em. Den auf Taggeld Angestellten wurde der Ge­halt um die Hälfte erhöht. Minister des Innern v. Pischek überbrachte den Glückwunsch und Dank der Regierung und gab dem Wunsche Ausdruck, daß das gute Verhältnis zwischen Regierung und Gesell' schaft ungetrübt bleibe. Nach Dankesworten des Direktors v. Zeller teilte Direktor Dr. v. Geyer die den Angestellten verliehenen Auszeichnungen mit. An die Feier schloß sich die Generalversammlung.

Ellwangen, 27. April. Heute früh um 3 Uhr starb nach 7monatlichem schweren Leiden Stadtschult­heiß Mayerhausen im Alter von 52 Jahren. Er war 22 Jahre lang zum Segen der hiesigen Stadt deren Vorstand und erfreute sich allgemeiner Beliebt­heit. Mayerhausen war Inhaber des Olgaordens und des Ritterkreuzes I. Kl. des Friedrichsordens, sowie Mitglied des Disziplinarhofes für Körper­schaftsbeamte.

Cannstatt, 27. April. Beim Erdabhub auf einer Baustelle an der Teckstraße zwischen Schiller- und Waiblingerstraße wurde 2 Meter tief ein Feld­ziegelofen bloßgelegt, der ohne Zweifel rönuschen Ursprungs ist. Man sieht drei vom Rauch ge­schwärzte Durchzüge in Felsen gehauen, in denen sich noch gebrannts und ungebrannte Ziegelsteine, sowie Holzasche vorfinden.

Ludwigsburg, 28. April. Gestern abend sprang der verheiratete Arbeiter Ernst Kaul von Asperg, Vater mehrerer Kinder, beim Einfahren in den hiesigen Bahnhof aus dem Zug, bevor dieser anhirlt, kam hiebei zu Fall und wurde eine Strecke weit geschleift. Außer Verletzungen au Kopf und Armen hat er den rechten Fuß einmal und den linken zweimal gebrochen. Elfterer wurde ihm heute be­reits abgenommen. Der Verunglückte schwebt in Lebensgefahr.

Stuttgart. fLandesproduktenbörse.f Bericht vom 27. April von dem Vorstand Fritz Kreglinger. In der abgelausenen Woche hat die steigende Tendenz für Weizen weitere Fortschritte gemacht. Amerika und Argen­tinien erhöhten ihre Forderungen und Rußland ist mit Offerten nur schwach am Markt. Mehl­preise per 100 Lg inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 28 SV bis 29 Nr. 1: 28 50 ^ bis 27 ^

Nr. 2: 25 ^ bis 25 SV Nr. L: 23 50 «j,

bis 24 Nr. 4: 20 50 ^ bis 24

Suppengries 28 50 ^ bis 29 «>. Kleie 9 ^<4

Aus StaSt. Bezirk unS Umgebung.

