Die „Langenbrander Höhe und ihr Aussichtsturm."
Fortsetzung.
Nun aber beginnt iu nächster Nähe ein Hindernis emporzufteigeu: hinter 2 Schömberger Felderhäuschen erblicken wir die „Hausäcker" von Oberlengenhardt, und sofort folgt nach rechtshin der hohe „Hauswald", der mit der Langenbrander Höhe fast gleiches Niveau hat (zweimal zu 721 m ansteigend.) Und die Tannen dieses Hauswalds sind hoch genug, um die Alb auf ein kurzes Stück verschwinden zu machen; hübsch ist es, daß wenigstens gerade noch der Roßberg (58 km) und der breite Bolberg sichtbar sind, (herwärts zwischen beiden eine Waldwiese im Hauswald.) Der Hauswald läßt auch den hohen Gäurand zunächst verschwinden, s.o daß schon der Lerchenberg (bei Deckenpfronn) unsichtbar bleibt (er müßte rechts vor dem Bolberg stehen.) Dagegen erscheint zur Rechten des Hauswalds offenbar die Gäulinie aufs neue auf ein kurzes Stück: es müssen die Höhen vom Sulzer Eck bis zum Kühlenberg sein; doch konnte ich den Kirch- tum von Oberjettingen nicht erblicken. Hier haben wir aber auch die Alb wieder auffallend hoch vor uns, und gerade hier läßt es sich z. B. vergleichen, wie viel mehr man auf dem Turm sieht, als auf dem Felde. Während drunten nur ein einzelner Rücken schwach sichtbar wird (Plettenberg?), haben wir oben die gesamte Alb etwa vom Killertal bis hinaus zur Spaichingcr Talspalte vor uns. Mit welchen Bergen sie nach dem Hauswald wieder einsetzt, versäumte ich genau festzustellen; es ist aber ein gut Stück links von der gewaltigen, roßberg- ähnlichen Thailfinger „Burg" (974 m), die in 63 ° von 0 erscheint. Rechts vor der „Burg" ist der Hohenzollern zu suchen; er wird aber schwer zu bemerken sein, da er natürlich nicht an den Horizont kommt (so wenig als Hohenstaufen und Rechberg; hier gibt das Büchenbronner Panorama irreführende Zeichnungen.) Dann folgen die weiteren Albberge der Balinger Gegend etwa so, wie sie auf dem Wernerschen Bild der Kühlebergrundschau zu sehen sind; besonders auffallend machen sich der klotzige Lochenfels, der breite, eingekerbte Schafberg und der Platte Plettenberg (letzterer nur noch 12° vor 8, in 67 km.) Endlich schließt der Hohenberg und der wuchtige Lemberg die Hanptlinie der Alb, letzterer deshalb um so kräftiger, weil hart an ihn der schräg angezielte Steilrand der Spaichinger Alb anschließt (Dreifaltigkeitsberg im weiteren Sinn.) Nun setzt die Spaichinger Spalte ein, aber noch einmal taucht ein letzter Rücken vom Jura auf: der breite Zundelberg (genau hinter Spaichingen) in 84 km. Damit ist, etwa 6 ° vor 8, alles aus, und der nahe Schwarzwald hat allein das Wort.
Und doch muß noch etwas da sein! Der Langenbrander Turm hat auch noch einen bescheidenen Blick zu den Schweizer Alpen erobert, und wir haben hier somit den nördlichsten und entlegentsten Punkt für Alpensicht im ganzen Schwarzwald geschaffen. Viel ist es natürlich nicht, was da zu sehen ist. Aber Wenn s hell genug ist, muß jedenfalls der Tödi groß und frei dastehen, scheinbar fast so hoch am Horizont wie der Lemberg, und zwar sofort nach der Bank des Zundelbergs, wohl nur eine Mondbreite nach rechts; Entfernung 223 km. (Ganz unabhängig von dieser Berechnung hat in der Tat Herr Oberförster B. von L. am 19. Febr. d. I. den Tödi vom Turm aus entdeckt!) Ob links vom Tödi auch noch der Bifertenstock sichtbar wird (auf dem Zundelberg aufsitzend), ist nicht sicher, aber wahrscheinlich. Und rechts vom Tödi dürften auch Claridenstock, Kammlistock und Scherhorn noch zum Vorschein kommen, alle noch links von der Südlinie; es kommt eben darauf an, wie hoch die Tannen in jenem Walde an der Weinstraße zwischen Würzbach und Agenbach sind, der in dieser Richtung den Horizont begrenzt. Weiter nach rechts ist aber sicher nichts mehr von den Alpen zu erblicken; der Frohn- wald (vor Agenbach) wird zu hoch.
