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^«8. Amts- und AnzeigeökaLi für den Bezirk Kalw. 78. Johlgang.
Erschemungstage: Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag. Jnsertionspreis 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Donnerstag, den 15. Januar 1903.
Nbonnementspreis in der Stadt pro Vierteljahr Mk. 1.10 incl. Träqerlohn, im Nachbarortsverkehr einschließl. Zustellungsgebühr Mk. 1.20, außer der 10 Kilom.-Zone Mk. 1.30.
Amtliche Bekanntmachungen.
Den Herrn Verwaltungs-Akt« aren
gehen mit der heutigen Post die Listen über die fingirten Steuerkapitale, sowie Formulare zu Ka- taster-Nachweisungeu und zu den gemäß Minist.- Verfügung vom 3. Dezember 1902 — Mlnist.-Amts- blatt S. 458 — anzulegenden Verzeichnissen zu.
Das Ergebnis etwaiger Neueinschätzungen ist den Betriebsunternehmern gemäß § 8 Minist.-Verf. vom 18. Juni 1891 — Rsg.-Bl. S. 157 — und gemäß oben genannter Verfügung urkundlich zu eröffnen, sodann ist unverzüglich mit Aufstellung -er Kataster-Nachweisunge» unter Beachtung der Minist.-Verf. v. 3. Dez. 1902 — Amtsblatt S. 458 — zu beginnen und sind letztere mit sämtlichen Beilagen spätestens bis 25. ds. Mts. bieher einzusenden.
Calw, 14. Januar 1903.
K. Oberamt.
I. V.: Amtm. Ripp mann.
Tagesneuigkeilen.
-r. Calw, 13. Jan. Ein schönes Fest durfte gestern abend die VII Kompagnie der hiesigen freiwilligen Feuerwehr feiern. Im Gasthof zum Waldhorn hatte sich die Kompagnie versammelt, vollzählig wie noch bei keiner Hebung. Galt es doch mit dem früheren Hauptmann, Herrn Hugo Rau, noch einmal gemütlich im Kreise der Kameraden beisammen zu sein. Nach dem gemeinschaftlichen Abendessen überreichte der neue Hauptmann Herr Konditor Marquardt mit einer Ansprache, in welcher er die Verdienste des früheren Hauptmanns gebührend hervorhob, Herrn Hugo Rau eine wohlgelungene Photographie der ganzen Kompagnie als Zeichen ihrer Anerkennung
und Dankbarkeit. Herr Rau dankte gerührt für das schöne Bild und wünschte der Kompagnie auch fernerhin Blühen und Gedeihen. Eine Reihe mehr oder weniger gelungene Toaste und Deklamationen wurden im Verlauf des Abends zur allgemeinen Erheiterung losgelassen. Der Gipfelpunkt der Heiterkeit wurde erreicht, als ein Kamerad der alten und neuen Kompaguiespritze gedachte und und insbesondere die Saugfähigkeit der neuen Spritze als nachahmenswertes Vorbild für den heutigen Abend empfahl. Die Kameraden ließen sich diese Anspielung auch nicht entgehen und bewiesen zur Genüge, daß sie nicht nur bei Feuersbrünsten wacker zu löschen verstehen. Was aber dem Feste die rechte Weihe gab, das waren die künstlerischen Musikproduktionen auf Klavier und Violine, welche die Herren Höfer, Beißer und Kaufmann zum Besten gaben. Erst lange nach Mitternacht trennte sich die Gesellschaft in dem Bewußtsein, einen selten schönen und gemütlichen Abend verlebt zu haben.
Calw, 14. Jan. Infolge des Schneefalls und der eingetretenen Kälte war der heutige Viehmarkt schwach befahren; es waren zugebracht 270 Stück Rindvieh, 18 Pferde und auf dem Schweinemarkt 112 Stck. Läufer, 16 Körbe Milchschweine. Der Handel ging auf beiden Märkten flau. Ochsen lösten 700—950 Kühe 300 bis 450 Verkauf an Großvieh insgesamt 150 Stck., Milchschweine wurden mit 20—32 Läufer 40 bis 70 ^ pro Paar bezahlt.
Neubulach. Dem so schön gelungenen Umbau unserer Kirche im Jahr 1901 folgten im Jahr 1902 zwei größere Schulhausbauten in unserem Kirchspiel. Das Schulhaus hier, das
alte Vogthaus, das die Gemeinde im Jahr 1830 um 1800 fl. angekauft hat, ist mit einem Aufwand von ca. 14 000 umgebaut worden. Die Einweihung erfolgte am 8. Januar d. I. Das neue Schulzimmer der Unterklasse und das Treppenhaus sind besonders schön. Noch vor Weihnachten, am 23. Dezember 1902, konnte das völlig umgebaute, nunmehr mit zwei prächtigen, geräumigen und Hellen Schulsälen versehene Schulhaus in Altbulach eingeweiht worden. Das angebaute Rathaus hat ein großes Ratzimmer und weitere neue Räume erhalten. Der Voranschlag zu dem letzteren Bauwesen berechnete 25 000 In beiden Orten macht das gelungene Werk der Bauleitung, die der bewährten Hand von Oberamtsbaumeister Claus übertragen war, aber auch den bürgerlichen Kollegien alle Ehre, zumal dieselben unmittelbar nach dem Kirchbau, der ca. 42 000 erfordert hatte, den großen Aufwand für ihre Schule genehmigt haben.
