gisches Recherchieren nach den anonymen Verleumdern an 8 Herz zu legen.

Rom, 29. April. Der Kaufmann Fachieri, der bei der Gemeinderatswahl in Cortana unterlegen war, erschoß im Rathause seinen siegreichen Gegenkandidaten, den Stadtrat Billi und verwundete den Bürgermeister Bonelli.

Württemberg.

Stuttgart, 29. April. Die volkswirtschaftliche Kommission genehmigte ohne Debatte die Exigenzen für die neuen Postgebäude in Wangen i. A., Fellbach, Mühlacker, Sontheim a. N., Vaihingen a. F., Aulen­dorf und Altshausen im Gesamtbetrag von 345100 Mark. (Hienach kommt das Postgebäude in Neuen­bürg noch nicht an die Reihe, trotzdem schon vor 2 Jahren ein kostspieliger Platz erworben wurde. Die Red.) Verschiedene Kommissionsmitglieder wünschten, daß die Postgebäude neben einer vereinfachten Architektur doch schönere Formen erhalten sollten. Minister v. Soden sagte Entgegenkommen zu. Das Gesuch verschiedener Gemeinden um Erbauung einer normal- spurigen Anschlußbahn von Unterjesingen (Station der neu zu erbauenden Bahn Herrenberg Tübingen) nach Rottenburg wurde zurückgestellt, da die Erstell­ung einer elektrischen Kleinbahn in Aussicht genom- men und eine Aenderung der vorliegenden Petition in diesem Sinne zu erwarten ist.

Heilbronn. Nach derHeilbr. Ztg." hat Landtagsabgeordneter Betz die Kandidatur für den 3. Reichstagswahlkreis (Besigheim-Brackenheim-Heil- bronn-Neckarsulm) nunmehr endgültig angenommen.

Ein .Einsender" hat kürzlich imSchw. Merk." darauf hingewiesen und durch Berechnung bewiesen, in welch unsinnig und polizeiwidrig raschem Tempo Automobilsten" fahren, wenn er schreibt: Vor dem Hotel Marquardt in Stuttgart traf Sonntag nach­mittag um 5 Uhr ein Automobil ein, dem man ansah, daß es vonweit her" kam. Wagen und Fahrer starrten förmlich vor Schmutz. Die Automobilisten kamen direkten Weges von Nancy, wo sie um 8 Uhr vormittags weggefahren waren. Unterwegs hatten sie 2 Stunden gerastet, die eigentliche Fahrtdauer beträgt somit 7 Stunden. Nancy liegt in der Luft­linie etwa 220 km von Stuttgart entfernt; den vielfach gewundenen Straßen nach und unter Berück­sichtigung von Umwegen, bergigem Terrain u. s. w. ist die Entfernung, die durchfahren werden muß, natürlich eine beträchtlich größere. Beträgt aber die Geschwindigkeit der Fahrt bei 7 Stunden in der Luftlinie schon über 30 km auf die Stunde, so kann man sich leicht einen Begriff machen, mit welcher Geschwindigkeit in Wirklichkeit gefahren wurde, um den langen Weg in dieser kurzen Zeit zurückzulegen. Und dabei sind in Württemberg als zulässige Fahr­geschwindigkeit im Maximum 200 w in der Minute, also 12 km in der Stunde (innerhalb der Ortschaften und auf belebten Straßen), und höchstens 500 m (30 km) auf völlig freier Bahn erlaubt! Die Maschine hatte eine Leistungsfähigkeit von 80 Pferden. Eine halbe Stunde später traf dann noch ein Automobil, das zur selben Zeit in Nancy abgefahren war, aber nur 60 Pferdestärken hatte, hier ein.

Auf Hkrsknswksr«.

10 ) Erzählung von Jenny Aiorkowska.

Schluß.