Ueber die West Hälfte des Rundbildes kann ich nicht viel sagen; teils störte mich ungünstige Beleuchtung, teils erlaubt hier, wie gesagt, der Turm keinen genügenden Einblick in die Gliederung der nahen Schwarzwaldberge. Zunächst sind es, von 8 nach rechts, die Wälder um Agenbach und Aichelberg, die den Gesichtskreis abschließen. Den breitesten Raum nimmt sodann der Gebirgskamm zwischen Gr. Enz und Murg ein, über den es kein Hinwegsehen gibt. Vor ihm treten hie und da niedrigere Ausläufer auf, so z. B. vor dem am Turm sofort kenntlichen Hoh loh der Wildbader Sommerberg (Wendenstein). Der Hohloh steht als ein flacher Hochrücken,
(ohne den ganz unzutreffenden Steilabfall nach links, den das Büchenbronner Panorama zeigt) 18 km entfernt, 36 ° von gegen 8. Es trifft sich merk- würdig, daß die 3 Türme von Langenbrand, Hohloh und Hornisgrinde nahezu in gerader Linie liegen, aber gesehen kann letztere nicht werden; der Hohloh ist zu hoch. Vom Hohloh aus ist die Kammlinie über den Langmartskopf, Schweizerkopf und Lerchenkopf bis Dobel zu verfolgen, während die Teufelsmühle hinter dem Lerchenkopf unsichtbar bleibt. Mit dem Dobler Signal, 720 m, 7° vor
verbindet uns wieder eine Dreieckslinie 2. Ranges; es sind auch eine Anzahl Häuser sichtbar. Vom Dobel aus ziehen sodann zwei Kammlinien nach rechts. Die vordere bezeichnet den Waldrücken, der jenseits des Eyachtales auf Dennach hinführt; sie senkt sich mehr und mehr und ist schon stark durch die Baumwipfel verdeckt. Die Hintere hat ihren Höhepunkt im Mauzenberg, der breit über den Dobler Wald herüberschaut, links davon erscheint eben noch der Rennberg, sein Ausläufer gegen Herrenalb hin, und rechts nach der Einsattelung zieht die Landesgrenze zum Tannschach hinaus (hinter Bernbach), mit ausgesprochenem Rechtsabfall; hier im Tannschach hat der Schwarzwald zum letztenmal 700 m erreicht. Dann folgt unverkennbar der noch immer stattliche, aber bloß noch 611 m hohe Mahlberg mit seinem 26 m hohen Jubiläumsturm (1896 zu Ehren des Großherzogs erbaut), 11 ° von gegen -i; er erscheint so recht als letzte Hochwacht des gesamten Schwarzwalds. Von ihm zieht eine sich nördlich entfernende Waldlinie nach rechts, ebenfalls von den nahen Baumwipfeln angeschnitten und leider mehr und mehr darin verschwindend: es ist der vom Freiolsheimer „Bergwald" gegen Ettlingen und Durlach hinziehende, von 450 Meter bis auf 250 m sich senkende letzte Steilrand vor dem Rheintal. Die Durlacher Warte, auch für Württemberg ein Vermessungspunkt 1. Ranges, steht 24'/»° vor 23^2 km entfernt, so viel ich mich erinnere, vor den Bäumen kaum sichtbar. Zwischen Bergwald und Durlacher Warte die Ettlinger Spalte, der Durchbruch des Albtales, im — Auf der ganzen Strecke endlich vom Mahlberg bis zur Dur- lacher Warte erhebt sich hoch über dieser Waldlinie des Alb- und Pfinzgebiets in blauer Ferne die Kette der Nordvogesen und des Pfälzer Haardtgebirges 60—80 km entfernt. Nur von den Nordvogesen kann man reden; denn vom Hauptgebirge bleibt bis gegen Ingweiler alles verdeckt, und die ersten Bergzüge, die sofort rechts vom Mahlberg in die Erscheinung treten, gehören zur Umgebung von Niederbronn, liegen also über den