103. Amts- und AnzeigeLkatL für den Aezirk Galw. 77. Jahrgang.
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Amtliche AeKanntmachnnge«.
Bekanntmachung.
Abhaltung der Viehmärkte in der Stadt Pforzheim betreffend.
Wir bringen zur öffentlichen Kenntnis, daß für den am Montag, de« 1. September 1802, in der Stadt Pforzheim stattfindenden Rindviehmarkt folgende Anordnungen gelten:
1. Der Zutrieb von Vieh aus verseuchten Gemeinden ist verboten.
2. Für das von Viehhändlern aufgetriebcne Vieh sind tierärztliche Zeugnisse beizubringen, in welchen bescheinigt wird, daß die betreffenden Tiere mindestens seit 5 Tagen in seuchensreiem Zustand in der Gemarkung sich befinden, in welcher ihre Untersuchung erfolgt ist (8 58 der Verordnung vom 19. Dezember 1895.)
3. Das Handelsvieh muß auf dem Markte besonders aufgestellt werden.
4. Am Markttage dürfen Tiere bis zum Schluffe des Marktes außerhalb des Viehmarkt- platzes nur seilgehalten werden, wenn dieselben vorher tierärztlich besichtigt und für unbeanstandet erklärt worden sind.
Handelsvieh, welches ohne das vorgeschriebene Zeugnis zu Markte gebracht wird, wird zurückgewiesen. Zuwiderhandelnde haben Bestrafung zu gewärtigen.
Pforzheim, 22. Aug. 1902.
Großh. Bezirksamt.
Kapserer.
Sagesnemgkeiten.
Calw. Wie uns mitgeteilt wird sind die Resultate bei der Versteigerung der Staelin'schen Häuser von dem Gläubiger-Ausschuß nicht angenommen worden. Weitere Verhandlungen schweben noch.
Donnerstag, Len 28. August 1902.
Vierteljährlicher LbonnementSprei« in der Stadt Mk. 1.10 in» Hau« gebracht Mk. 1. 15 durch die Vost bezogen im Bezirk; außer Bezirk Mk. 1. Sü.
Calw. (Egsdt.) Am letzten Sonntag machte der Gesangverein „Concordia" von Pforzheim einen Ausflug in unser Nagoldthal, woran sich etwa 40 Herren beteiligten. Eine Abordnung des Vereins „Concordia Calw" empfing dieselben am Bahnhof in Hirsau, um mit ihnen gemeinsam die Klosterruinen zu besuchen. Nach Besichtigung derselben ging der Marsch, vom schönsten Wetter begünstigt, über Alzenberg nach Zavelstein und nach kurzem Aufenthalt in den Burgruinen über das Bad Tei- nach zur Station. Mit dem 2 Uhr-Zug traf die frohgestimmte Sängerschaar in Calw ein. Das Mittagsmahl wurde im Gasthaus zum Rößle eingenommen, wobei die werten Gäste es an gesanglichen Vorträgen und an Reden, in denen Küche und Keller des Herrn Waidelich alle Anerkennung gezollt wurde, nicht fehlen ließen. In der Brauerei Dreiß fanden sich nachmittags beide Vereine, die hiesige „Concordia" mit ihren Angehörigen in großer Zahl, zusammen. Es war ein hoher Genuß, hier den Vorträgen des Pforzheimer Vereins, der über vorzügliche Stimmen verfügt, zu lauschen. Bei Reden ernster und launiger Art und geselliger Unterhaltung wurde der Freundschaftsbund enger geknüpft und nur zu schnell verflogen die in heiterem Zusammensein verbrachten Stunden. Man trennte sich am Bahnhof mit dem Rufe „Auf baldiges Wiedersehen in Pforzheim".
^Amtliches aus dem Staatsanzeiger.s Bei der im Juni und Juli abgehaltenen Abiturientenprüfung hat das Zeugnis der Reife erlangt und damit die in Ziff. 10, Abs. 2 der Ministerial- verfügung vom 19. Juni 1873 bezeichneten Berechtigungen erworben: Georgii, Hermann, Sohn des ff Kaufmanns Otto Georgii in Calw.
Stuttgart, 26. Aug. Nach einer heute früh im kronprinzlichen Palais eingetroffenen telegraphischen Mitteilung findet die Beisetzung der Frau Herzogin Albrecht von Württemberg voraussichtlich nächsten Freitag in der Fürstengruft des Schlosses in Ludwigsburg statt.
Stuttgart, 26. Aug. (Polizeibericht.) Gestern wurden durch die Kriminalpolizei zwei mehrfach vorbestrafte Burschen ermittelt und festgenommen, die in letzter Zeit nachts mittelst Einsteigens in Parterrewohnungen Diebstähle verübt haben. Der eine der Festgenommenen ist auch von zwei auswärtigen Behörden wegen schweren Diebstahls versolgt. — In einem Hause der Brennerstraße hat gestern ein Mädchen, dem beim Kochen das Schmalz in Brand geraten ist, ziemlich erhebliche Brand-wunden davongetragen. Das Feuer konnte von einer zur Hilfe eilenden Hausbewohnerin gelöscht werden. — An einem Neubau in der Holzstraße bekam gestern vormittag ein Mörtel- träger das Uebergewicht und fiel mit seinem Butten etwa 4 Meter tief hinunter. Der Verunglückte, der über Schmerzen im Rücken klagte, mußte Aufnahme im Katharinenhospital suchen.
