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Dreieck Kronstadt-Heilbron-Lindley versammelt und trieb die Buren gegen die Blockhausstrecken. Einzelnen Haufen gelang der Durchbruch, und zwar, wie wiederholt erwähnt, zum ersten Male unter Anwendung von Rinderherden als Ramme. Der Haupterfolg war für Kitchener der, daß sich Dewet in seinen alten Schlupfwinkel am Wilge- fluß zurückzog. Mit Beginn des Jahres 1901 zog Kitchener alle kleinen Garnisonen im Lande ein und verstärkte zunächst die Bahnstationen. Dann begann er den Ausbau des Blockhaus­systems, der fast im Stillen ohne viel Aufhebens durchgeführt wurde. So grub er nach und nach den frei umherschweifenden Burenscharen das Gelände ab und hat nun erreicht, daß er auf diesem unermeßlichen Kampfgefilde einen regel­rechten Kampf gegen die gefährlichen Reiter­scharen führen kann; er hat gcwissermassen wieder geschlossene Heeresabteilungen gegen sich. Daß hie und da in den eingeschlossenen Flächen noch englische Niederlagen, wie die obenerwähnte Weg­nahme des Wagenzugs am 24. Februar, Vor­kommen, liegt lediglich an dem Mangel an Wach­samkeit.

Wie dem Daily Telegraph zu entnehmen, ist ein Neffe des Präsidenten Steijn hinge- gerichtet worden. Der Kriegskorrespondent des genannten Blattes berichtet darüber:Der Neffe des Präsidenten Steijn wurde vor einiger Zeit bei Sodafontein gefangen genommen. Er trug die vollständige Uniform eines Aeomanry-Ofsizers. In dieser Verkleidung war er durch unsere Linien durchgekommen. Als Entschuldigung gab er an, daß Dewet an ihn und andere englische Uni­formen ausgegeben habe, und daß man diese Uniformen auslose. Der junge Steijn wurde vor ein Kriegsgericht gestellt, verurteilt, erschossen und beerdigt. Wie ich höre, haben seine Freunde seine Leiche am Abend desselben Tages wieder ausgegraben und 8 Meilen vor der Hinrichtungs­stelle auf der Farm seines Vaters beerdigt.

Marseille, 3. März. Der Burenoffizier Hesdeß ist an Bord eines spanischen Dampfers gestern hier eingetroffen. Hesdeß, welcher unter Botha kämpfte, ist aus St. Helena, wohin er nach seiner Gefangennahme durch die Engländer gebracht wurde, entflohen. Er erklärte, nach Holland reisen zu müssen, um dem Präsidenten Krüger zwei Briefe Bothas zu überbringen.

Washington, 3. März. Die Buren­delegierten Wessels und Wolmarans sind hier eingetroffen und werden noch im Laufe dieser Woche vom Staatssekretär Hay empfangen werden.

Unterhaltender Heil.

Ein Dämon.

Kriminal-Novelle von Ernst v. Waldow.

(Fortsetzung.)

In einem Lehnstuhl vor einem großen, kunstvoll geschnitzten Schreibtisch sitzt Herr von Wallenberg, den schmerzenden Kopf mit der ab­gezehrten weißen Hand gestützt. Das lange Haupt- und Barthaar ist ergraut, die dunklen Augen tief eingesunken, eine fieberhafte Röte wechselt mit tiefer Blässe auf den eingefallenen Wangen.

Das Zimmer wird durch eine matte bren- nende Hängelampe erhellt.

Marie!" ruft der Kranke jetzt ungeduldig, so komme doch zu mir, all' dies kann Gertrud oder Rosa besorgen."

Nicht doch, lieber Leopold," läßt sich eine sanfte, fast melodische Frauenstimme vernehmen. Das Auge der Hausfrau muß stets der Dienstboten Thun überwachen, sonst wird nur zu leicht eine Pflicht versäumt, zumal hier, wo es Deiner Bequemlichkeit, Deinem Wohlbefinden gilt!"

Herr von Wallenberg schien besänftigt, über sein schmerzlich verzogenes Antlitz glitt so­gar der Schimmer eines Lächelns.

Du bleibst stets die Gleiche, immer sorg­sam, immer aufopferungsvoll; habe Dank, liebe Marie!"

Auf der Schwelle der Thür, welche in das Schlafgemach führte, erschien jetzt eine mittel­große, noch junge Frau. Sie war sehr sorg­

fältig in schwarze Seide gekleidet, die Kunst der Toilette verdeckte die Mängel der überaus mageren Figur und ließ diese sogar zierlich er­scheinen. Das längliche Gesicht war wohlge­formt, freilich gereichte ihm der gelbliche Teint, die schmalen, blassen Lippen nicht eben zur Zierde, aber die großen braunen Augen mit ihrem unendlich sanften Ausdruck und das weiche, dunkle Haar, welches in welligen Scheiteln das Oval des Gesichts umrahmte, machten doch, daß Frau von Wallenberg in K. für eine hübsche Frau galt.

