und der Japaner (6,5 Es geht daraus hervor, daß der Deutsche, abgesehen vom Russen, in Europa die wenigsten Steuern für die Landesverteidigung pro Kopf aufwendet.
Köln, 25. Juni. Mit dem morgigen Tage beginnt hier die Generalsperre aller Bauhandwerker. Von den Behörden sind umfassende Maßregeln zur Auf- rechtrrhaltung der Ruhe und Ordnung getroffen worden.
Leipzig, 25. Juni. Die ausgedehnten Lagerräume des Konsumvereins Leipzig-Plagwitz stehen seit heute vormittag 10 Uhr in Flammen. Auch die Mühle des Konsumvereins ist schwer bedroht. Sämtliche Feuerwehren von Leipzig und Umgebung sind am Brandplatze tätig, doch werden die Lagerräume kaum mehr zu retten sein.
Aus Baden, 23. Juni. Wein. Infolge Gewitter hat sich die Wetterlage in letzter Woche etwas ungünstig gestaltet. Noch ist keine eigentliche Stockung in der Entwicklung der Reben cingetreten, doch geht es nur langsam vorwärts. Mit dem feuchten Wetter haben sich auch die Krankheiten und Feinde der Reben in vermehrter Anzahl eingestellt. Die Blüte hat in allen Weinbaugegenden begonnen; es wird ein rascher und gleichmäßiger Verlauf derselben die Zerstörungen des Heuwurms, der lagenweise auftritt, auf ein kleines Maß beschränken.
Mannheim, 22. Juni. Holz. Wochenbericht. Mit der Lage des rheinischen Rundholzmarkts steht das Vorgehen bei der Rohholzeindeckung im Wald in schroffem Gegensatz. Ungeachtet des schleppenden Berkaufsgeschäfts und der sinkenden Werte legten Handel und Säge-Industrie für Rundholz doch die forstlichen Einschätzungen vielfach bedeutend überschreitende Preise an. Mit der Beifuhr der Rohware an die oberrheinischen Märkte ging es auch neuerdings nur langsam voran. Trotzdem büßt die Haltung an Festigkeit zusehends ein. Angesichts des hohen Einkaufs fügt die heutige Bewertung des Rohholzes vielen Händlern schon Verluste zu. Unter Umgehung des Zwischenhandels haben mehrere niederrheinische Sägewerke diesmal ihren Rundholzbedarf im Wald unmittelbar gedeckt. Die letztwöchige Beifuhr von Rohholz an den hiesigen Floßholzmarkt belief sich auf über 7000 Stämme, darunter 6000 Stämme Meßholz. Die Einkäufe der Sägewerke beschränken sich nur auf Deckung des dringendsten Bedarfs. Kleinholz wird heute mit 22, Mittelholz mit 24, Meßholz mit 26 und Holländerholz mit 28 -/A das Festmeter ab hiesigen Floßhafen bewertet. Der Mainzer Floßholzmarkt hatte bei schwachen Zufuhren auch nur kleine Umsätze, wodurch die Stimmung matt blieb. Ein Teil der süddeutschen Sägewerke, bei dem die Bestellungen knapp zu werden beginnen, sucht durch billige Anstellungen Aufträge hereinzuholen. Zuverlässige Werke des Schwarzwaldes boten letzthin mit üblicher Waldkante geschnittene Tannen- und Fichtenbauhölzer in regelmäßigen Abmessungen zu 36,50—39,50 das
Festmeter frei Waggon Mannheim bei prompter Lieferung an. Die rheinischen Sägewerke sind nur zum Teil gut beschäftigt. Das Angebot in schwedischer, russischer, finnischer und amerikanischer nahesichtiger Rohware ist überaus knapp.
Die „Voss. Ztg." meldet aus Belgrad: Von den Gläubigern König Alexanders, welcher einige Liegenschaften, aber kein Barvermögen hinterließ, sind bisher Forderungen in Höhe von 400000 Franks angemeldet worden.
