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spannte Wagen und berittenen Mannschaften stürmten, wild durcheinandergeworfen, dahin. Ihnen folgten die mit Ochsen bespannten Wagen. Alle Bemühungen, sie zum Stehen zu bringen, waren erfolglos. Major Paris sammelte 40 Mann, besetzte eine Stellung und brachte die Ochsenfuhrwerke zum Stehen. Nach mutiger Verteidigung drang der Feind in den Wagen­raum ein, und Methuen wurde am Schenkel verwundet. Paris wurde umzingelt und ergab sich um 10 Uhr früh. Methuen befindet sich noch im Burenlager.

London, 10. März. Bei der Verlesung der Depesche Lord Kitcheuers im Unterhause ertönten zuerst laute Beifallrufe bei den Iren, während auf den Bänken der Ministeriellen Pfui" Rufe laut wurden. Brodrick wies so­dann unter allgemeinem Beifall rühmend auf die Verdienste Methuens hin. Im Oberhaus verlas der Parlamentssekretär des Kriegsamtes, Lord Raylan, die Depesche Kitcheners. Lord Roberts sagte, er hoffe, das Haus werde ihm zustimmen, wenn er seine Anteilnahme an dem Schicksal Methuens ausspreche und werde sich einer abfälligen Kritik enthalten, bis man wisse, wer für die Niederlage verantwortlich sei. Lord Spencer schloß sich den Ausführungen Roberts an. Lord Salisbury sprach ebenfalls die Ansicht aus, daß man mit dem Urteil über die so traurige Nachricht zurückhalten solle, bis man über die Einzelheiten unterrichtet sei. Er sei überzeugt, daß Lord Methuen sein Bestes gethan habe.

London, 11. März. Bei Besprechung des schweren Schlages, der Lord Methuen bei­gebracht wurde, sagt die Times: Die Meldung, wie sie lautet, erweckt den schmerzlichen Argwohn, die Buren seien den Engländern an Zahl nicht erheblich überlegen gewesen. Es scheint merk­würdig, daß die Nachbarschaft einer so bedeuten­den Burenstreitmacht nicht bekannt gewesen sei, Delarey sei keineswegs ein gewöhnlicher Gegner. Er könne nur von einem Kommandeur von hervorragender strategischer Begabung und Initiative erfolgreich bekämpt werden. Daily News und Daily Chronicle weisen darauf hin, daß es ganz wertlos sei, unausgebildete und unzuverlässige Rekruten nach Südafrika zu schicken.

Hlnterhattender Heil.

Ein Dämon.

Kriminal-Novelle von Ernst v. Waidow.

6.

Doktor Wilt winkte dem jungen Manne, und als Willfried, dies gewahrend, schnell auf ihn zueilte, sprach er hastig, seine Hand er­greifend:

Sie kommen mir wie gerufen, junger Freund! Ich wollte noch ein Wort mit Frau von Wallenberg sprechen, meine Zeit ist jedoch sehr gemessen, und da möchte ich Sie bitten, Frau Marie mitzuteilen, was ich Ihnen jetzt sagen will. Leider geht die Sache auch Sie sehr nahe an, machen Sie sich darauf gefaßt, eine schmerzliche Nachricht zu hören."

Willfried erbleichte, aber er erwiderte kein Wort und blickte dem alten Mann nur ernst ins Auge; in dem Blick lag eine stumme, aber beredte Aufforderung, fortzufahren.

Der Arzt verstand dieselbe und sagte:

Herr von Wallenberg ist hier nicht der einzige Kranke. Der Zustand seiner Tochter ist wahrhaft Besorgnis erregend. Ich hatte soeben eine Scene mit Katharine, und jetzt bin ich selbst geneigt, Frau Maries Befürchtung, ihre Stieftochter betreffend, zu teilen."

Vielleicht hat die Schwarzseherei der Frau von Wallenberg Sie nur angesteckt, Herr Doktor!" entgegnete Willfried unsicher, während sein bewegtes Mienenspiel erkennen ließ, daß er nicht so ruhig sei, als er sich den Anschein zu geben suchte.

Würde ich ohne triftige Gründe so schlimme Besorgnisse in Ihnen Wecken?" fragte der alte Mann ernst.

Willfried schwieg, dann raffte er sich zu der Frage auf, was vorhin zwischen Doktor Wilt und Katharine vorgefallen.

