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Unterhaltender Heil.
Gefunden.
Pfingstgeschichte von Maximilian Strack.
(Nachdruck verboten.)
Es grünt und blüht die Welt draußen in jungem Grün, im Schmelze von tausend prächtigen Blumen. Es ist ja Pfingsten, das wonnige, dichterbesungene Frühlingsfest.
Nur das Gesicht der jungen Frau, die auf dem Divan in dem luxuriös ausgestatteten Salon des Herrenhauses von Wolfshagen sitzt, zeigt, wie gewöhnlich, Mißmut und Unbehagen. Jetzt schiebt sie die ältere Schwester, die sich neben ihr niedergelassen hat, fast heftig von sich.
„Laß mich!" ruft sie, „es wird nie gut - nie — zuviel Hab ich gelitten." —
„Was hast Du denn gelitten?" fragt die Schwester eindringlich, „einem Traume hast Du entsagt, der doch niemals hätte Wirklichkeit werden können. Und was hast Du dafür eingetauscht? Einen schönen, einen ritterlichen Mann, der Dich liebt, auf Händen trägt —"
„Und Helldorff heißt und Fabrikbesitzer ist ich eine geborene Komtesse Riedberg!" lachte die andere bitter.
Und dieser schlichte Erwin Helldorff," fährt die Schwester eindringlich fort, „hat unfern Vater den Grafen Riedberg, vom Ruin errettet, zahlt die Zulage für unfern Adolf, damit der in dem teuren Kavallerie-Regiment weiter dienen kann
— und hat sogar unserm Vetter Fred, Deinem Jugendtraum, um den noch zu trauern Dich verpflichtet fühlst, unter die Arme gegriffen, so daß er eine Ehrenschuld bezahlen konnte — sonst wäre ihm nämlich nur die Kugel übrig geblieben — Du staunst, woher ich das weiß? Ja, man erfährt so manches — ich hätte Dir auch schon davon Mitteilung gemacht, weil ich wußte, der Edelmütige würde Dir nichts davon sagen —"
„Um Gott, woher weist Du — ?"
„Das ist mein Geheimnis — und ich wollte warten, bis Du uns einmal wieder besuchen würdest —"
„Ah — murmelt die junge Frau — „und dann hat er —'
„Was —"
— nichts, meine Gute, ich —"
In diesem Augenblick trat ein großer, schöner Mann mit blondem Vollbart ein.
„Guten Morgen, liebe Stella, guten Morgen, liebe Helga," ries er mit voller, wohltönender Stimme — „o — ist das ein herrlicher Morgen, ich bin schon um 6 Uhr erwacht und habe einen Gang gemacht durch die sprossenden Saatfelder und die blühenden Wiesen, bis zum frischen Walde hinauf — o — wie die Lerchen rufen und die Drosseln flöten! Aber — liebe Helga
— Du siehst gar nicht fröhlich —"
Sie lächelte schwach —: „O nichts Erwin
— es ist wirklich nichts — ein bischen Migräne—"
„So mußt Du auch ein wenig ins Freie gehen," sagte er liebevoll, „das wird Dir gut thun." Sein Auge ruhte voller Liebe auf der zarten holden Gestalt und eine leichte Wolke zog über seine hohe, freie Stirn.
„Uebrigens," fuhr er fort, „als ich oben am Waldrande stand und ins Thal hinabschaute
— da war mir's, als ob ich einen Reiter die Chaussee entlang auf den Gutshof zujagen sähe
— ist jemand angekommen?"
Beide Damen sahen ihn erstaunt an.
„Nein," sagte Stella, „wir wissen nicht, daß jemand —"
„Indessen," fügte Helga ein, „sitzen wir hier schon fast eine Stunde — und die Fenster liegen ja nicht nach dem Gutshofe. —"
Jetzt aber wurden Schritte auf dem Korridor hörbar, gleich darauf flog die Salonthür auf und Graf Riedberg trat ins Zimmer mit schrecklich entstellten Zügen und fliegendem Atem. Ihm folgten zwei junge Offiziere, ein gelber Ulan, in dessen vornehmen harten Zügen eisige Kälte lag, der andere in der kleidsamen Uniform der blauen Husaren mit aschfahlem Gesicht und tief auf die Brust gesenktem Haupte.
„Um Gottes Willen, Papa —" riefen beide
Damen entsetzt und Erwin Helldorf trat erschrocken einen Schritt vor.