Schlachtfeldern von Wörth; der höchste ist dort der Gr. Wintersberg, 581 m, 15° von ^V, 75 km. Dann folgen die Berge um Wcißenburg, dahinter die überragende Wegelsburg (573 m, 25 ° von >V), auf der Landesgrenze zwischen dem Elsaß und der Pfalz gelegen. Im Nordwesten, also erheblich weiter nach rechts, fallen die belebteren Formen der Berge um Ann- weiler ins Auge (Rehberg 576 m, 41^2° von >V.) Bei 55° steht der Kalmit (bei Neustadt, 683 m, 69 km), und bei 64 ° der Peterskopf bei Dürkheim. Demgemäß verschwindet in der Richtung der Durlacher Warte das Haardtgebirge im Dunst des Rheintales. In letzterem selbst konnte ich wegen schlechter Beleuchtung nichts wahrnehmen; Speyer mit seinem Dom ist mitten zwischen der Durlacher Warte und dem Melibokus zu suchen; Karlsruhe (Richtung Kalmit) wird nicht sichtbar sein. Der Blick in das Gelände herwärts vom Rheintal ist, wie gesagt, durch den eigenen Wald sehr gestört; von Dörfern werden dort am ehesten zu erblicken sein Völkersbach in der Richtung der Wegelsburg und Spessart in der Richtung des Rehbergs (ich sah nur undeutliche Spuren einer Ortschaft.) — Mögen nun diese Zeilen, die, zum Teil nach flüchtigen Skizzen verfaßt, weder auf Vollständigkeit noch auf Unfehlbarkeit Anspruch machen, dazu beitragen, dem Turm neue Freunde zu gewinnen und die alten zu erhalten und allen denen, die das Glück haben, klare Fernsicht zu finden, einen Dienst zu tun.
Vermischtes.
Wahlhumor. Selbst bei einem so ernsten Geschäft, wie es die Wahlen für den Reichstag sind, kommt der Humor in den mannigfachsten Variationen zur Geltung. So ist bei den Septennatswahlen, die wohl die meiste Aufregung verursacht haben, ein pflichttreuer Staatsbürger eiligst ins Wahllokal gelaufen, um mit dröhnender Stimme den Namen seines Kandidaten dem Wahlkomitee entgegenzurufen. Als ihm bedeutet wurde, daß er einen zusammengefalteten Zettel mit dem Namen des Kandidaten abzugeben habe, er
widerte der vorsichtige Biedermann: „Ick wer' mir schwer hüten, schriftlich jeb' ick nischt von mir. Wenn mein Wort nicht jenügt, denn kann ick Ihnen nicht helfen!" Sprach's und ging seiner Wege. Bald darauf kam ein anderer Wühler in Begleitung seiner Frau, worauf der Wahlvorsteher natürlich gegen die Begleiterin Einwendung erhob. „Ach, lassen Se man", beschwichtigte ihn der Wähler gutmütig, „sie soll ja jrade dabei sind. Wissen Se, zu Hause führt sie det Wort, nu soll sie aber mal sehen, det ick hier sojar in jeheime Staatsanjelegenheiten eine Stimme habe." — Als einst Bismarck im Berliner ersten Wahlkreise fein Wahlrecht ausübte, trat ihm ein mit Orden reichgeschmückter Zettelverteiler entgegen und reichte ihm einen Wahlzettel entgegen. „Ist das auch der Konservative?" fragte der Kanzler, faltete den Zettel zusammmen und wollte in das Wahllokal treten. Da näherte sich ein liberaler Zettelverteiler und machte den Versuch, dem Fürsten einen seiner Zettel anzudrehen, aber Bismarck winkte lächelnd ab: „Lassen Sie's gut sein, ich bin vergeben." „Bedaure, Durchlaucht, es wär so schön jewesen," antwortete der eifrige Agitator und verneigte sich melancholisch vor dem davonschreitenden Kanzler. — Viel belacht wurde damals ein Mißgeschick, das