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^ 141.

Neuenbürg, Mittwoch den 9. September 1903.

61. Jahrgang.

RunSschau.

Mit der Kaiserparade des 19. (2. königl. sächsischen) Armeekorps bei Leipzig sind die Be- sichtigungen der an dem diesjährigen Kaisermanöver beteiligten 4 mitteldeutschen Armeekorps durch den obersten Kriegsherrn zum Abschluß gelangt und es haben nun seit dem 7. September die Manöver selbst begonnen. Das 19. Armeekorps ist das jüngste unter den deutschen Armeekorps, um so bemerkens­werter erscheint das Lob, welches ihm Kaiser Wil­helm bei der Paradetafel im Leipziger Palmengarten spendete. Denn in dem Trinkspruch, mit welchem er den ihm gewidmeten Toast König Georgs beant­wortete, sprach der Kaiser dem 19. Armeekorps seine vollste Anerkennung aus, er erklärte die Art und Weise, in welcher sich das Korps bei der Parade gezeigt, geradezu als eine mustergiltige, und betonte, dasselbe sei zwar das jüngste unter den Korps, dennoch habe es in seinen Paradeleistungen den besten und ältesten Korps gleichgestanden. Das 19. Armeekorps, welches jetzt zum ersten Male die Ehre gehabt hat, vor dem obersten Kriegsherrn paradieren zu dürfen, kann gewiß auf das ihm ge- zollte kaiserliche Lob stolz sein!

Königsberg, 5. Sept. Der Kaiser hat dem Wirklichen Geheimen Rat Grafen v. Dönhoff- Friedrichstein den Kronenorden 1. Klaffe verliehen.

In Breslau wurde am 5. September eine Konferenz der schlesischen Regierungspräsidenten und Landräte unter Vorsitz des neuen Präsidenten Graf Zedlitz - Trütschler abgehalten. Letzterer wies hierbei auf die schweren moralischen und sozialen Schäden hin, die entstehen würden, wenn man die durch das Hochwasser geschädigten bis zur nächsten Ernte auf öffentliche Almosen verweise. Er gab Anordnung, schleunigst Wege, Deiche und Brücken und andere öffentliche Bauten herzustellen, damit die Ueberschwemmten sich ihr Brot erarbeiten könnten. Die Stadt werde dazu sicherlich die nötigen Hilfs­gelder hergeben.

Berlin, 7. Sept. Der gesamte, durch das letzte Hochwasser in Schlesien angerichtete Schaden beträgt nach derSchles. Ztg." mehr als 20 Millionen Mark. 81000 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche sind überschwemmt gewesen.

Die Vorbereitungen für die sächsischen Land­tagswahlen werden jetzt zweifellos lebhafter ein- setzen, da nunmehr der Termin für die entscheiden­den Urwahlen amtlich bekannt gegeben worden ist. Dieselben werden sich in den Tagen vom 26. bis 30. September vollziehen, so daß für den Abschluß der Wahlvorbereitungen nur noch eine kurze Frist verbleibt.

Berlin, 7. Sept. DieNationalztg." schreibt: Hier starb der hervorragende Holzindustrielle Rütgers, der Erfinder des weltbekannten Rütger'schen Schtöellen- imprägnierungsverfahrens.

Mainz, 4. Septbr. Bei der heute erfolgten Hinrichtung des Raubmörders Detrois spielte sich eine entsetzliche Szene ab. Als das Fallbeil nieder­gesaust war, bot sich ein schrecklicher Anblick dar. Das Beil war nahe der Richtkante stecken geblieben, so daß der Kopf noch am Körper des Gerichteten hing. Auch hatte sich ein Stück des Rockkragens eingeklemmt. Da die Wirbelsäule durchschlagen war, ist es zweifellos, daß Detrois sofort tot war. Die Nahestehenden sahen deutlich, wie weit das Beil durch den Hals gegangen war und wie weit der Kopf noch am übrigen Körper hing. Scharfrichter Brand aus Gotha hatte mit drei Gehilfen die Hinrichtung vollzogen. Er soll vor derselben die Guillotine mehrere male auf ihr richtiges Funktionieren geprüft haben.

