Lemberg (Galizien), 9. Febr. In Kuty wurden gestern 370 Privathäuser und mehrere öffentliche Gebäude durch Feuer zerstört. 500 Familien sind obdachlos und brotlos geworden.
Von König Ludwig von Bayern erzählt das Würzburger Journal folgendes Geschichtchen. Während seiner Regierungsdauer war der König mit seiner Gemahlin Therese, einer Hildburghaus scheu Prinzessin, viel in unterfränkischen Bädern. Bon Bad Kisstngen aus unternahm das Königspaar öfters Ausflüge, besonders nach Prosselheim bei Volkach, wo sie bei dem Posthalter und Gastwirt Blaß einkehrten. Eines Jahres kam die Königin nicht mit, sie war an den Blattern erkrankt. Als sie des andern Jahrs mit ihrem Gemahl wiederkehrte und von dem Posthalter zur Ueberstehung der Krankheit beglückwünscht wurde, meinte sie, auf ihre Blattern» narben im Gesicht deutend: „Gelt, Herr Landrat, ich bin halt recht garstig geworden?" Darauf antwortete der biedere Gastwirt: „O, Majestät, ich Pfeif' Ihne aufs G'sicht, wenn mer nur sonst xund ist!" Daß die beiden einen Spaß verstehenden Majestäten sich vor Lachen schüttelten, sei nur der Wahrheit wegen angefügt.
Ein weibliches Wesen der Neuzeit!
Sie raucht Zigaretten,
Die stärksten sogar,
Sie trinkt und macht Wetten Wie ein schncid'ger Husar,
Sie rudert, sie reitet,
Sie fischt und sie schwimmt,
Sie schießt nach der Scheibe,
Den Montblanc sie erklimmt.
Sie fährt kühn Bycicle,
Sie studiert Medizin,
Sie hat auch beim Wickel Die Elektrisiermaschin. —
O, wär ich ein Mädchen!
Ich thu es euch kund,
Die nähm ich zum Mann mir
In selbiger Stund. Einsender: Ll.
Werden mit Vorteil auch jetzt schon künstliche Dünger für die Frühjahrösaaten angewandt?
Die Praktische Erfahrung, daß bei der Anwendung sowohl von Thomasschlacke wie auch von Kainit im Winter auf die Herbstsaaten fast überall ganz vorzügliche Erfolge erzielt werden, hat in manchen landwirtschaftlichen Kreisen die Frage angeregt, ob es unter solchen Verhältnissen nicht auch richtig wäre, schon jetzt die bei der Frühjahrssaat zu benutzenden künstlichen Dünger auf den Acker zu bringen. Gerade in diesem Jahr gewinnt die Beantwortung dieser Frage um so höhere Bedeutung, als bekanntlich im Herbste manche Arbeiten, der sehr ungünstigen Witterung wegen, unterbleiben mußten, wenigstens nicht vollständig aus geführt werden konnten und infolgedessen die Frühjahrsarbeiten sich in außerordentlichem Maße drängen werden, wobei jede Erleichterung der Arbeiten im Frühjahr den Landwirten sehr willkommmen sein wird.
Die Frage nun, ob es schon jetzt angängig sei, einzelne künstliche Dünger, namentlich Thomasschlacke und Kainit, auszustrenen, ist unbedingt zu bejahen;
Auch der Reiter schien ermüdet.
Sein blaßes, noch sehr jugendliches Gesicht hatte einen ernsten, fast schwermütigen Ausdruck.
Jetzt ließ er sein Pferd in einen langsamen Trab fallen.
Es lag etwas wie Gewitter in der Luft.
Im Südweftcn türmten sich schon dunkle Wolken, ja, richtig, jetzt begannen schon einzelne dicke Tropfen zu fallen; da war es doch vernünftiger, in einem der ärmlichen Häuser einzukehren. Tristan war's zufrieden, als sein Herr sich vom Sattel schwang. Mehrere Kinder, welche auf der Straße gespielt hatten, umringten Pferd und Reiter, die Knaben zogen ihre Mützen vom Kopfe; sie hatten den Reverend Mr. Keller erkannt, der in der Kirche dort drüben predigte und von dem sie allwöchentlich unterrichtet wurden.
Er nickte ihnen freundlich zu und befahl dem Größten der Jungen, das Pferd unter Dach zu bringen und ihm nach einem Weilchen einen Korb voll Heu und etwas Wasser zu geben.
„Aber nicht gleich, Bob, hörst Du! Erst kannst Du Tristan ein wenig abreiben!"
Bob führte stolz und glücklich das Pferd in einen Bretterverschlag, wo eine Ziege und eine Kaninchenfamilie hausten.
Der Geistliche war unterdessen in ein Haus ge- lreten. Mann und Frau saßen beim Abendessen, die Kinder hatten die Mahlzeit schon beendigt.
Erstaunt und geehrt sprangen sie beide auf.
daß Verfahren hat sogar verschiedene sehr wesentliche Vorzüge. Der erste Vorzug besteht, wie schon angeführt, in der Verminderung der Arbeiten im Frühjahr überhaupt. Dazu kommt aber, daß durch die frühe Anwendung der genannten Dünger, eine bessere Lösung und Verbreitung derselben im Boden eintritt, so daß im Frühjahr, sofort nach dem Keimen und Anwachsen der jungen Pflanzen, ihre volle Wirksamkeit gesichert ist.
