und von Garteninspektor Held in Hohenheim empfohlen wird, ist für die kugelrunden Traubenbeeren selbst von großer Bedeutung, da Schwefel in Staubform an diesen nicht haften kann und es darauf ankommt, die befallenen Beeren dauernd der Einwirkung des Schwefels auszusetzen, d. h. so lange bis die Krankheitserscheinung vollständig unschädlich gemacht ist.
Neuenbürg, 19. August. Der lang gesuchte Mörder Fink, der am 18. Juli im Oberamt Heidenheim einen Landjäger erschossen hat, ist nun wirklich verhaftet. Während man ihn an ganz anderen Orten vermutete, trieb sich der gefährliche Mensch in der Nähe von Lörrach herum. Am Montag Nachmittag gelang unter großem Aufgebot seine Verhaftung in dem oberelsässischen Dorf Neudorf. Diesmal hat man den Richtigen erwischt und keinen arglosen Handwerksburschen, wie dies schon wiederholt der Fall gewesen ist. Wie der Lörracher „Oberl. Bote" schreibt, ist der überall angeschlagenen amtlichen Bekanntmachung mit der Personalbeschreibung des Mörders, sowie der Geistesgegenwart einer Frau die Möglichkeit der Festnahme zu verdanken. In Neudorf befindet sich gegenwärtig aus Anlaß der Kirchweih ein kleiner Zirkus. Da kam Montag Nachmittag auf die Frau des Inhabers ein Mann zu und fragte, ob er keine Arbeit bekommen könne. Fink hat schon als Athlet und Gymnastiker gearbeitet. Der Frau fiel es auf, daß an einer Hand ein halber Finger fehle. Da sie auf dieses Merkmal hin den Fink aufforderte, seine Kunstfertigkeit zu zeigen und bei seinen Kunststücken auf dem entblößten Arm die angegebene Tätowierung sichtbar wurde, wurde der Verdacht zur Gewißheit. Die Frau ließ sofort nach Hüningen zur Gendarmerie schicken und von ihrem Verdacht Mitteilung machen. Der Gendarm von Hüningen eilte herbei und verhaftete in Gemeinschaft mit dem zufällig herbeigekommcnen Wachtmeister Seeberger von Lörrach den gefährlichen Burschen, der sich jedoch nicht gutwillig fangen ließ. Als er den Gandarmen auftauchen sah, eilte er aus dem Wagen in den Zirkus, in der Hoffnung, von dort aus leichter entkommen zu können. Allein der Zirkus wurde mit Hilfe von Bewohnern Neudorfs umstellt, Gendarm und Wachtmeister betraten, gefolgt von einem Dutzend beherzter Neudorfer Burschen, den Zirkus. Fink leistete zuerst Widerstand, wurde aber rasch überwältigt. Während der Verhaftung ging der Revolver, den Fink zu seiner Verteidigung zog und auf den Gendarme» richtete, los. Es entstand eine Panik unter den Leuten, die sich aber rasch legte, da keine Verletzung erfolgte und der Revolver Fink rasch aus der Hand geschlagen wurde. Die Neudorfer Burschen richteten den Mörder so zu, daß er aus mehreren Wunden blutete. Außer dem Revolver fand man noch ein sog. Stellmesser. Auf die Fragen nach seiner Person gab der Festgenommene zuerst keine Antwort, gestand aber abends noch ein, daß er der Mörder Fink sei. In Neudorf war die Aufregung groß und alles atmete erleichtert auf, als man den gefährlichen Menschen in sicheren Händen wußte. — Dazu wird aus St. Ludwig, 18. August, geschrieben: Fink, geboren 16. Februar 1880 zu Pforzheim, welcher am 18. Juli ds. Js. den Landjäger Schmitt aus Heidenheim niederschoß, ist gestern nachmittag in Neudorf bei Hüningen in dem auf der Kilbe haltenden Zirkus Jeannet nach heftiger Gegenwehr verhaftet und danach in das Amtsgefängnis Hüningen eingeliefert worden. Die Frau des Zirkusbesitzers, die zufällig tags zuvor das Signalement des Mörders mit allen seinen auffallenden Armtätowierungen