Frankfurt, 6. Sept. Im städtischen Schlacht- und Viehhof wurden vier Leichen geländet. Mann, Frau und zwei Kinder. Die Leichen waren durch einen Strick um den Hals zusammengebunden, so daß es den Anschein hat, als ob durch ein vorheriges

Erdrosseln die Rettung aus dem Wasser vereitelt werden sollte. Bis jetzt konnten die nähern Persönlich­keiten nicht festgestellt werden. Der Mann scheint dem Handwerkerstande anzugehören; er trug einfachen braunen Anzug und mag etwa 35 Jahre alt sein. Die Frau hatte schwarzkarrierte Bluse an und ist gegen 30 Jahre alt. Die Kinder sind ^ und zwei Jahre alt. Verweichte Papiere lassen darauf schließen, daß die Familie aus Bayern stammt. Die Eltern sind dort mit ihren Kindern in den Main gesprungen und können etwa 9 Tage im Wasser getrieben haben, bis sie hier angeschwemmt wurden. Die Körper sind aufgeschwollen und vom Wasser schon stark angegriffen.

München. Im Kanalbau-Wachlokale machte ein wachhabender Kanalarbeiter aus Langeweile ein Experiment. Er wollte die Kraft des Acetylen erproben und füllte zu diesem Zweck ein Quantum Carbid in eine Flasche, goß Wasser darauf und verkorkte die Flasche recht gut. Auf den Erfolg brauchte er nicht sehr lange zu warten, denn Plötzlich explodierte die Flasche unter starker Detonation; Glasscherben wurden mit großer Vehemenz umhergeschleudert. Ein größerer Scherben traf dabei den Unvorsichtigen und durchschlug ihm die Weichteile nebst der Schlagader am linken Vorderarm.

Zwischen Kastei und Biebrich bei Mainz wurde nachts der 20 Jahre alte Tüncher Hermann Kern von einem unbekannten Automobil totgefahren. Die Leiche war so schrecklich zugerichtet, daß man den unglücklichen Eltern des Kern den Anblick derselben nicht gestatten konnte.

Metz, 7. Sept. Die wasserlose, die schreckliche Zeit, hat jetzt tatsächlich ihr Ende erreicht; seit heute morgen sprudelt das Wasser in fröhlicher Fülle aus sämtlichen Leitungen.

Der Wegendes Ablebens des Papstes Leo XIII. seinerzeit verschobene Besuch König Viktor Emanuels von Italien in Paris kommt nunmehr ernstlich in Sicht. Die französische Regierung ließ bei dem italienischen Herrscher anfragen, ob es ihm ange­nehm sei, den 14. Oktober als Tag seiner Ankunft in Paris festzusetzen.

Die Lösung der ungarischen Kabinetts- krisis erscheint wieder in ungewisse Ferne gerückt, nachdem der bisherige Finanzminister Lukasz den Auftrag zur Bildung des neuen Kabinetts definitiv abgelehnt hat. Am Sonntag hat nun Kaiser Franz Josef den ehemaligen Ministerpräsidenten v. Szell in Audienz empfangen, doch steht man in Pester politischen Kreisen einer erneuten Combination Szell zur Lösung der Krisis ziemlich skeptisch gegenüber.

Neudorf (Komitat Temes) 7. Sept. Die süd­ungarischen Korpsmanöver, die bei herrlichem Wetter einen glänzenden Verlauf genommen hatten, wurden heute früh beendigt. Erzherzog Franz Ferdinand sprach sich sehr anerkennend über die trotz der Hitze und der schwierigen Marschleistungen ausgezeichnete Haltung der Truppen, sowie deren Führer aus.

Wie aus Belgrad berichtet wird, erhält König Peter täglich Drohbriefe. Er soll geäußert haben, er befinde sich in einer furchtbaren Lage. Die Ver­schwörung der Offiziere soll sich unmittelbar gegen den König gerichtet haben, dies werde jedoch ängstlich geheim gehalten. Die Gerichte von einem Attentat, das gegen den König versucht worden sei, werden übrigens als vollkommen unbegründet erklärt.

Belgrad, 7. Sept. Amtlich wird erklärt, daß der Divisionskommandeur General Jankowitsch in Nisch auf eigenes Ansuchen pensioniert worden ist.

DieVoss. Ztg." meldet aus Belgrad: Die Untersuchung gegen die verhafteten Offiziere dauert fort. Es wurde festgestellt, daß 900 Offiziere die bekannte Denkschrift gegen die Königsmörder unter­zeichnet haben. Die Offiziere der Garnison in Nisch beschlossen, Protest gegen die Verhaftungen zu erheben. Der Minister des Innern erhielt die Mitteilung, die Verschworenen hätten den General Magdalewitsch, den Oberst Wasitsch, sowie den Chef des Preßbureaus

und 2 Journalisten zum Tode verurteilt. Die Lage sei sehr ernst und man befürchte große Ereignisse.