O Elsbeth, Geliebte meines Herzens, wie hast Du mir das antun können!" rief Horst, als er hörte, welch schändlichen Verrat sein Vetter Alfred, sein einziger Vertrauter, an ihm begangen hatte;kanntest Du Deinen Gatten so wenig, um Dein Vertrauen zu ihm so leicht durch die Schurkerei eines Elenden er­schüttern zu lassen?"

O, schmähe ihn nicht. Horst!" wehrte Elsbeth zärtlich, während sie, ihren Kopf an seine Schulter gelehnt, ihre Hand in der seinen, bittend zu ihm aufsah,er ist ja mein Bruder und war so lange Dein Freund, Dein Gefährte. Laß alles vergeben und vergessen sein, und uns in der Zukunft Ent­schädigung finden für die schwere Zeit der Trennung und des erschütternden Vertrauens, das mir beinahe das Leben gekostet hätte, wenn Dr. Raimer sich meiner nicht so liebevoll angenommen hätte.

Mit welcher Aufopferung haben er und seine Frau mich wochenlang gepflegt, während der schweren Krankheit, in welche ich tags darauf, nachdem er mich an der Landstraße fand, verfiel. Und als ich so weit genesen war, um für mich selbst sorgen zu können, wollten sie nicht davon hören, daß ich sie wieder verließ. Nein, sagten sie, es war ein Finger­zeig des Himmels; er hat Sie uns zugeführt als

Cannstatt, 29. April. (Schöffengericht.) Ein eigenartiger Betrugsfall kam in der gestrigen Schöffen­gerichtssitzung zur Verhandlung. Die 53 Jahre alte Fabrikarbeiterin Apollonia Lang von Cannstatt hatte vor 2 Jahren den Antrag auf Bewilligung einer Invalidenrente wegen angeblich dauernder Erwerbs­unfähigkeit infolge Unterleibsleiden und Bronchial­katarrh gestellt, wurde aber abgewiesen. Um doch in den Genuß einer Invalidenrente zu gelangen, simu- mulierte sie Magenblutungen. Die Versicherungs­anstalt wies die Lang zur Beobachtung in die Klinik in Tübingen ein. In der Klinik wurde sie jedoch als Rentenerschleicherin entlarvt. Um die Aerzte glauben zu machen, sie habe starke Magenblutungen, nahm sie heimlich Rinderblut in den Mund und fingierte damit die Magenblutungen. Wegen Betrugs erkannte das Schöffengericht auf 50 Tage Gefängnis. Der Vertreter der Anklage hatte 3 Monate Gefäng­nis beantragt. Der Amtsanwalt geißelte mit scharfen Worten die Manipulationen, der Angeklagten, die auf unlautere Weise die Wohltaten der Sozialgesetzgebung zu mißbrauchen versuchte. In den Urteilsgründen war ausgeführt, daß die Versicherungsanstalten und Krankenkassen vor Betrügereien durch empfindliche Strafen geschützt werden müssen.

Cannstatt, 29. April. Eine russische Kommis­sion übernahm vorgestern in der Daimler Motoren- fabrik einen von der russischen Regierung in Auftrag gegebenen 300pferdigen Schiffsmotor.

Tübingen, 23. April. Die hiesige Bäcker­genossenschaft hat an den Gemeinderat das Ersuchen gestellt, die Lieferung des Brotes rc. für die städti­schen Anstalten der Genossenschaft zu übertragen in der Weise, daß dieselbe für gute Lieferung bei mäßigen Preisen haftet und für gleichmäßige Verteilung der Lieferungen unter ihren Mitgliedern sorgt. Das Ge­such, welches schon vor einigen Jahren erfolglos war. wurde diesmal von der Handwerkskammer Reutlingen unterstützt. Der Gemeinderat hat auch diesmal dem Gesuch eine Folge nicht gegeben, von der Erwägung ausgehend, daß eine Genehmigung die weittragendsten Konsequenzen nach sich ziehen würde. Insbesondere aber wäre bei den gesteigerten Ausgaben der Stiftungs- und Armenpflege zu ge­wärtigen, daß elftere nicht in der Lage wäre, das Defizit der letzteren zu decken, so daß die Stadtkafse mit Steucrmitteln eintreten müßte. Es verbleibt also auch ferner beim Submissionsverfahren.