Der lange Kampf um die Herrschaft über die Schule, welche in Frankreich unter dem radikalen Ministerium Combes zwischen Staat und Kirche entbrannt war, kann nunmehr Wohl als endgiltig zu Gunsten der Regierung entschieden betrachtet werden. Nach leidenschaftlichen Verhandlungen genehmigte die Deputiertenkammer in der Nacht zum 24. Juni mit 329 gegen 66 Stimmen das Gesetz über die Säkularisierung der Kongreganisten, wonach den bisherigen Mitgliedern der aufgelösten Kongregationen verboten wird, drei Jahre nach erfolgter Auflösung der Kongregationen, welcher sie angehörten, Unterricht in ihren früheren Gemeinden zu erteilen. Die antirepublikanischen Parteien der Kammer sind über diese ihre abermalige Niederlage in der Schulfrage sehr erregt, indessen werden sie sich Wohl oder übel mit den Tatsachen abfinden müssen.
Neue Uniformen in Frankreich. Bei der Truppenschau in Longchamps zu Ehren des Königs von Italien wird zum ersten Mal eine Infanterie- Compagnie in der neuen ganz modernisierten Uniform erscheinen: hechtgraue Jacke und Beinkleid, umgeschlagener Kragen, mattbraune Metallknöpfe, hechtgrauer Burenschlapphut mit Kokarde auf der aufgeschlagenen Krämpe der einen Seite. Bon der Wirkung hängt es ab, ob das ganze Heer diese neue Ausrüstung erhält.
New-Aork, 22. Juni. Von einer Handlung der Lynchjustiz wird der „Franks. Ztg." von hier gekabelt: Zweitausend Bewaffnete brachen in das Gefängnis von Newcastle im County Delaware ein, holten einen Neger heraus, der des Lustmordes an einer 18 jährigen Pastorstochter beschuldigt war, warfen ihn in ein hohes Holzfeuer und feuerten Kugeln in den Leichnam. Der Neger war geständig gewesen.
Württemberg.
Stuttgart, 26. Juni. Die Kammer der Abgeordneten setzte heute die Beratung des Eisen- bahnetats fort und zwar bei den untersten Beamten. Verschiedene Bitten um Gehaltsaufbesserung, lebenslängliche Anstellung, kürzere Vorrückungsfrist rc. wurden der Regierung nur zur Kenntnisnahme überwiesen, nachdem Staatsrat v. Balz wie Minister v. Soden wiederholt erklärt hatten, daß alle die gestellten Gesuche zur Zeit nicht berücksichtigt werden können. Seit einiger Zeit stelle unsere Eisenbahnverwaltung Bohrversuche auf Kohlen im Saargebiet an. Ein Ergebnis liege aber noch nicht vor. Fällt es gut aus, hofft die Regierung, aus eigenen Kohlengruben ihre Eiseubahnkohlen beziehen zu können. Im tveiteren Verlauf der Debatte werden verschiedene Beschwerden und Wünsche laut. Tauscher verlangte für die Werkstättearbeiter die Einführung des Neunstundentags ohne Lohnkürzung rmd die Abschaffung der Akkordarbeit, wobei er auch Persönliche Ausfälle gegen den Vorstand der Cannstatter Wagenwerkstätte machte. Staatsrat v. Balz trat Tauscher entgegen. Schmidt-Maulbronn wünscht Einführung von besonderen Grundtarifen wie bei den Buchdruckereien. Auf den Antrag v. Kiene wird der Antrag Tauscher an die volkswirtschaftliche Kommission überwiesen. Morgen 1 Uhr Fortsetzung.
