den beiden letzten Jahren 7000 bezw. 11000 ^ betrug. Breuninger wünschte einen kontinuierlichen Betrieb der Brauerei in Hohenheim, was jedoch, wie Direktor v. Strebe! betonte, einen beträchtlichen Mehraufwand erfordern würde. Frhr. v. Gaisberg- Helfenberg ersuchte um eine Verbilligung der Rein­hefe im Interesse des Weinbaues, der sich in einer schlimmen Lage befinde. Bei Kapitel 68 wurde von Bantleon für Ulm eine weitere Lehranstalt für die landwirtschaftliche Winterschule und v. Mayser beim Unterricht in diesen Schulen die Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Maschinen gefordert. Der Mi­nister sagte die Berücksichtigung dieser Wünsche im nächsten Etat bezw. deren Erwägung zu. Sommer wünschte die Aufnahme der einfachen Buchführung in den Lehrplan der ländlichen Fortbildungsschulen. Kraut stellte den Antrag, die von der Kommission abgelehnte nichttechnische Hauptstelle an der Bau- gewerkschule zu genehmigen und so die Regierungs- Vorlage wiederherzustellen. Dieser Antrag wurde jedoch nach längerer Debatte, in der die Dringlichkeit der Exigenz bestritten wurde, abgelehnt, v. Kiene führte Klage darüber, daß den Schülern der gewerb- liehen Fortbildungsschulen kein Religionsunterricht erteilt werde. Der Minister charakterisierte diese Schulen als Fachschulen; aus diesem Grunde sei der Religionsunterricht an diesen Schulen abgelehnt wor- den. Bei Kapitel 73, Besoldungen der Lehrer an Gymnasien, Lyceen und anderen lateinischen Lehr­anstalten, besprach Hartranft eine Vereinfachung und Verbesserung unseres Schulwesens und wünschte den Anfang des Schuljahrs im Frühling. Rembold- Aalen brachte eine größere Anzahl Wünsche von Lehrern zum Vortrag. Der Minister betonte, daß die Lehrer unserer Vollanstalten keinen Grund haben, einen neidischen Blick nach den übrigen deutschen Staaten zu werfen. Das württ. Klasfenlehrersystem habe, namentlich für die Erziehung, große Vorteile. Die Unterrichtsverwaltung habe das Bestreben nach einer Vereinfachung der Bollanstalten. Die Chancen der Reallehrer und Präzeptoren seien durch die Neuerung der dreiklassigen Elementarschulen und neunklassigen Vollanstalten nicht bedroht. Was den Schuljahranfang betreffe, so werde er die erforder­lichen Schritte tun, um eine Einigung mit den übri­gen deutschen Staaten zu erzielen. Im weiteren Verlauf der Debatte, an der sich die Abgg. Liesching, v. Kiene, Hieber und Gröber beteiligten, sprachen sich sämtliche Redner für eine einheitliche Regelung des Schuljahranfangs aus. Gröber widersprach der Klage des Ministers über zu viel Mittelschulen und betonte, der Staat habe die Verpflichtung, gleichmäßig für alle Teile des Landes zu sorgen. Der Minister könne den Gemeinden einen Staatsbeitrag versagen, aber nicht die Genehmigung zu einer Erweiterung der Schule. Auffallend sei, daß Stuttgart, die reichste Stadt des Landes, die größte Unterstützung vom Staate erhalte. Minister v. Weizsäcker hob hervor, daß die Unterrichtsverwaltung die Bedürfnisfrage für Mittelschulen niemals verneine, wenn sie wirklich vorhanden sei. Es gebe aber Klassen von 3 bis 4 Schülern, was weder zum Vorteil der Lehrer noch zum Vorteil der Schüler sei. Die Weiterberatung

Elsa fühlt sich noch sehr angegriffen/ teilte sie im Vorbeigehen ihrem Gatten mit.Ich werde ihr bis zum Mittagessen Gesellschaft leisten."

Walker lächelte in sich hinein.

Sie scheut sich mir zu begegnen," sprach er zu sich selbst,aber es hilft ihr alles nicht, sie ist mir verfallen I"

Währenddessen hatte die Baronin sich zu Elsa begeben.

Das Willensstärke Mädchen hatte sich noch immer nicht ganz von ihrem Entsetzen über Walkers furcht- bare Tat erholt, allein sie zwang sich, wenigstens äußerlich ruhig zu erscheinen, um ihre Freundin nicht zu sehr in Schrecken zu versetzen.

Wie bleich Du aussichst!" sprach die Baronin nach der ersten herzlichen Begrüßung.Ich hätte große Neigung den Arzt kommen zu lassen."

Elsa schüttelte den Kopf.

Sie hatte die Baronin durch eine Dienerin bitten lassen, zu ihr zu kommen, da sie sich nach dem unter­nommenen Morgenspaziergang nicht wohl fühle, und die junge Frau hatte sich beeilt, dem Wunsche der Freundin Folge zu leisten.