Tübingen, 29. April. Gegenwärtig weilt Bauwerkmeister Rückgauer von Stuttgart hier, um sein ingeniöses Hebungsverfahren an dem Umbau des alten Gymnasiums anzuwenden. Dieses Gebäude hat sich schon vor einiger Zeit nach Süden gesenkt, so daß alle Zimmerdecken schräg standen. Von hier begibt sich Rückgauer nach Frankreich, wo interessante Aufgaben harren.

Bietigheim, 28. April. Gestern kam zum drittenmal eine Prüfungskommission der kaiserlichen Werft in Danzig hierher, um die hiesigen Germania- Linoleumwerke zu besichtigen, bei welchen bedeutende Bestellungen für die kaiserl. Marine auch für das Etatsjahr 1903/04 erteilt worden sind. Andere Lieferungen wurden z. B. für das Kultministerium

Ersatz für unsere einzige Tochter, die er uns vor kaum einem Jahre nahm. Und wie zu einer Tochter waren sie zu mir, wie eine Tochter haben sie mich geliebt, wie für eine Tochter für mich gesorgt."

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In voller Sommer- und Sonnenpracht strahlt der Felsensteiner Park. Drunten auf dem großen Rasenplatze tummeln sich zwei Kinder, ein Knabe und seine jüngere Schwester, die mit dem blonden Haar und den dunkelblauen Augen das genaue Ebenbild ihrer Mutter ist, daß man kaum erst noch ihren Namen zu hören braucht, um zu wissen, daß sie die Tochter der Gräfin Elsbeth ist."

Diese selbst weilt oben auf der Veranda. Frohen Blickes schaut sie dem Spiel der Kinder zu; dann wendet sie sich zu dem weißhaarigen Herrn an ihrer Seite;wer hätte damals als Sie sich auf der Land­straße der unglücklichen Unbekannten so mitleidig an- nahmen, ahnen können, daß wir einst so glücklich hier beisammen sein würden?" spricht sie lächelnd.

Meine Liebe, der Himmel ist gerecht," erwiderte Dr. Raimer;Sie haben fast zwei Jahre lang so viel geduldet und gelitten, das Schwere, das Ihnen aufertegt war, stumm und ohne Klage getragen, daß den tiefen Schatten um so hellerer Sonnenschein folgen mußte."

Mama! Mama!" rief da der kleine Horst, in­dem er eilends herbeigesprungen kam,eben biegt der Wagen mit Papa in die Allee ein! Er ist

in Berlin, für die königl. Ordenskommission in Berlin, die kaiserl. Postinspektion in Essen, die königl. Eisen- bahndirektion München und Nürnberg usw. ausgesührt.

Gmünd, 29. April. In einer Bijouteriefabrik zerschlug vorgestern ein am Ende seiner Lehrzeit stehender Lehrling aus Uebermut auf einem Ambos eine Revolverpatrone. Dabei wurde ein in der Nähe stehender Arbeiter nicht unbedeutend am Halse verletzt.

Mühlacker, 29. April. Gestern nachmittag fuhr der bei Wurstler Zügel in Pforzheim be­schäftigte 23jährige Metzgerbursche Wilh. Schillinger von Gündelbach, ohne zu sperren, auf einem mit einem Farren beladenen Wagen hierher, wobei der Wagen umschlug und Schillinge! das linke Bein zweimal brach und weitere Verletzungen erlitt.

Slus StaSI» Bezirk unS Umgebung.