Hattest Du einen Wunsch, lieber Leopold?" fragte die Dame, sich mit leisen, fast unhör­baren Schritten dem Kranken nähernd.

Diesem schien es schwer zu fallen, das auszusprechen, was er augenscheinlich auf dem Herzen hatte. Endlich sagte er abgebrochen:

Möchtest Du nicht die Güte haben, einmal nach nach ihr zu sehen? Wenn sie mich auch schwer erzürnt hat, es ist ja doch mein einziges Kind, und wir wollen sie es nicht ent­gelten lassen, was vielleicht ein Erbfehler"

Herr von Wallenberg verstummte seufzend.

Ueber das sanfte Antlitz der Dame glitt ein finsterer Zug, ebenso schnell aber hellte sich ihr Gesicht wieder auf und sie erwiderte mit der gleichen Ruhe:

Du weißt, lieber Leopold, daß ich Ka­tharine nie verdammt habe, wenn ich auch um Deinetwillen besonders durch ihr wildes, trotziges und ganz unweibliches Wesen mich tief gekränkt fühle. Das arme Kind ist ja eigentlich unzu­rechnungsfähig, wenn sie, wie wir anzunehmen geneigt sind, die verhängnisvolle Erbschaft von ihrer bedauernswerten Mutter erhielt. Und wenn dies nicht der Fall ist, wenn wir uns täuschen, nun, alsdann ist sie eben eine jener dämonischen Naturen, auf die jede Einwirkung unmöglich ist. Mein Rat ist der: Katharine sich jetzt selbst zu überlassen; ich habe bemerkt, daß selbst die liebevollsten Ermahnungen sie nur noch mehr verbittern. Wenn Du aber meinst"

Nein, nein, thue nach Deinem Ermessen," entgegnete lebhafter der Kranke;aber vielleicht hast Du die Güte, mit Willfried zu reden und ihn durch sanften Zuspruch von dem übereilten Entschluß, unser Haus zu verlassen, abzubringen. Frauen haben zu dergleichen ein ganz eigenes Talent, und obgleich ich den Jungen lieb habe wie meinen eigenen Sohn, fürchte ich doch, daß wir wieder an einander geraten, wenn ich ihm Vernunft Predige."

Auf den gelblich bleichen Wangen Maries flammte eine hohe Röte auf, die Stimme aber zitterte nur leicht, als sie ihre Bereitwilligkeit aussprach, diese friedliche Mission zu übernehmen, Sie entfernte sich indessen erst aus dem Gemach, nachdem sie selbst dem Kranken noch allere! kleine Dienste erwiesen und den alten Diener herbeigerufen hatte, der jede Nacht bei seinem Herrn schlief, damit nötigenfalls gleich Hilfe zur Hand sei.

* *

*

Willfried Sellentin war der einzige Sohn eines Jugendfreundes des Herrn von Wallenberg. Bei Gelegenheit einer schweren Krankheit der kleinen Katharine, die Doktor Sellentin nur durch seine ärztliche Kunst und aufopfernde Pflege am Leben erhalten, hatte Wallenberg dem Freunde versprochen, einst dem Sohne desselben die Dankesschuld zu zahlen.

Damals ahnten die beiden Freunde nicht, daß diese Worte prophetisch gesprochen waren. Doktor Sellentin erkrankte an einem typhösen Fieber, das er sich bei einem seiner Patienten geholt, und da der Arzt Witwer gewesen, stand nach seinem bald erfolgten Tode der kleine Willfried gänzlich schutzlos in der Welt.

Leopold von Wallenberg löste jetzt sein Wort ein, nahm die Waise zu sich und erzog den Kleinen wie einen eigenen Sohn.

Damals lebte die erste Frau Wallenbergs noch. Das Unglück kam aber bald auch über diese so glückliche Familie.

Frau Adelheid von Wallenberg siechte da­hin, nachdem sie ihrem Gatten einen Sohn geboren, der bald nach der Geburt starb. Eine Jugendfreundin der Dame, Marie Stobelli aus

Wien, die Patin des Söhnchens, besuchte da. mals ihre Freundin und blieb, da sie auaen. blicklich ohne Stellung sich befand sie ^ Gesellschafterin bei einer reichen Familie gewesen später zur Pflege der Frau von Wallen, berg auf deren Gute.