Neuenbürg, 27. April. Wenn auch die über­eilten Frühlingshoffnungen und -Ahnungen, die man im diesjährigen schönen Monat März hatte, in den letzten Wochen des April schwer enttäuscht worden sind, trotz Wind und Wetter, trotz Schneesturm und Regen ließ sich der Vorsitzende des Schwarzwald- Bezirksvereins, unser verehrter Hr. v. Moltke, nicht abhalten, den Ausflug nach Maulbronn-Mühlacker für den gestrigen Sonntag zu bestimmen, und obwohl gerade wieder die letzten Tage der vergangenen Woche, sonderlich noch der Freitag und Samstag, gar keine Aussicht auf einen auch nur halbwegs regenfreien Sonntag boten, wurde der Ausflug, da die Parole ausgegeben war: bei jeder Witterung, doch gemacht. Und siehe da, durch diese Bestimmt­heit ließ sich sogar Jupiter pluvius imponieren; der frohe Mut sollte schönstens belohnt werden, denn am Sonntag Morgen, als sich die wanderlustige, sehr stattliche Gesellschaft auf den Bahnhöfen einfand, waren die Schleusen des Himmels fein säuberlich geschloffen, ja die liebe Sonne schien ins Tal herein, gleich zur frohen Stimmung anregend. Der Ausflug galt der Erwiderung des Besuchs des Dürrmenz-Mühlacker Schwarzwaldvereins, welchen dieser benachbarte Verein bekanntlich im Oktober vor. Js. in unserem Bezirk gemacht hat. Man traf sich auf Station Mühlacker zur Fahrt nach Maulbronn. Dort wurde nach Be­sichtigung des interessanten Klosters das Mittagessen bei Rieger eingenommen. Da sich während desselben aber doch ein Regen einstellte, wenn auch nur ein kurzer und leichter, und da sich auf dem bekannten ^/«stündigen Weg von Station nach Stadt Maulbronn gezeigt hatte, daß man es mit weniger durchlässigem Boden zu tun hatte, als wir es bei uns gewöhnt sind, so wurde mit allem Nachdruck beschlossen, in so ferne eine kleine Abweichung vom Tagesprogramm eintreten zu lassen, daß man alsbald nach der etwas abgekürzten Mahlzeit den Rückweg nach Mühlacker auch auf der vortrefflichen Eisenbahn machte. Nur einige wagemutige Touristen wollten sich die Gelegenheit eines Fußmarsches durch den Wald nicht nehmen lassen, ganz nach dem Programm, nur auf allzu weichem Lehmboden. Wie die Schwaben einmal ver­anlagt sind, schwärmten, auf dem Waldeshügel ange­laugt, selbst die wenigen Fußmärschler nach verschiedenen Richtungen aus, doch hielten wenigstens zwei oder

