Ungetrübt von der Parteien Zwist und Hader sehen wir Schwaben heute das Bild unseres Fürsten vor uns, wie er streng gegen sich selbst in der Er­füllung seiner schweren Berufspflichten sich bei allem, was er thut, von dem Wunsche leiten läßt, seinen Unterthanen ein wahrer Landesvater zu sein. Wo bittere Armut schwer auf seinen Landeskindern sich lagert, da ist seine milde Hand im Verein mit seiner hochherzigen Gemahlin unablässig bestrebt, die Last der Unglücklichen zu erleichtern. Ein Strom des Segens geht aus von ihm, der in treuer Freundschaft mit dem deutschen Kaiser durch energisches, über­zeugtes Festhalten an dem Reichsgedanken mitwirkt an dem hehren Werke, seinem Volk den Frieden zu erhallen, das Erwerbsleben zu fördern und die Kultur zu heben. Insbesondere hat sich sein Blick auf die Entwicklung der Wissenschaften und Künste gerichtet. Wer gedächte heute nicht dankbaren Herzens der großen Verdienste, die sich König Wilhelm um die Errichtung jenes zierlichen Musentempels, des Jnterim- theaters, erworben hat, und der großen persönlichen Opfer, die er sich dadurch auferlegt hat, daß er seiner Haupt- und Residenzstadt das Weiterwirken der gut geschulten Künstlertruppe des alten Theaters sicherte? So sorgt er dafür, daß der lichte Schein, der von allen Werken echter Kunst ausstrahlt, an dunklen müheschweren Tagen die Seelen erwärmt und durch­leuchtet. In die heutige festesfrohe Stimmung mischt sich leider auch rin bitterer Wermutslropsen. Zwei­mal hat der Tod mit grausamer Hand in das kgl. Haus eine Lücke gerissen und Seine Majestät in tiefe schmerzliche Trauer versetzt. Vor einigen Tagen erst ist in Karlsruhe (Schlesien) Herzog Nikolaus aus dem Leben geschieden und noch steht in frischer Er­innerung der allzufrühe Tod der von allen Mit­gliedern der kgl. Familie verehrten Frau Herzogin Margarethe. Das württ. Volk hat an dem Leide seines Herrscherhauses innigen Anteil genommen, wie es heute an seiner stillen Freude sich beteiligt.

König Wilhelm erfüllt mit gewissenhaftem Eifer seine konstitutionellen Pflichten und hat wiederum seine Regierung ermächtigt, das Möglichste zum Zu­standekommen einer Steuer- und Verwaltungsreform zu thun, ja trotz allen Erfahrungen, sich nochmals mit den Vertretern der Parteien in Besprechungen über eine zeitgemäße Reform der Verfassung bezüg­lich der Zusammensetzung beider Häuser des Land­tags ins Benehmen zu setzen. Unser König huldigt einem wahren Fortschritt: er will aber andererseits das bewährte Alte nicht beseitigen lassen, wie dies auch aus dem Gesetzentwurf bezüglich der Volksschule hervorging.

In voller körperlicher und geistiger Frische hat Se. Majestät heule einen Lebensabschnitt begonnen. Aus dankbarem Herzen entquillt da dem württemb. Volk der aufrichtige Wunsch, daß es seinem allzeit verehrten und geliebten König noch viele Jahre ver­gönnt sein möge, als milder Landesvater und hoch­herziger Schirmherr echter Kunst und Wissenschaft mit fester Hand das Steuer des Landes zu führen einem von ganzer Seele dankbaren Volke zum Segen, das seine Gefühle treuer Anhänglichkeit zum ange­stammten hohen Fürsten heute wie immer in dem Wunsche zusammenfaßt:

Gott segne und schütze den König!