Vom OA. Leonberg, 12. Jan. Auf dem Weg zwischen dem Bahnhof Weilderstadt und Merklingen bemerkten am Abend des 7. Jan. um 8Uhr mehrere Personen am westlichen Horizont ein Meteor, das raketenartig mit rötlichem Licht herabfiel und sich zuletzt in einen roten und einen blauen Strahl zerteilte. Ein Schall wurde nicht gehört, die Erscheinung scheint in ziemlicher Entfernung stattgefunden zu haben.
Oberndorf, 13. Jan. Die Waffenfabrik Mauser, die seit etwa 7 Jahren nur mit beschränkter Arbeiterzahl und verkürzter Arbeitszeit ihren Betrieb fortführen konnte, wird wieder den vollen Betrieb aufnehmen. Wie mit Bestimmtheit bekannt wird, hat dieselbe neuerdings von der Türkei einen Auftrag zur Lieferung von 200 000
AOUküAlUS» Nachdruck verboten.
Wer-jäHvL.
Roman von Albert Schmidt.
(Fortsetzung.)
Aber mit den Lenzheimern war nun heute Abend nichts zu machen. Nichts verfing bei ihnen. Es lag irgend etwas in der Luft. Jeder war mit seinen Gedanken beschäftigt, und der Pikkolo hatte übermäßig viel Muße, denn die Krüge wurden seltener als gewöhnlich leer, obgleich das Augustinerbräu heute von erster Güte war. —
„Ob wohl Tote wieder kommen?*
Es war, als ob eine Bombe in die Stube hinein geplatzt wäre. Alle fuhren aus ihrem Sinnen auf und wandten ihren Kopf nach der Ecke hin, aus welcher diese eigentümlichen Worte hervorgedrungen waren. Stadtsekretär Fritsche war der Attentäter, der die Bombe in diesen friedlichen Kreis geschleudert hatte; und als alle ihn anstarrten und vor Schreck niemand eine Antwort geben konnte, wiederholte er seine frivole Frage: „Ja, ob wohl Tote wieder kommen ?" „Hihihi.* Gottlob, der Stadtsekretär meckerte wieder, das war ein beruhigendes Symptom.
Alles war still, jeder hing an seinem Munde und wartete der Erklärung seiner sibyllinischen Worte.
„Ob Klaus Kramer wohl wiederkommt?* fragte er plötzlich. Er schien sehr ernsthafter Stimmung zu sein. Er meckerte nicht.
Eine kurze Pause noch. Dann begann ein Zischeln — erst ganz leise — immer lauter wurde eS — endlich sprach und schwirrte alles durcheinander, es klang wie eine gewaltige Brandung — und in der Brandung zerschellte ein Fahrzeug, das stolz und siegreich durch das weite Meer geschwommen war um nun
in letzter Stunde vor dem heimatlichen Hafen im Strudel der sich überschlagenden Wogen rettungslos zu Grunde gehen.
„Wie meinen Sie, Herr Rechtsanwalt," fragte der Stadtsckretär den Rechtsanwalt Thorbeck, der stumm inmitten der aufgeregten Gesellschaft gesessen, ein Fels in der Brandung
„Ich meine nichts, Herr Stadlsekretär," cntgegnete der Rechtsanwalt ernsten Tones, leerte seinen Krug und verließ das Lokal.
„Er meint nichts, hihihi,* meckerte der Stadtsekretär, als die Thür sich hinter ihm geschloffen. Er meint nichts — das soll heiß n, er meint ebenso wie ich, hihihi."
„So sagen Sie doch, was Sie meinen," fuhr der Postdirektor Starnberg ärgerlich dazwischen. „Die Sache fängt ja an, langweilig zu werden."
„Ja, sprechen Sie doch endlich," sck wirrte wieder alles durcheinander. „Sprechen Sie doch endlich."
„Wir sind noch allein an unserem Stammtisch versammelt," begann der Stadtsekretär, „die anderen Tische sind noch leer. Rücken Sie dicht zusammen, mein« Herren, es braucht kein anderer zu hören, was ich sage. Geh hinaus, Pikkolo, wir schellen, wenn wir Dich nötig haben."
Und Pikkolo verließ zögernd das Gastzimmer. Er war sehr ärgerlich, denn die Sache schien sehr interessant werden zu wollen. „Na, wird's bald?" donnerte der Landgerichtsrat Troye ihn an. „Over sollen wir Dir erst Beine machen?" Pikkolo troddelte hinaus und warf die Thür in's Schloß, stellte sich selbst davor und verstand jedes Wort, das man drinnen sprach.
„Sehen Sie, meine Herren," fing der Stadtsekretär wieder an, „ich spreche natürlich nur Vermutungen aus — man muß eben kombiniren können, sowa« lernt unsereins, nicht wahr, Herr Landgerichtsrat? Klaus Kramer war