gelesen Hatte, beobachtete Fink, der sich erst gestern mittag bei ihnen zum Engagement gemeldet hatte, und entdeckte bei den Probeleistungen, die Fink blos- armig vormachte, die verschiedenen Tätowierungen auf den Armen — auf dem einen Arm gekreuzte Hanteln, auf dem anderen ein Pferdekopf — und auch das Fehlen des vorderen Gliedes eines Ringfingers, worauf sie sofort ihren Mann und dieser die Polizei benachrichtigte. Als dann einige Zeit später der aus Hüningen eingetroffene Gendarm Krüger zu seiner Verhaftung schreiten wollte, widersetzte sich Fink aufs heftigste, trotzdem er vollständig ahnungslos überrascht wurde, und zog einen scharf geladenen Revolver blitzschnell aus der Tasche, mit dem er aber glücklicherweise nicht mehr zum Schuß kam, denn im Nu hatten sich mehrere Arme um ihn gelegt, ihn überwältigt und zu Boden gebracht, wo er dann regelrecht gefesselt werden konnte. Zuletzt das Unnütze des Widerstandes einsehend, fügte er sich ins Unvermeidliche und bequemte sich auch schließlich zu dem Geständnis, daß er der Gesuchte sei, der den Landjäger aus Heidenheim erschossen habe; er habe es getan, weil dieser ihm angedroht habe, ihn, Fink, zu erschießen, falls er einen Fluchtversuch unternehmen würde. Fink hatte außer dem mit noch 3 scharfen
Patronen geladenen Revolver noch mehrere solcher Patronen in der Tasche und führte auch noch ein scharf geschliffenes Stellmesfer bei sich. — Die Meldung aus Neudorf von der erfolgten Verhaftung des Mörders Fink erfuhr trotz ihrer Bestätigung und Ausführlichkeit Konkurrenz in den Mitteilungen zweier Stuttgarter Blätter, die den Fink in Pforzheim hatten verhaften lassen. Die Staatsanwaltschaft in Ell- wangen bestätigte jedoch die Richtigkeit der ersten Nachricht. Der saubere Vogel sitzt also jetzt glücklich im Käfig.
Fink in Kornthal. Vor der Stuttgarter Ferienkammer hatte sich am Dienstag der 18jährige, mehrfach vorbestrafte Maurer Friedrich Fischer von Gaisburg wegen 3 vollendeter und eines versuchten Verbrechens zu verantworten, die er in Gemeinschaft mit dem tags vorher in Neudorf festgenommenen Artisten Fink verübt hatte. Die beiden trafen sich anfangs Mai d. I. zu Berg, trieben sich in Cannstatt und Umgegend herum, übernachteten im Zuffenhausener Wäldchen und gingen in der Nacht zum 8. Mai nach Kornthal, wo sie es insbesondere auf Lebensmittel abgesehen hatten. Fink, der mit einem Revolver bewaffnet war, forderte Fischer auf, Wache zu halten, jeden, der sie störe, niederzusiechen und bei drohender Gefahr zu pfeifen. Auf einer gemeinsam herbeigeholten Leiter stieg Fink in ein Haus ein und holte eine Anzahl Eier und 2 Paar Unterhosen, ferner von einem Dache, auf dem Wäsche hing, 2 Paar Strümpfe; in einem dritten Hause fand er nichts. Sodann stieg er in die Räume der dortigen Lateinschule ein, warf einen Hut, einen Schirm, einen Federbusch und anderes herunter und durchstöberte die Gelasse. Da kam der Nachtwächter dazwischen Hund verhaftete Fischer, der aber nicht mitgehen wollte, weshalb der Nachtwächter einen benachbarten Bäcker herzurief. Durch das Rufen aufmerksam gemacht, erschien Fink sofort oben an der Leiter und befahl den beiden, sofort wegzngehen, oder er schieße. Wirklich feuerte er sofort auch mehrere Schüsse nach ihnen ab, von denen einer den Nachtwächter in die Herzgegend traf. Fink wird sich für seine Verbrechen noch zu verantworten haben. Fischer erhielt 2 Jahre Gefängnis, wovon 2 Monate für Untersuchungshaft abgehen.