Nachdem der Arzt alles getreulich erzählt, entrang sich Willfrieds Lippen ein tiefer Seufzer, dann stammelte er:

Aber was ist da zu thun, wie kann ge­holfen werden? Denn, nicht wahr, Herr Doktor, es ist doch noch nicht zu spät, um mit Erfolg einzugreifen? Vielleicht handelt es sich nur um eine vorübergehende Störung im Nervensystem, oder"

Ich fürchte, daß der Fall nicht so leicht ist, da wir es hier mit einer erblichen Krankheit zu thun haben. Vor allen Dingen muß die Leidende vor Gemütsaufregungen bewahrt werden. Am besten wäre es. sie in eine völlig andere Umgebung zu versetzen, andere Eindrücke auf sie wirken zu lassen. Schon die Luftver­änderung pflegt günstig auf derartige Zustände zu wirken, und hier ist die Krankheit ja erst im Entstehen begriffen und kann vielleicht noch im Keime unterdrückt werden."

Sie wollen doch nicht andeuten, daß Katharine einer Heilanstalt übergeben werden soll?" fragte Willfried angstvoll.

Das wäre vielleicht recht ersprießlich," bemerkte nachdenklich der alte Arzt,besonders da bei Herrn von Wallenberg Gesundheits­zustand an eine Reise von der Hand nicht zu denken ist."

Entsetzlich!" rief Willfried erschüttert, meine arme, teure Katharine in einem Irren- Hause! O. ich kann diesen Gedanken nicht er­tragen nein, nur dies nicht, ich will gern jedes Opfer bringen, von hier gehen, sie nicht mehr sehen, wenn Sie glauben, Herr Doktor, daß mein Anblick sie aufregt, meine Gegenwart ungünstig auf sie wirkt; aber übernehmen Sie selbst ihre Behandlung, Sie hat Vertrauen zu Ihnen, dulden Sie es nicht, daß man sie aus dem Vaterhause stößt und daß fremde, lieblose Menschen sie in ihre Gewalt bekommen. Dies wäre das sicherste Mittel, Katharine völlig zur Verzweiflung zu treiben und ihr den letzten Rest ruhiger Ueberlegung zu rauben."

Wenn Sie das Opfer bringen wollen, lieber Sellentin, und das Haus Ihres Pflege­vaters verlassen, dann dürfte es angehen, daß Katharine in häuslicher Pflege hier zurückbleibt. Ich habe es neulich bereits Ihnen gegenüber ausgesprochen, daß seit dem Tage, wo Herr v. Wallenberg sich Ihrer geplanten Verbindung mit seiner Tochter allen Ernstes widersetzte, Katharinens Nerven krankhaft gereizt sind. So schlimm habe ich mir die Sache damals freilich nicht gedacht, um so dringlicher muß ich dazu raten, daß Sie sich von Katharine trennen. Es ist ja nur zu natürlich, daß bei diesem steten Zusammensein mit Ihnen die kaum unterdrückten Herzenswünsche sich aufs neue regen. Weder der Vater, noch die Stiefmutter können dem unglücklichen Mädchen den wahren Grund sagen, weshalb diese Verbindung nicht stattfinden darf. Sie wird nun vergeblich darüber nachgrübeln, warum man ihr Lebensglück zerstört, und weil sie keine vernünftige Lösung findet, muß sie zu­letzt auf den Gedanken kommen, daß sie von ihren nächsten Angehörigen verfolgt und gepeinigt wird. Daraus kann alsdann sehr leicht sich ein Verfolgungswahn herausbilden, überhaupt eine der gewöhnlichsten Erscheinungen des Irr­wahnes."

Willfried hatte schweigend zugehört, jetzt erhob er das Haupt, und dem Arzte die Hand reichend, sprach er gefaßt:

Sie haben recht, Herr Doktor, Ihre Gründe wirken überzeugend, ich füge mich den­selben. Schon morgen gehe ich nach Wien. Versprechen Sie mir nur, die arme Katharine nicht zu verlassen und alles zu thun, was in Ihren Kräften steht, sie zu heilen."

Das verspreche ich Ihnen mein Wort darauf."

Doktor Wilt entfernte sich und Willfried schritt dem Garten zu, es drängte ihn. sich in der freien Luft zu ergehen, denn Kopf und Herz waren ihm gleich schwer bedrückt.

