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verwirrt und zügellos gemacht, brach nach der Seite aus. Dadurch ließen sie die beiden Geschütze der 38. Batterie ohne Bedeckung. Obgleich aber die Artilleristen den Burenschützen gegenüber hoffnungslos und hilflos verloren waren, benahmen sie sich doch würdig der hohen Ueberlicferungen ihres Regiments. Kühl und ruhig, als wären sie auf dem Exerzierplatz, fuhren sie fort, zu laden und zu schießen, bis die Buren in den Geschützen waren und die ganze Bedienungsmannschaft, einschließlich LeutnantNesham, der sich hartnäckig weigerte, sich zu ergeben, niederschossen. Auf dem rechten Flügel war unterdessen der Angriff durch die vorzügliche Haltung der regulären Infanterie und das ruhige Feuer der beiden Geschütze der 4. Batterie und der Pompons einigermaßen zum Stehen gebracht. Das Feuer war so gut gezielt und wurde so gut unterhalten, daß an dieser Stelle die Buren, trotz ihrer Tapferkeit nicht näher als auf 600 m herankommen konnten. Diejenigen, die ihr Ungestüm näher Herantrieb, und die nicht getroffen wurden, waren genötigt, ihre Pferde herumzuwerfen, und sich den ihrigen wieder anzuichlicßen. Auf diese Entfernung von 600 in saßen die Buren ab und legten sich nieder, um nun einen regelrechten Angriff durchzuführen. Lord Methuen erkannte die Lage und befahl dem Transport und den Truppen den Rückzug auf einen Kral, wo er bereits einen Teil der Bagage gesammelt hatte. Noch einmal versuchte er die berittenen Truppen in die Hand zu bekommen, aber der Versuch mißlang. Sie waren schon zu weit weg, um sich sammeln zu lassen und setzten ihre Flucht ohne Aufenthalt fort. Lord Methuen übergab Major Paris das Kommando am Kral und sprengte zu den Geschützen auf dem rechten Flügel zurück. Er spornte die Leute durch Stimme und Bewegungen an und wurde dadurch für den Feind sofort auffällig. Außerdem bot er ein gutes Ziel. Die Scharfschützen der Buren richteten ihr Feuer auf ihn, während er von einem Punkt zum andern ritt und endlich stürzte sein Pferd, von 8 Kugeln getroffen, tot zusammen und er selbst erhielt einen Schuß durch die Hüfte. Sein Verlust rief Schmerz hervor, aber keine Entmutigung. Um ' /s 9 Uhr begannen die Buren im Vertrauen auf ihre Uebermacht und von Delarey persönlich angefeuert, noch einmal den Angriff, und fingen an, die Stellung zu umzingeln. Einer nach dem andern von den tapferen Kanonieren fiel tot oder verwundet nieder. Um 10 Uhr umzingelten die Buren die Truppe und den Kral. Kommandant Celliers brachte jetzt 2 Fünfzehnpfünder vor und beschoß mit diesen den Kral und die bei der Bagage aufgestellte Verteidigungsmannschaft. Unsere Geschütze waren zum Schweigen gebracht und unsere Truppen zogen sich langsam auf den Kral zurück. So hielt nichts mehr die Buren ab, ihr Feuer auf die Stellung zu konzentrieren, die bald unhaltbar wurde. Es würde unter diesen Umständen Wahnsinn gewesen sein, einen günstigeren Ausgang zu erwarten. Nichts mehr konnte nutzloses Verschwenden von Menschenleben verhindern, als Uebergabe."
Noch immer harrt die Welt auf die Revanche Englands für die Freilassung Lord Methuen durch den Burengeneral Delarey, einstweilen indeß vergeblich. Geheimnisvoll wird wird zwar in Londoner Blättern gemeldet, die englische Regierung beabsichtige allerdings nicht, die Wiederfreigabe Lord Methuen's durch Entlassung eines der in englischer Gefangenschaft befindlichen hervorragenderen Burenführer zu beantworten, wohl aber durch einen großartigen Akt der Humanität gegenüber den Buren. Man darf indessen wirklich gespannt darauf sein, wie diese angekündigte „großartige" Humanität Englands ausschauen wird.
