Paris, 11. Aug. Der Muuizipalrat hat be­schlossen, die Opfer des Unglücks auf der Stadtbahn auf Kosten der Stadt Paris beerdigen zu lassen. Die meisten unter den bereits agnoszierten Verun­glückten wohnten in Paris, nur einige wenige waren aus der Provinz.

Paris, 11. Aug. Der Bahnhof Menilmontant, wo die beiden Züge in Brand gerieten, ist fast voll­ständig zerstört. Die wenigen Ueberrcste sind aus­gebrannt und verbogen. Die beiden Züge bilden einen Trümmerhaufen von verbogenen und zerbrochenen Eisenteilen. Die Fensterscheiben sind zerschmolzen und zu großen Glasplatten geworden. Die Feuer­wehr wirst noch immer Wasserfluten auf die Trümmer. Merkwürdigerweise ist die Hitze an den Stellen, wo das Feuer besonders heftig war, weniger groß als an der Station Couronnes, wo es nicht eigentlich zum Ausbruch kam. Nach der Meinung der Ingenieure hat ein Luftzug die große Hitze nach dieser Seite getragen. Ministerpräsident Combes besichtigte auch heute den Bahnhof Menilmontant, besonders die Stelle, wo die Leichen gefunden und geborgen wurden.

London, 12. Aug. König Eduard ist heute vormittag nach Marienbad abgereist. Die Reise erfolgt über Vlissingen, Hannover, Magdeburg und Leipzig.

Sämtliche Beamte des englischen Handelsmini­steriums, sowie des Finanzministeriums, haben sich einstimmig gegen die Chamberlain'schen Zoll- Pläne ausgesprochen. Da bekanntlich das englische Parlament eine Untersuchung über die finanziellen und volkswirtschaftlichen Wirkungen dieser Pläne be­schlossen hat, so wirkte dieses Gutachten hervorragen­der Sachverständiger einen anscheinenden Einfluß auf jene erwähnte Untersuchung aus, so daß man mit einiger Wahrscheinlichkeit schon heute sogen kann, daß Chamberlain seine Pläne nicht werde verwirklichen und dann auch nicht mehr Minister bleiben könne.

London, 12. August. Der Staatssekretär für Indien, Lord Hamilton, erhielt ein Telegramm des Vizekönigs, wonach die Ernteaussichten im nördlichen Indien sich sehr gebessert haben infolge von starken Regengüfsen in den Gegenden, in welchen bisher Regenmangel herrschte.

Konstantinopel, 12. August. Die von der Türkei an die Witwe des ermordeten Konsuls zu zahlende Entschädigung wurde auf 200000 Franken festgesetzt. Die Entgegennahme der Entschädigung russischerseits ist noch nicht erfolgt. Der abgesetzte Vali Risa Pascha von Monastir wird nach Tripolis in Afrika verbannt werden. Es verlautet, daß bei Nevrekop im Sandschack Seres ein 3 Tage andauern­der Kampf zwischen türkischen Truppen und einer Komitadschibande stattgefunden hat. Einzelheiten über denselben fehlen noch.

Buenos-Aires, 11. August. Der deutsche Gesandte Freiherr v. Wangenheim ist hier an den Folgen eines Blutsturzes gestorben.

Buenos-Aires, 13. Aug. Gestern abend fand in Mendoza ein Erdbeben statt, durch welches zahl­reiche Häuser und der Turm der Kirche San Francisko zerstört, sowie 5 Personen getötet und mehrere andere verletzt wurden.

Sie erbleichte und schwieg.