Calw, 27. April. Gestern nachmittag fanden in Liebenzell zwischen dem Ausschuß des Fischerei­vereins und einer Abordnung der bürgerlichen Kol­legien Calws wegen der Ersatzansprüche des erstereu über das durch das städtische Gaswerk verursachte Fischsterben in der Nagold Verhandlungen statt, die zu dem Ergebnis führten, daß die Stadt Calw an den Fischereiverein die Summe von 12 500 zu zahlen hat.

Pforzheim, 29. April. In der gestern abend veranstalteten Generalversammlung der Ort 8 kranken- lasse haben die Anträge des Vorstands auf 26- wöchentliche Vollunterstützuug und Bezahlung der Karenztage nach vierwöchentlicher Krankheit nahezu emstimmige Annahme gefunden, während die weiter­gehenden Anträge einiger Mitglieder auf Gewährung ärztlicher Behandlung und Arznei für die Kinder der Versicherten und auf völlige Aufhebung des zweiten und dritten Karenztages aus finanzielle« Gründen abgelehut werden mußten. Eine eingehende und lebhafte Beratung wurde durch die kürzlich« Veröffentlichung des Vorstandes über das Ergebnis der gelegentlich der Krankenkontrolle vorgenommenen Wohnungsuntersuchung von erkrankten Mitgliedern hervorgerufen. Während die Zweckmäßigkeit der­artiger Untersuchungen und Veröffentlichungen all­seitig anerkannt wurde, wies man aber auch darauf hin, daß mit dem Aufdecken und mit der Erkenntnis von Uebelständen allein nicht gedient sei, daß viel­mehr nur durch Praktische Inangriffnahme des Baus von gesunden und vor allem von billigen Arbeiter­wohnungen dem Uebel abgeholfen werden könne. Es konnte festgestellt werden, daß durch das Beispiel der hiesigen Jmmobiliengesellschaft der Beweis er­bracht worden sei, daß die Erstellung guter und billiger Arbeiterwohnungen durch kapitalkräftige Unter­nehmer sehr wohl möglich sei und daß mit den in derartigen Unternehmungen angelegten Kapitalien mindestens die gleichen Zinsen erzielt werden können, wie bei guten Staatsanlehen. (Schw. M.)

Pforzheim, 30. April. Der untere große Durchstich bei der Enzkorrektion ist nunmehr, nach fast einhalbjähriger mühevoller Arbeit, so weit fertiggestellt, daß am nächsten Samstag oder Sonntag das alte Enzbett verlassen und das Wasser dem neuen

auch nicht allein, Tante Hermine und Onkel Paul und Vetter Max kommen mit ihm!"

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Nicht selten ist es, daß der kleine Kreis sich hier zusammenfindet und gemeinsam frohe Tage verlebt.

Hin und wieder wirft die Erinnerung an Alfred, der verschollen geblieben, wohl einen Schatten auf die heitere Stimmung; das ist aber auch die einzige Wolke, welche bisweilen über das Leben dieser Menschen zieht, und nur für kurze Minuten ihr volles Glück zu trüben vermag.

An jungen Haustieren werden oft entsetzliche Tierquälereien unwissentlich verübt. Hunde und Katzen z. B. werden, weil sie zu viel an der Zahl sind, nach ihrer Geburt einfach in einen Teich, in fließendes Wasser oder in ein Gefäß mit Wasser geworfen. Diese armen Geschöpfe haben aber hier einen schweren Todeskampf zu bestehen, da die kleinen Lungen der soeben Geborenen noch nicht an die Luft­atmung gewöhnt sind und daher auch der Luft nicht so bedürfen, mithin bei Luftverspetrung nicht sogleich sterben. Und doch gibt es zur Beseitigung solcher Tiere ein praktisches Verfahren, das m humaner Weise leicht ausgeführt werden kann. Man nimmt einen Holzschlägel, versetzt damit dem kleinen Tiere einen Schlag auf das Hinterköpfchen. Dieser Schlag genügt, in dem zarten Alter dem Tiere ohne Qual ein rasches Ende zu bereiten.