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tag den 500000sten Pflug versendet; das Jubiläumsstück wurde blumengeschmückt zum Bahnhof gefahren. Die Fabrik wurde im Jahre 1854 gegründet und hat sich aus bescheidenen Anfängen zur jetzigen Größe entwickelt. Ihr Hauptabsatzgebiet ist Europa, Südamerika und Südafrika.

Ulm, 29. März. Konditor Bonz hier, der vor 6 Wochen das Unglück hatte, sein künstliches Gebiß zu verschlucken, hat dasselbe immer noch im Magen. Der Kranke fühlt sich durch den Fremdgegenstand verhältnismäßig wenig belästigt. Nur wenn er Speisen zu sich nimmt und der Magen schafft, spürt er Schmerzen und magert stark ab. Von einem operativen Eingriff mußten die Aerzte bis jetzt absehen, da Bonz herz­leidend ist.

Herrenberg, I. April. Vorgestern Nacht brannte es hier schon wieder und zwar brach das Feuer in dem hart zwischen dem Sattler Burkhardtsichen Wohnhaus und der Scheuer des Stadtrats Glaser gelegenen Holzschuppen aus. Immer mehr drängt sich den hiesigen Einwohnern die Vermutung auf, daß eine und dieselbe frevelnde Hand bei den wiederholten Bränden der letzten Zeit ihr teuflisches Spiel treibt.

Tübingen. Am 20. März sagen auf der An­klagebank der Nebenpostbvte und Polizeidiencr Riesch in Seeburg, OA. Urach, wegen Meineids, der An­stiftung zum Meineid und der Verletzung des Post­geheimnisses, und seine Nichte, die 21 Jahre alte Marie Lohrmann von Seeburg, beschuldigt des Mein­eids. Wie die Hauptverhanblung ergab, hatte der Gärtner Wagner aus dem Schloßgut Uhenfels mit einem Mädchen ein Verhältnis, das zu öfterem Brief. Wechsel führte. Unter den Mädchen auf Uhenfels er­wachte in der Gesindestube die Neugierde, zu erfahren, was wohl Wagner immer seinem Mädchen schrieb, und welche Antworten sie ihm gebe; sie meinten, man sollte da einmal so einen Brief aufmachen und lesen, allein dies könnte böse Folgen bringen. Unter diesen Neugierigen befand sich auch die heutige Angeklagte Lohrmann, die schnell Bescheid wußte und äußerte, das sei eine ganz einsache Sache; sie habe schon oft milangesehen, wie ihr Onkel Briefe, die er vom Post­amt zum Austragen erhalten habe, geöffnet, gelesen, oft auch vorgelesen und dann wieder verschlossen habe. Er habe allemal die Briese über dampfendes Wasser gehalten, da seien dieselben von selbst aufgegangen. Kurze Zeit daraus wurde Riesch anonym angezeigt. In der hierauf emgeleiteten Untersuchung zog die Nickte die ihr unterschobene Aeußerung in Abrede, Riesch selbst leugnete und erklärte die ganze Sache für eine böswillige Verleumdung, worauf Einstellung des Verfahrens erfolgte. Die Sache wurde aber den­noch znm Tagesgespräch und so kam es, daß Riesch gegen 2 Personen, die über die Sache Aeußerungen in den Wirtschaften zu Seeburg thaten, klagbar wurde. Aus Grund des Spruchs der Geschworenen wurde die Lohrmann wegen fahrlässigen Falscheids zu Jahr Gefängnis verurteilt, Riesch dagegen freigesprochen.

Ausland.

Paris, 30. März. Nach Empfang der Nachricht vom Tode des Fürsten Münster richtete Präsident Loubet an die Tochter des Verstorbenen in Hannover ein Beileidstelegramm und beauftragte gleichzeitig den Botschafter Marquis de Noailles, ihn bei der Trauerfeier zu vertreten.

Der französische Senat hat sich am Karfreitag keine Ruhe gegönnt, allerdings besitzt dieser Tag in Frankreich nicht die hohe kirchliche Bedeutung, wie z. B. in Deutschland, namentlich in dessen protestantischen Gebieten. In genannter Sitzung nahm der Senat zunächst einen Gesetz­entwurf an, welcher die Regierung ermächtigt, der kretischen Regierung eine Million Franks vorzustrecken. Dann nahm der Senat das aus der Deputiertenkammer zurückgekommene Budget entgegen und verwies es nochmals an seine Finanzkommisfion. Schließlich wurde der am 6. Februar d. I. zwischen der Somaliküste-Kolonie, die bekanntlich unter der Oberhoheit Frankreichs steht, und der Gesellschaft der Äthiopischen Eisenbahnen abgeschlossene Vertrag zur Fertig­stellung der Eisenbahn von der Hafenstadt Dschibuti nach Aethiopien genehmigt.