Ludwigsburg, 24. Aug. Die Firma E. F. Walcker u. Cie., württ. Hoforgelbaumeister in Ludwigsburg, vollendete gestern ihr lOOOstes Orgelwerk und veranstaltete aus diesem Anlasse im Orgelsaal eine kleine Feier, an der neben den Spitzen der Ludwigsburger Gesellschaft eine Reihe berühmter Künstler aus ganz Deutschland teilnahm, wie Prof. vr. Riemann-Berlin, Prof. Franke-Köln, Prof. Lang - Stuttgart, Prof. Münch-Straßburg, Musikdirektor Hänlein-Mannheim, Organist Rupp-
FtNilleto«. Nachdruck »erd°»n.
Waller Larpenter's Nachlaß.
Original-Roman von Jos. Baierlein.
(Fortsetzung.)
Desto lebhafter ging es an Bord zu. Vor einer Stunde war ein kleiner Dampfer aus Triest im Hafen eingetroffen und hatte neben dem „Cerberus" beigelegt. Er brachte die österreichische Post, sowie Paffagiere und Kaufmannsgut aus Venedig, Ankona und Molfetta mit, und da sowohl die Reisenden wie die Waren auf das große Schiff hinübergeladen werden mußten, entwickelte sich auf des letzteren Deck ein hastiges, ameisenartiges Thun und Treiben, welches trotz des scheinbaren Durcheinanders nach kurzer Zeit zur regelrechten Verstauung sämtlicher Kisten und Ballen im Leib des Fahrzeuges, und zur Installierung der Paffagiere in dessen Kajüten oder im Zwischendeck führte.
Weil die Abfahrt des „Cerberus" auf die Morgenfrühe des nächsten Tages festgesetzt war, begaben sich auch jene Reisenden, welche in Brindisi auf diesen Moment warteten, schon jetzt an Bord, — unter ihnen der Lord mit John. Beide waren zu erfahrene Touristen, als daß sie sich durch den auf dem Schiffe herrschenden Wirrwarr hätten stören lassen. Sie trugen vielmehr, wie es ihrer jetzigen Rolle als Landlcute entsprach, ihre Gepäckstücke selbst an Bord, überwachten persönlich die richtige und zweckmäßige Unterbringung derselben, und suchten sich dann im Zwischendeck unter den verfügbaren Kojen zwei-paffend neben einander liegende Schlafstellen aus.
Nachdem sie sich derart für die lange Reise so bequem wie möglich eingerichtet hatten, wandte sich der Lord zu dem Bedienten.
„Ich habe nicht bemerkt," sagte er, „daß unser- Feinde, — denn für solche betrachte ich die beiden Burschen, — mit den anderen Gästen des Hotel Luna
an Bord gestiegen sind. Da aber viel darauf ankommt, vom ersten Augenblick an zu wissen, in welcher Kajüte sie fahren, um sie stets insgeheim zu überwachen, — und weil du behauptest, sie würden in mir niemals den Lord aus Grünstadel wieder erkennen, will ich auf Deck gehen und schauen, wo die Herren bleiben."
„Thus das, James!" antwortete der Lakai. „Du wirst ohnehin während der ersten Zeit unserer Fahrt dich mehr auf Deck bewegen und Ausguck nach den zwei Kerlen halten müssen. Ich ziehe es nämlich doch vor, ganz sicher zu gehen und mich oben nicht früher blicken zu lassen, als bis mein Bart noch etwas üvpigcr gediehen ist. Der Teufel traue diesem Professor!"
„Es giebt noch einen anderen Grund, weshalb du dir einen Vollbart wachsen lassen mußt."
„Und der wäre?"
„Selbstverständlich muß Einer von uns vor dem Gerichtshof in Brisbane als Sohn des Oberförsters Zimmermann auftreten. Das kann nur geschehen, wenn er sich neben den Familiendokumenten auch mittelst seines Reisepasses legitimiert. Es enthalten aber die deutschen Reisepässe ein genaues Signalement des Inhabers, und da der Professor einen schwarzen Vollbart trägt, ist er auch so im Paß beschrieben. Du hast nun schwarze Haare und wirft, bis wir in Australien landen, auch über einen prächtigen solchen Bart verfügen. — —"
„— — weshalb du glaubst, ich könnte dort die Rolle von Walter Car- , penters Erben durchführen."
„Allerdings."
„Unsinn, James! Blühender Unsinn, der mich Zweifel in deine Zurechnungsfähigkeit setzen läßt. Vergißt du, daß der alte Wallace augenblicklich und unter jeder Maske seinen ehemaligen Clerk John Wohlgemuth in mir erkennen würde? Da kämen wir beide schnell in des Teufels Küche. Nein, James! Die Rolle des Erben fällt unter allen Umständen dir zu; sie macht dir, dem früheren