Stuttgart, 23. Febr. Herzog Nikolaus von Württemberg ist am Sonntag Vormittag in Karlsruhe in Schlesien nach 36stündiger Be­wußtlosigkeit gestorben. Der Verstorbene war am 1. März 1833 als Sohn des Herzogs Eugen und der Prinzessin Helene zu Hohenlohe-Langenburg ge­boren. Sein Vater war als Knabe einmal vom Kaiser Paul von Rußland zu seinem Nachfolger ausersehen und erwarb sich später als russischer Heer­führer in dem Kriege gegen Napoleon große Verdienste. Herzog Nikolaus war württembergischer General der Infanterie ä la suite des Infanterieregiments Alt- Württemberg (3. württ.) Nr. 12 l. Seine Ehe mit Herzogin Wilhelm ine von Württemberg (f 1892) ist kinderlos geblieben. Tie Thronanwartschaft geht daher, wenn König Wilhelm von Württemberg ohne männliche Erben bleibt, auf die katholische Herzogs­linie über, deren Haupt der bereits 64jährige Herzog Philipp ist. Des letzteren ältester Sohn ist Herzog Albrecht, Kommandeur der ersten würt. Division. Zu dem Hingang des Herzogs schreibt der Staats­anzeiger:Durch diesen Todesfall sind Se. Majestät der König mit dem gesamten königlichen Hause in tiefe Trauer versetzt, dem, der hohe Verewigte hatte in seiner Eigenschaft als nächster Agnat seit dem im Jahre 1896 erfolgten Tode seines Bruders, des Herzogs Wilhelm Nikolaus von Württemberg, die nächste Anwartschaft auf den Thron, die nunmehr auf Seine Königliche Hoheit den Herzog Philipp

von Württemberg übergeht. Die Verwandtschaft Seiner Majestät des Königs mit dem Verstorbenen ist auf den Herzog Friedrich Eugen und dessen Söhne König Friedrich und Herzog Eugen zurückzusühren, von welchen jener der Urgroßvater Seiner Majestät des regierenden Königs, dieser der Großvater des Herzogs Nikolaus war." Nach einer Veröffent­lichung des K. Oberhofrats ist Hoftrauer von heute an auf 3 Wochen, die erste Hälfte in dritter, die zweite Hälfte in vierter Abstufung der Hoftrauer­ordnung, angeordnet worden; am 25. und 26 Febr. wird die Trauer abgelegt werden. Seitens des Infanterieregiments Alt-Württemberg, dem der Herzog seit 12 Jahren a In suito angehört, geht zur Bei­setzung eine Abordnung nach Karlsruhe in Schlesien, bestehend aus dem Regimentskommandeur Oberst Frhr. v. Hügel, 1 Stabsoffizier, 1 Hauptmann, 1 Leutnant und 1 Feldwebel.

Stuttgart, 23. Febr. Der gestern zu Karls­ruhe in Schlesien im Alter von beinahe 70 Jahren verstorbene Herzog Nikolaus von Württemberg, das Haupt der protestantischen Herzogslinie, hat be­kanntlich keine Leibeserben hinterlassen. Es überleben ihn eine ältere Schwester, Herzogin Alexandrine Mathilde, Aebtissin des adeligen Fräuleinstifls zu Oberstenfeld bei Marbach, ferner als Enkelinnen seines Stiefbruders Eugen die Zwillingstöchter des 1877 verstorbenen Herzogs Eugen und der Groß­fürstin Wera von Rußland, Herzoginnen Elsa und Olga, die mit den Prinzen Albrecht und Max zu Schaumburg-Lippe, Brüdern der Königin, verheiratet sind, und eine Schwester des Vaters dieser Herzog- innen, Pauline, die 1880 den Praktischen Arzt l)r, mecl. Melchior Willim zu Breslau heiratete und bei dieser Verheiratung den Namenvon Kirbach" er­hielt. Außerdem lebt als nähere Verwandte des Herzogs noch zu Regensburg die Witwe seines 1888 verstorbenen Neffen Herzog Max, Sohn des Herzogs Paul und der Prinzessin Hernnne zu Schaumburg- Lippe, eine Schwester des mit der Prinzessin Viktoria von Preußen verheirateten Generalmajors ä In. suite der Armee Prinzen Adolf zu Schaumburg und des Prinzen Otto zu Schaumburg Lippe.

Stuttgart, 23. Februar. Die Beisetzung des Herzogs Nikolaus von Württemberg wird am Frei­tag 12 V» Uhr auf Schloß Karlsruhe in Schlesien stattfinden. Der König und Herzog Albrecht reisen am Donnerstag dorthin ab.

