im Stande sein, die Papiere zu vernichten bei einer etwaigen Verhaftung?"

Man nimmt an, daß eine Frau dabei im Spiele ist und diese muß vor allem gefunden werden. Der Dieb war bisher ein durchaus unbescholtener und mehr als bescheidener junger Mann. Woher sollten ihm plötzlich solche Gelüste kommen, wenn nicht von einem Weibe. Es wird die alte Geschichte sein."

Mary Golling versank für ein Paar Augenblicke in tiefes Nachdenken, dann sagte sie in leisem, traurigem Tone:

Das wird schwer werden."

Sie erhalten zehn Prozent von jedem Dollar, den Sie wiedererlangen.Nur Mut, Mary! Ihnen wird der Erfolg nicht ausbleiben. Nun, wollen Sie?"

Ich stehe zu Diensten und harre Ihrer Befehle."

Schön denn. Ich weiß, was sie übernehmen, wird zu Ende geführt. Ihre erste Sorge muß sein, daß Sie mit Henry Wildert bekannt werden."

Ist dieser Henry Wildert der Dieb?"

Ja."

Kennen Sie ihn?"

Nein. Aber ich habe seine Photographie." Und der Direktor reichte diese seinem weiblichen Be­amten hin.

Mary betrachtete das Bild und ein wehmütiger Ausdruck zeigte sich in ihren großen Augen, als sie murmelte:

Was für ein schöner Mann! Welch' offenes ehrliches Gesicht! Ich sage Ihnen, Herr Direktor, hier muß ein Irrtum obwalten, ich habe einen scharfen

Blick und viel Menschenkenntnis; das Original dieses Bildes wird man keines Verbrechens zeihen können!"

Sie werden anderer Ansicht werden, wenn Sie sich erst einige Zeit mit der Angelegenheit be­schäftigt haben."

Also die Inhaber der Firma glauben in diesem jungen Manne den Schuldigen entdeckt zu haben?"

Ja, aus Gründen, die Ihnen die Herren selbst auseinandersetzen werden."

Es ist mir wie eine Eingebung in dieser Sache. Denken Sie an meine Worte: Dieser junge Mann ist kein Verbrecher!"

Für diesmal fürchte ich, daß Sie sich täuschen, Mary. Schaffen Sie die Obligationen wieder, dann wird die Sache unterdrückt und er geht straflos aus. Andernfalls muß man es eben mit einer Verhaftung versuchen und sehen, wie weit man dann kommt."

Das geheimnisvolle schöne Mädchen schwieg für ein paar Minuten still. Dann sagte sie, nachdem sie noch einmal das Bild aufmerksam betrachtet hatte:

Ich werde die Wertpapiere wieder schaffen, oder ihnen wenigstens auf die Spur kommen, und den jungen Mann will ich nicht nur vor dem Zuchthaus retten, ich werde beweisen, daß er so unschuldig an dem Diebstahl ist, wie Sie und ich, Herr Direktor."

Mary Golling verbrachte noch eine Stunde in ernster Beratung mit ihrem Chef, der ihr noch wichtige ihm bekannte Details des großen Diebstahls mitteilte. Henry Wildert war schon Wochen lang Tag und Nacht verfolgt und von Detektivs beobachtet worden, ohne daß man einen Schritt weiter gekommen wäre.

Man wußte nur, daß der bisher solide junge Mann einen liederlichen Lebenswandel begonnen hatte, wo­durch der Verdacht, der auf ihm ruhte, noch um vieles bestärkt wurde.

Als Mary Golling sich von Direktor Doung verabschiedete, händigte ihr dieser die Photographie Henry Wilberts ein.

Es war nahe an Mitternacht und nur ein Weib- liches Wesen mit der Erfahrung und dem Mute, welchen Mary besaß, konnte es wagen, um diese Zeit durch die Straßen der Großstadt zu gehen.

Ihre Unerschrockenheit sollte nur zu bald aus die Probe gestellt werden.

Als sie eben um eine Ecke bog, befand sie sich Plötzlich einer lärmenden Gesellschaft junger Leute gegenüber. Dieselben hielten sich vor der Eingangs­tür eines Hofes auf, in dem Mary eine berüchtigte Spielhölle erkannte. Die jungen Leute standen in nächster Nähe einer Gaslaterne und als der weibliche Geheimpolizist an ihnen vorüber ging, da fiel ihr Blick zufällig aus einem unter ihnen.

Ihr Atem stockte.

Die letzten Worte, welche sie noch beim Abschiede dem Direktor Joung gesagt, waren gewesen:

Ich werde Nachweisen, daß Henry Wildert nicht der Dieb ist!" Und jetzt schon, nach kaum einer halben Stunde, begegnete ihr ein Abenteuer, welches ihren Glauben an die Unschuld und Harmlosigkeit des Verdächtigten stark erschütterte.

(Fortsetzung folgt.)

Amtlich« Bekanntmachungen und Privat-Anzeigen.

Mandrr-Kochkursr.

Der landw. Bezirksverein beabsichtigt, im nächsten Herbst wieder einen Wanderkochkurs in hiesiger Stadt zu veranstalten, wenn sich genügende Beteiligung findet.

Diese Kochkurse haben den Zweck, Frauen und Mädchen nicht unter 15 Jahren in Herstellung einer einfachen guten Kost zu unterrichten und das Verständnis für den Nährwert und die Verwendung selbstgezogener Nahrungsmittel zu Wecken. Die Dauer der Kurse ist auf 6 Wochen berechnet und es beträgt das Lehrgeld einschließlich der Entschädigung für das Mittagessen 15 für eine Schülerin.

Anmeldungen zu dem Kurse sind spätestens bis 1. Aug. d. I. bei dem Vereinssekretär Oberamtspfleger Kübler zu Machen, welcher zu jeder weiteren Auskunft gerne bereit ist.

Neuenbürg, den 16. Juli 1903.

Vereins-Vorstand Oberamtmann Kälber.

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Es ist schon öfters angeregt I worden, und besonders wurdet von der Handwerkskammer kürz- lich auch in ds. Bl. angeregt, die Gewerbetreibenden möchten die Ausgabe ihrer Rechnungen besser und einheitlicher regeln. Um nun diese Anregung näher zu besprechen, werden alle Ge­werbetreibenden ohne Rücksicht darauf, ob sie dem Gewerbeverein als Mitglied angehören oder nicht, ersucht, sich am Montag den 20. Juli 1903, abends 8 Uhr zu einer Versammlung im Lokal (Pfrommer) recht zahl­reich einzufinden.

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