Paris, 29. März. Das BlattRappel" berichtet aus Neapel: Der englische Botschafter in Rom, Lord Currie of Hawley, wurde gestern, als er durch die Straßen von Neapel fuhr, mit Steinen beworfen, welche jedoch glücklicherweise fehlgingen. Die Veranlassung zu diesem Attentat soll darin zu suchen sein, daß der Botschafter

sich über die Neapeler Bevölkerung abfällig geäußert hat.

Rom, 29. März. Gut informierte Per­sonen wollen wissen, daß bei der Unterredung zwischen Prinetti und Bülow in Venedig auch die Tripolisfrage berührt worden sei. Prinetti soll von Deutschland verlangen, sein Einver­ständnis zu geben, daß Tripolis für Italien reserviert werde. Eine Besetzung von Tripolis soll vor der Hand nicht stattfinden.

Barcelona, 21. März. Hier ist eine Schaubude für kinematographische Vorführungen niedergebrannt. Bei Ausbruch des Feuers be­fanden sich zahlreiche Frauen und Kinder in den Räumen. Viele erlitten Verletzungen.

New-Jork, 31. März. Nach Meldungen aus Pittsburg richtete ein Sturm dortselbst großen Schaden an. In Knoxville siel ein Teil des Daches einer Kirche während des Gottes­dienstes ein. 45 Personen wurden hiedurch der­artig verletzt, ,daß an ihrem Aufkommen ge- zweifelt wird.

London, 28. März. Nach Telegrammen aus Lahore wütet die Pest im Pendschab in schrecklicher Weise. Die Zahl der Toten soll sich auf die enorme Ziffer von 2000 für den Tag belaufen. Nach der Hungersnot die Pest, und umgekehrt. Den unglücklichen Indiern scheint nichts erspart zu bleiben.

Peking, 31. März. (Reutermeldung) Die Regierung hat für ganz China geltende Vorschriften über die Verleihung von Bergwerks­konzessionen an Ausländer aufgestellt. Darnach soll die Regierung von dem Gewinn aller Minen 25°/o erhalten, ferner 25°/o von der Förderung an Diamanten und Edelsteinen, 15°/» von dem gewonnenen Gold, Silber und Queck­silber, 10°/» von Kupfer, Blei, Zink, 5°/» von Kohle und Eisen. Außerdem ist die Ausfuhr­abgabe von 5°/» oder von den in China ver­wendeten Erzeugnissen die Likinabgabe von 2 ff 2 °/y zu entrichten.

Ein Kölner Blatt veröffentlicht einen aus durchaus zuverlässiger makedonischer Quelle stammenden Privatbericht, dem zufolge die Stim­mung unter der christlichen Bevölkerung Make­doniens sehr gereizt ist infolge spekulativer Ausbeutungen durch die panslawistische Partei Sarafow. Nunmehr ist die Landbevölkerung Makedoniens zur Selbsthilfe geschritten und hat Gegenbanden organisiert, welche nicht die Türken, sondern ihre größeren Peiniger, die Anhänger Sarafows, bekämpfen. Dadurch ist jede Er­hebung gegen die türkische Herrschaft ausge­schlossen, vielmehr ist ein gegenseitiges Gurgel- abschneiden der bulgarischen Sarafowbanden und jener makedonischer Gegenbanden eingetreten. Der Bericht führt eine Reihe entsetzlicher Aus­schreitungen, darunter die Ermordung ganzer Familien an. lieber 100 Personen der höheren Stände wurden ungestraft in Makedonien er­mordet.

London, 31. März. Dem Reuterschen Bureau wird aus Simla gemeldet: In Panjab wütet die Pest. Monatlich sterben an derselben durchschnittlich ^70000 Personen. Es sind Maßregeln getroffen worden, um eine Ver­breitung der Epidemie nach Sinda zu ver­hindern.

Krieg Englands gegen die Buren.

Den gefangenen Buren in Umwall«, Indien, war der Vorschlag gemacht worden, daß sie ihr Wort geben sollten, nicht zu ent­fliehen, damit man sie dann während der heißen Monate in ein gesünderes kühles Klima bringen könne. Diesen Vorschlag haben die Gefangenen zurückgewiesen.