Der Garten stieß an ein Gebüsch, das sich längs der Bergwand hinaufzog. Wie oft war der junge Mann an der Seite der anmutigen Gefährtin diesen Bergpfad leichtfüßig hinangeeilt, wie oft hatte er Erdbeeren gepflückt, die an den

Wurzelstöcken abgeholzter Eichen hier üppig standen, und Käthchen hatte die wohlschmeckenden Früchten lachend in ihren kleinen Mund ge­schoben und jetzt?

Wie traurig verändert war plötzlich alles ein düsterer Nebelschleier halte das hell strahlende Gestirn seiner Hoffnungen verhüllt würde es ihm je wieder freudig leuchten oder völlig in Nacht verlöschen?

In der Nacht des Wahnsinns schreck­licher noch, als in der Nacht des Grabes!

Willfrieds Füße versagten ihm fast den Dienst, er hatte das Gefühl, als sei er gelähmt so mühsam schritt er weiter. Da vernahm er das Geräusch von brechenden Zweigen, duz leise Knistern eines seidenen Frauengewandez, eine Hand legte sich auf seinen Arm, und sich umwendend, blickte er in das gerötete Antlitz Frau Maries, die mit hochklopfendem Herzen, nach Atem ringend, neben ihm stand.

Breslau, 11. März. Ein von einem tollen Hunde gebissenes Habelschwerdter Dienst­mädchen erlag der Tollwut, da es zu spät geimpft wurde.

(Ein wenig bekanntes Mittel zur Verbesser­ung des Roggenbrotes) besteht in dem Zusatz von abgerahmter Milch an Stelle des Wassers. Die Menge der zuzusetzenden Milch richtet sich nach der Qualität des Mehles. Der Geschmack eines solchen Brotes ist voller und kräftiger, das Brot ist reicher an Nährwert und leichter ver­daulich.

(Kleine Bedingung.)Wenn wir ver­heiratet sind, wirst Du mir da den Hausschlüssel überlassen, Schatz?"Aber selbstverständlich, lieber Willy nur mußt Du mir versprechen, keinen Gebrauch davon zu machen!" (Fl. Bl.)

Aufgabe.

Zwei denkwürdige Jahreszahlen aus dem Leben eines hochberühmten Mannes lassen sich mit Hilfe der folgenden Angabe bestimme». Das Quadrat jeder der beiden Zahlen ist gleich dm 152fachen der betreffenden Zahl, vermindert um die Zahl 5580. Welche beiden Zahlen sind ge­meint?

Auflösung des Rätsels in Nr. 39.

Bregenz.

Richtig gelöst von W. Hartmarin, Marie Heiner, Pauline Heiner, Mina und Emma Schönthaler in Neuenbürg; Maria Toussaint in Wildbad; Leonie Harzer in Herrenalb; Gustav Kircher in Rothensol; Ernst Härter in Engelsbrand; Friedrich Kusterer in Schwarzenberg.

Keiik-k Nachrichten«. Telegramm.

Kiel, 11. März. Heute vormittag ist der auf der kaiserlichen Werft neu erbaute grost KreuzerPrinz Heinrich" in Dienst gestellt worden.

Hoboken, 11. März. Der Dampfer der Hamburg-Amerika-LinieDeutschland" mit dem Prinzen Heinrich an Bord ist um 3.30 nachm, von hier abgegangen. Ein Sängerchor von Hoboken stimmte bei der Abfahrt den Gruß an die Heimat an. Der Hafen war prächtig ge­schmückt. DieHohenzollern" war bereits um 2 Uhr nach Sandihoek abgegangen, um dort die Deutschland" zu erwarten.

London, 11. März. Unterhaus. Lambert fragt an, ob die Regierung beabsichtige, infolge der Niederlage Lord Methuens neue Verstärk­ungen nach Südafrika zu schicken. Kriegsminister Brodrick erwidert, Kitchener erhalte noch immer Verstärkungen, 6000 Mann Ieomanry würden sich im Laufe des nächsten Monats einschiffen. Bedeutende Verstärkungen von Infanterie und Kavallerie seien gleichfalls bereit, abzugehen. Kitchener werde jede Verstärkung erhalten, die er verlange. Er, Redner, glaube, daß außer den bereits in Aussicht genommenen Verstärkungen noch andere notwendig sein würden. (Aum. d. Red. Diese Worte lauten ganz anders als die, welche derselbe Hr. Kriegsminister noch vor 8 Tagen gesprochen hat.)

Redaktion, Druck und Berlag von L. Meeh m Neuenbürg.

Nr. 42.

Erscheint Montag, Viertels. 1.85, monc

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