Stuttgart. Unter dem Vorsitz des Hrn. Staats­rats v. Balz fand am 21. Februar eine Sitzung des Beirats der Verkehrsanstalten statt. Den ersten Gegenstand der Beratung bildete der Eisenbahnsahr­plan für den Sommerdienst 1903. Die Vorschläge der Generaldirektion der Staatseisenbahnen für diesen Fahrplan sind in der Beilage zum Staatsauzeiger Nr. 35 vom 12. Februar bekannt gegeben worden. Sie fanden mit wenigen Ausnahmen die Billigung des Beirats. Bezüglich einer Reihe von Wünschen, welche seitens der Mitglieder des Beirats vorgetragen wurden, erfolgte die Zusage einer weiteren Prüfung. Nach einer Mitteilung des Vorsitzenden sind wegen des Sommerfahrplans nicht weniger als 120 Ein­gaben bei der Generaldirektiou eingelaufen. Der Beirat nahm sodann Kenntnis von den in der Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember 1902 eingeführten Ausnahmetarifen für den Güterverkehr. Hiebei wurde von mehreren Mitgliedern darauf hingewiescn, daß der Ausnahmetarif für Thomasschlackenmehl und mineral­ische Phosphate von badischen, pfälzischen, Saarbrücker und Reichsbahnstationen nach Tirol und Vorarlberg den Interessen der einheimischen Landwirtschaft zu­widerlaufe. Hierauf wurden dem Beirat die mit der Fahrpreisermäßigung für landwirtschaftliche Arbeiter im letzten Jahr gemachten Erfahrungen mitgeteilt. Er sprach sich einstimmig dahin aus, diese Fahrpreis­ermäßigung auch für das laufende Jahr und zwar in der Zeit vom 15. Mai bis 30. November zu befürworten. Ebenso einstimmig befürwortete der Beirat die Einführung eines seit August 1902 in Baden bestehenden Tarifs, wonach gewisse landwirt­schaftliche Erzeugnisse als Expreßgut zu den Sätzen der allgemeinen Stückgutklasse befördert werden. Den letzten Beratungsgegenstand bildete der von einem Mitglied gestellte Antrag, es möge die Einführung eines Ausnahmetarifs für zum Schlachten bestimmte Pferde in Erwägung gezogen werden. Auch dieser Antrag fand die Unterstützung des Beirats. Als Ort der nächsten Sitzung wurde vom Beirat Wild­bad vorgeschlagen.

Heilbronn, 25. Febr. Seine Majestät der König hat dem Oberbürgermeister Hegelmaier das Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone verliehen. ^

Rotten bürg, 24. Febr. Heute nachmittag Vs 4 Uhr ist Domkapitular Stic gele, Vertreter des

Domkapitels im Landtag, im 56. Lebensjahr nach ganz kurzer Krankheit unerwartet schnell gestorben.

Münsingen, 21. Febr. Endgtltiges Ergebnis der Landtagsersatzwahl im Oberamtsbezirk Münsingen (offizielle Meldung): Wahlberechtigt: 5254. Ab­gestimmt: 471089,6 Prozent. Schmid (Ztr.) 1663, Reihling (Vp) 1656, Herrmann (Bauernbund) 1443, Pceßmar (Soz.) 44 Stimmen. Zersplittert waren 4 Stimmen.

Die Münsinger Stichwahl zwischen dem Kandidaten des Zentrums, Adlerwirt Schmid von Justingen, und dem der Bolkspartei, Adlerwirt Reihling von Bernloch, ist auf Freitag 6. März anberaumt.

Tübingen, 23. Febr. Auf einer gestern in Kirchentellinsfurt abgehaltenen, von 73 Vertrauens­männern der Deutschen Partei aus den Oberämtern Reutlingen, Rottenburg und Tübingen besuchten Versammlung wurde lt.Tüb. Ehr." beschlossen, die Kandidatur im 6 Reichstags-Wahlkreis dem Rechtsanwalt List in Reutlingen anzutragen.