Der Kronenwirt Sinn von Nordheim bei Heilbronn hat in der Nacht des 16. August einen Hausierer namens Vogel von Neckarwestheim, mit dem er gezecht hatte, in der Nähe von Böckingen auf offener Landstraße erwürgt. Er will die Tat verübt haben, um einen in räuberischer Absicht gemachten Uebersall abzuwehren. Derselbe wurde Dienstag Abend wieder aus der Haft entlassen, weil sich in der Voruntersuchung ergeben hatte, daß er in der Notwehr gehandelt hat. Heute nachmittag wurde der Getötete auf dem Böckinger Kirchhof beerdigt.
Eßlingen, 20. Aug. Gewaltige Wasfermasfen führt der Neckar mit sich; er ist derart ufervoll, daß er an verschiedenen Stellen bereits ausgetreten ist.
Lustnau, 13. Aug. Eine interessante Neuerung ist gegenwärtig hier zu beobachten. Durch Legung des zweiten Geleises Plochingen-Tübingen ist es notwendig geworden, die Bahnwarthäuser Posten 48, 49 und 50 bei Lustnau zu versetzen und dieselben werden gegenwärtig um ca. 4,50 ni zurückgewalzt (nicht zu verwechseln mit dem bekannten Rückgauerschen System, welches bekanntlich hebt.) Diese Arbeit führt das Baugeschäft von Wilhelm Hall von Wendlingen aus. Posten 49 bei Lustnau soll Dienstag, den 25., an Ort und Stelle gewalzt werden und dabei soll der Keller usw. mitgenommen werden.
Untertürkheim, 20. Gestern mittag wollten Arbeiter, die an den Mehrarbeiten an der Neckarbrücke beschäftigt waren, bei dem zunehmenden Hochwasser Gerüstholz in ein Schiff bringen, das von einer Welle erfaßt wurde und umkippte. Vier der Arbeiter wurden mit Seilen gerettet, während der Fünfte, wohnhaft in Hedelfingen, zwar ein Stück weit heraufgezogen wurde, jedoch dann wieder ins Wasser zurückfiel und in den Wellen verschwand. Die Frau des Ertrunkenen ist letzten Samstag beerdigt worden. Er hinterläßt drei unmündige Kinder.
Ulm, 20. Aug. Die Ernte hatte auf der Alb eben begonnen, als Ende der vorigen Woche Regen einfiel, der bis jetzt andauert und den Ausfall der Ernte erheblich gefährdet. Der Boden ist mit Wasser gesättigt, es sammelt sich daher das Regenwasfer auf dem Felde in großen Lachen, in welchen das liegende Getreide sich mit Feuchtigkeit ansaugt und auswächst. Auf der Alb dürfte es daher um eine gute Ernte geschehen sein. Auch erscheint es sehr fraglich, ob die Felder bis zum Manöver abgeerntet werden können, und man hört daher vielfach anregen, es möchte um eine Hinausschiebung der Manöver angehalten werden.
Zav elfte in, 19. Aug. Heute nacht '/s ll Uhr brach in dem Gasthaus zur „Krone", vermutlich infolge Brandstiftung, Feuer aus. Sämtliche Haus- bewohner lagen schon im Schlaf, als die Magd den Ausbruch des Brandes bemerkte. Gerettet wurde von dem Haus selbst nichts; die Mitglieder der Familie konnten ihr Leben retten. Das benachbarte Oekonomiegebäude, in welchem auch das Vieh untergebracht war, konnte gerettet werden, dagegen ist das Gasthaus zur „Krone" vollständig niedergebrannt.