Wir haben nicht weniger als eine halbe Million zu verlieren, wenn wir das Mädchen unbehelligt seine Wege gehen lassen. Und überdies," er umfaßte Julia,Du weißt besser als ich, wie schrecklich Dir die Bande sind, welche Dich an den alten Narren fesseln. Wer weiß, ob er nicht auch erfährt, daß ich nicht Dein Bruder bin, und dann? Dann stehen wir wieder ohne einen Heller Geld da und können uns wie zuvor kümmerlich durchschlagen. Du liebst mich, Julia, nicht wahr? Haben wir erst das Geld dem verliebten Narren abgenommeu, so suchen wir das Weite. Wie lange arbeiten wir schon auf dieses Ziel los und jetzt, wo wir so nahe daran sind, es zu erreichen, wollen wir feige die Hände in den Schoß legen? Das Mädchen darf nicht ausplaudern, was sie weiß; sie muß unschädlich gemacht werden."

Vergiß nicht," antwortete Julia leise,daß, wenn das Mädchen uns zu beobachten in's Haus gekommen ist, sie wohl Beschützer hinter sich haben muß. Würde sie vermißt, so würden diese es Wohl nicht auf sich beruhen lassen."

Bis dahin sind mir längst nicht mehr hier. Jetzt gilt es zu handeln, nicht sich Skrupeln hin­zugeben, die sich nicht einmal zu verwirklichen brauchen. Haben wir nicht viel mehr zu fürchten, wenn sie ausplaudert? Haben wir nicht alles zu verlieren oder alles zu gewinnen?"

Für einen Augenblick herrschte Todenstille im Gemach. Dann sagte Julia Harrington mit heiserer

Hongkong, 13. Aug. Kaiserliche Truppen sind bei Hweitschon von Aufständischen geschlagen worden. 3000 von ausländischen Offizieren ausgebildete Mann­schaften sind zur Verstärkung in Kanton eingetroffen.

Die Einwanderung in die Vereinigten Staaten von Nordamerika ist in diesem Jahre sehr groß. Im vorigen Jahre betrug die Zahl 700 000; das Ergebnis wird in diesem Jahre wesentlich höher sein.

Württemberg.

Stuttgart, 9. August. Der Tierärztliche Landesverein Württemberg hielt dieser Tage unter zahlreicher Beteiligung im Hörsaal der Tierärztlichen Hochschule seine 57. Mitgliederversammlung ab. Der Versammlung wohnte als Gast auch der japanische Beterinärhauptmann Dr. Uchimura an. Oberregierungs­rat Beißwänger (ordentliches Mitglied des Medizinal­kollegiums und des Reichsgesundheitsrats) hielt einen mit lebhaftem Interesse entgegengenommenen Vortrag überdie neue Schlachtvieh- und Fleischbeschaugesetz­gebung". Der Redner faßte seine Ausführungen dahin zusammen, daß, wie überall, so auch bei dem neuen Fleischbeschaugesetz Licht und Schatten vorhanden seien, daß man aber im allgemeinen allen Grund habe, vom hygienischen, wirtschaftlichen und veterinär- polizeilichen Standpunkte aus von dem neuen Gesetz befriedigt zu sein. Eine lebhafte Diskussion schloß sich an. Von besonderer Wichtigkeit sei die Schau vor der Schlachtung, umsomehr, als diese von Seiten der Fleischer nicht immer die gebührende Wertschätzung erfahre, obwohl wichtige Infektionskrankheiten, Fieber, Krämpfe, jauchige und eiterige Blutvergiftung oft nur im Leben, oder jedenfalls hier viel leichter als nach der Schlachtung, nachweisbar seien, auch werde die Fleischbeschau durch die Lebendschau nicht nur im vollen Umfange gesichert, sondern in mancher Beziehung auch im Interesse der Metzger erleichtert. Die Ab­stempelung des Fleisches sei für die Kontrolle unent­behrlich und könne durch kein Mittel, wie Ursprungs­zeugnisse, Stempelmarken, Plombieren der Behältnisse u. s. w., ersetzt werden. Dem Verwischen der Stempel­abdrücke und dem Verschmieren der Fleischstücke durch die Farbe könne dadurch begegnet werden, daß das frischgestempelte Fleisch nicht sofort aufeinander ge­worfen und daß die kleineren Fleischstücke stets in reinliches Papier eingewickelt werden. Eine lebhafte Diskussion, die sich an den Vortrag anschloß, drehte sich hauptsächlich um die Schwierigkeit bei der Brauch­barmachung des bedingt tauglichen Fleisches, der Stempelung, die Vorteile des neuen Gesetzes zur Bekämpfung des unsoliden Handels mit minderwertigem Fleisch und der aus solchem hergestellten Fleischwaren (Peitschenstecken u. s. w.)

