Erscheint

Montag, Mittwoch, Freitag u. Samstag.

Preis vierteljährl.: in Neuenbürg ^ 1.20. Durch d. Post bezogen: im Vrts- u. Nachbar- orts°verkehr ^ 1.15; im sonstigen inländ. verkehr^L1.25; hiezu je 20 ^ Bestellgeld.

Der Lnztäler

Anzeiger für das Lnztal und Umgebung.

Amtsblatt tür Scn OberamtsbeZirlc IlLULnbürg.

Anzeigenpreis: die 5 gespaltene Zeile od. deren Raum 10 beiAuskunfterteilung durch die Lxxed. 12 Reklamen die 3gesx. Zeile 25

Bei öfterer Insertion entsprech. Rabatt.

Fernsprecher Nr. 4.

Telegramm-Adreffe: Lnztäler, Neuenbürgs.

^ 9 .

Neuenbürg, Samstag den 16. Januar 1904

62. Jahrgang.

RunSschau.

In Deutschland ist, wie immer im Januar, nunmehr wieder die Zeit der parlamentarischen Hoch­flut eingetreten. Am 12. Januar hat der Reichstag seine Arbeiten nach Ablauf der Weihnachtsferien wieder ausgenommen, und wenige Tage später, am 16. Januar, tritt der neugewählte Preußische Landtag zusammen. Noch vor dem Reichstage hatten die be- reits versammelten einzelstaatlichen Parlamente, die Landtage von Bayern, Sachsen rc. ihre Tätigkeit ebenfalls wieder ausgenommen, zu ihnen haben sich im neuen Jahre die Landtage von Baden und von Braunschweig hinzugesellt, so daß es also für die Tagespresse parlamentarischen Stoff von den ver­schiedensten Seiten in Hülle und Fülle gibt.

Der Reichstag setzte am Mittwoch die Tags zuvor wegen einer Interpellation der Sozialdemo­kraten begonnene Debatte über die Wurmkrankheit unter den deutschen Bergleuten fort. Am Donners­tag beschäftigte sich der Reichstag wiederum mit Interpellationen, außerdem mit kleinen Vorlagen. Die Budgetkommission des Reichstages nahm am Mittwoch ihre Verhandlungen auf, und zwar mit der Erörterung des Etats des Aeußeren. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat eine Inter­pellation über das angebliche russische Spitzelwesen in Deutschland und über die wegen des Verdachtes antirusfischer Machenschaften erfolgte Verhaftung Königsberger Sozialdemokraten eingebracht.

In der Frage der reichsgesetzlichen Regelung unschuldig Verurteilter ist nunmehr eine Ver- stävdigung zwischen den verbündeten Regierungen im allgemeinen erreicht. Die endgiltige Beschluß­fassung des Bundesrats hierüber gilt als nahe bevorstehend.

Einen Antrag auf Gewährung von Diäten und freie Eisenbahnfahrt an Abgeordnete hat die badische Kammer kürzlich einstimmig angenommen. Der Minister des Innern erklärte, daß die Regierung dem Gedanken, welcher in dem Antrag zum Ausdruck gebracht werde, nicht abgeneigt sei. Sie wäre des­halb in der Lage, einem solchen Gesetzentwurf vor- behältlich eingehender Prüfung zuzustimmen.

Für die völlige Wiedergenesung des Kaisers bildet dessen jüngster Ausflug nach Schlesien einen neuen Beweis. Das gesamte öffentliche Auftreten des Kaisers hierbei zeugte abermals davon, daß er sich wieder ganz der früheren Gesundheit erfreut und daß sein Halsleiden vollständig geheilt ist. Von der viel erörterten Reise des Kaisers nach Süden ist denn auch einstweilen keine Rede mehr; in dem bekanntgegebenen Programm der diesjährigen Winter­festlichkeiten am Berliner Hofe ist dementsprechend keinerlei Veränderung getroffen worden. So ging am Freitag den 15. Januar im Berliner Residenz­schlosse das historische Krönungs- und Ordensfeste mit all' seinem herkömmlichen glanzvollen Zere­moniell vor sich.

München, 13. Jan. Das Tragen der Achsel­stücke auf den Osfiziersmänteln und die sonstigen jüngst in der preußischen Armee eingeführtcn Aenderungen der Generalsmäntel sind auch für die bayerische Armee angeordnet worden.

Aus Ostasien wechseln immer wieder kriegerische und mehr friedlichere Nachrichten mit einander ab. Ein Telegramm aus Niutschwang besagt, daß die Russen ihre Garnison in dieser wichtigen Hafenstadt der Mandschurei nächstens um 2000 Mann erhöhen würden. Ferner wird gemeldet, daß die japanische Regierung mehrere der Orientallinie gehörige Dampfer für Regierungszwecke in Anspruch nehme. Anderseits bestreitet eine offiziöse Meldung aus Tokio, daß Japan die Räumung der Mandschurei von Rußland verlangt habe. Sie erklärt vielmehr, Japan verkenne nicht die besonderen Interessen Rußlands in der Mandschurei, es verlange nur Freiheit des internationalen Handels in der Mand­

schurei, sowie, daß Rußland seine Zusagen wegen I Achtung der territorialen Unverletzlichkeit Chinas in der Mandschurei halte. Im übrigen ist die Ant­wort Japans auf die jüngste russische Note am Mittwoch nachmittag dem Gesandten Rußlands in Tokio, Baron v Rosen, ausgehändigt worden. Die Verhandlungen werden einstweilen ohne Festsetzung einer bestimmten Zeitgrenze fortgeführt. Die Ge­samtsumme aller in Ostasien zur Zeit verfügbaren russischen Truppen wird von dem deutschen Gcneral- stabsoffizier Max v. Bergh auf 227 500 Mann mit 3950 Offizieren berechnet.

Gegen den Flaschenbierhandel des Waren­hauses A. Jan darf hat der Verein Berliner Bier­verleger Stellung genommen Es wurde mitgeteilt, daß die Firma Flaschenbier aus verschiedenen Brauereien an das Publikum zu Preisen abgebe, mit denen kein Bierverleger konkurrieren kann, und daß sie überdies, entgegen den Vereinbarungen der Gastwirte und Bier­händler auf das Flaschenpfand verzichte. Die Bier­kommission wurde beauftragt festzustellen, welche Brauereien an Jandorf liefern, damit von den ständigen Bierabnchmern gegen sie vorgegangen werden könne. Gleichzeitig wurde beschlossen, an den Kommerzienrat Happoldt, als Vorsitzenden des Vereins der Brauereien Berlins und der Umgegend, eine Beschwerde zu richten.

Freiburg, 12. Jan. Die vom S. C. S. all­jährlich veranstalteten großen Skiwettläufe auf dem Feldberg (Schwarzwald) finden in diesem Winter am 5, 6. und 7. Februar statt, und zwar der inter­nationale Dauerlauf um die Meisterschaft von Deutsch­land am 5. Febr. auf einer vom Feldbergerhof aus­gehenden, erst kurz vor Beginn des Laufs bekannt zu gebenden Strecke (etwa 25 Kilom.), der inter­nationale Sprunglauf um die Meisterschaft von Deutschland am 7. Februar in der Nähe des Feld­bergerhofs.

Zweibrücken, 14. Jan. Zur allgemeinen Ueberrraschung hatten wir heute vormittag den Aus- bruch eines heftigen Gewitters zu verzeichnen, zu welchem sich Regen und Sturm gesellte.

Woher die schlechten Zeiten kommen, lehrt eine Vereinsstatistik der ca. 32 000 Einwohner zählenden Stadt Pirmasens in der Rheinpfalz. Dort existieren nicht weniger als 541 Vereine; davon sind 4 Politische in 537 nichtpolitische Vereine. Unter den letzteren befinden sich 121 Vergnügungs- und Geselligkeits­vereine, 32 Gesang- und Musikvereine, 3 Turnvereine, 18 Bildungsvereine, 19 Militärvereine, 13 Lese- gesellschasten, 15 religiöse Vereine, 29 zur Hebung und Förderung des Handwerks, der Industrie usw., 175 Sportvereine; davon sind 102 Billardvereine, 50 Schützenvereine, 9 Athletenvereine, 7 Radfahrer­vereine usw. usw.

Das Berliner Tageblatt meldet aus Chicago: Der Theaterbrand veranlaßte, abgesehen von den Strafverfahren, eine endlose Reihe von Zivilprozessen. Bisher sind schon 350 000 Dollars von den Ange­hörigen der Toten eingcklagt. Die Direktoren der übrigen geschlossenen Theater verlangen von der Stadtverwaltung Schadenersatz.

Eine Modell-Kinderstube wird in dem Palast für Erziehung und Volkswirtschaft auf der Weltausstellung in St. Louis errichtet werden. Die Dame, welche diese Modell-Kinderstube angeregt hat, ist Frau Ruth Ashley Hirschfield aus Neu-Iork. Die eigenartige Ausstellung soll zeigen, wie unter den günstigsten natürlichen und gesundheitlichen Be­dingungen das amerikanische Kind erzogen wird. Die Möblierung, die Dekorierung der Wände, das Spiel­zeug, die für die Ausstattung einer solchen Kinder­stube erforderlich sind, Wäsche und Kleidung für das Kind, Wäsche für das Kinderbett werden ebenso zu finden sein wie Säuglingswäsche, eine Modellwiege, das Mobiliar und die Toiletteartikel, die für ein Baby notwendig sind. Alle die Apparate und Ein­richtungen, die zur Herstellung künstlicher Ernährung für Säuglinge gehören, einschließlich der Sterilisier-

I apparate, werden in lückenloser Vollkommenheit vor­geführt werden. Um das Zimmer zu beleben, wird den Kindern der Besucher gestattet werden, das Spiel­zeug zu benutzen und das Zimmer als Spielplatz zu betrachten. Ein ähnliches Zimmer wird auch deutscherseits nach Entwürfen des Architekten Körnig von der Firma Rudolf Hertzog in Berlin und der Hofmöbclfabrik Prächtel zur Ausstellung gelangen.

Württemberg.

Eisenbahnsache. Wie der .Staatsanz." er­fährt, ist der Bedarf an Anwärtern für den höheren, mittleren und niederen Eisenbahndienst vor­läufig gedeckt und es können deshalb weitere An­wärter für das Jahr 1904 nicht angenommen werden.

Benützung von Fahrscheinbüchern. Wegen wiederholter Anstände bei der Benützung von Fahr­scheinbüchern für 30 Fahrten hat die General­direktion der Staatseisenbahnen die Dienststellen an­gewiesen, Fahrscheine mit korrigiertem oder radiertem Datum nur dann zu beanstanden, wenn die Mög­lichkeit einer mißbräuchlichen Benützung nicht aus­geschlossen ist. Es sind also insbesondere solche Fahrscheine, bei denen infolge eines Schreibfehlers das Datum unrichtig eingesetzt war und deshalb ab- geändert wurde, künftig als gütige Fahrtausweise anzusehen.

Stuttgart, 15. Jan. Dem Verwaltungsbericht der württ. Verkehrsanstalten für das Etatsjahr 1902 ist, wie bereits schon erwähnt, eine vergleichende Uebersicht über die Betriebs- und Verkehrsverhältnisse der württ. (staatl.) Nebenbahnen, soweit dieselben mit eigenen Betriebsmitteln arbeiten, beigegeben, der über die Rentabilität dieser Bahnen folgendes zu entnehmen ist: Am besten rentiert bis jetzt die Nebenbahn Unter- boihingen-Unterlehningen, welche bei einem Ueberschuß der Betriebseinnahmen über die Betriebsausgaben im Gesamtbetrag von 66 776 ^ eine Verzinsung des gesamten Staatsbauaufwands von 3,28 Proz. abwirft. Es folgt sodann Biberach-Ochsenhausen mit einem reinen Ueberschuß von fl5576 und einer Ver­

zinsung des Staatsbauaufwands von 1,13 Proz., Süßen-Weißen stein und Nagold-Altensteig mit einem Ueberschuß von 8021 o/ki bezw. 9193 ^ und einer Verzinsung des Staatsbauaufwands von je 0,99 Proz., Schiltach-Schramberg mit einem Ueberschuß von 8815 -/A und einer Verzinsung von 0,63 Proz., Waldenburg Künzelsau mit 5343 Ueberschuß oder 0,52 Proz., Marbach-Heilbronn-Südbahnhof mit einem Ueberschuß von 6964 oder 0,25 Proz. und Freudenstadt-Klosterreichenbach mit einem reinen Ueberschuß von 3258 -flil oder einer Verzinsung des Staatsbauaufwands von 0,11 Proz. Mit einem Defizit arbeiteten drei Nebenbahnen: Lauffcn-Leon- bronnmit 1395-/A, Schussenrieth-Buchau mir 4098 und Blaufelden-Langenburg mit 8796

Stuttgart, 14. Jan. Die in Preußen und dann auch in Bayern befohlenen Aenderungen am Offizierpaletot (Rückenfalte und die Einführung von Achselstücken) treten nun durch kgl. Befehl vom 10. d. M. auch für das württ. Armeekorps in Kraft.

HeiIbronn, 15. Jan. Die bürgerlichen Kölle- gien setzten am Mittwoch das Gehalt des künftigen Stadtschultheißen von Heilbronn auf 11000 An­fangsgehalt und je 4 von 2 zu 2 Jahren zu ge­währende Alterszulagen L 1000 «flli fest, sodaß in 8 Jahren ein Höchstgehalt von 15 000 ^ erreicht wird. Zu diesem Gehaltssatz soll die Stelle für Akademiker zur Bewerbung innerhalb 14 Tagen aus­geschrieben werden. In das Ausschreiben sollen die Bedingungen ausgenommen werden, daß der Bewerber zur Bekleidung von Nebenämtern und Auffichtsrats­stellen bei Aktiengesellschaften der Genehmigung des Gemeinderats bedürfe. Als Wahltermin wurde der 18. Febr. (nicht der 24.) bestimmt.

Freuden stadt. Bei der Beeidigung der vier neugewählten Gemeinderatsmitglieder gab Stadt­schultheiß Hartranft einen Rückblick auf das arbeits-