Beim Kainit spricht außerdem noch für das baldige Aufbringen der Umstand, daß dann eine Schädigung der Saat nicht eintritt, was beim Ausstreuen erst kurze Zeit vor der Saat nicht ausgeschlossen ist. - Daß nicht alle künstlichen Dünger, wie z. B. Superphosphat oder auch Chilisalpeter, schon jetzt in der angegebenen Weise zu verwenden sind, liegt in der Natur der Sache.
Die anzuwendenden Quanten der genannten Dünger sind selbstverständlich nach Boden, und namentlich auch nach der anzubauenden Frucht sehr verschieden. Sollen z. B. Rüben gebaut werden, so empfiehlt sich namentlich auf etwas leichterem Boden eine sehr starke Düngung sowohl mit Thomasschlacke, wie auch mit Kainit; mau gebe von beiden je 4—5 Zentner pro Morgen. — Bei der Düngung von Kartoffeln ist an Stelle von Kainit 40prozentiges Kalidüngesalz vorzuziehen, das hiervon anzuwendende Quantum beträgt 1—1'/» Zentner; von Thomasschlacke nehme man 3 Zentner. Für Getreide genügen von Thomasmehl wie Kainit von jedem 2—3 Zentner. Nur da, wo Klee oder Kleegras in Getreide eingesäet werden sollen, empfiehlt es sich, eine recht starke Düngung zu geben, indem hier sowohl die Wirkung auf das Sommergetreide selbst auch auf den nachfolgenden Klee in Betracht gezogen werden muß; man nehme von beiden Düngern mindestens 3, besser sogar 4 bis 5 Zentner. Die angegebenen Düngeiquanteu dürften unter allen Verhältnissen ausreichen, volle Erträge zu liefern.
Gartenfreunde sind in dieser Jahreszeit oft in Verlegenheit: sie möchten gern möglichst zeitig Blumen und auch Gemüsesämereien aussäen zum Ankeimen, aber ein „Vermehrnngsbeet" steht ihnen nicht zur Verfügung, und für die Anlegung von Frühbeeten ist es noch zu früh im Jahre. Die ehemals viel gerühmten „Zimmergewächshäuser" haben sich nicht bewährt: Wohl ist Wärme und Feuchtigkeit vorhanden, aber das nötige Licht fehlt! Da rät Johannes Böttner, der bekannte Chefredakteur des praktischen Ratgebers, in der neuesten Nummer der Wochenschrift solchen Gartenfreunden, an die Fenster im Wohnzimmer Saatschalen zu stellen, die mit feiner, lockerer Erde gefüllt werden. Der Same wird gleichmäßig und nicht zu dicht ausgestreut, dünn mit Erde bedeckt, und nun wird, das ist die Hauptsache zum Gedeihen! eine Glasscheibe über den Topf gelegt. Diese Scheibe soll nicht ganz schließen und ist täglich abzuwaschen. Im praktischen Ratgeber sind so bedeckte Saatschalen abgebildet!
Kindererziehung. Der Liebling. Es kommt häufig vor, daß die Eltern einen besonderen Liebling unter ihren Kindern haben. Was der „Liebling"
Sie liebten alle den jungen Pastor, der nun seit einem halben Jahre unter ihnen lebte und arbeitete.
„Darf ich den Regenguß bei Ihnen abwarten, Tomkins?" fragte er und nahm am Tische Platz. Die Frau brachte ihm sogleich ein Glas Milch und Brot und Butter, das er dankend annahm.
„Sie sehen nicht gut ans, Mr. Keller," bemerkte Tomkins, ein Anglo-Amerikaner, mit einer Gestalt wie ein Goliath, so breit und groß.
Sein Blick ruhte dabei mitleidig auf der etwas eingesunkenen Brust und auf dem schmalen Gesicht des Geistlichen.
„Mir geht es vortrefflich," entgegnete der junge Geistliche lächelnd. Wie hübsch ihm dieses Lächeln stand! Es leuchtete förmlich aus seinen braunen, dunkel bewimperten Augen und gab den edel geschnittenen, sonst so ernsten Zügen einen Ausdruck kindlicher Heiterkeit.
„Sie thun zu viel! Das habe ich heute noch meiner Frau gesagt," begann der Mann aufs neue. „Den ganzen Tag unterwegs bei der Bullenhitze, das kann unsereins wohl, aber für Sie ist das nichts!"
„Sie thun schwerere Arbeit als ich, „versetzte der Prediger. „Holzfällen den ganzen Tag und dann zwei Stunden zu Fuß über die Prärie, das könnte ich nicht!"
