rnaiers zu neuen unerquicklichen Szenen im Rathaus kommen müssen. Sein Weggang ist deshalb wirklich im Interesse der Stadt gelegen. Er war aber auch die beste Lösung der Frtrge sür ihn selbst, nachdem über eine ernstliche Krankheit bei ihm kein Zweifel bestehen kann. Gewählt im Jahre 1884, stand er nahezu 20 Jahre an der Spitze der Stadt, um die er sich, das kann nicht geleugnet werden, viele Verdienste erworben hat. Andererseits muß freilich auch zugegeben werden, daß er manchen Kampf heraufbeschwor, der unserer Stadt nicht zum Ruhm gereichte. So sind die Gefühle bei seinem Abgang sehr gemischte.
Freuden stadt, 20. Dez. Der letzte Sonntag war nur der Vorläufer einer Reihe herrlicher Tage mit wundermildem Sonnenschein. Der Schnee bietet jetzt eine vortreffliche Schlittenbahn. Alt und Jung schlittert mit einem Eifer, der dem Behaglichkeitsgefühl gesunder Bewegung in freier Luft entspricht. Ueber der Niederung lagert Nebel.
Ehingen, 19. Dez. Holzmachern von Kirchen, die im Staatswald einen zum Fällen bestimmten Baum angruben, lieferte der Wald dieser Tage zum Christbaum auch das „Christkindle". Sie fanden unter dem Baum neben einigem Silbergeld 40 Na- poleons'dor, wovon sie der Staatskasse als Waldeigentümerin die Hälfte abliefern müssen.
Maulbronn. Der hier bestehende Konflikt zwischen den Aerzten und der Bezirkskrankenkasse, der Krankenpflegeversicherung Maulbronn und der Ortskrankenkasse Dürrmenz dauert fort, nachdem der Vorstand der Bezirkskrankenkasse, Rieger, den von Verwalter Gamcr der Ortskrankenkasse Stuttgart gemachten Vermittlungsvorschlag zurückgcwiesen hatte. Gegen Rieger wurde seitens des Oberamtsarztes Dr. Georgii Klage wegen Beleidigung gestellt. Rieger stellte Gegenklage in Aussicht.
Stuttgart. sLandesproduktenbörse.j Bericht vom 11. Dezbr. von dem Vorstand Fritz Kregiinger. Im Getreidegeschäft ist eine wesentliche Aenderung nicht eingetreten. Die Offerten in Weizen von Amerika, Rußland und Rumänien sind schwach. Von Argentinien, Weizen neuer Ernte, sind bereits größere Abschlüsse auf Frühjahrsabladung zu stände gekommen. Stimmung fest bei schwachem Verkehr. Richtpreise p. 100 üginkl.Sack: Mehl Nr. 0: 28 50 bis 29 Nr. 1: 26 50 ^ bis
27 Nr. 2: 25 ^ ^ bis 25 50^, Nr. 3:
23 50 diS 24 Nr. 4: 20 50 bis
21
Slus StaSt» Bezirk uns Umgebung.
Neuenbürg, 21. Dezbr. In den Tagen der Weihnachtszeit kehrt die Freude nicht nur in der Familie ein, auch die wohltätigen Anstalten spenden Glück und Freude und die Vereine lassen es sich angelegen sein, ihre Mitglieder um den Christbaum zu sammeln, um in fröhlicher Gemeinschaft und durch eine Gabenverlosung ihrem Fest den Charakter eines Weihnachtsfestes zu geben. So veranstalten auch seit Jahren die hiesigen Vereine an bestimmten Tagen und zwar der Turnverein je am Sonntag vor Weihnachten, der Militärverein am Stephanusfeiertag und der Liederkranz am Neujahrstage ihre Weihnachtsfeiern. Der gestrige Tag galt unserem Turnverein, der im vorigen Jahre erstmals die neue Turnhalle zu seiner Feier benützen konnte.
.Ja, allerdings," murmelte sie, „ich danke Ihnen, mein Herr, aber ich bin kein Fräulein, ich bin Frau und zwar Witwe."