Eine schwere Burendebatte gab es gestern im Londoner Unterhaus bei Beratung der sogen. „Appropriationsbill." Campell Bannermann, der bekannte Liberale bat um Auskunft über die Lage der Dinge in Südafrika. Er wies auf die Zahl der Mannschaften hin, die aus der Kap- kolonie zu den Buren gestoßen seien, und deutete an, daß die Ursachen hiefür in der Art und
Weise zu suchen seien, in der die Regierung die Angelegenheit der Kolonie behandle. Chamber! a'in wandte sich mit Nachdruck gegen den Vorwurf, daß die Regierung mit Mitteilungen über den Fortgang der Operationen zurückgehalten habe. Die Zahl der im Felde befindlichen Buren werde auf etwa 9000 geschätzt. Die Regierung habe Grund zu der Annahme, daß die Zahl derjenigen, die bei dem letzten Einfall der Buren in die Kapkolonien zu diesen gestoßen sind, gering sei. Die Frage der Beruhigung des Landes und seine Zukunft nach Beendigung des Krieges werde von der Regierung beständig erwogen. Er schaue optimistisch in die Zukunft und befürchte keine schlimmen Folgen aus dem Rassegefühl. Wenn erst einmal die britische Vorherrschaft feststehe. Eine Anzahl Burghers hätten auf englischer Seite gefochten und mit den Engländern mehrere bedeutende Generale und Kommandos gefangen genommen. Dillon bemerkt, sich gegen Chamberlain wendend: „Ich wünsche zu sagen, daß der sehr ehrenwerte Gentleman ein verdammter Lügner ist." Der Sprecher verlangt, daß Dillon den Ausdruck zurücknimmt. Dillon verweigert dies, worauf der Sprecher ihn zur Ordnung ruft. Balfour beantragt Ausschließung Dillons für eine Woche. Dieser Antrag wird mit 248 gegen 48 Stimmen angenommen. Nur die Iren und einige Radikale stimmten dagegen. Hierauf verläßt Dillon unter Beifallsrufen der Iren den Saal.
Amsterdam, 20. März. Es bestätigt sich, daß Holland die Initiative ergriff bei der englischen Regierung, um die Entsendung mehrerer Ambulanzen für die Buren durchzusetzen. Unterrichtete Kreise behaupten, daß gegenwärtig die englische Regierung in den Krieg betreffenden Fragen auffällige Zurückhaltung an den Tag lege. Man glaubt zu wissen, daß die Reserviertheit der Regierung durch die Reise Wolseleys verursacht wurde, der thatsächlich vom König eigens zu dem Zwecke entsandt wurde, einen erschöpfenden Bericht über die gegenwärtigen Zustände auf dem Kriegsschauplatz an den König zu senden. Von diesem Bericht werden weitere Entschließungen abhängen nach der Richtung hin, ob man Friedensinterventionen geneigter werde, oder ob abermalige Verstärkungen nach dem Kriegsschauplatz abgehen sollen.
London, 30. März. Gestern wurden 1100 Offiziere und Mannschaften nach Südafrika eingeschifft.
London, 20. März. Die Emission ppn 40 Millionen Pfund Sterling (800 Millionen Mark) der Kriegsanleihe wird bereits in den nächsten Tagen erfolgen.
Vermischtes.
Saarbrücken, 13. März. Großes Aufsehen rief vor etwa zwei Jahren in Deutschland die in einen Dauerschlaf versunkene 13- jährige Tochter des Bergmanns Krämer im nahegelegenen Hülsweiler hervor. Mit dem eigenartigen Zustand dieses Mädchens, das erst vor 2 Monaten wieder erwacht ist, beschäftigten sich damals zahlreiche medizinische Autoritäten. Nachdem das Kind ein Jahr in diesem ununterbrochenen Schlafe im elterlichen Hause gelegen hatte, wurde es in die Irrenanstalt zu Merzig gebracht, wo es fernere 6 Monate schlafend verbrachte. Da der Mund der Krämer selbst unter Anwendung von Gewalt nicht zu öffnen war, mußte dem bedauernswerten Geschöpf die Nahrung durch die Nase zugeführt werden. Vor ungefähr 2 Monaten ist die Krämer nun zum Bewußtsein gekommen, doch war ihr Gedächtnis derart geichwunden, daß ein weiterer Aufenthalt in der Merziger Anstalt am Platze schien. Nachdem nach ferneren zwei Monaten nunmehr das Erinnerungsvermögen größtenteils wieder zurückgekehrt und der Krämer das während des 'Dauerschlafes über die Zähne gewachsene Zahnfleisch entfernt worden ist, konnte das Mädchen dieser Tage als geheilt entlassen werden. Gegenwärtig befindet sie sich bei ihren Großeltern im benachbarten Dud- weiler.