Eva," hob das junge Mädchen nach einer kurzen Pause an,ich habe eine große Bitte an Dich!"

Sprich," antwortete die Baronin, neben der Leidenden Platz nehmend,ich bin jederzeit bereit, für Dich alles zu tun, was in meinen Kräften steht.

Nun denn, ich muß fort von hier," flüsterte Elsa mit fliegendem Atem,ich muß fort aber heim-

über dieses Kapitel wurde sodann vertagt und die nächste Sitzung mit Rücksicht auf die Reichstags­wahlen auf Mittwoch den 17. Juni, nachmittags

3 Uhr angesetzt. Schluß */-2 Uhr.

Stuttgart, 10. Juni. Eine von etwa 300 Bauschlossern besuchte Versammlung beschloß gestern abend einstimmig, am Montag den 15. Juni die Arbeit niederzulegen, falls die Meister die an sie gestellten Forderungen bis Samstag nicht be­willigt haben.

Cannstatt. 10. Juni. Heute früh Vs 3 Uhr brach in einem Fabrikgebäude der Daimler-Motoren- Gesellschaft Großfeuer aus, das mit rasender Schnellig­keit um sich griff. Das aus Fachwerk bestehende Gebäude, in welchem sich die Montierungswerkstätte und die Lagerräume befanden, wurden in kurzer Zeit ein Raub der Flammen. Bier angrenzende Doppel­wohnhäuser der Christof- und Teckstraße wurden von den herüberschlagenden Flammen ergriffen, so daß die Feuerwehr ihre Tätigkeit auf die Rettung dieser Gebäude beschränken mußte. Um 3 Uhr stürzte das ein Flammenmeer bildende Fabrikgebäude unter donnerähnlichem Getöse in sich zusammen. Eine große Gefahr für die Nachbarschaft bildete das zum großen Glück nur in geringen Quantitäten vorhandene Benzin, welches von Zeit zu Zeit mit lautem Knall explodierte. Gegen 4 Uhr war die größte Gefahr für die zu gleicher Zeit brennenden Wohngebäude vorüber. Bei den Gebäuden Christofstr. 23 u. 24 stand schon der Dachstuhl in Hellen Flammen. DaS abgebrannte Fabrikgebäude diente seinerzeit als Aus­stellungshalle bei der Elektrizitätsausstellung in Stutt- gart und wurde von der Daimler-Motoren-Gesellschaft käuflich erworben. Der Schaden ist sehr groß, da eine große Anzahl fertiger und halbfertiger Motor- wagen verbrannt sind. Auch der Schaden an den

4 mehr oder weniger durch Feuer und Wasser be­schädigten Wohnhäusern dürfte nicht unerheblich sein. Die benachbarten Wohngebäude wurden so schnell durch die intensive Hitze vom Feuer ergriffen, daß die Bewohner der oberen Stockwerke kaum Zeit hatten, sich zu retten. Vom Feuer stark beschädigt wurden noch einige andere angrenzenden Werkstätten. Das abgebrannte Fabrikgebäude bildet einen rauchenden Trümmerhaufen, aus welchem verbogene und ver­brannte Motorteile hervorrogen. Die Hitze war so groß, daß der Oberleitungsdraht, der vom Elektrizi­tätswerk in den Straßenbahnbetrieb in unmittelbarer Nähe des Brandplatzes vorbeiführt, schmolz, so daß der Betrieb heute früh nicht gleich ausgenommen werden konnte. Die Entstehungsursache ist bis jetzt unbekannt. Ein Feuerwehrmann fiel bei den Lösch­arbeiten durch ein Glasdach und trug nicht uner­hebliche Verletzungen davon.

Schramberg, 11. Juni. Vorgestern abend stellte eine im 4. Stockwerk des Vereinshauses wohnende Frau ein Kohlenbügeleisen auf das Fenstergesims. Das schwere Bügeleisen rutschte aus, fiel ab und traf das unten auf der Straße spielende 2ffs jähr. Töchterchen des Kaufmanns Eike derart auf den Kopf, daß die Schädeldecke zerschmettert wurde und der Tod kurz darauf eintrat.

lich, so daß niemand meine Abwesenheit ahnt. Willst Du mir zur Flucht behilflich sein?"

Die Baronin sah ihre junge Freundin entsetzt an und Elsa entging dies nicht.

Fürchte nichts!" sprach sie mit einem trüben Lächeln.Ich weiß sehr Wohl, was ich spreche. Verzeihe mir, wenn ich Dir, meiner einzigen Freundin, der ich unbedingt vertraue, dennoch jetzt nicht mehr sagen kann. Ich muß heute noch eine weite Reise antreten, und mein ganzes Lebensglück hängt davon ab. daß Walker nichts davon erfährt. Hilf mir dazu, Eva, ich werde Dir ewig dankbar sein!"