drei zusammen und so trafen die Pfadsucher doch nicht ganz vereinzelt zu Mühlacker ein. Ein Jeder wollte auch den nächsten und schönsten Weg gefunden haben; daß aber von einem schönen Weg nur im gegenteiligen Sinn gesprochen werden kann, sah man ihrem Schuhwerk an. Einer von ihnen erzählte in seinem Galgenhumor sogar, einen seiner Stiefel zu­rückgelassen zu haben; ein anderer, dem der Bahnzug mit dem Gros der Gesellschaft inAitze" (Oetisheim) an der Nase vorbeifuhr, zog es vor, nach Ankunft in Mühlacker auf den Spaziergang über die alte ver­fallene Burg zu verzichten, wenn er auch als Letzter glauben machen wollte, doch den nächsten, besten Weg gemacht zu haben. Auf Bahnhof Mühlacker trafen die Züge von Maulbronn sowohl, als auch von Enzberg her fast gleichzeitig ein, so daß auch die Nachzügler aus dem Enztal an den gemeinsamen Spaziergang auf die BurgLöffelstelz" Anschluß fanden. Die Führung hatte außer dem Sektions­vorstand Mayser im besonderen Dr. Re ich mann, als mit der ganzen Gegend vertraut, übernommen. Die Ruine, welche erst in jüngster Zeit mit nicht unbedeutenden Kosten zugänglicher gemacht und teil­weise restauriert worden ist, erhebt sich auf steiler Felswand (Muschelkalk) zur linken Seite über der Enz. Wenn man auch nicht gerade von großer Fernsicht sprechen kann, so bietet sich doch von dieser Höhe und namentlich von dem nahen Aussichtspunkt aus, ein interessantes Panorama zunächst auf das ausgedehnte Dürrmenz-Mühlacker, über das weite Tal hinweg auf diePlatte", von da in nordwestlicher Richtung hinüber zum Wartberg bei Pforzheim, ja bis zu de» Herrenalver Bergen, alsdann rechts herüber zum berühmten Eilfingerberg. Ein Aufstieg zur Burg ist so auch bei weniger günstiger Witterung lohnend, um so mehr, als ja die Anhöhe in kürzester Zeit bequem zu erreichen ist. Man hat es da mit einer Steigung zu tun, die im Vergleich zu unsern Schwarz­waldbergen eigentlich gar nichts heißen will. Der Ab­stieg nach Dürrmenz ist deshalb ebenso mühelos und ungefährlich. Während die letzte Truppe sich noch oben auf der Burgterasse befand, um die Gegend zu studieren, worin sie speziell durch den liebenswür­digen, kundigen Führer unterstützt wurde, begab sich die übrige Gesell,chaft in das als Festlokal bczeichnete Gasthaus zum Ochsen, d. h. in das dazu gehörige Hintergebäude, das früher eine Brauerei, nun aus 2 hohen geräumigen Sälen besteht. Der eigentliche Festsaal war zur Begrüßung hübsch geschmückt mit Waldheil", Tannen und Reis aus dem Schwarzwald, weiteren Schmuck bildeten die Fahne des Männer­gesangvereins Dürrmenz und die auf das deutsche Lied bezüglichen Sinnsprüche. Als die letzten Natur­schwärmer eintrafen, war dieser große Festsaal fast überfüllt mit den Ausflüglern und den zahlreich er­schienenen Damen und Herren, die sich von Dürrmenz- Mühlacker zu Ehren der Gäste eingefunden hatten. Während im Feftsaal tüchtig geheizt war, empfanden die, welche in die Ecke zum Nebensaal, oder gar in denselben selbst gedrängt waren, die daselbst herrschende katarrhalische Temperatur etwas unbehaglich, bis allmählich ein wohltuender Ausgleich ftattgefunden hatte. Machte schon die Ankündigung des humor­begabten Vorsitzenden Postsekretür Mayser, daß das Bankett durch die von Pforzheim verschriebene Fest­musik mit demSommernachtstraum" eröffnet werde, gleich Stimmung, so bewirkten dies noch mehr der folgende Redefluß und die musikalischen und dekla­matorischen Vorträge. Die herzlichen Begrüßungs- und Dankesworte des Sektionsvorstandes Mayser er­widerte Baron Moltke in gleich herzlicher und humor­voller Weise. Dr. Reichmann erzählte in trefflicher Rede in kurzem das Geschichtliche von Burg und Stadt Dürr­menz, welche beim Vorüberfahren mit der Bahn unver­dienterweise außer Acht gelassen werden, und pries im weiteren die Bestrebungen der Vereine, welche uns die schönen Punkte in der Natur zu erhalten suchen. Im besonderen betonte er in seiner Eigenschaft als Arzt, wie wohltätig für Körper und Geist so eine Wanderung über Berg und Tal ist. Die überzeugen­den Worte fanden ihre Bekräftigung in einem drei­fachen Hoch auf all die Vereine, seien es nun Schwarz­wald-, Alb- oder Verschönerungsvereine. Frau Bahnhofrestaurateur Beniner sang hieraufO Schwarz­wald, o Heimat, wie bist du so schön!" Oberreal­lehrer Dr. Reif erfreute mit künstlerischen Klavier­vorträgen (Rapsodie von Lizst und einer Polonaise von demselben Tonmeister) und Dr.-Jng. Hermann Leo sang in passendem Wechsel mit prächtigem Bariton mehrere Lieder (Liebe im Mai",Einst spielt ich mit Szepter und Krone" sZar und Zim- mermannj und dasHaidegrab"). Dazwischen gabs humoristische Vorträge und Couplets und nicht zu vergessen im geräumigen Nebensaal ein regel­rechtes Tänzchen, das wie ein solenner Ball mit

einer Polonaise eröffnet wurde und an dem sich Alt und Jung, voran Papa Moltke, in voller Elastizität beteiligten. So blieb man in animiertester Stimmung, zumal da auch das Leobräu vorzüglich mundete, bis zum Abgang des von Stuttgart nach dem Enztal Anschluß habenden letzten Zug, dankbar für den schönen Tag, den uns die liebenswürdigen Schwarz- waldvereinler veranstaltet hatten, unter Anerkennung auch der Bemühungen unseres sorgsamen, eifrigen Bereinsvorsitzenden. Wohl alle Teilnehmer hatten das Gefühl und waren von der Wahrheit des Werks überzeugt, daß es eine schöne Sache um den Zu­sammenhalt ist, daß gesellige Vereinigungen zu edlem Tun mehr und mehr gepflegt werden sollten. Dazu bietet unser Schwarzwaldverein in seinen erfreulichen Bestrebungen einen günstigen Sammelpunkt. Wir schließen darum unsern außergewöhnlich langen Be­richt mit einem kräftigenWaldheil!"