Konstantinopel, 7. Sept. Die Ankunft des albanesischen Prizrender Bataillons-Redif II. Kl. in Adrianopel hat Beunruhigung hervorgerufen, da das Bataillon sowohl in Adrianopel als auf dem Marsch nach Kirk-Kilisse sich undiszipliniert und gewalttätig benommen hat. Angeblich werden noch weitere 9 albanestsche Bataillone zur Wiederherstellung der Ruhe in den Sandschak Kik-Kilisse folgen. Eine größere militärische Operation in den östlich von Monastir gelegenen Gebirgszügen von Murihovo wird vorbereitet, da sich dort angeblich das Zentrum der Banden befindet. Die Ueberwachung der Bahn­linie Mustafa-Pascha durch die Türken ist noch immer ungenügend und beschränkt sich nur auf größere Bahnobjckte, da die zur Ueberwachung der Bahn be­orderten Truppen anderwärts verwendet werden. Die Direktion der Orientbahn hat abermals auf das dringendste Verstärkungen verlangt. Dieses Verlangen ist vom österreichisch-ungarischen Botschafter aufs nachdrücklichste unterstützt worden.

Ain-Sefra (Algerien), 8. Sept. Es bestätigt sich, daß der Kampf bei El MunAvr überaus heftig gewesen ist. Er fand am 2. Sept. statt und dauerte von 8 ^2 Uhr morgens bis 4 Uhr nachmittags. Die Truppen, die den Zug begleiteten, bestanden aus einer Abteilung der Fremdenlegion und einer kleinen Abteilung Spahis und wurden befehligt durch den Hauptmann Vauchez und die Leutnants Selchhausen und Danois. Sie wurden durch eine starke Abteilung von Eingeborenen heftig angegriffen. Offiziere und Unteroffiziere wurden der Reihe nach kampfunfähig gemacht. Ein Fourier leistele indessen Widerstand bis zum äußersten, ohne sich zurückzuziehen, bis man ihm zur Hilfe kam. Es steht fest, daß von 120 Franzosen 37 getötet und 47 verwundet wurden. Die Toten wurden auf dem Schlachtfelde begraben. Hauptmann Vauchez erlag seinen Verletzungen am nächsten Tage. Zu den Schwerverwundeten gehören der Leutnant Selchhausen und ein Kavallerie-Unter­offizier. General O'Connor ist von Oran nach dem äußersten Süden aufgebrochen.

Kopenhagen, 7. Sept. Die Kaiserin-Witwe von Rußland traf heute nachmittag an Bord des Polarstern" aus Libau in Helsingör ein, wo sie vom König und der kgl. Familie empfangen wurde. Darauf trat sie mittels Sonderzuges die Weiterreise nach Fredensborg an.

DieTimes" melden aus Peking vom 4. September: Die folgenden Einzelheiten über die Verhandlungen zwischen Rußland und Japan werden, obgleich sie möglicherweise amtlich bestritten werden, mit zu großer Bestimmtheit behauptet, um unbeachtet bleiben zu dürfen: Der japanische Gesandte soll dem russischen Minister des Aeußeren am 12. August eine seine Vorschläge enthaltende Denkschrift über­reicht haben, welche für eine gegenseitige Anerkennung der Eisenbahnrechte in der Mandschurei und Korea Bestimmung trifft:Jede Macht soll ihre Rechte bezeichnen und jede soll das Recht haben, ihre Eisen­bahnen zu bewachen und zur Untersuchung von Un­ruhen nach ihrer Sphäre Truppen zu entsenden, die nach Wiederherstellung der Ordnung zurückzuziehen sind." DieTimes" veröffentlichen ferner eine Depesche aus Tokio vom 4. Sept., die besagt: Hier wird amtlich die Meldung für unrichtig erklärt, die Grundlage der russisch-japanischen Unterhandlungen sei die Anerkennung der von Rußland in der Mand- schurei erworbenen Interessen durch Japan gegen eine Anerkennung der japanischen Interessen in Korea durch Rußland. Die Tatsache, daß Verhand- lungen im Gange sind, wird zugegeben, doch wird erklärt, daß die obenbezeichnete Grundlage der Ver­handlungen weit von der Wahrheit ab sei; die ja- panischen Interessen in Korea seien von Rußland bereits in dem Protokoll von 1898 anerkannt. In­zwischen meldet dieNowje Wremja" aus Wladiwo-

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