einem Gutsbesitzer in der Nähe Berlins passiert ist. Dieser schickte seinen Kutscher zur Wahl und übergab ihm einen Wahlzettel für den konservativen Kandidaten, indem er ihm einschärfte: „Diesen Zettel, den ich dir hier gebe, legst du in die Wahlurne; vor dem Wahllokal wird man dir noch einen anderen (für den liberalen Kandidaten) anbieten, den darfst du aber nicht benutzen." Der Kutscher tat wie ihm befohlen wurde, und als er nach Hause kam, fragte ihn der Herr, wie es denn gegangen sei. „Ich habe natürlich, wie Sie mir sagten, Ihren Zettel in die Urne gesteckt," antwortete der Kutscher treuherzig. „Haben sie dir vor dem Wahllokal nicht andere Zettel angeboten? fragte der Gebieter weiter. „Jawohl, zwei sogar," erwiderte der Kutscher, aber die Hab' ich nicht behalten, ich Hab' sie zwei Arbeitern von unserem Gute angeschmiert." — Eine etwas zu buchstäbliche Auffassung der Bezeichnung „geheime" Wahl zeigte ein Arbeiter, als er mit seinem Wahlzettel zur Urne trat. Der Wahlvorsteher fragte ihn vorschriftsmäßig nach Namen und Wohnung, um festzustellen, ob er in der Wahlliste verzeichnet sei. „Was", brauste der Wähler auf, „das wäre noch ja schöner, wir Haben geheime Wahl, und da soll ich meine ganze Adresse hier angeben? Nee, nee, daraus wird nichts, nehmen sie bloß meinen Zettel und legen Sie ihn in die Urne, vorstellen tu ich mich nicht." Da der Mann hartnäckig auf seinem anonymen Standpunkte verharrte, so konnte sein Stimmzettel natürlich nicht angenommen werden.
(Ein eingefleischter Jurist) ist der Referendar Rechthuber. Derselbe hatte eines Tages das Unglück, beim Verzehren eines Schnitzels im Restaurant einen einen Knochen in den Hals zu bekommen. Umsitzende Gäste, die ihn um Hilfe rufen hören, leisten ihm den nächsten Beistand, während der Wirt das geöffnet daliegende Notizbuch, in welches man den Unglücklichen noch ganz zuletzt hat schreiben sehen, an sich nimmt. Zu seinem Erstaunen aber findet er in demselben anstatt etwaiger letzter Grüße an Anverwandte folgende Notiz: Wirt mit bestem Erfolg auf Totschlag zu verklagen, da Schnitzel nvrmalitör keine Knochen enthalten dürfen!
(Um die Mottenbrut aus dem Pelzwerk u. dergl. gründlich zu vertilgen), verfährt man in folgender Weise: Feiner trockner Sand wird so erhitzt, daß man nicht mehr die Hand darin leiden kann, daß er aber noch nicht sengt. Dieser Sand wird langsam auf dem Pelzwerk hin und her gerollt, indem man ihn zwischen die Haare so recht auf die Haut kommen läßt. Das nun völlig gereinigte Pelzwerk wird nun, mit einem der Mottenschutzmittel versehen, in starke gewachste, oder in Eisenvitriol-Auflösung getauchte Leinwand verpackt und ist dann völlig sicher.
(Erklärung.) Die beiden Ohrfeigen, die ich gestern dem Sattlermeister Schnürle gegeben habe, nehme ich hierdurch reuvoll zurück und erkläre denselben für einen anständigen Menschen. Isidor Wimmerl.
Wechselrätsel.
Aendert man Kopf mir und Fuß, lieg' ich in Baden
als Stadt.
Deutscher Dichter bin ich, und allen bekannt ist mein
Name.
Auflösung der Aufgabe in Nr. 92.
Reuter, geb. 10, Scheffel, geb. 26.
Auflösung des Charade in Nr. 93.
Berggeist.
Redaktion, Druck und Verlag von L. Meeh in Neuenbürg.