„Na, unterrichten und predigen, das ist auch nicht leicht," sagte der Arbeiter verständig. „Ich kann ja überhaupt nicht begreifen, daß man darauf hereinsällt, nehmen Sie s mir nicht übel, Mr. Keller. Alles andere thu ich lieber als mich mit einem
Redaktion, Druck und Verlag von L. Me eh in Neuenbürg.
thut, ist immer schön und gut. Ist er ungezogen, so sind die andern Geschwister schuld daran, die ihn nicht verstehen und nicht zu behandeln wissen. Seine Unarten werden übersehen oder gar belacht, der „Liebling" wird verwöhnt; eigensinnig tryannisiert er die Geschwister, er weiß ja, daß er immer recht bekommt. Selten wird etwas ans diesen verhätschelten Schoßkindern. Da man ihnen von Jugend auf den Willen gethan, kennen sie nur den Eigensinn und die Selbstsucht, beides recht traurige Mitgaben fürs Leben und gar oft der Grund eines verfehlten unglücklichen Daseins. Unparteiische Gerechtigkeit ist eine ernste Pflicht der Eltern gegen ihre Kinder.
(Sparsam.) Paganini, der König der Geiger, hatte für das Sprichwort „Wie gewonnen, so zerronnen" kein Verständnis; er war ein so guter Wirt, daß er seinem einzigen Sohn Achill ein Vermögen von zwei Millionen Franken hinterließ. Daß dieser glückliche Erbe das Vermögen nichts weniger als verschwenden würde, bewies er schon als Knabe durch folgenden charakteristischen Zug: Einst befand sich der junge Achill mit zwei Herren bei dem Sänger Lablache, in dessen kleinem Salon vier Kerzen brannten. Diese Lichtverschwendung empörte das Gefühl des kleinen Paganini. Schnell entschlossen schlich er an den ihm zunächst stehenden Leuchter, und während die Herren eifrigst konversierten, verlöschte er das Licht. Lablache, den das Gebühren amüsierte, bedeutete seine Kollegen, den Knaben gewähren zu lassen. Als dieser sich unbemerkt glaubte, löschte er ebenso das zweite und dritte Licht aus. Als aber auch die vierte Kerze den Kleinen immer näher uud näher zog, sagte Lablache in gütigem Ton: „Aber Kind, wenn du bas Licht auch ausbläst, so können wir ja nicht mehr sehen!" - „Braucht man den» zum Plaudern zu sehen?" fragte trotzig der künftige Erbe zweier Millionen.
(Leicht befriedigt.) „Ach, liebes Männchen, endlich machst Du bei meinem Mittagscssen ein vergnügtes Gesicht." — „Ja, liebes Weibchen, ich bin Dir für die Abwechselung sehr dankbar, die Du mir heute bietest." - „Wieso?" — „Bis jetzt war immer die Suppe versalzen und der Braten angebrannt — heute ist doch einmal die Suppe verbrannt und der Braten versalzen!"
(Merkwürdig.) Frau A.: „Warum geriet Ihr Mann denn gestern abend so in Hitze?" „„Weils in der Wohnung so kalt war!""
Scherz-Buchstabenrätsel.
Dil findest mich in jedem Haine,
Erblickest mich in jedem Stein,
Ich fehle auch nicht bei dem Liede,
Doch beim Gesang darf ich nicht sein.
Ich fehle nie bei einer Feier,
Bin nicht beim Tanz, jedoch beim Spiel,
Ich liege mitten in dem Weiher Und ohne mich giebt es kein Ziel.
Auflösung der Dreisilbigen Charade in Nr. 22.
Februar.
Haufen Gören Plagen und schinden! Und nun gar Predigen, heutzutage, das ist doch auch ein eigen Ding!"
Tomkins kraute sich in seinem dichten Bart und sah etwas verlegen aus; er hatte mehr gesagt, als er eigentlich hatte sagen wollen.
„Heutzutage? Sie meinen wohl, da hätte man das Predigen nicht nötig?" fragte Rudi Keller. „Das habe ich auch geglaubt, lieber Freund, ich bin aber davon zurückgekommen!"
„Verstehen Sie mich nur recht," sprach der Holzfäller eifrig, „ich habe ja nicht sagen wollen, daß die Menschen so etwas wie predigen nicht brauchten; nein wahrhaftig, die Welt ist verteufelt schlecht, und unter zehn Kerls sind gewiß höchstens zwei, die nicht saufen und lügen und Frau und Kinder ins Elend bringen. Aber was ich meine, ist nur dies: das Kirchgehen und Beten macht keinen besser, man ist ja überhaupt weiter gekommen in der Hinsicht. Die Bibel, na die mag für Frauen und Kinder gut sein, wir Männer glauben ja längst nicht mehr an so'n Märchen. Ich glaube an meine zwei Fäuste und damit komme ich weiter!"
„Charles, wie kannst Du mir so etwas sagen?" rief die Frau ängstlich. „Was soll Mr. Keller von Dir denken!"
„Nichts Böses," sagte der Prediger freundlich, „ich habe gerade so gedacht und gesprochen wie Ihr Mann, aber das kann ich Ihnen sagen. Tomkins, glücklicher als ich damals war, bin ich jetzt! Ich bin ein schlechter Mensch ein großer Sünder gewesen; ich habemeiner armen Mutter das Herz gebrochen!" (Fortsetzung folgt.)