Zu den Reichstagswahleu in Württemberg schreibt der „Schttr M.": Die Reichstagswahl ist nun abgeschlossen. Gewählt wurden in Württemberg am vorgestrigen Stichwahltag: 1 Nationalliberaler, 2 Konservative und Bauernbündler, 5 Bolksparteiler und 3 Sozialdemokraten. Württembergs Vertretung im Reichstag zeigt nun im ganzen folgendes Bild: Nationalliberale 1 (bisher 2 und 1 Hospitant), Konservative und Bauernbund 3 (bisher 2), Volks- Partei 5 (bisher 6), Zentrum 4 (bisher 4), Sozialdemokratie 4 (bisher 2). Die Deutsche Partei hat Cannstatt - Ludwigsburg - Marbach - Waiblingen behauptet (Hieber), Freudenstadt-Horb-Oberndorf-Sulz und Gmünd-Göppingen-Schorndorf-Welzheim verloren, elfteres an die Volkspartei, letzteres an die Sozialdamokratie. 1 Wahlkreis behauptet, 2 verloren, zusammen 1. Die Konservativen und der Bauernbund haben Backnang - Hall - Oehringen- Weinsberg iLandtagsabg. Vogt) und Crailsheim- Gerabronn-Künzelsau-Mergentheim (Schultheiß Vogt) gewonnen, beides von der Volkspartei; Besigheim- Brackenheim-Heilbronn-Neckarsulm (Wolfs) von der Reichspartei übernommen; Calw-Herrenberg-Nagold- Neuenbürg verloren und zwar an die Bolkspartei. 2 gewonnen, 1 behauptet, 1 verloren; zusammen 3. Die Volkspartei hat Freudenstadt-Horb-Oberndorf- Sulz (Wagner) und Calw Herrenberg-Nagold-Neuen- bürg (Schweickhardt) gewonnen, elfteres von der Deutschen Partei, letzteres von den Konservativen; Reutlingen-Rottenburg-Tübingen (Payer), Balingen- Rottweil-Spaichingen-Tuttlingen (K. Haußmann) und Geislingen-Heidcnheim-Ulm (Storz) behauptet; Böblingen - Leonberg - Maulbronn - Vaihingen, Backnang. Hall - Oehringen - Weinsberg und Crailsheim - Gera- bronn-Künzelsau-Mergentheim verloren, elfteres an die Sozialdemokratie, die beiden letzteren an den Bauernbund. 2 gewonnen, 3 behauptet, 3 verloren, zusammen 5. Das Zentrum hat behauptet: Aalen- Ellwangen-Gaildorf-Neresheim (Hofmann), Blaubeuren - Ehingen - Laupheim - Münsingen (Gröber), Biberach-Leutkirch-Waldsee-Wangen (Erzberger) und Ravensburg - Niedlingen - Saulgau - Tettnang (Leser) 4 behauptet. Die Sozialdemokratie hat Böblingen- Leonberg-Vaihingen-Maulbronn (Sperka) und Gmünd- Göppingen-Schorndorf-Welzheim (Lindenmann) gewonnen, elfteres von der Volkspartei, letzteres von der Deutschen Partei; Stuttgart (Hildenbrand) und Eßlingen-Kirchheim-Nürtingen-Urach (Schlegel) behauptet. 2 gewonnen, 2 behauptet, zusammen 4.
Dem Präsidium des Württ. Kriegerbundes hat ein Freund des Bundes die Summe von 1000 o/k! zur Verfügung gestellt mit der Bestimmung, daß diese in 25 Teilen solchen Kriegsinvaliden und Veteranen zugestellt werde, welche ohne diese Beihilfe sich an der Kyffhäuserfahrt nicht hätten beteiligen können, aber den Wunsch hegen, das Kyff- häuserdenkmal zu besuchen. ^
Cannstatt, 25. Juni. Zu dem während des heurigen Volksfestes stattfindenden 4. Großen Wander
sportsfest der Gaue 5, 6, 7 und 8 des deutschen Radfahrerbundes hat Seine Majestät der König Wilhelm II. von Württemberg das Protektorat über- nommen und einen Ehrenpreis gestiftet. Mit der Ausführung dieses Sportsfestes ist der Radfahrerverein Cannstatt, der gleichzeitig sein 15 jähriges Stiftungsfest begeht, betraut. Die Stadtgemeinde hat sich bereit erklärt, den festgebenden Verein in jeder Hinsicht und namentlich auch durch Stiftung mehrerer Preise kräftig zu unterstützen. Das Ehrenpräsidium übernahm Herr Oberbürgermeister Nast. Den sportlichen Aufführungen werden auch Ihre Majestäten anwohnen.
Slus StaSI, Bezirk unS Umgebung.
BirkenfeId, 23. Juni. Letzten Sonntag errang der hiesige „Sängerbund" unter der Leitung seines tüchtigen Dirigenten, Hrn. Lehrer Wein har dt von Höfen, auf dem Sängerfest in Weingarten unter großer Konkurrenz in der Abteilung 6 (50 Sänger) den Preis le mit 46 Punkten. Der Verein wurde bei seiner Heimkehr trotz der herannahenden Mitternachtsstunde von einer großen Menschenmenge, sowie vom hiesigen Turnverein mit Musik am Bahnhof empfangen. Von mitkonkurrierenden Vereinen erhielten Preise: la „Frohsinn" Weingarten, 39Vr P., 1b „Männergefangverein" Grötzingen, 45 Punkte, Ila „Liederkranz" Jöhlingeu, 53 P., Ilb „Eintracht" Eutingen, 65 Punkte. (Pf. Anz.)