Stuttgart, 24. Febr. Gerichtsnotar Mayer, gegen den bekanntlich ein Haftbefehl erlassen wurde, auf Grund dessen er in Kairo vom dortigen deutschen Konsul auf Grund der Konsulargerichtsbarkeit fest­genommen worden ist, trifft in den nächsten Tagen auf dem Schiff in Bremerhaven ein und wird dann nach Stuttgart eingeliefert werden.

Waldsee, 24. Febr. Der Postbote Gossner, ein junger, verheirateter Mann und Vater von drei Kindern, ging über das durch die milde Witterung dünn gewordene Eis über den Stadtsee und brach daselbst ein. Auf die Schreckenskundc eilte, wer da konnte, an die Ufer des Sees. Der Taglöhner Franz war der erste, der an der Unglücksstätte ankam, aber auch einbrach. Nun eilten mehrere Männer zu Hilfe, aber auch diese gerieten in höchste Lebensgefahr und konnten nur mit Mühe gerettet werden. Gossners Leiche ist noch nicht geborgen. Die Postsachen gingen mit ihm unter. Der Postbeutel und die Mütze des Ertrunkenen wurden inzwischen aus dem Wasser gefischt.

Freudenstadt, 23. Februar. Bei der letzten Samstag auf der Kameralamtskanzlei stattgehabten Verpachtung des Fischwassers des Forbachs wurde ein jährlicher Pachtpreis von 1205 ^ erzielt, 300 Mark mehr als seither. Das bekannte Gasthaus zur Linde wurde am letzten Samstag von einem Hotelier aus Karlsruhe um 89 000 erworben.

Bondorf, 20. Febr. Ein junger Mann von 20 Jahren brachte vor einigen Tagen die Hand in die Fuiterschneidmaschine, so daß alle Weichteile von dem Kammrad zerrissen wurden. Vorgestern ist nun der junge Mann am Starrkrampf gestorben.

Stuttgart. sLandesproduktenbörse.s Bericht vom 23. Februar von dem Vorstand Fritz Kreglinger Die feste Tendenz im Getreidegeschäst hat auch in der ab­gelaufenen Woche angehalten, bei gebesserter Konsumsrago. Die Offerten in Weizen von den Exportländern sind nicht belangre ch bei unveränderten Preisen. Landmärkte etwas höher. Mehlpreise per 100 Kg inkl. Sack: Mehl dir. 0: 28 50 4, bis 29 Nr. 1: 26 50 bis 27

Nr. 2: 25 ^ K bis 25 50 »«, Nr. 3: 23 50 ^

bis 24 Nr. 4: 20 .« 50 ^ bis 21 ^

Suppengries 28 ^ 50 K bis 29 «4L K- Kleie 9 -4L

Kus StaSt, Bezirk unS Umgebung.

Seine Majestät der König hat dem Privatier Bincenz Weiß in Ottenhausen die silberne land­wirtschaftliche Verdienstmedaille, dem Bezirks­feldwebel Schramm in Neuenbürg die Verdienst­medaille des Friedrichsordens, sowie dem Ge- meindepfleger Knöller in Neusatz, dem Bahnwärter Rentschler auf Posten 24 der Abt. Wildbad und dem Bahnwärter Huß auf Posten 7 der Abt. Birken­feld je die silberne Verdienstmedaille verliehen.

Langend ran d. In der Nacht vom 15. auf 16. d. Mts. ist eine große Anzahl der schweren Sicherheils­randsteine an der von hier nach Höfen führenden Straße herausgerissen und den Berg hinuntergeworfen worden. Der Schaden an der Straße ist bedeutend. Als der That verdächtig wurden drei in Höfen be­schäftigte Malergesellen verhaftet.

Calw, 23. Febr. Der evang. Verein, der schon ein Bereinshaus besitzt, hat in den letzten Tagen ein weiteres Gebäude gekauft. In demselben, in der Mitte der Stadt in der Nonnengasse gelegen, wird eine Volksküche und ein Kaffee eingerichtet werde». Die Einrichtung soll besonders den Fabrik- arbeiten! und den sonstigen Auswärtigen in der Stadt beschäftigten Leuten zu gute kommen. Die Aufsicht wird einem Herbergsvater übertragen werden. Das neue Unternehmen kommt einem dringende« Bedürfnis entgegen.