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Hose, Sir Franc Lascelles. Gleich nach der Ankunft des Kaiserpaarcs, welche durch Böllerschüsse und Trornpeten-Fanfaren angckündigt wurde, schritt der Kaiser die Front der Ehrenkompagnie ab. Sodann überreichte Frau Landrat Tr. von Meister Her.Kaiserin ein Bouquet, während Frl. Kannengießer ^-vus Wiesbaden der Großherzogin von Baden ebenfalls ein solches überreichte. Nachdem der Main- x^Taunus-Sängerbund mit Orchesterbegleitung unter '."scher Direktion des Kapellmeisters W. Geis aus ^'Wiesbaden die Hymne: „Seht, er kommt" aus Jonas Maccabäus vorgetragen hatte, richtete Herr Landrat von Meister, der Vorsitzende des Denkmal- Ausschusses, eine längere Ansprache an den Kaiser, an deren Schluß er um die Erlaubnis bat, die Hülle fallen lassen zu dürfen. Unter den Klängen des Präsentiermarsches fiel die Hülle und der Main-Taunus- Sängerbund stimmte die Kaiser Friedrich-Hymne an. Das Kaiserpaar sowie auch der Großhcrzog und die Großherzogin von Baden, ebenso die übrigen Fürstlichkeiten traten zu dem Denkmal hin und legten kostbare Kranzspenden an demselben nieder. Der Kaiser und die Großherzogin von Baden zogen nun den Schöpfer des Denkmals, den Bildhauer Uphues, in ein längeres Gespräch. Nachdem der Kaiser dann in das Kaiserzelt zmückgekehrt war, übernahm der Bürgermeister von Cronberg, Jamin, mit kurzen Worten das Denkmal in Obhut und Pflege der Stadt Cronberg und brachte zum Schlüsse das Kaiserhoch aus. Die Militärkapelle spielte die National-Hymne, welche von den Anwesenden stehend angehört wurde. Ter Kaiser verweilte hierauf noch in längerem Gespräch mit dem Baurat Ihne, welcher die Umgebung des Deukmalplatzes arrangiert hatte, und nahm dann auf der Hainstraße den Parademarsch des 80. Infanterie-Regiments ab. Hierauf begab sich der Kaiser nach Schloß Friedrichshof, wohin ihm die Kaiserin und die Großherzogin von Baden zu Wagen folgten. Um 1 Uhr fand im Schlosse Familientafel statt. Die Feststadt ist überall festlich geschmückt und von Fremden überfüllt. Das Wetter ist trotz des etwas bedeckten Himmels prachtvoll.
Schwerin, i. M., 20. August. Infolge Genusses giftiger Pilze starben der Schriftsetzer Wagen er, sein lljähriger Sohn und seine 9- jährige Tochter, während dessen Frau noch hoffnungslos darniederliegt.
Berlin, 20. Aug. Wie der Berliner Lokalanzeiger in Ergänzung seiner bisherigen Meldungen über die Kais erb egeg nung in Reval Mitteilen kann, sind vie beiderseitigen leitenden Staatsmänner ohne auf Einzelheiten des Zolltarifs einzugehen, in dem Entschlüsse übereingekommen, zu gegebener Zeit das auf dem Gebiete der auswärtigen Politik bestehende gute Einvernehmen auch bei den Handelsvertrags-Verhandlungen zu bethätigen.
Berlin, 20. Aug. Dem Lokal-Anzeiger wird ans Bern telegraphiert: Der Empfang des italienischen Königs durch den Bundesrat wird am 26. ds. Mts. um 5'/- oder 6 Uhr nachmittags in Göschenen erfolgen. In Zürich hätte der Empfang schon deswegen nicht ftatrsinden können, weil der Zug in Zürich erst 10 Uhr abends eintrifft. Zum persönlichen Schutze des Königs werden von den schweizerischen Polizeibehörden gründliche Vorkehrungen getroffen.