Der Verband süddeutscher Schuhmacher, meister beschloß, die württembergische Regierung zu ersuchen, in Württemberg eine Fachschule für das Schuhmachergewerbe zu errichten. Die Handwerkskammer Stuttgart hat bereits vor einigen Wochen in ihrer letzten nichtöffentlichen Sitzung für diesen Zweck eine nahmhafte Summe bewilligt.

Tübingen, 11. August. Die Vernehmung der beiden in Göppingen unter dem Verdacht des Raub­mords verhafteten Handwerksburschen Räpple und

Stimme:Wir müssen gewinnen, wir dürfen so kurz vor dem Ziele nicht scheitern!"

Sie erhob sich und stieg die Treppen nach Luziens Mansarde hinauf. Vor der Tür blieb sie stehen und rief dem Mädchen. Sie erhielt keine Antwort. Nach wiederholtem Rufen und nachdem sie sich davon überzeugt, daß die Tür noch immer von außen ge­schlossen war, erfaßte Julia Harrington eine solche Angst, daß sie nicht einzutreten wagte und zu Charles zurückkehrte.

Ich erhalte keine Antwort auf mein Rufen," sagte sie ihm.-

Wenn sie fort ist, sind wir verloren."

Das ist unmöglich, ich schloß sie ein."

So bleibe hier, ich werde Nachsehen."

Am ganzen Körper zitternd, ließ sich Julia auf einen Stuhl nieder, während sich Charles nach oben begab.

Er schloß die Tür auf und trat in das Zimmer Luziens.

Sie war nicht mehr darin.

Mary Golling hatte genügend gehört und gesehen, um zu wissen, daß ihr Gefahr drohte bei denen, die jetzt um die Gründe ihres Aufenthalts in Julias Hause wußten. So hatte sie sich über das Dach in die Nebenwohnung begeben, wo sie bis auf weiteres das elegante Zimmer beibehielt, in dem sie sich als Fremde aufhielt.

Fassungslos eilte Charles zu Julia.

Wir sind verloren, sie ist fort!" rief er entsetzt aus.

Verlieren wir den Mut nicht! Wir werden nicht

Hespeler durch Oberstaatsanwalt Fetzer führte zu einem vollständigen Geständnis der beiden Raub­mörder; sie räumten ein, den Privatier Krauß ge- meinschaftlich erdrosselt und dann beraubt zu haben, dagegen sucht, wie dieTüb. Chr." meldet, vorder­hand noch jeder die Anst ftung zu dem Morde auf den anderen zu schieben.

Tübingen, 12. Aug. Ein Kellnerlehrling aus Mannheim namens Lösch, der, wie es scheint, seinem Prinzipal durchgegangen war, hielt sich einige Tage hier auf und fand aus Barmherzigkeit, da er aller Mittel bar sein mußte, Nachtquartier bei einem hies. Heizer. Zum Dank für die gute Aufnahme stahl das gute Früchtchen ihm seine beinahe noch neue silberne Cylinderuhr, versetzte sie sofort im Leihhaus und dampfte mit dem Erlös gegen Stuttgart, von wo er vor einigen Tagen wieder hieher zurückkehrte, erfaßt und dem K. Amtsgericht eingeliefert wurde.