Die junge Frau schüttelte zweifelnd das Haupt; Elsas Begehren kam ihr so seltsam vor, daß sie es nicht zu verstehen vermochte.

Und Du willst diese weite Reise allein unter­nehmen?" fragte sie zögernd.Bedenke . . ."

Elsa unterbrach sie.

Wenn ich hier bleibe, so ist eS mein Tod. Ich darf keine Stunde länger hier verweilen. O, Eva, vertraue mir und erfülle mein Verlangen!"

Ich sehe, Du bist entschlossen, so sei es denn!" versetzte die junge Frau.Ich will tun, was Du begehrst. Teile mir alle Deine Wünsche mit, sie sollen pünktlich erfüllt werden!"

Eine halbe Stunde später verließ eine unscheinbar gekleidete Frauengestalt die Lorenzensche Besitzung.

Ein dickes Wolltuch verhüllte ihren Kopf und ihr Gesicht, so daß man nur zwei dunkle, ängstlich blickende Augen sehen konnte. Unter dem großen

Aus StaSt» Bezirk unS Umgebung.

Oberamtsbezirk Neuenbürg.

Zahl der Wahlberechtigten zur Reichstags-Wahl am 16. Juni 1903

im Vergleich mit den Zahlen vom Juni 1898.

Wahlbezirke.

Wahl­

berechtigte

1S«3.

Wahl­

berechtigte

18S8.

Neuenbürg

539

467

Arnbach

152

135

Beinberg

48

49

Bernbach

108

102

Bieselsberg

87

65

Birkenfeld

471

391

Calmbach

482

445

Conweiler

214

189

Dennach

99

93

Dobel

202

188

Engelsbrand

148

129

Enzklösterle

71

67

Feldrennach

237

220

Gräfenhausen

303

288

Grunbach

129

120

Herrenalb

298

241

Höfen

226

192

Jgelsloch

38

37

Kapfenhardt

78

64

Langenbrand

126

115

Loffenau

291

275

Maisenbach

82

77

Neusatz

87

78

Oberlengenhardt

48

51

Ob-, u. Unterniebelsb.

90

87

Ottenhausen

186

179

Rothensol

80

80

Salmbach

71

77

Schömberg

151

117

Schwann

177

169

Schwarzenberg

60

45

Unterlengenhardt

34

34

Waldrennach

113

104

Wildbad, I. Distrikt

424

^54

. II-

490

O.A.Bez. Neuenbürg

6440

5824

Neuenbürg, 10. Juni. Letzten Montag wurde im Anschluß an eine Vorstandssitzung deS Bezirkswohltätigkeitsvereins dessen alljähr­liche Mitgliederversammlung im Gasthof z.Bären" hier abgehalten. Wie segensreich der Verein wirkt, sei es durch lindernde Spenden einmaliger Art in besonderen Notfällen und anläßlich augenblicklich dringend gewordener Bedürftigkeit oder durch unter­stützende fortlaufende Beiträge zur Unterbringung namentlich verwahrloster oder sonst notleidender schulpflichtiger Kinder, davon konnten sich die An­wesenden bei Besprechung der Bittgesuche und bei Durchsicht der Rechnung zur Genüge überzeugen. Daß dem Verein die Mittel noch nicht ausgegangen sind, seinen wohltätigen Bestrebungen nachzukommen, wurde mit Genugtuung begrüßt. Der Gesamtbetrag

Mantel, der eine schlanke Gestalt verbarg, trug sie eine Reisetasche.

Mit schnellen Schritten eilte sie den nach der Bahnstation führenden Weg hinab; sie hätte durch das Tannenwäldchen näher dahin gelangen können, aber sie zog es vor, einen Umweg zu machen, und nur ein scheuer Blick streifte die schneebedeckten Büsche, hinter welchen sich erst vor kurzem eine so grauen­volle Szene abgespielt hatte.

Rastlos schritt die Verhüllte ihres Weges, bis sie das Ziel ihrer Wanderung erreicht hatte. Sie trat in das Stationsgebäude und löste eine Fahr­karte nach Wien.

Wenige Minuten später fuhr der Zug vor. Die Frau stieg ein und als sie sich im Koupee allein sah, lüftete sie ein wenig das verhüllende Tuch. Elsa blasses Gesicht kam zum Vorschein,

O Gott, lasse meinen Plan gelingen," flüsterte sie mit gefalteten Händen, während der Zug durch die schneebedeckte Landschaft dahinsauste.All­mächtiger, verleihe mir Kraft und Mut, den aufge­nommenen Kampf zu Ende zu führen!"

(Fortsetzung folgt.)

(In Gedanken.j Professor:Ist der Rat zu sprechen?" Dienstmädchen:Der Herr Rat? Nein, der ruht schon seit zwei Wochen unter der Erde." Professor:O, dann will ich ihn nicht stören."