Berlin, 21. August. Aus Hamburg wird depeschiert: Der Altonaer Untersuchungsrichter hat nunmehr die Voruntersuchung in der PrimuSkata- strophe abgeschlossen. Beide Kapitäne, sowohl Peters wie Sachs werden sich im September vor dem Landgericht wegen fahrlässiger Tötung zu verantworten haben.
Berlin, 21. August. Nach einer Meldung aus Leipzig haben schwere Gewitter in Sachsen, Thüringen und Braunschweig großen Schaden angerichtet.
Berlin, 21. August. Wie dem Lokalanzeiger aus Rotterdam gemeldet wird, hat gestern beim Präsidenten Krüger in Anwesenheit der Generale Botha, Dewet und Delarey, ferner der Burendelegierten Fischer, Wessels und Wolmarans und des Herrn Tr. Leyds und des Staatssekretärs Neitz ,, eine wichtige Konferenz stattgefunden. Man vermutet, daß über die Herausgabe einer Denkschrift verhandelt wurde. Der Besuch der Burengenerale l'-in Amsterdam wurde bis September verschoben.
— Aus Insterburg wird gemeldet: Zwei Knaben im Alter von 10 und 13 Jahren hüteten unweit des Waldes von Kulmen eine Schafherde, als ein Wolf dieselbe überfiel. Tie Knaben gingen dem Wolfe mit Knütteln zu Leibe, wurden aber von demselben zerfleischt.
Haag, 19. August. Tie Burengenerale Botha, Tewel und Delarey sind hier eingetroffen und wurden begeistert empfangen. Louis
Bo:ha hielt eine Ansprache, dankte im Namen seiner Kameraden für die Kundgebungen und sagte, die Zeit sei für sie noch nicht gekommen, um alles das, was sie auf dem Herzen hätten, zu veröffentlichen; doch würden sie es wahrscheinlich bald in einer Denkschrift thun.
Antwerpen. Ueber die bereits erwähnte Brandkatastrophe gelegentlich einer Prozession schreibt ein Kapitän aus Oldenburg, der Augenzeuge des Unglücks war, den „Oldenburger Nachrichten" folgende Einzelheiten: „Die Prozession zu Ehren der Mutter Maria oder, wie der Flämländer sagt, Onser lieben Vrouw, versammelte sich am Freitag um 8 Uhr und durchzog dann programmäßig die Straßen. Als der Zug durch die enge Straße Rampert St. Katharine, die Verlängerung des Kanals de Regollets, kam, und der letzte Triumphwagen des Zuges, Nr. 26 (Fantasie auf den Winter), sich fast unter der Kirche St. Charles Borromee befand, fing derselbe plötzlich oben links Feuer, und dieses griff so rasch um sich, daß in wenigen Sekunden der fast 10 Meter hohe Aufbau des Wagens ein Flammenmeer bildete. Ganz oben saßen drei Damen in leichten Mullkleidern, als Engel u. s. w., dieselben streuten während der Fahrt weiße Konvetti als Schnee. Auf halber Höhe saßen rund um den Aufbau noch etwa sechs andere Damen. Damit dieselben bei dem heftigen Schütteln des Wagens nicht herunterfieleu, waren sie festgebunden.. Gleich nachdem das Feuer auSbrach, fingen die leichten Tüllkleider der Damen Feuer, und so bildete jede derselben eine brennende Fackel. Eine nach der andern stürzte oder sprang dann von oben in das Feuermeer. Obgleich beherzte Männer, welche neben dem Wagen standen, die unter demselben befindliche lange Leiter hervorrissen und im Feuer emporkletterten, ging doch alles so schnell vor sich, daß dieselben wenig ausrichten konnten. Ob das Feuer durch elektrischen Kurzschluß oder durch eine Unvorsichtigkeit entstanden, ist noch unentschieden. Unter dem Wagen befand sich, wie bei fast allen anderen, eine elektrische Maschine, welche die hundert und aberhundert Glühlampen an dem Aufbau mit Licht versorgte. Zum Glück war der brennende Wagen der letzte des Zugs, denn als das Feuer ausbrach, drängte sich die dichte Volksmasse heran, um zu helfen, doch war die nachfolgende berittene Polizei besonnen genug, dies nicht zuzulassen. In dieser Aufregung kamen leider viele Kinder zu Fall und erlitten schwere Verletzungen. Durch das besonnene Vorgehen der Polizei, welche mit den Pferden vorging, wurden die Volksmassen ruhiger und manches Unglück vermieden. Andererseits war es auch ein Glück zu nennen, daß der lange Zug erst noch eine ganze Strecke weitermarschierte, weil bei der vielen Musik niemand etwas von dem Unglück des letzten Wagens merkte. Hiedurch wurden große Massen Volkes mit fortgezogen. Anscheinend war die ganz oben sitzende Dame, als sie etwa 10 Meter hoch herabstürzte, sofort tot. Alle anderen erlitten mehr oder weniger schwere Brandwunden. Obgleich ich während meiner 25jährigen Seefahrt manche traurige Szene erlebte, so hat mich doch kein Unglück so tief ergriffen, wie dieses, wo man, in dem Gedränge festgeklemmt, das grauenhafte Schauspiel ansehen mußte, wie eine ganze Reihe junger Menschen, auf dem hohen brennenden Scheiterhaufen festgebunden, einer nach dem anderen herunterstürzte, schrecklich beleuchtet durch die roten, bengalischen Flammen der Prozession."
Bern, 19. Aug. Der Bundesrat untersagte 11 in den Kantonen St. Gallen, Waadt und Wallis ansässigen Frauenorden und Kongregationen auf Grund der Bundesverfassung unter Ansetzung einer Frist von 90 Tagen für die Ordnung ihrer Verhältnisse den weiteren Aufenthalt in der Schweiz. Die Regierungen der drei genannten Kantone wurden mit der Vollziehung des Ausweisungsbefehls beauftragt.
Gmunden, 21. August. Die Herzogin Margaritha von Württemberg ist schwer erkrankt. Professor Dr. Braun weilt an ihrem Krankenlager, um eventuell eine Operation vorzunehmen.
Graz, 18. Aug. Die Seethaler Hütte auf dem Hohenwart in Kärnten ist vorgestern nachts abgebrannt; der Pächter Joachim Scharf und seine Frau, sowie das gesamte Vieh und der Hund an der Kette sind in den Flammen umgekommen.
Graz, 20.Aug. Bei einem fürchterlichen Unwetter, das die Umgebung von Hartberg in der Oststeiermark fast gänzlich verheerte, ertrank eine Müllerin in den Fluten vor den Augen ihres Sohnes, der auf einen Kirschbaum geflüchtet war.
Meran, 20. Aug. Durch einen wolkenbruchartigen Regen hat die Naif plötzlich Hochwasser bekommen, das großen Schaden angerichtet hat. Eine Mühle wurde vom Strudel eingerissen. 2 Frauen sind ertrunken. Die Verheerungen in
den Wein- und Obstgärten sind sehr groß. Auch Passeier hat bedeutenden Schaden erlitten, da die Passer große Holzstämme herniederwälzt.
Meran, 21. August. Die Zahl der bei dem Wolkenbruch umS Leben gekommenen Personen beträgt 5.
Petersburg, 20. Aug. Wie von hier gemeldet wird, hat sich bei den großen russischen Manövern in der Umgebung der Hauptstadt ein schwerer Unglücksfall ereignet. Eine Schwadron stürzte bei einer Attacke in einen Fluß, wobei 5 0 Mann ertranken.
London, 20. Aug. Sämtliche Morgen- blütter veröffentlichen Meldungen aus Kapstadt betreffend die Lage in der Kolonie. DaS Parlament der Kapkolonie tritt heute nach zweijähriger Vertagung zum ersten Mal zusammen. Die Blätter meinen, die erste Aufgabe desselben bestehe darin, die Thaten und Beschlüsse der militärischen Behörden während des Belagerungszustandes durch Gesetze zu egalisieren.
Kapstadt, 21. Aug. Bei Eröffnung des Kapparlaments teilte der Gouverneur mit, daß die Regierung eine Bill einbringen wolle, nach deren Ratifikation der Ausnahmezustand in der Kapkolonie aufhören werde.
