gesetzlich zulässigen Höhe verpflichtet sein. Nach Annahme weiterer Kommisstonsanträge verweilten die Verhandlungen einige Zeit bei Art. 13, wobei unter Ablehnung eines Antrages Keil beschlossen wurde, die Einführung der Bauplatzsteuer auf Gemeinden mit mehr als 10000 Einwohner zu beschränken, in kleineren Gemeinden dagegen die Einführung nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Ministerien des Innern und der Finanzen zuzulassen. Der Antrag Keil wollte diese Beschränkung auf Gemeinden mit mehr als 10000 Einwohner beseitigen. Zum Schluß entstand eine längere Debatte über Art. 14, durch den die Warenhaussteuer geregelt wird. Während die Kommission sich dem Beschluß der ersten Kammer (Einführung der fakultativen Warenhaussteuer) anschloß, ging ein Antrag v. Kiene (Ztr.) - Kraut (kons.) auf obligatorische Einführung. Nach längerer Debatte, in der sich Minister v. Pischek und namentlich der Berichterstatter v. Gaisberg-Helfenberg für den Kommisstonsantrag, v. Kiene, Kraut, Haug und v. Geß dagegen aussprachen, wurde der Antrag v. Kiene-Kraut zu dem Abs. 1 des Art. 4 in namentlicher Abstimmung mit 43 gegen 31 Stimmen angenommen. Darnach soll Abs. 1 lauten: „Für gewerbliche Unternehmungen, welche sich mit dem Großbetrieb des Kleinhandels mit Waren verschiedener Gattung in der Art der Warenhäuser, großen Bazare, Abzahlung-, Versteigerungs- und Versandtgeschäfte befassen, ist eine besondere Gewerbesteuer nach Maßgabe des im Warengeschäft dieser Unternehmungen erzielten Jahresumsatzes festzusetzen. Diese Steuer wird in Gemeinden, welche eine Gewerbesteuer erheben, in Form einer Erhöhung des nach Art. 12 aus dem Gewerbekataster sich ergebenden Umlageanteils erhoben." In einfacher Abstimmung wurde sodann noch der Antrag Kiene zu Abs. 7 mit einem von Kraut beantragten Zusatz in folgender Fassung angenommen: „Die näheren Bestimmungen, insbesondere über die Abgrenzung der gewerblichen Unternehmungen, über die Höhe der für die Erhebung des Zuschlags maßgebenden Roheinnahme, sowie über das Maß und die Abstufung der Erhöhung innerhalb der durch Abs. 6 gezogenen Grenze und über die Höhe der Steuer in denjenigen Gemeinden, in welchen keine Gemeindeumlagen erhoben werden, werden nach Anhörung der bürgerlichen Kollegien für jede Gemeinde von den Ministerien des Innern und der Finanzen erlassen." Im übrigen wurde beschlossen, auf dem früheren Beschluß der Kammer der Abgeordneten zu beharren. Annahme fand auch ein weiterer Antrag von Kiene, wonach der Zuschlag 50°/o des ordentlichen Gewerbekapitals nicht übersteigen darf, mindestens aber auch 20°/« desselben betragen muß.
Stuttgart, 16. Mai. In nahezu S stündiger Sitzung erledigte heute die Kammer der Standesherren die Beratung über den Entwurf des Hauptfinanzetats Pro 1903/04 und billigte hiebei die Beschlüsse der II. Kammer mit Ausnahme des Titel 4 des Justizetats. Hier hat die II. Kammer 2 weitere Oberlandesgerichtsratsstellen und 2 Landgerichtsdirektorsgehalte für 2 weitere Oberstaatsanwälte abgelehnt. Die erste Kammer stellte die Regierungs-
Ein Dämon.
S) Roman von Hh. v. Ae« gersdorff.
-- (Nachdruck verboten.)
Rolf Feddersen machte eine Pause und beobachtete mit lauernden Blicken seine Nichte, die wie vernichtet auf einen Stuhl niedergesunken war.