Bei diesen Worten drückte sie ein Taschentuch an die Augen. — Wie interessant — nein, wie rührend war dieses einfache Bekenntnis. Jetzt wußte ich auch, warum sie so traurig aussah. Ach, wie gerne hätte ich sie getröstet.
Zufällig befand sich ein Feldstuhl in der Nähe. Ich wagte es, denselben ein wenig näher zu rücken und mich darauf niederzulassen; aber ich wurde blutrot ob meiner Kühnheit. Sie schien sich darüber gar nicht beleidigt zu fühlen, und wir waren bald in lebhafter Unterhaltung miteinander. Stolz war sie nicht, im Gegenteil, sie war die Liebenswürdigkeit selbst. Wie sie mir erzählte, war sie nur drei Tage in London gewesen. Sie hatte dort geschäftlich zu tun gehabt und zog sich jetzt wieder in die Einsamkeit zurück, in die kleine Villa, wo sie seit dem Tode ihres teuren Gatten stets gelebt hatte. Sie müßte, wenn sie mir erzählte, erst mit dem Abendzuge weiter- reisen, da sie in Calais noch eine Besorgung zu machen hatte.
Das Plauderte sie alles mit einer reizenden Aufmerksamkeit herunter. Ich sah keinen Grund, weshalb ich nicht ebenfalls mit dem Abendzuge Weiterreisen sollte. Ich machte sie also mit der Absicht bekannt, und sie hatte nichts dagegen einzuwenden. Sie gab mir sogar zu verstehen, sie reise sehr gern in Gesellschaft, und dabei sah sie mich an mit einem Blick, mit einem Blick! Ol Ich hatte ihr bereits
Wenn es sich damals schon zeigte, daß dieser weite Raum keineswegs zu groß ist für die so überaus zahlreichen aktiven und passiven Mitglieder des Vereins und sein« Freunde, so erwies sich diesmal die große Halle fast noch zu klein angesichts einer solch zahlreichen Beteiligung, wie sich solcher die Turner zu erfreuen hatten. Es mögen wohl mehr als 300 Personen anwesend gewesen sein. Die schöne freundliche Halle war mit 3 elektrischen Bogenlampen er- hellt, welches Licht wiederum von der benachbarten Fabrik zugeleitet wurde, da ja die elektrische Leitung der Stadt noch nicht damit aufwarten konnte. Wenn man die große Versammlung überschaute, mußte man den Eindruck gewinnen, daß das vielversprechende, reichhaltige Programm eine solch erwartungsvolle Stimmung hervorzubringen vermochte, außerdem erklärt sich das lebhafte Interesse durch die zahlreichen Familienangehörigen der Turner, Sänger und sonstigen Mitwirkenden. Daß das Programm vieles bot, dies zeigte sich während des Abends von Nummer zu Nummer. Es enthielt in schöner Abwechslung 4 Männerchöre, turnerische und theatralische Aufführungen, humoristische Szenen für Zwei- und Viergesang. Sie alle im einzelnen zu erwähnen, oder gar näher zu schildern, kann der sonst vielgeplagten Presse billigerweise erlassen werden, es mag genügen, wenn lobend gesagt wird, daß sowohl die Männerchöre, von denen der erste, der ewig schöne Kreutzer'sche Chor: „Die Kapelle", sowie „Frühling am Rhein" von Treu und „Waldabendschein" von Schmölzer als besonders wirkungsvoll hervorgehoben seien, flott durchgeführt wurden und daß dies auch von den übrigen Vorführungen mit vollem Recht anerkannt werden darf. Bei den turnerischen Auf- führungen, bei den sogen. Pyramiden, die stets lebhaftes Interesse erregen, konnte man wieder neue effektvolle Gruppierungen beobachten, die unter Turnwart Streker exakt vor sich gingen. Die Duette und Quartette, wie das humoristische Turnerpaar fanden gleichfalls den verdienten Beifall. Den Glanzpunkt des humoristischen Teiles bildete aber das theatralische Stück „Ueberlistet", das nach Inhalt, und in der gelungenen Weise, wie es von den Darstellern gegeben wurde, außerordentliche Heiterkeit zu erregen geeignet ist. In seinem unermüdlichen Dirigenten, Hru. Lehrer Vollmer, in dessen Händen wieder N^ben der Leitung der Gesänge auch die Begleitung der übrigen Stücke lag, hat der Turnergesangverein eine längst bewährte, tüchtige Kraft; es gehört außer der verständnisvollen Leitung eines Gesangvereins auch viel Mühewaltung dazu, ein an gesanglichen Vorträgen so reichhaltiges Programm durchzuführen. Dies ist ihm allerdings auch nur möglich, wenn die einzelnen Mitglieder treu zur Sache halten und die Hebungen regelrecht besuchen; und daß dieser Zusammenhalt bei unserem Turnverein gepflegt wird, kommt in allen seinen Veranstaltungen zum unverkennbaren Ausdruck. Möge es immer so bleiben! Gut Heil!