Pietermaritzburg, 20. Aug. Privatmeldungen schildern die Lage in Johannesburg als äußerst kritisch. Die Lebensmittel sind um ca. 50"/» teurer geworden. Die Zahl der Arbeitslosen hat sich bedeutend vermehrt. Ueberall macht sich eine Lohnreduktion bemerkbar. Die Not ist groß.
St. Helena, 21. August. 997 Buren, unter denen sich Cronje mit seiner Gemahlin befindet, sind nach Südafrika abgegangen.
Singapore, 20. August. Die Stadt Pontionat, ein bedeutender Handelshafen auf der Insel Borneo, ist beinahe vollständig durch Feuer zerstört worden. Der Schaden ist bedeutend. Viele Bewohner sind in den Flammen umgckommen.
Marktberichte.
Stuttgart, 21. August. sSchlachtvieh- morkt.j Zugeirieben: 26 Ochsen, 87 Farren, 83 Kalbeln und Kühe, 329 Kälber, 0 Schafe und 393 Schweine. Verkauft: 26 Ochsen, 57 Farren, 41 Kalbein und Kühe, 329 Kälber, 343 Schweine. — Erlös auf '/- ÜK Schlachtgewicht: Ochsen: vollfleischige, ausgemästete, höchsten Schlachtwerts bis zu 6 Jahren 70—72 -)>; — Farren: vollfleischige, höchsten Schlachtwerts 56—57 A, mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere 54—55 ; —
Kalbeln, Kühe: vollfleischige, ausgemästete Kalbeln, höchsten Schlachtwerts 63—65 -A vollfleischige, ausgemästete Kühe höchsten Schlachtwerts bis zu 7 Jahren 60—63 — Kälber: feinste Mastkälber
(Vollmilchmast) und beste Saugkälber 82—85 A, mittlere Mastkälber und gute Saugkälber 80—82 -Z; — Schweine: vollfleischige der feineren Rassen und Kreuzungen bis zu 1'/« Jahr 68—69 F, fleischige 67—68 A
Stuttgart, 21.Aug. (Kartoffelmarktauf dem Leonhardsplatz.) Zufuhr 550 Ztr. Preis 3 bis 3.50 für 1 Ztr. — (Krautmarkt auf dem Charlottenplatz.) Zufuhr 1200 Stück. Preis 16 bis 20 für 100 Stück.
Eßlingen, 20. August. Beim städtischen Obstverkauf wurden für 419 Simri Aepfel 797 erlöst. — Das erste Aufleseobst wurde heute auf dem Markt mit 4 per Zentner bezahlt. Zugeführt waren dem Wochenmarkt viele Zentner Birnen und Aepfel. Preis der Birnen eu gros 8 bis 15 per Pfund; der Aepfel eu gros 10—12 H per Pfund; Zwetschgen eu gros 15 A per Pfund; Pflaumen en gras 6 —12 A per Pfund.
Standesamt Kakm.
Geborene.
15. Aug. Johanna Katharine, Tochter des Severin
Weber, Zugmeisters hier.
17. Karl Gustav Gottlieb, Sohn des Karl Aug.
" Arleth, Steuerwachtmeisters hier.
19. „ Karl, Sohn des Daniel Bauer, Jacquard-
Webers hier.
Gestorbene.
16. Aug. Karl Julius Dingler, Sohn des Julius
Dingler, Schneiders hier, 4 Wochen alt.
20. „ Georg Friedrich Heldmaier, Schlossermeister
hier, 57 Jahre alt.
Gott-sdt-nst-
am 13. Sonntag nach Hrinitatis, 24. August. Vom Turm: 59. Predigtlied: 414. Der Kirchenchor singt : Eile mir beizustehen rc. 9 Uhr: Vormitt.- Predigt, Herr Vikar Ehninger. 1 Uhr: Christenlehre mit den Töchter n.
Dienstag, 26. August, Diözesan-Synode.
9 Uhr: Predigt, Herr Stadtpfarrer Schmid.