Also darum die Abhängigkeit ihrer Mutter von diesem finsteren Manne, darum seine unumschränkte Gewalt in dem elterlichen Hause!
Nur mühsam ein wildes Aufschluchzen unter- drückend, verhüllte sie ihr Gesicht mit beiden Händen.
„Willst Du auf den Namen Deiner toten Eltern Schmach und Schimpf kommen lassen?" fragte Fed- dersens kalte, harte Stimme nach einer minutenlangen Pause.
Ein qualvolles Stöhnen von ihren Lippen war die ganze Antwort, welche ihm wurde, und mit grausamer Härte fuhr er fort:
„Sobald Du Erichs Gattin geworden bist, werde ich die Wechsel vor Deinen Augen vernichten. Entscheide Dich! Entweder — oder —"
Elsas tränenüberströmtes Antlitz richtete sich mit flehendem Ausdruck zu dem Onkel empor.
„Du kannst nicht so grausam sein wollen!" schluchzte sie mit halb erstickter Stimme.
Feddersen zuckte die Achseln.
„Ich bin nicht grausam, sei Du es nur nicht! Werde die Gattin meines Sohnes und das Andenken Deines Vaters bleibt unangetastet. Beharrst Du
Vorlage bei diesem Titel wieder her. Einen breiten Rahmen nahmen die Ausführungen des Referenten Geh. Rats Dr. v. Schall ein, welcher einen allgemeinen lleberblick über den württembergischen Staatshaushalt gab und darlegte, daß sich dessen Lage in den letzten Jahren nicht unwesentlich verschlechtert habe. Fürst von Löwenstein betonte, daß es mit der Schuldenmacherei so nicht weiter gehen könne und warf die Frage auf, ob es nicht rällich sei, den ganzen Hauptfinanzetat einfach abzulehnen. Der Finanzminister wies nach, daß die Lage, wenn auch nicht als rosig, doch nicht als verzweiflungsvoll angesehen werden könne, denn nach den letzten Beratungen im Landtag habe es sich herausgestellt, daß sich das Defizit im Etat der laufenden Verwaltung im Betrag von 8 Mill. Mark auf ca. 800000 ^ reduzieren werde. Vielerseits wurde die sich immer mehr steigernde Schuldenlast den Eisenbahnen in die Schuhe geschoben und für neue Eisenbahnforderungen ein entschiedenes „Halt" entgegengerufen.
Stuttgart, 16. Mai. Der frühere preußische Gesandte in Stuttgart und zuletzt deutscher Botschafter in Washington, Geh. Rat Dr. v. Holleben, wird seinen dauernden Wohnsitz in Stuttgart nehmen.
Stuttgart, 15. Mai. Heute nachm, hielt der württ. Landesverband des deutschen Flottenvereins unter dem Vorsitz des Fürsten Karl von Urach seine Hauptversammlung im oberen Museum ab. Aus dem Rechenschaftsbericht pro 1902 ist zu entnehmen, daß der Verband jetzt 73 Ortsgruppen mit 5810 Mitgliedern zählt und im letzten Jahre an Beiträgen 9245 ^ zu verzeichnen hatte, wovon wieder 6000
wie im Vorjahre, an das Präsidium des deutschen Flottenvereins abgeliefert werden konnten. Seit Ende 1901 sind dem Verband 15 Ortsgruppen neu beigetreten. Der Vorsitzende machte noch die Mitteilung, daß für den Herbst eine Werbevortragstournee veranstaltet werden soll und daß gegenwärtig an 17 Orten kinematographische Vorführungen im Gange sind.
Tübingen, 16. Mai. Wie der „Tüb. Chronik" von zuständiger Seite berichtet wird, hat die bisherige Untersuchung ergeben, daß der .16 jährige Mörder in Schönbronn weder erblich belastet noch geistig beschränkt ist.
Slus SlaSI» Bezirk unS Umgebung.