Die Vorbereitungen für den am 24. August in Markgröningen, dem Feiertage des Apostels Bartholomäus stattfindenden Schäferwettlauf werden eifrigst betrieben. Obwohl dieser weit bekannt ist, wissen doch nicht alle, daß dieses originelle schwäbische Bolksspiel das einzige echte und rechte Schäferfest in Deutschland und das bedeutendere in Württemberg ist. Das altertümliche Rathaus, früher Kaufhaus, mit seinen weiten Räumen bildet das Festlokal. Die große Ratsstube dient als Tanzsaal und in den anstoßenden Lokalen befindet sich eine Wirtschaft. Am Wettsprung beteiligen sich Schäferinnen und Schäfer aus allen Gegenden des Landes. Allgemein Freude erregt es immer, wenn die kraftvollen und frischen Schäfermädchen mit ihren langen blonden Zöpfen, in grellroten, gold- und silbergesäumten kurzen Röcken und weißen Jacken barfuß die 300 Schritte lange Rennbahn auf einem Stoppelfeld im Fluge zurücklegen. Aber auch der Wettlauf der wettergebräunten schmucken Burschen findet ungeteilten Beifall. Mit Stolz lassen sich der Sieger als König und die Königin-Siegerin die glänzenden Messingkronen auf das Haupt setzen und eröffnen den Tanz vor den Preisrichtern und den nach Tausenden zählenden Zuschauern. Um den Festbesuchern wieder etwas Neues zu bieten, wird den seitherigen Spielen Heuer ein vielversprechender Blumenreigen, ausgeführt von der Damenriege des Markgröninger Turnvereins, angereiht werden.
Stuttgart, 20. Aug. Kartoffelmarkt auf dem Leonhardsplatz. Zufuhr 70 Ztr. Preis 3.50—4 per Ztr. — Krautmarkt auf dem Charlottenplatz. Zufuhr ca. 1200 Stück Filderkraut, Preis 18—22 das Hundert, gröbere auch 25 — Obstmarkt auf dem Wilhelmsplatz: Zufuhr
ca. 14 Ztr. einheimisches Fallobst, meistens Birnen. Preis 4 per Ztr.
vLiMischles.
Jspringen bei Pforzheim, 18. Aug. Die heute abend vollzogene Neuwahl eines Bürgermeisters unserer Gemeinde ergab wiederum den Sieg des sozialdemokratischen Vorschlags. Bürgerausschußmitglied August Benz wurde mit 170 Stimmen gewählt. Sein Gegenkandidat, der frühere Bürgermeister Hem» minger, blieb bedeutend in der Minderheit. Im ganzen wurden 264 Stimmen abgegeben.
Peter Rosegger, der einst Schneidergeselle war und jetzt Schriftsteller ist, wurde gelegentlich der kürzlichen Universttätsfeier in Heidelberg zum Ehren- Doktor der Universität Heidelberg ernannt. Er telegraphierte alsbald seinen Dank dafür in folgenden Worten: Krieglach. Die Promovierung zum Ehren-Doktor der Heidelberger Ruperto Carola ist der größte Stolz meines Lebens. In hoher Freude und Dankbarkeit Dr. Peter Rosegger.
Der Hauptgewinn der Vereinslotterie des Badischen Militärvereinsverbandes im Betrag von 1000 fiel auf das von Militärvereinsdiener Bühler-Karlsruhe verkaufte Los Nr. 103 606; bis jetzt hat der glückliche Gewinner noch nichts von sich hören lassen.
Vor einigen Tagen erschoß sich in Wieblingen bei Heidelberg der etwa 60jährige Landwirt Retzbach. Er war wegen des TodeS seiner Frau zum Notar vorgeladen worden. Am Tage des Termins tötete er sich. Auf den Tisch schrieb er noch vorher folgendes: „Ich brauche keinen Notar, ich kann die Kosten nicht bezahlen, ich bin krank im Kopf, ich kann nicht mehr arbeiten, ich will zu meiner Emma. Gott behüte einen jeden Menschen vor so einem Fall. Die Schlüssel habe ich in der Tasche. In der Eile geschrieben."
Berlin, 18. August. Wie aus Wien gemeldet wird, wurde in der Schönbrunner Menagerie ein Wärter von einem Bison heute morgen angesichts zahlreicher Besucher mit den Hörnern aufgespießt. Der Unglückliche, dem das Rückgrat gebrochen wurde, wurde von dem Tier zu Tode getrampelt. Hilfe zu bringen war nicht möglich.
Pfirt, 18. August. Gestern flogen mehrere Schwärme Störche, wohl gegen hundert Stück, in Zwischenräumen gegen Beifort zu. Dieses frühzeitige Verlassen unserer Gegend will man mit einem frühe» Winter in Verbindung bringen.