Calw, 27. April. Gestern vormittag verschied ganz unerwartet an einem Schlaganfall der frühere Lehrer am Reallyceum, Hr. Präzeptor Völker, nachdem er erst vor wenigen Wochen in den Ruhe­stand getreten war. Der Verstorbene war seit dem Jahre 1871 zuerst an der Lateinschule, dann am Reallyceum als Hauptlehrer an der I. bezw. II. Klasse tätig und leitete außerdem viele Jahre hindurch den Turnunterricht am Reallyceum. In seinem Hause fand in den Jahrzehnten seines Hierseins eine große Anzahl auswärtiger Zöglinge (namentlich auch aus dem Bezirk Neuenbürg) eine Heimat für die Zeit ihres Schulbesuchs in hiesiger Stadt. Mit Eifer und Pflichttreue hat der Verstorbene allezeit seines Amtes gewaltet und tief schmerzlich hat er es empfunden, daß die Rücksicht auf seine erschütterte Gesundheit ihn zwang, schon seit fast zwei Jahren der Schule fern zu bleiben. Die zahlreichen Schüler des Dahin­geschiedenen werden ihm ein gutes Andenken bewahren.

Calw, 28. April. Hier hat sich unter dem Vorsitz von Stadtschultheiß Conz ein Komitee ge­bildet, das die Verwirklichung einer Kunstausstellung vom 1. August bis 1. September in den Räumen des Georgenäums betreiben soll; das Unternehmen schließt sich den Bestrebungen des Fremdenverkehrs­vereins an.

Nagold, 27. April. Gestern nachmittag fand hier im Gasthos z. Rößle eine von Stadtschultheiß Broddeck einberufene Versammlung in Sachen einer Verbindungsbahn Herrenberg-Nagold statt. Die Vorteile dieser Linie, an deren Verwirklichung 10 968 Einwohner der Bezirke Herrenberg, Horb und Nagold interessiert sind, (bei Fortsetzung über Altensteig- Simmersfeld ins Murgtal 26 453 Einwohner) wurden von Stadtschultheiß Brodbeck, Landtagsabgeordneter Schaible und Sägewerksbesitzer Reichert in beredter Weise geschildert. Das Resultat war, daß sich die anwesenden Vertreter von 15 Gemeinden zur Unter­schrift einer Eingabe an die Kgl. Regierung bereit erklärten. Zur weiteren Behandlung der Sache wurde ein Komitee unter dem Vorsitz von Stadt­schultheiß Brodbeck bestellt.

Altensteig, 27. April. Die nahezu 70 Jahre alte Küfer Keppler's Witwe von hier stürzte sich vorgestern im Hause ihres Tochtermanns, des Küfers Roh hier, zum Bühnenladen hinaus auf die Straße, woselbst sie blutüberströmt und bewußtlos aufgefunden wurde. Außer einigen Rippen- und Beinbrüchen erlitt sie auch so schwere innere Verletzungen, daß sie bald darauf starb, ohne wieder das Bewußtsein er­langt zu haben. Furcht vor einer 3wöchigen vom Gericht verfügten Haftstrafe scheint die Unglückliche zu der Tat bewogen zu haben. Schon vor mehreren Wochen machte sie den Versuch, sich durch Oeffnen der Pulsadern das Leben zu nehmen, wurde aber noch rechtzeitig daran gehindert.

Herrenberg, 27. April. Bei der heutigen Bezirksrindviehschau waren 6 Farren und 24 Kühe zugeführt. Oekonomienrat Adlung auf Domäne Sindlingen erhielt einen 1. Preis mit 120 ^ für eine Kuh; die Gemeinde Mötzingen einen 3. Preis mit 100 für einen Farren.

Leiste Nachrichten u. Telegramme.

Rom, 28. April. Der König von England unter­nahm heute nachmittag mit König Viktor Emanuel eine Wagenfahrt und besichtigte verschiedene Sehens­würdigkeiten der Stadt. Abends empfing König Eduard die Vertreter des diplomatischen Korps.

Kassel, 28. April. DieKasseler Mg. Ztg." erfährt, der Staatsanwalt habe gegen den früheren zweiten Direktor der Trebergesellschaft Wollmann, Anklage wegen Betrugs erhoben.

IM" Hiezu zweites Blatt. "ML