Dobel, 21. Dez. Ergebnis der Gemeinderatswahl Wahlberechtigte 171, Zahl der Abstimmenden 120. Gewählt wurden: Jean Louis Hummel, Bauunternehmer mit 94 Stimmen, Karl
erzählt, daß ich im speziellen Auftrag meines Vaters nach Paris fahre, doch hatte ich ihr von dem Ring kein Wort gesprochen, ebenso wenig hatte sie denselben gesehen. Bevor ich den Zug in Dover verließ, hatte ich meine Handschuhe angezogen und trug sie noch immer.
— (Schluß folgt.) —
Treue Wahlkreise. „Nichts ist dauernd als der Wechsel" auch in der Stimmung der Wähler, die ihre Erkorenen bald durchfallen lassen, um sie nach einiger Zeit wieder auf den Schild des allge- meinen Wahlrechts zu erheben. Aber auch von dieser Regel gibt es Ausnahmen. Die Wahlgeschichte des Reichstags, die in 1—2 Zeilen für jeden Wahlkreis — eine Neuerung ganz im Sinne Joseph Kürschners — das seinen Namen tragende kuriose ichwarz-weiß-rote Reichstagsbüchelchen enthält, zeigt u. a., daß 54 Wahlkreise dem Zentrum seit dessen Bestehen treu geblieben sind; ebenso haben die Polen seit 1867 ununterbrochen 11 Wahlkreise inne, desgleichen ihr einziges Mandat die Dänen. Der Freisinn hat seit 1867 Berlin 1 und Hagen im ständigen Besitz, die Konservativen haben von den 4 Sitzen, die ihnen seit 1867 stets erhalten geblieben waren, 2 an die antisemitische Gruppe des Deutschen Volksbunds abgetreten, ebenso verloren die Nationalliberalen 2 ihrer ältesten Sitze zu ersten Male an andere Parteien, während 7 ihrer Wahlkreise noch keiner andern Partei hold waren. Merkwürdig ist,
König, Holzhändler mit 52 Stimmen, beide seither Mitglieder des Gemeinderats. Wilhelm König, Landwirt brachte es auf 51 Stimmen, Kramer zur Sonne auf 14, Christian Bodamer auf 13 und Karl Wacker, Hauerobmann auf 10. — Gegenwärtig haben wir klares Wetter auf unserer Höhe. Wenn dasselbe über die kommenden Christfeiertage anhält, wären Ausflüge für die Bewohner der umliegenden Talorte gewiß recht lohnend.
Pforzheim, 21. Dez Seit fast acht Tagen ist der hiesige Bijouterie Fabrikant Georg Fink, der sein Geschästslokal Bleichstraße 49 hat, verschwunden. Fink war bis vor etwa 1 Vt Jahren Kabinetmeister in der Kettenfabrik F. S hier, deren volles Vertrauen er genoß. Er machte sich dann selbständig, war erst kurze Zeit associert, dann für sich allein. Er verkaufte nun jüngst, um sein Betriebskapital zu vergrößern, sein in dem Häldenweg gelegenes Anwesen an einen Privatier R„ der vor kurzem seinen Garten umarbeiten ließ und dabei 30—40 cm unter der Oberfläche ein Kistchen mit fertigen und halbfertigen Ketten und Schnipseln fand, dessen Inhalt als aus der Fabrik von F. S. stammend erkannt wurde. Nach einigen Verhandlungen mit den Inhabern der Firma, die erst nicht die Absicht hatten, den Mann dem Gericht zu überliefern, hielt es Fink doch für geraten, weiteren Auseinandersetzungen durch die Flucht aus dem Wege zu gehen.