„Herr Graf, um des Himmels Willen, was ist —"
„O —" stöhnte der stattliche Herr, „o — übrigens gut, daß ich Euch hier alle beisammen finde — es ist nämlich —" aber er kam nicht weiter, sank auf einen Sessel, bedeckte das Gesicht mit den Händen und schluchzte laut auf: „O — mein Name, mein ehrlicher Name!"
Helga sank mit einem Schrei auf den Divan zurück, aber Stella eilte zu ihrem Vater und, indem sie sich im Verein mit ihrem Schwager um den schluchzenden Vater bemühte, rief sie in verzweifelter Angst:
„Astolf — Fred — um des Himmels willen — was hat das zu bedeuten?"
Da trat Fred, der gelbe Ulan, vor und, sich hoch aufrichtend, sagte er ruhig, kalt und schneidend:
„Meine Herrschaften — ich entledige mich eines mir sehr, sehr peinlichen Auftrags und leider fürchte ich, wird es nicht der letzte sein, den ich zu vollziehen habe. Graf Astolf von Riedberg, den ich ehemals meinen Vetter nannte, hat so aller Ehre, aller Pflichten vergessen, die er seinem Namen, seinem Wappen, seinem Offiziersrock schuldig ist, daß er einen Wechsel auf zehntausend Mark mit dem Namen seines Schwagers, des Herrn Fabrikbesitzers Erwin Helldoiff, gefälscht hat."
(Schluß folgt.)
Vermischtes.
München, 12. Mai. 26000 Meter Weißwürste sind, wie die „Allg. Ztg." schreibt, während der elftägigen Dauer des Hofbräubockes vertilgt worden, eine Riesenleistung, wenn man in Betracht zieht, daß dazu noch ungezählte Tausende von Radi, Bretzeln und sonstige Leckerbissen verzehrt wurden. Aus diesen 26 000 Metern Darm wurden 162500 Stück Würste hergestellt, die aneinander gereiht die Länge vom Marienplatz nach dem Starnbergersee erreichen würden.
Der Kegel des Vesuv droht gegen Pompeji abzustürzen — das ist die neueste Meldung von diesem so überraschungsreichen Vulkan. Die Massen der Vulkane setzen sich bekanntlich hauptsächlich auß dem Aschenregen zusammen, den er wieder und wieder selbst aus seinem Innern auswirst, und der sich dann um den Krater herum zur Erde niederläßt; Lavaströme, vulkanische Bomben usw. kommen dazu. Das ist natürlich ein sehr unsicheres Bauwerk, besonders auf dem ausgehöhlten Grunde. Der Verkehr auf dem Meere zu gelegenen Seite des Berges ist behördlich gesperrt worden.
(Die Irrlehren des sozialdemokratischen Parteiprogramms) als solche nachzuweisen hat sich eine Broschüre „Soziale Thatsachen und sozialdemokra- ische Lehren" von H. Bürger zur Aufgabe gestellt. An der Hand von statistischen Zahlenreihen geht der Verfasser einigen Sätzen des Erfurter Parteiprogramms nach und zeigt ihre Haltlosigkeit. Kann der Arbeiter sparen? So lautet z. B. die Überschrift eines Kapitels. Nun wird nachgewiesen, daß die Zunahme des Elends, welche das sozialdemokratische Parteiprogramm behauptet, nicht stattfinde, daß vielmehr eine wirtschaftliche Aufwärtsbewegung auch im Arlxiterstande stattfinde. Im Königreich Sachsen besteht die starke Mehrheit der Bevölkerung aus Industriearbeitern. In den sächsischen Sparkassen betrugen im Jahre 1849 die Zahl der Einlagen 81500, das Gesamtguthaben der Einleger 10 Millionen der durchschnittliche Buchwert 143 Im Jahre 1869 kam schon auf 5,4 Einwohner ein Sparkassenbuch. Im Jahr 1899 fanden 2 288 256 Einlagen statt, das Gesamtguthaben betrug 909 Mill. Mark, jedes Buch hatte im Durchschnitt einen Wert von 397 und schon auf 1,8 Einwohner kam ein Sparkassenbuch. In Sachs.» wird es also bald ebenso viele in Benutzung befindliche Sparkassenbücher wie Einwohner g^-en. Welcher ungeheure Fortschritt ist das! Von Verelendung ist da keine Rede. — So werden auch andere Sätze der Sozialdemokratie widerlegt. Wenn auch nicht alles in dem Büchlein Beweiskraft
hat, so ist es für denkende Menschen, besonders für denkende Arbeiter, für die der Verfasser in erster Linie geschrieben hat, jedenfalls nützlich zy lesen und verdient Verbreitung.