(Wie lange dauert ein Augenblick?) deutscher Forscher hat durch ein einfaches Verfahren die gewöhnlichen Bewegungen der Augenlider untersucht und dabei auch die durchschM. liche Länge eines Augenblicks festgestellt. Das Verfahren bestand darin, daß an dem Rand des Augenlids ein Stück Papier befestigt und dann die Bewegung durch photographische Aufnahmen bestimmt wurde. Die Ergebnisse lehren daß sich das Augenlid sehr schnell abwärts be> wegt, dann aber für kurze Zeit Halt macht ehe es sich ganz schließt. Die Aufwärtsbe- wegung erfolgt langsamer. Die mittlere Dauer der Auswärtsbewegung wird zu 75—91 Tausendstel einer Sekunde angegeben, die Zeit bis zum völligen Schluß des Auges auf 15—if Hundertstel, die Dauer der Hebung des LA auf 17 Hundertstel Sekunde. Ein ganzer Augenblick dauert demnach, 0,4 oder nicht ganz eine halbe Sekunde.
(Sehr wahrscheinlich.) Sie: „Ich möchte nur wissen, was eigentlich Eva gesagt hat, als sie erfuhr, daß sie das Paradies verlassen muß!" — Er: „Wahrscheinlich hat sie das ge- than, was Jede thut, wenn sie sich auf eine Reise begiebt: gejammert wird sie haben, daß sie nichts anzuziehen hat!" („Fl. BI.')
Ein schlauer Hundehändler, bekanntm Nagolder Oberamt, verkaufte vor einigen Tagen einen Hund dem Kilometer nach berechnet! er glaubte für denselben doch auch 30 ^ zu erhalten. Aber siehe da, nachdem er genau ge- messen, war das Resultat 97 ein, er ernielt somit dafür statt 30 ^ nur 10 .-f.
(Vom Kasernenhof.) Unteroffizier (zn einem Rekruten, der, während Stillgestanden kommandiert ist, niest): „Wie alt sind sie?' — Rekrut: „21 Jahr!" — Unteroffizier: 21 Jahr haben Sie also zum Niesen Zeit gehabt, und da müssen Sie jetzt g'rad' während des Stillstehens niesen?!"
Schieberätsel.
Die folgenden Namen
Petrus, Jscharioth, Paulus, Simon, Johannes, Markus, Judas, Matthäus sind untereinander zu stellen und alsdann seitlich hin und herzuschieben bis eine senkrechte Buchstabenreihe den Namen eines bekannten Sonntags ergiebt.
Auflösung der Homonyms in Nr. 45.
Kiel.
Richtig gelöst von Lydia Dietrich, Hilda Meeh in Neuenbürg: J-iedrich Weiß, Karl Höll in Arnbach: Maria Toussaint in Wildbad.
Mutmaßliches Wetter am 23. und 24. März.
(Nachdruck verboten.)
Bei ziemlich lebhaften westlichen bis südwestlichen Winden ist sür Sonntag und Montag sortgeietzt größtenteils bewölktes und auch zu vereinzelten Regenfällen geneigtes, aber ziemlich mildes Wetter zu erwarten.
Neueste Nachrichten u. Telegramm.
Berlin, 21. März. Wie die „Nordd. Allg. Ztg." meldet, stattete der Kaiser nach seiner heute früh 8 Uhr erfolgten Rückkehr nach Berlin dem Reichskanzler Grafen Bülow einen längeren Besuch ab.
Bremen, 21. März. Die gestrige Probefahrt des neuen Lloyddampfers „Brandenburg' verlief in jeder Weise vorzüglich. Das Schiss erreicht bei 3360 Pferdekräften eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 12,7 Meilen in der Stunde, trotzdem das Resultat infolge des stürmischen Wetters mit ziemlich hohem Seegang etwas beeinträchtigt wurde. Der Dampfer tritt morgen mit etwa 1700 Passagieren seine erste Reise von Bremen nach New-Aork an.
Melbourne, (Australien) 21. März. M die Reichsregierung mitteilte, weitere 20Ü» Mann für den Krieg in Südafrika würden nm Dank angenommen, so hat die Regierung des australischen Bundesstaates beschlossen, die gewünschten Verstärkungen abzusenden.
Mit einer vierseitigen Beilage,
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Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg