entgegentreten. Hat denn Schrempf irgend ein­mal gegen die Jndustriezölle oder gegen den Ab­schluß von Handelsverträgen gesprochen oder ge­stimmt? Niemals. Hat denn Schrempf irgendwo eine feindliche Haltung gegen die Industrie einge­nommen. Nie und nirgends. Was will denn aber Schrempf? Er will gleiches Recht für alle, gleiche Berücksichtigung aller Stände. Wenn von industrieller Seite bald in dieser bald in jener industriellen Branche ein Zollschutz verlangt wird, so findet niemand etwas Ausfallendes daran; warum soll der Landwirt aber nicht auch das gleiche Recht haben, sich für seine Interessen zu wehren? Doch genug davon. Wir wiederholen nochmals, daß Schrempf nur nach dem Gnnidsotz handelt: Industrie auf der einen Seite und Landwirtschaft auf der andern dürfen keine Gegensätze sein. Warum stellen sich nun einzelne Wähler der nationalen Partei so feindlich gegen Schrempf? Ist denn seine sonstige Haltung kein Gegenwert für seine so sehr angefochtene Abstimmung in der Zolltariffrage? Es trifft eben hier daS Wort zu: Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Die weitaus große Mehrzahl der nationalen Wähler wird sich auf den Standpunkt stellen, Schrempf ist national durch und durch, also wählen wir ihn auch; Schrempf ist unser Mann.

Zu den Reichstagswahlen wird uns von Wildbad geschrieben: Nur noch kurze Zeit trennt uns von dem Tage, wo wir zu entscheiden haben, wer uns in den nächsten fünf Jahren im Reichstage vertreten soll. Die Parteien haben Kandidaten auf­gestellt, von denen wir den besten wählen müssen, da unser Wohl und Wehe davon abhängt. Es ist klar, daß nur ein Mann unser Vertrauen verdient, der treu steht zu Kaiser und Reich! Schon aus Dankbarkeit können wir keinen andern wählen.

Das Kaisertum der Hohenzollern hat das deutsche Reich zu ungeahnter Größe, zur Vormachtstellung des Friedens und der Gesittung erhoben. Wer die Zustände aus der Zeit der Zerrissenheit unseres Vaterlandes kennt, der kann ermessen, wie riesenhaft wir vorwärts gekommen sind, welche Taten zum Wohle des deutschen Volkes geschehen sind, seit wir Kaiser und Reich haben. Ohne dieses gäbe es kein all­gemeines, gleiches Stimmrecht, keine Freiheit der Eheschließung, keine Niederlassungsfreiheit, keine Gewerbefreiheit, keine gleiche Münze, kein gleiches Maß und Gewicht, keine Einheit des Heeres und der Flotte, der Gerichtsverfassung, des Strafrechts, des bürgerlichen Rechts. Dank Kaiser und Reich hat sich die Lebenshaltung der breiten Schichten des Volkes gehoben, sind die Löhne gestiegen, die Wohn- ungen immer besser geworden. In feinem Unterrichts­und Bildungswesen steht Deutschland an der Spitze aller Völker. Wie in keinem andern Lande wird bei uns für die Gesundheit der Staatsbürger gewirkt. Gegen ansteckende Krankheiten sind zahlreiche Schutz­maßregeln getroffen. Lungenheilstätten, Ferienkolonien, Erholungsheime, Volksbäder usw. sind im Dienste der leidenden Menschheit tätig. Kein Land hat solche Fortschritte gemacht wie wir!

Auch unser jetzt regierender Kaiser hat sich un­ermeßliche Verdienste um uns erworben. Das sch öne Wort Friedrichs des Großen, daß der König der erste Diener des Staates" sei, hat Kaiser Wilhelm II. stets als Richtschnur gedientEs ist in unserem Hause Tradition" so sagte er einstdaß wir uns von Gott eingesetzt betrachten, um die Völker, über die zu herrschen uns beschicken ist, zu deren Wohlfahrt und Förderung ihrer materiellen und geistigen Interessen zu regieren und zu leiten." Diese hohe Auffassung vom Herrscher-Beruf hat unser Kaiser ganz besonders in der Ausführung der herr­lichen Botschaft Kaiser Wilhelms des Großen über die Arbeiter-Versicherung betätigt. Es ist unbestreit­bar, daß in der Fürsorge für die Schwachen und Bedrängten kein Staatsoberhaupt, möge ihn eine Krone schmücken oder möge er der Erwählte einer Republik sein, unserem Kaiser gleicht! Wer möchte Wohl die Kranken-, die Unfall-, die Alters- und Invaliden-Versicherung und wie die segensreichen sozialpolitischen Gesetze alle heißen, heute missen! Wir würden uns schnöder Undankbarkeit schuldig machen, wenn wir nicht bei den Wahlen dieser Wohl­taten eingedenk wären.

Unser deutsches Reich gleicht einem glänzenden Gebäude, dessen äußere Pracht weit über die deutschen Lande hinausstrahlt und selbst dem fremdländifchen Neider Bewunderung abzwingt. Aber im Innern dieses mächtigen Baus nagen die Ratten; sie nagen und wühlen Tag und Nacht, um den Bau zu zer­stören. Diese Ratten sind die vaterlandslosen Sozial­

demokraten. Schon Wanken die drei goldenen Säulen, auf denen das deutsche Haus errichtet ist: Christentum, Vaterland und Monarchie. Gelingt es den Ratten, diese Säulen zu stürzen, so muß das ganze Gebäude zusammenbrechen. Sollen wir ruhig zusehen, wie die Sozialdemokraten ihr Zerstörungswerk vollbringen? Sollen wir mit verschränkten Armen dabeistehen, wie jene voll Schadenfreude den stolzen Bau vernichten, den Kaiser Wilhelm der Große und Fürst Bismarck mit Hilfe des deutschen Volkes unter großen Opfern aufgerichtet haben? Das darf nicht sein! Jeder Sozialdemokrat, der in den Reichstag einzieht, ist ein Nagel zum Sarge der deutschen Reichsherrlichkeit!

klus StaSt. Bezirk unS Umgebung.

Neuenbürg, 11. Juni. Der sonnige Berghang bei der Schwarzloch-Sensenfabrik zeichnet sich von Alters her durch seine frühe Vegetation aus. Wir erhalten heute von daher ein hübsches Sträußchen schön schwarzgefärbter reifer Heidelbeeren, welche Wohl in Nah und Fern" die ersten sein dürften.

Pforzheim, 12. Juni. Nach dreitägiger ange­strengter Arbeit konnte das Calmbacher Floß, welches letzten Samstag Abend beim Passieren des Nonnen­wehrs auseinander gerissen und auf das Vorland geworfen wurde, wieder flott gemacht und weiter ge- führt werden. Die Flößer zogen nach 7 Uhr abends zur Stadt hinaus, nicht ohne während der mühseligen Arbeit auf die neumodischen Wafserarbeiten weidlich losgezogen zu haben. (Gen.-Anz.)

Pforzheim. Mittwoch Vormittag wurde auf dem hiesigen Wochenmarkt einer Frau aus Conweiler das Portemonnaie mit 7080 ^ Inhalt im Ge­dränge aus der Hinteren Rocktasche gestohlen.

Neuenbürg, 12. Juni. Dem heutigen Schweine- markt zugeführte 75 Stück Milchschweine wurden zu 1826 Pro Paar verkauft.

Vermischtes.

Ulm, 11. Juni. Ein heiterer Zwischenfall trug sich gestern im Schwurgerichtssaale zu. Ein ländlicher Zeuge in schon ziemlich vorgeschrittenen Jahren tat, als er die Hand zum Schwur erheben sollte, unter allgemeiner Heiterkeit den Ausspruch: Herr Präsident, i ka net schwöra, mei Frau Hots net erlaubt I Schwören mußte er natürlich trotzdem.

Landau (Pfalz), 10. Juni. Der hies. Küfer und Weinhändler Georg Decker wurde, demPfälz. Kurier" zufolge gestern von der Strafkammer wegen Weinfälschung zu 300 ^ Geldstrafe verurteilt. Gleichzeitig wurde die Einziehung von etwa 16 000 Liter des beschlagnahmten Weins ausgesprochen.

Während der Urteilsverkündung erlitt der Angeklagte einen Schlaganfall, weshalb die Sitzung unterbrochen werden mußte. In Abwesenheit des Angeklagten wurde sie darauf mit Zustimmung seines Verteidigers zu Ende geführt.

(Von Löwen gefressen.) DieDtsch.-ostafr. Ztg." vom 16. Mai meldet: In den letzten drei Monaten sind in Dengereko, eine Tagreise von Dar-es-salam, 52 Menschen von Löwen geholt worden. Man nimmt an, daß man es nur mit einem einzigen riesigen Tier zu tun hat. Kein Eingeborener wagt sich nach Sonnenuntergang aus seiner Hütte. Sämtliche Leute der Ortschaft hatten mit Erfolg versucht, den Löwen in einen Kraal zu treiben, das Tier brach jedoch aus und konnte bis heute nicht getötet werden.

(Der Bergfex)Geregnet hat's in Strömen; gar keine Aussicht; kalt wie mitten im Winter; das Nachtquartier schlecht und teuer; langweilig zum Sterben aber schön war's!" (Fl. Bl.")

Letzte Nachrichten u. Telegramme.

Belgrad, 12. Juni. Die Leichen des Königs und der Königin sind heute Nacht in der Familien­gruft der Obrenowitsch, in der Kapelle auf dem alten riedhof zu St. Markus beigesetzt worden. Die insegnung vollzogen sieben Geistliche.

München, 12. Juni. Ein zufällig in Genf weilender Redakteur der hiesigenNeuesten Nachrichten" hatte gestern abend 7 Uhr eine Unterredung mit dem Fürsten Peter Karageorgiewitsch, der versicherte, er habe bis gestern morgen keine Ahnung von dem bevorstehenden Ereignisse gehabt. Er erhielt die erste Nachricht vormittags durch ein Telegramm eines Vetters aus Belgrad. Er will die Krone annehmen, behält sich aber weitere Schritte vor, bis er amtlich von seiner Wahl verständigt ist. Er sprach in warmen Worten von Milan, dessen Schwäche für seinen Sohn die folgenden Ereignisse verursacht habe. (St. P.)

London, 12. Juni. Daily Graphic sagt in einem Artikel über das Blutbad in Serbien, dies sei ein Ausbruch natürlicher Barbarei gewesen, der einen unverwischbaren Flecken in der serbischen Ge­schichte hinterlassen werde. Daily Telegraph sagt: Die jüngsten Meldungen werfen eine Flut von Licht auf den Balkancharakter. Die letzten Ereignisse werden den Westen davon überzeugen, daß dort ein Verbrechen dieser Art keine blutbefleckte Ausnahme, sondern wilde Regel ist.

Mutmaßliches Wetter am 14. und 15. Juni.

Für Sonntag und Montag ist nur zeitweilig bewölktes und fast ausnahmslos trockenes Wetter bei langsam steigen­der Temperatur zu erwarten.

Me der KimdidM i» Wmttmber» M RkichsIagswM am 16. Juni 1SVZ.

Wahlkreise.

Im Juni 1898 gewählte Abgeordnete.

Kar Deutsche Partei:

didaten z Kons. u. Bd. d. Ldw.

ur Wahl an Volks­partei:

16. Juni Ultra­montane:

1903.

Sozial­demokratie :

1.

Stuttgart Stadt und Amt.

Kloß (Soz.)

Metzler

Galler

Gröber

Hüdenbrand

II.

Cannstatt, Ludwigsburg,

Marbach, Waiblingen.

Hieber (D. P.)

Hieber

Löchner

Gröber

Tauscher

III.

Besigheim, Brackenheim, Heilbronn, Neckarsulm.

Hegelmaier (Bd. d. Ldw.)

Binder

Wolfs

Betz

Gröber

Kittier

IV.

Böblingen, Leonberg,

Maulbronn, Vaihingen.

Fr. Haußmann (VP.)

Reichert

Fr. Hauß­mann

Gröber

Sperka

V.

Eßlingen, Kirchheim, Nürtingen, Urach.

Brodbek (Vp.) Schlegel (Soz.)

Milczewsky

Lang

Quidde

Gröber

Schlegel

VI.

Reutlingen, Rottenburg,

Tübingen.

Payer (Vp.)

List

Payer

Gröber

Herrmann

VII.

Calw, Herrenberg, Nagold, Neuenbürg.

Schrempf

(kons.)

Schrempf

Schweick- hardt,

Gröber

Oster

VIII.

Freudenstadt, Horb, Oberndorf, Sulz.

Mauser (D. P.)

Junghans

Treiber

Wagner

Heine

Kowald

IX.

Balingen, Rottweil, Spaichingen, Tuttlingen

K. Haußmann

(BP.)

Schlenker

K. Hauß­mann

Schcllhorn

Mattutat

X.

Gmünd, Göppingen, Schorndorf, Welzheim.

Kettner (D. P.)

Köhler

Hcrrmann

Marquard

Gröber

Lindemann

XI.

Backnang, Hall,

Oehringen, Weinsberg.

Hoffmann (Vp.)

Losch

Vogt,L.Abg.

Gochsen

(Schchs-

Gröber

Krüger

XII.

Crailsheim, Gerabronn,

Künzelsau, Mergentheim.

Augst (VP.)

(Augst)

Vogt-

Büttelbr.

Augst

Gröber

Fischer

XIII.

Aalen, Ellwangen, Gaildorf, Neresheim.

Hofmann (Ztr.)

Hieber

Hofmann

Rudolph

XIV.

Geislingen, Heidenheim,

Ulm.

Hähnle (Vp.)

Hartmann

Rübling

Storz

Mezler

Dietrich

XV. Blaubeuren, Ehmgen,

! Laupheim, Münsingen.

Gröber (Ztr.)

Lang

Reihling

Gröber

Preßmar

XVI.

Biberach, Leutkrch, Waldsee, Wangen.

Braun (Ztr.)

Getz

Erzberger

Göhring

XVII.

Ravensburg, Niedlingen,

Saulgau, Tettnang.

Rembold (Ztr.)

Schwarz

!

I

Leser

Göhring

Redaktion, Druck und Verlag von L. Me eh in Neuenbürg.