahndest Du wieder, Alter?"
„Das werde ich Dir sagen, Jversen. Du hast vorläufig acht Tage Urlaub vom „Elysium".
„Zum Teufel, was sagst Du da?"
„Du hast Urlaub vom „Elysium", sage ich.
„Ich begreife wirklich nicht Rygge!"
„Ist auch nicht nötig! Wie gesagt. Du hast Urlaub. Das heißt, Du schreibst sofort eine Krankheitserklärung an den Inhaber. Verstehst Du, Du bist krank geworden."
„Bist Du wahnsinnig, Mensch?"
„Du bist krank geworden, sage ich. Gleichzeitig kannst Du den Ueberbringer als geeigneten Stellvertreter und Kalbfellklopfer empfehlen.
Jversen pfiff gedehnt und lächelte. „Jetzt verstehe ich! Es ist Miß —"
„Es ist nichts, das oder einen Andern etwas angeht."
„Gut, gut! Ich erhalte acht Tage Hausarrest um Deinetwillen!"
„Hausarrest? O, durchaus nicht! Du trägst nur den Arm in der Binde. Du hast die Hand verstaucht, und dann magst Du um Deinetwegen vom Morgen bis am Abend in der Stadt herumtraben."
„Gut! Bring' Tinte und Feder, Frau! Rygge entsetzt mich meines Amtes!"
*
*
Das „Elysium" war eine Singspielhalle mit sehr gemischter Gesellschaft. Man hatte freien Eintritt und infolgedessen stet« ein volle« Hau«.
Da« Lokal hatte an diesem Abend sein gewöhnliche« Aussehen, nur daß der Mann an der Trommel nicht mehr der gleiche war. Der alte Jversen, den
jeder Stammgast hier kannte, war fort und an seiner Stelle wurden die Trommelschlägel sehr geschäftig von einem altmodischen Kerl mit krummem Rücken, glatt- rasirtem Gesicht und einer blauen Brille vor den Augen gehandhabt.
Rygge, der es war, hatte seinen schönen, schwarzen Vollbart geopfert, den er 15 Jahre lang getragen, und war vollständig unkenntlich.
An einem der nächsten Tische saß einer der Buchhalter der Aktienbank, Karl Bühring. Er sah elegant und vornehm aus und die halb vertrauliche», halb achtungsvollen Kratzfüße des Aufwärters bewiesen, daß er einer der „besseren" Gäste des Lokals war.
3. Kapitel.
Der Stern des Abends war natürlich Miß Florina, die mit ihrem braunen, pikanten Zigeunergeficht und den verwegenen Liedern das männliche Publikum in Feuer und Flamme brachte.
Rygge benützte die Gelegenheit, um sich mit ihr in ein Gespräch einzulafsen, was sich leicht thun ließ. Die Artisten hinter den Kulissen nehmen es selten genau damit, mit wem sie plaudern.
Er erzählte ihr in aller Eile, eine traurige Geschichte von sich selber. Er sei ursprünglich ein Deutscher gewesen, und vor vielen Jahren als Musiker nach Norwegen gekommen. Er sei einmal infolge bitterer Armut genötigt gewesen, ein Instrument zu verpfänden, das er von einem Bekannten geliehen gehabt. Da habe sich die „verdammte Polizei" hinter ihm hergemacht, er sei verhaftet worden und habe seither Mühe gehabt, eine feste Stelle zu bekommen und sei dankbar für jede kleine Hilfe.
Die schöne Miß fühlte Mitleid. Er erzählte ferner, daß ihm ein Platz bei einem entfernten Verwandten in Amerika angeboten worden sei, den er aber nicht annehmen könne, weil er kein Wort Englisch verstehe. (Fortsetzung folgt.)