Calw. Aus Anlaß der hier stattfindenden Landesverfammlung des „Deutschen Lehrervereins für Naturkunde" wurde im neuen Schulhause in verschiedenen Schulsälen eine Ausstellung veranstaltet, die jedem Naturfreunde durch ihre Reichhaltigkeit und schöne Anordnung etwas Ansprechendes bieten dürfte. Die Ausstellung ergänzt und illustriert die bei der Versammlung gehaltenen Vorträge: „ Der Tannenwald, eine Lebensgemeinschaft" und die „gxoguoftifchen Verhältnisse des Bezirks Calw". Ein großer Teil der Ausstellung ist darum dem Wald gewidmet. Ein richtiger Tannenwald mit allen einheimischen Nadelhölzern, mit seinen charakteristischen Pflanzen und Tieren ist im Schulsaale eingepflanzt, belebt von ausgestopften Tieren. Auch die menschliche Betriebsamkeit im Walde kommt zur Geltung. Eine Prächtige Sägmühle und ein Floß beleben das Schwarzwaldtal, ein Kohlenmeiler mit Köhlerhütte und eine Blockhütte zieren seine Höhen. Wie die Erzeugnisse des Waldes, insbesondere das Holz, verwendet werden, das zeigen „Sichlers Stoffsammlung", die halb- und ganz fertigen Fabrikate der Lemppenau'schen Fabrik in Neuenbürg-Höfe«. Ferner sind ausgestellt sämtliche Holzarten, die Torfmoorpflanzen des Schwarzwaldes, eine prächtige Geweihsammlung, sämtliche Farne, Moose, Pilzen und Flechten, große Jnsektensammlungen (Käfer und Schmetterlinge) Mineralien rc. Die Ausstellung bleibt noch bis Montag geöffnet Werktags von 3—5 Uhr, am Sonn- und Feiertag von 11—4 Uhr.
Neuenbürg, 27. Juni. Dem heutigen Schweinemarkt zugesührte 40 Stück Milchschweine wurden zu 18—26 «/A. pro Paar verkauft.
Vermischtes.
Eine angenehme Ueberraschung wurde der Familie des Kaufmanns Wilda in Charlottenburg zu teil. Vor etwa drei Monaten war in Hamburg ein hochbetagter Schwager des Kaufmanns gestorben, der allgemein für sehr vermögend gehalten wurde. Zu dem Befremden des Kaufmanns, dessen Gattin als einzige Schwester des unvermählten Verstorbenen Universalerbin war, fanden sich außer dem Hausrat nur etwa 200 ^ in bar vor. Die Enttäuschung in der erbberechtigten Familie war groß, und niemand in der erbberechtigten Familie vermochte es sich zu erklären, wo der Verstorbene, der sich als Exporteur in den siebziger Jahren ein großes Vermögen nachweislich erworben hatte, sein Geld deponiert haben sollte. Unter dem Jnventarnachlaß befand sich auch eine alte Violine, mit der der jüngste Sohn des Kaufmanns kürzlich sein Spiel trieb, wobei dieselbe plötzlich zerbrach und mehrere Rollen Papier entleerte. Bei näherer Untersuchung stellte es sich heraus, daß die Rollen Banknoten in Höhe von 68 000 ^ enthielten, welche das Vermögen des Verstorbenen repräsentierten. — Stimmt's auch?
(„I wähl net!") Man schreibt der „Frkf. Ztg.": „Kurz vor dem letzten Wahltermin war in einem kleinen schwäbischen Dorfe ein Reisender mit einem Bäuerlein ins Gespräch gekommen, das sich schließlich auch um die Wahl drehte. Auf die Frage, wer sein Kandidat sei, antwortete das Männlein: „I wähl net!" Darüber drückt der Reisende seine Verwunderung aus; indes erfolgt auf seine Frage nach dem Grunde nur die Antwort: „I wähl net!" In der