Aber weder die Kunst der Aerzte, noch die sorgfältigste Pflege vermochten der armen Iran die Gesundheit zurückzugeben. Im Gegenteil Frau von Wallenberg ward tiefsinnig und stach zuletzt im Irrsinn.

Ein Jahr nach dem Tode seiner Gattin heiratete der Witwer die Freundin und treu, Pflegerin der Geschiedenen, um den verwaisten Kindern er betrachtete Willfried stets Lz seinen Sohn eine Mutter zu geben.

Niemand nahm dies Wunder, denn Marie Stobelli hatte es verstanden, sich überall Freunde zu verschaffen.

Der harte Schicksalsschlag hatte die Ge­sundheit des sonst rüstigen Mannes erschüttert er fand keine Freude mehr an der Landwirtschaft,' verkaufte sein Gut und siedelte sich in K. an. Dies war vor fünfzehn Jahren gewesen, und Katharine war jetzt zwanzig, Willfried einund­zwanzig Jahre alt.

Letzterer hatte gewünscht, Arzt zu werden, wie sein Vater; Herr von Wallenberg war je­doch dagegen, und deshalb hatte Willfried, der seine Studien in dem nahe gelegenen Wien sehr fleißig obgelegen, noch keinen bestimmten Berus erwählt.

Der junge Mann bewohnte, wenn er die Ferien in der Familie des Pflegevaters zu- brachte, ein freundliches Giebelzimmer, das die Aussicht auf das nahe Gebirge bot.

In dieses Gemach trat Marie Wallenberg eine halbe Stunde später, nachdem sie ihren Gatten verlassen. Die Zwischenzeit hatte die junge Frau" benutzt, um Toilette zu machen. Wirklich nahmen sich die dunkelroten Sammet­schleifen am Busen und in den Flechten des schwarzen Haares sehr gut aus. Marie, die schon achtundreißig Jahre zurückgelegt, sah über­haupt viel jünger aus, besonders wenn man sie mit ihrem hinfälligen Gatten verglich.

(Fortsetzung folgt.)

Aus Berlin wird uns folgender originelle Vorfall gemeldet: Die Kriminalpolizei in Char­lottenburg verhaftete ein Liebespaar, das grrade beim Hochzeitsmahl saß. Die ganze Einrichtung war gestohlen.

Neueste Nachrichten u. Telegramm.

Chicago, 4. März. Es war bereits dunkel, als der Zug mit dem Prinzen Heinrich von Preußen um 6 ','2 Uhr hier eintraf. Vom Bahnhof nach dem Auditorium-Hotel bildeten 2000 Polizisten und 2000 ehemalige deutsche Soldaten Reihe, derart, daß je ein Soldat neben einem Polizisten stand. Der Prinz und sein Gefolge fuhren in Wagen, die von 500 Caval- leriften geleitet 'waren. Sobald die Wagen vorüber waren, traten die Deutschen aus der Reihe heraus, zündeten die Fackeln an und formierten sich zum Fackelzuge, sodaß der Prinz von einem ganzen Fackelzuge geleitet war. Eine halbe Stunde nach der Ankunft begann das Festmahl. Als Prinz Heinrich in den Audi­toriumssaal eintrat, herrschte ungeheuere Auf­regung. Es war ein Gerücht von einem Atten­tat aufgetaucht, das sich jedoch als unbegründet herausstellte. Ein entlassener amerikanischer Soldat der Infanterie, Namens Howe, der auf den Philippinen und in China gedient hatte, wandte Gewalt an, um die Menschenmassen zu durchbrechen und dem Prinzen emen Brief zu überreichen, in dem er bittet, auf dem Dampfer Deutschland" nach England mitgenommen zu werden. Auf der Fahrt nach der Waffenhalle, wo von den Gesangvereinen ein Musikfest ver­anstaltet wurde, wurde Prinz Heinrich mit un­geheurem Jubel begrüßt.

New-Aork, 4. März. Die Musikkapelle derHohenzollern" spielte gestern in einem Wohlthatigkeitskonzert in Carnegiehall. Die Einnahme belief sich auf 2500 Dollars.

Nr. 38.

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Viertels. ^ 1.8S, monatl

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öetr. Aufstellung fähigkei Nach Erlaß der vom 6. März 1901 (! S. 75) haben die Ge höchsten Belegunqsfäh neu aufzustellen. Zu nächsten Tagen Form Aufstellung der Nacht nannten Erlassen geae Weisungen auf 15. A.

Einige Notizen worden, sie sind Hins den Akten und Regifl Den 5. März 1

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werden hiemit beauftr, 1. April d. I. abläuf letztere mittelst Proto übersehen, daß in Bete gefaßt werden und hiezi Auch wird anläs stellung -er Schulfo Neuenbürg ^

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Schreinerarbe

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