Pforzheim, 22. Dez. Ein hiesiger Fabrikant vergiftete sich in seiner Wohnung. Der stete Rückgang seines früher in Blüte gestandenen Geschäfts brachte den Mann zur Verzweiflung. — In Brötzingen hat sich der 22. jährige ledige Sohn des Zimmermanns Heinz aus unbekanntem Grunde erschossen.
Ettlingen, 22. Dezbr. Der 53 Jahre alte Maurer Joseph Dehm von Bruckhausen wollte auf der dortigen Station aus dem Zuge steigen, als dieser schon im Anfahren war. Er geriet unter den Zug und wurde überfahren. Der Tod trat alsbald ein. Dehm hlnterläßt eine Witwe mit 8 Kindern, von denen noch verschiedene unversorgt sind.
Vermischtes.
(Eine Amerikanerin und ihr Affe.) Das originellste Fest, das Paris Anlaß zum Gespräch gab, war ein Empfang, öen Frau William Tillinghast Bull aus New-Iork zn Ehren des amerikanischen Chimpansen „Consul" ve>anstaltete. Consul ist der gelehrigste und wohlerzogenste Affe, der in Gesellschaft erschienen ist. Jedenfalls beweist Consul, der ein Mitglied des Bostockschen Zirkus ist, daß ein Affe ein gelehriger Schüler ist, wenn er die geeigneten Lehrer findet. Die Einladungen für das Fest lauteten wörtlich: „Zu Ehren Herrn Consuls von den Vereinigten Staaten." Hr. Consul kam in einem Landauer an und wurde auf den Armen von Frau Bull hineingetragen. Er benahm sich mit vollkommenem Aplomb und ausgezeichneter Distinktion, nicht ein einziger Faux Pas passierte ihm, über den ein Gentleman oder eine Dame hätten erröten müssen. Einige Franzosen, welche in die Natur des Empfanges nicht eingeweiht
daß einer dieser Wahlkreise, Kreuznach, seit 1871 stets von einem Professor vertreten ist. Die anderen Wahlkreise namentlich anzugeben, würde zu weit führen; wir müssen da auf das von Hermann Hillger, Kürschners Nachfolger, herausgegebene, mit den Bildern sämtlicher Abgeordneter geschmückte bio- graphisch-statistische Handbuch „Deutscher Reichstag 1903" (Hermann Hillger Verlag, Berlin W. 9) verweisen, das für den äußerst billigen Preis von 50 auf 477 Seiten eine Fülle der interessantesten Personalien, Daten, Tabellen und Notizen enthält.
(Umschrieben.) „Ich bin nie der Meinung meiner Frau und meine Frau ist nie meiner Meinung." — „Und wie verständigen Sie sich dann?" — »Ganz einfach, ich bin immer der Klügere."
Abstrichrätsel.
Stall, Enten, Bart, Bern, Liter, Ast, Augen, Knie, Ferse, Echo, Affe, Haft.
Von jedem der vorstehenden Wörter sind zwei Buchstaben und zwar entweder beide hinten oder vorn, oder einer hinten und einer vorn abzustreichen. Die stehen bleibenden Buchstaben müssen im Zusammenhang einen Sinnspruch ergeben.
Auflösung der Aufgabe in Nr. 199.
In der ersten Klasse sind 55, in der zweiten Klasse 50, in der dritten Klasse 45 Schüler.
Richtig gelöst von Friedrich Girrbach, Neuenbürg; Wilhelm Schußler, Säger,-Schwann; Bertha Kübler, Plotz- sägmühle bei Herrenalb.