(Die kluge Hündin.) Das in Frankfurt erscheinende Sportblatt für Züchter und Liebhaber von Hunderassen veröffentlicht folgende Zuschrift: „Seit kurzem bin ich damit beschäftigt, meiner jährigen Airedale Hündin beizubringen, daß sft von fremden Personen nichts Eßbares annimmt. Es ist ein ziemlich bekannter Trick, wonach man voraussetzt, daß 99 von 100 Personen de« Hund den Bissen mit der rechten Hand reichen. Der Hund bekommt den Bissen mit der rechten Hand gereicht und sobald er zuschnappt, hat» einen Klapps mit dem Handrücken auf der Naß, dann reicht man den Brocken mit der linken Hand und der Hund darf ihn nehmen. Schon nach den ersten Lektionen hatte die Hündin den Spaß verstanden und von jetzt ab reagierte sie auf den schönsten Fleischbrocken in der rechten Hand absolut nicht mehr, sondern sprang, sobald ich ihr den Brocken mit der rechten Hand vorhielt, nach meiner linken und beleckte diese so lange, bis ich ihr den Bissen mit der linken Hand reichte. Um die Hündin nun so weit zu bringen, daß sie auch einen ihr zufällig mit der linken Hand gereichten Brocken nicht abnimmt, darf sie auch einen sofort mit der linken Hand gereichten Leckerbissen nicht mehr abnehmen, sondern erst dann, wenn ich oder andere Personen vor ihren Augen sichtbar, den Bissen erst aus der rechten in die linke Hand genommen habe. Auch das hat die Airedale-Hündin sehr bald begriffen und sobald ich ihr jetzt mit der linken Hand etwas darreiche, stößt sie diese mit der Schnauze nach ! der rechten Hand, will also sagen: Sei so gut und nimm mal den seinen Bissen erst in die rechte und dann in die linke Hand, ehe ich zugreife, denn ich habe nicht Lust, mir auf die Nase schlagen zu lassen. Hier kann man nach meiner Beobachtung nicht Instinkt, sondern muß Ueber- legung annehmen."
Es dürfte manchem nicht bekannt sein, daß zur gegenwärtigen Zeit die Raben und Hehn die schlimmsten Feinde unserer lieben Singvögel und der Vogelbrut sind. Raben und Hetzer haben jetzt Junge und füttern dieselben fast nur mit dem zarten Fleische der jungen Singvögel. Ein Beobachter wird finden, wie diese Räuber jetzt ganz unverhofft in Gärten, ja sogar ganz in der Nähe der Häuser auftauchen, um die daselbst befindlichen Vogelnester auszunehmen. Der In- ! halt von Eiern oder 4 — 5 Jungen wird in Hals und Kehle verborgen weggetragen. Man . sieht den Räuber anscheinend ganz unschuldig j aus unfern Gärten abstreichen, ohne zu ahnen welches Unheil er daselbst schon angerichtet hat. Kein Jäger sollte seine Patrone sparen, wenn ihm ein Rabe oder Hetzer vor Augen kommt.
l Kindermund.j Dem kleinen Bertie ist gelehrt worden, bei Tisch nie etwas zu verlangen, als er eines Tages einige Zeit übersehen wurde, fragte er ängstlich: „Liebe Mama, kommen die kleinen Buben, wenn sie verhungert sind, doch in den Himmel?"
Kreuzrätsel.
1 1. 4. ein menschliches Organ, 2. 3
_" südamerikanisches Lasttier, 3. 4. mensch
o ^ ^ liches Organ, 1. 2. Raum in eine .
! Universität, 1. 3. Stadt in Thüringen j
Abänderungsrätsel.
Wacht, Zaun, Egel, Kummer, Nabel, Dattel, Buch, Aden, Hebel.
Die Anfangsbuchstaben dieser 9 Wörter find durch andere zu ersetzen, sodaß 9 andere bekannte Wörter entstehen. Richtig gefunden nennen die neuen Anfangsbuchstaben ein Fest des Jahres.
Akrostichon.
Agram, Da, Ukas, Eller, Mir, Eiche, Anna Wan, Abel, Stern.
Durch Vorsetzen je eines Buchstabens sind aus obigen 10 Wörtern 10 neue bekannte Wörter zu bilden, deren Anfangsbuchstaben den Namen einer vielgenannten Königin ergeben.
Redaklion, Druck und Verlag von C. Meeb in Neuenbürg