Kapfenhardt, 15. Mai. Gestern nachmittag zwischen 5 und 6 Uhr wurde bei Jakob Vurkhardt Hierselbst ein Einbruchdiebstahl verübt. Der Dieb schlich sich durch die an dem Hause gelegene Scheune und gelangte dadurch in die Wohnung, woselbst er eine Kommode aufbrach und aus derselben die Summe von 28 ^ entwendete. Der Dieb glaubte, jedenfalls mehr darin vorzufinden. Burkhardt hatte jedoch einen Tag vorher 300 ^ auf die Sparkasse getragen, so daß er nur die geringe Summe im Hause halte, die dem frechen Dieb in die Hände fiel. Nach der Lage der Sache ist anzunehmen, daß der Einbrecher genau mit den Verhältnissen vertraut war, auch wußte, wann die Wohnung ohne Aufsicht gelassen wurde. Trotz- dem der Diebstahl sofort entdeckt und zur Anzeige gebracht wurde, gelang es bis jetzt noch nicht, des Einbrechers habhaft zu werden.
jedoch auf Deiner Weigerung, so werde ich keine Rücksicht üben und alles an das Tageslicht bringen!"
Verzweifelt rang Elsa die Hände. Sie wußte im Grunde genommen nichts von all den Dingen, von denen ihr Onkel zu ihr sprach. Geschäfts- und Geldangelegenheiten waren ihr stets fremd geblieben; sie verstand nur so viel, daß ihr Vater eine ehrlose Handlung begangen haben sollte! Ach konnte, mußte sie solches glauben? Wohl sprachen die Umstände dafür, der Selbstmord des Vaters, die Willenlosigkeit ihrer Mutter gegen den Onkel, o, es war ent- setzlich! Und sie hatte niemand, keinen Freund, der ihr raten, der ihr helfen konnte!
Plötzlich, wie ein Blitzstrahl, überkam sie die Erinnerung an den Justizrat, der einst ein Freund der Familie Bergen gewesen sein sollte. Wenn das Schreiben der Mutter, welches sie ihm durch seinen Sohn zugestelll, eine Aufklärung über diese traurige Angelegenheit gebracht hätte! Wenn sie Franck sprechen könnte! Sie schauerte jäh zusammen vor dem Gedanken, die Tat ihres Vaters vor eines Menschen Ohr zu enthüllen. Nie, nie! Lieber alles, alles andere!
„Ich kann Dir jetzt keine Entscheidung geben," sprach sie, mit tränenschimmernden Augen zu ihrem Onkel aufblickend. „Gieb mir Bedenkzeit! Es ist alles so Plötzlich über mich gekommen."
Feddersen sah sein Spiel bereits gewonnen. Er verlor nichts, wenn er dem Mädchen eine kurze Frist gewährte.
Nagoldtalsperre bei Altensteig. In die gleichförmige Ruhe unseres Tales ist neuerdings Leben gekommen durch einige weitausschauende Projekte. Unsere idyllischen Städtchen möchten mehr und mehr auch ihren Anteil an der anderweitig so rasch erfolgten Steigerung des Verkehrs haben und so stehen wir gegenwärtig im Zeichen der Eisenbahnprojekle. Dabei handelt es sich aber zunächst nicht etwa um einschneidende Aenderungen an der allerdings mangelhaften und unrationellen Anlage der Altensteiger Bahn, sondern um neue Verbindungsbahnen von Herrenberg und dem Gäu nach Nagold oder Wildberg. Daß von diesen 2 Projekten das eine dem andern im Wege steht, liegt auf der Hand, man mag da sagen, was man will und es scheint fast, als ob infolge dieser Konkurrenz beide ins Wasser fallen sollten. Immerhin wird sich der nächste Landtag mit diesen Fragen zu beschäftigen haben. Das interessanteste Projekt aber ist der Plan einer Talsperre im oberen Nagoldtal. Dieser ist schon vor einiger Zeit auf Anregung der Handelskammer Calw von der norddeutschen Talsperrengesellschaft ausgearbeitet worden und hat sich als ganz wohl durchführbar erwiesen. Um so mehr ist es darum aufgefallen, daß sich im