Ulm, 12. August. Unser Oberbürgermeister ist kein Freund derWolkenkratzer". Das kam wieder in der gestrigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien in dem Vorschlag zum Ausdruck, bei städtischen Bau­plätzen in der Heimstraße und an der Südseite der im Bau begriffenen Mohrenkopfüberführung, die gegen­wärtig zur Versteigerung ausgeschrieben werden, zur Bedingung zu machen, daß die Höhe der auf ihnen zu erstellenden Bauten nicht mehr als 4 bezw. 3fls Stock­werke betragen soll. Die Kollegien schlossen sich dem Vorschläge an.

Ulm, 11. Aug. Der Buchhalter Grüner, Vater von 4 Kindern, welcher am Sonntag vor 8 Tagen bei einer Donaufahrt von einem Insekt gestochen wurde, ist an Blutvergiftung gestorben. Die ärztliche Kunst vermochte den Bedauernswerten nicht mehr zu retten.

Auf der Straße zwischen Ulm und Biberach wurde letzthin eine Frau aus Burladingen von einem Motorwagen überfahren und lebensgefährlich verletzt. Die 3 Jnsasfen fuhren davon, ohne sich um die Frau zu bekümmern. Die Herren Automobilisten haben es sich selbst zuzuschreiben, wenn durch die sträfliche Leichtfertigkeit und die Gefühlsrohheit eines Teils derselben die Erbitterung gegen sie immer mehr wächst und die Rufe nach einem Automobilgesetz immer lauter werden.

Slus Staöt» Bezirk unS Umgebung.

Seine Majestät der König hat die erledigte Hauptlehrstelle an der mittleren Abteilung der Real- anftalt Tübingen dem Oberreallehrer Honold an der Realschule Wildbad übertragen.

Neuenbürg, 13. August. Da und dort wird wirklich gefragt, wie es komme, daß neuerdings der städt. Plan über die projektierte Wasserwerksanlage geändert werden mußte. Einsender dieses hat sich ge­eigneten Orts erkundigt und folgendes in Erfahrung gebracht: Beim Aufstellen der ersten Pläne wurden die in dem Verwaltungsbericht der K. Minifterial- abteilung für den Straßen- und Wasserbau von 1895/97 angegebenen Meereshöhenzahlen für Wehr­schwelle, Oberwasserspiegel u. s. w. in Betracht ge­zogen, da eine Konzession für die bisherige staatliche Anlage nicht vorhanden ist und auch nicht nötig war.

eher ruhen als bis wir sie wieder gefunden haben!" meinte Julia, sich durch diese Worte selbst zu täuschen suchend.

Vorläufig aber sind wir in der gefahrvollsten Lage. Wir müssen alles aufbieten, um sie wieder zu finden und unschädlich zu machen. Lasse sofort Robertson von dem Vorgefallenen Nachricht zukommen.

Zn der Zwischenzeit war Henry Wildert verhaftet und hinter schloß und Riegel gebracht worden.

Schon am folgenden Tage verbreitete sich in der Stadt die Nachricht von dem sensationellen Diebstahl.

Fünf der gestohlenen Obligationen waren verkauft worden und gelangten schließlich an ein Bankhaus, welches sie als einen Teil der gestohlenen Papiere erkannte nach den inzwischen veröffentlichten Nummern.

Die Papiere wurden nun von einem Besitzer zum andern zurückverfolgt, bis man auf denjenigen kam, der sie zuerst auf die Börse gebracht hatte. Der Betreffende gab an, sie von einem gewissen Charles Harrington gekauft zu haben. Eine Stunde später wurde Charles verhaftet. Er blieb vollständig ruhig und beharrte auf seiner Unschuld. Er habe die Papiere von einem Buchhalter der Firma Morton u. Cie. übernommen, im guten Glauben an die Transaktion und im Ver­trauen auf den in bestem Renommee stehenden Beamten der Firma: Henry Wildert sei sein Name.

Man setzte sich mit dem Bankhaus Morton u. Cie. in Verbindung und infolge der dort eingezogenen Erkundigungen wurde Charles Harrington auf freien Fuß gesetzt und Henry Wildert verhaftet.

(Fortsetzung folgt.)