Kroonstad, 25. März. Die Burendele­gierten sind hier eingetroffen. Einer von ihnen wurde mit verbundenen Augen durch die eng­lischen Linien geführt, um mit Steijn zusammen­zutreffen. Der Aufenthalt der Delegierten in Kroonstad wird voraussichtlich mehrere Tage dauern. Es wurde ihnen gestattet, an ihre Angehörigen Briefe abzusenden.

London, 29. März. Wie aus Klerks- dorp gemeldet wird, sind die Operationen im

Redaktion, Druck oud Verlag von T. Me eh m Neuenbürg.

Westen Transvaals nicht befriedigend verlaufen Eine große Anzahl Buren, etwa 600igg Mann, ist entkommen, darunter General Lieben­berg, dessen Papiere in englische Hände gefallen sind. jWie verschiedene Gefangene berichte« befand sich unter den Kämpfenden auch Delaren' Eine große Anzahl Buren unter dem Komman­danten Kempf entkam, indem sie die rechjx Flanke der Engländer umritt.

London, 31. März. An Bord des Transportdampfers Kanada, der heute j« Queenstown eingetroffen ist, befindet sich xj^ Anzahl militärischer Gefangener, darunter zwei australische Offiziere, die zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurteilt sind, als Mitschuldige zweier anderer australischer Offiziere, die bereits hingerichtet worden sind, weil sie gefangene Buren erschossen hatten.

Pretoria, 31. März. (Reutermeldung.) Die Bemühungen Schalk Burgers, Verhand­lungen mit Steijn zu eröffnen, sind bisher er­folglos gewesen. Dewet und Steijn kreuzen die Hauptlinie nach Westen, begleitet von Vani. kark und Kandervelde. Ihre Spuren wurden bis Parüs festgestellt.

Vermischtes.

(Bauernregeln für April.) Bleibt der April recht sonnig warm, macht es den Ban» auch nicht arm. Gedeiht die Schnecke und L Nessel, füllt sich Speicher und Fässel.

April kann rasen, nur der Mai halt Maße». Ist der April sehr trocken, geht dann dn Sommer nicht auf Socken. Frösche zu Achnr April, bringt den Teufel ins Spiel. Wenn die Grasmücken fleißig singen, werden sie zeitigen Lenz uns bringen. Bauen im April schm Schwalben, gibts viel. Futter, Korn und Kalben. Maikäfer, die im April schon schwirren, müssen dann im Mai erfrieren. April-Regen bringt uns Segen. Es ist kein April so gut, er graupelt dem Bauer auf den Hut. April dürre, macht die Hoffnung irre. Jetzt muß der Hollunder munter sprossen, sonst wirb beS Bauern Mien' verdrossen. Dürrer April, ist nicht des Bauern Will'; April naß, Mt Scheuer und Faß. Kommt Aprilsturm schon bei Zeiten, ist das Ende wohl zu leiden. Bringt der April viel Regen, so bedeutet das Segen. Sind die Reben um Georgi noch blind, so erfreut sich Mann und Kind. Je früher im April der Schlehdorn blüht, desto früher der Schnitter zur Ernte zieht. GraS, das im April wächst, steht im Mai fest. Wenn der April bläst rauh ins Horn, steht es gut mit Heu und Korn. So lange die Frösche vor Markus geigen, so lange sie nach Markus schweigen. Des Aprils Lachen verdirbt des Landmanns Sachen. Besser Wassersnot im April, als der Mäuse lustiges Spiel. Ein Wind, der von Ostern bis Pfingsten regiert, im ganzen Jahr sich wenig verliert. Heller Mondschein im April schad't der Blüte gar viel!

(Vom Kasernenhof.s Unteroffizier (zu den Urlaubern):Na und nun heiratet nur bald, damit Ihr mir nicht aus der Disciplin kommt.'

Auflösung der Charade in Nr. 50.

Bismarck.

Mutmaßliches Wetter am 3. und 4. April.

(Nachdruck verboten.)

Ein neuer Luftwirbel von 740 mm ist von Nord­westen her in Schottland eingetroffen, eine Depressiv» von 755 mm auch im biskayischen Golfe. Der neu» Lustwirbel wird voraussichtlich nach der unteren und mittleren Ostsee weiter wandern und das erwähnte relative Maximum völlig aufzehren. Für Donnerstng und Freitag steht demgemäß windiges, größtenteils trübes und auch zu mehrfachen Niederschlägen ge­neigtes Wetter in Aussicht. ^

Jür das zweite Huartal 1903 können noch Bestellungen auf den

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bei allen Poststellen und Postboten gemacht werden.

sWW- Mit einer Beilage. -Wk