Landtag so wenig Interesse dafür zeigte. Die betreffenden Bezirksabgeordneten schwiegen sich aus und am Ministcrtisch wurde gar erklärt, „die norddeutsche Talsperrengesellschaft sei zu dem Ergebnis gelangt, daß im Enz- und Nagoldgebiet kaum mit Aussicht auf Rentabilität eine Talsperre errichtet werden könne und sie habe sich aus Württemberg wieder zurückgezogen". Darin scheint man aber offenbar unrichtig informiert zu sein. Wenigstens spricht sich die betreffende Gesellschaft in ihrem Entwurf sowohl wie in einem Schreiben aus der allerjüngsten Zeit geradezu gegenteilig dahin aus, daß sie das Projekt einer Talsperre bei Ältensteig keineswegs für aussichtslos halte und es keineswegs aufgegeben habe. Bei dieser Sachlage wäre es doch angezeigt, der Sache näherzutreten. Eine rentable Anlage, die dem Staat den rationelleren Betrieb der Bahn Altensteig-Nagold durch Elektrizität ermöglicht, die der Industrie die billige Wasserkraft oder Elektrizität statt der teuren Kohlen bietet, die dem schiffbar zu machenden Neckar für ihren Teil Sommer wie Winter gleichmäßige Wassermasfen liefert, die ganz neuartige Naturschönheiten schafft, und mit dem allem in einen seither stiefmütterlich weggekommenen Landesteil Blüte und Wohlstand zu bringen vermag, ein solches Projekt verdient gewiß bei Staat, Gemeinde und Privaten alle Beachtung. Die vorbereiteten Arbeiten liegen in einem generellen Entwurf vor und es wäre kein unglücklicher Griff, wenn der Staat, dem naturgemäß bei solch großen Plänen die Führung zukommt, sich der Sache energisch annehmen würde. Es wäre das gewiß ein schönes Stück echter Heimatpolitik.
Pforzheim, 15. Mai. Aus dem 9. badischen Wahlkreis berichtet der Schw. Merk.-Korrespondent: Es erübrigt noch, die Eindrücke wiederzugeben, welche die große liberale Wählerversammlung auf jeden Unbefangenen machen mußte. Die zahlreichen anwesenden Sozialdemokraten, die in starken Gruppen an verschiedenen Plätzen- des Saales wie der Galerie
„Sei es!" versetzte er kühl. „In zwei Tagen werde ich mir Deine Antwort holen!"
Mit kurzem Gruß verließ er die noch immer fassungslose Elsa; ein Ausdruck wilden Triumphes legte sich über seine harten Züge, während er einen letzten Blick auf die gebrochene Gestalt des jungen Mädchens richtete, welche es gewagt hatte, ihm trotzen zu wollen.
Ihm trotzen zu wollen! Arme hilflose Elsa!
Nachdem Feddersen gegangen war, sank Elsa bitterlich weinend in die Kniee, es drängte sie, ihrem Schmerz freien Lauf zu lassen. Die Tränen nahmen gleichsam einen schweren Druck von ihr; als sie versiegten, vermochte sie ruhiger und gefaßter über das soeben Gehörte nachzudenken. Es war natürlich, daß sie sich in erster Linie fragte, weshalb der Onkel darauf bestand, daß sie Erichs Frau werden sollte. Sie wußte keinen anderen Grund dafür, als den ihr mit ihrer Mündigkeit zufallenden Reichtum. War es dem Onkel jedoch nur um Geld zu tun, so mochte er es immerhin nehmen. Sie war bereit, alles hin- zugeben, um nur nicht die Gattin eines ungeliebten Mannes werden zu müssen.
Mit der Hoffnung eines Ertrinkenden klammerte sie sich an diesen Gedanken fest. Sie wollte Rolf Feddersen alle mögliche Sicherheit bieten; sie war bereit, Hamburg zu verlassen und in der Fremde ihr Brot zu suchen, alles wollte sie tun, nur nicht die Gattin ihres Vetters werden!
Sie dachte von neuem daran, den ehemaligen Rechtsfreund ihrer Eltern aufzusuchen. Jedenfalls